Ende dieses Jahres «feiere» ich das 30-Jährige Jubiläum auf «unserem» Betrieb. Die 10 ersten Jahre waren geprägt von Gehorsam und Angepasst sein, vor allem gegenüber meiner SM, welche sehr dominant war und auch heute noch ist. Da hat sich bei mir sehr viel Unausgesprochenes angestaut, weil sie sich einfach in alles einmischte und nicht loslassen konnte, und ich mich lange nicht getraute, etwas zu sagen. Ich musste mir wirklich meinen Raum erkämpfen, und das galt sogar für unsere Wohnung, wo SE voll überzeugt waren, da kann man einfach immer und ungefragt hineintrampeln.
Der Kragen ist mir nach genau 10 Jahren geplatzt, als SM im Estrich Frühlingsputz machte. Der Betrieb gehörte damals schon uns, aber über den Estrich (und vieles Weitere) «regierte» nach wie vor SM. Nur zwei grosse Schränke hatten Göga und ich damals frisch aufgestellt, damit ich von den Kindern Wintersachen, Skisachen oder auch Fasching-Kleider versorgen konnte. Meine SM habe ich gebeten, dass sie dort nichts machen müsse, die seien frisch eingeräumt (und privat - es ging sie nichts an, was dort drin war) Trotzdem habe ich sie später dabei ertappt, dass sie diese Kästen ausgeräumt hat, angeblich, weil sie diese herausputzen müsse und es ja nur gut meine. Diese Aktion von ihr hat bei mir das Fass zum Überlaufen gebracht, ich war damals so hässig, dass ich mich zu wehren begann und endlich für mich einstand. Ich hatte doch auch das Recht auf etwas Raum und Platz, wo sie sich nicht einzumischen brauchte. Ja, da bin ich richtiggehend geplatzt und habe ihr es auch unverblümt gesagt. Genützt hat es damals nicht viel, sie sah ihre Fehler nicht ein und meinte, ich sei wohl etwas überarbeitet, dass ich so reagiere.
Die nächsten 10 Jahre waren gefühlt davon geprägt, dass Göga und ich uns unseren Raum wirklich erkämpften und dass vor allem ich mir nicht mehr alles von SM habe gefallen lassen. Ich habe mich sehr abgegrenzt in jenen Bereichen, wo es möglich war und auch versucht, nicht alles so tragisch zu nehmen. Schliesslich muss und will ich ja auch einmal mein Leben leben und ich kann nicht damit warten, bis die SE nicht mehr sind.
Und dann die «letzten» 10 Jahre, wo ich – zumindest ab und zu - dachte, SM hat vielleicht begriffen, dass sie sich etwas zurücknehmen sollte, schliesslich sind ja schon bald Göga und ich die «Übergebenden». SE sind 84, und wir +/- 30 Jahre jünger. Die nächste Generation steht bereits in den "Startlöchern".
Aber ohalätz- gestern bekam ich wieder mal einen richtigen Rüffel wie zu alten Zeiten…
SM hat mir vorgehalten, dass ich den Estrich nicht putze! Das hätte man in diesem Haus immer! gemacht. Und jedes Jahr bis zum Josefstag sei das erledigt gewesen. Man sei immer genau nach Zeitplan gegangen, und bis die Arbeit draussen losgegangen sei, hätte man das Haus von oben bis unten geputzt gehabt. Es tue ihr bis ins Herz weh, dass ich mich nicht an das halte, was seit Jahren in diesem Haus die Regel sei. Und sie biete mir jetzt an, dass sie dieses Jahr mit mir den Estrich und ganz unter dem First die Fenster putze – alleine könne sie das nicht mehr! (Hat ja auch gar nie jemand erwartet, sie hat sich immer ungefragt aufgedrängt.)
Ich habe ihr gesagt, dass meine Prioritäten eben anders liegen, und dass der Estrich bei Gelegenheit schon wieder geputzt wird, aber dass die Welt davon nicht untergeht, wenn dies erst nach dem Josefstag geschieht. Und dass ich es nicht ertrage, zusammen mit ihr zu putzen, das werde ich dann gefälligst alleine tun. Oje, dieses Drama!
Dann kam sie auf den Zwischenfall vor 20 Jahren zurück, als ich sie dabei ertappte, wie sie meine Kästen ausgeräumt hatte. Meinte sie doch tatsächlich: Warum ich da eigentlich gerade hinzu gekommen wäre damals – ich hätte das ja gar nicht zu sehen brauchen, aber vermutlich hätte ich einfach herumspioniert… !
Wusste ich gar nicht, dass ich in diesem Haus, welches schon damals uns gehörte, nicht ungefragt in den Estrich zu meinem Kästen durfte. Und es zeigt mir einmal mehr, dass SM nicht fähig ist, mal einen Fehler zuzugeben oder um Entschuldigung zu bitten. Es ist also nicht etwa übergriffig, wenn sie meine Kästen ausräumt, sondern es ist mein Fehler, dass ich sie dabei ertappe.
Tja, so tickt sie halt, und ich fühle mich darin bestätigt, möglichst Abstand zu halten so gut es eben geht und einfach für mich zu schauen. Auch wenn sie das immer meint, aber nein, ich bin nicht für ihr Glück verantwortlich, da muss man schon selber etwas beitragen dazu.
Ich hoffe und bete immer, dass ich/wir es einmal besser machen. Das positive am Ganzen ist, dass diese Generationengeschichten uns, Göga und mich, mehr zusammenschweisst als auseinanderbringt. Auch mit SV gibt es immer mal wieder Ärger, das betrifft dann meist eher Göga als mich, und so können wir immerhin gemeinsam "klönen".
Und dann sagen wir uns auch immer wieder, aufstehen, Krone richten und weitergehen...