Autor Thema: Das eigene älter werden  (Gelesen 13732 mal)

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Offline Maja

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Re: Das eigene älter werden
« Antwort #60 am: 04.10.22, 12:56 »
Danke Frieda das sehe ich auch so wie du.  Das Annehmen der Krankheit ist die erste Aufgabe des Erkrankten selber.  Die Menschen um den Kranken selber haben als Aufgabe dieses Leben so menschenwürdig als möglich zu gestalten , es als Last und Plage zu sehen einem Familienmitglied zu helfen ist selbst unwürdig.
Keiner ist davor gefeit krank zu werden, es kann Junge wie Ältere treffen.
Da muss man in  der Familie geborgen sein.
Ich denke da immer an meine Nachbarin.Sie wurde 96 jahre alt, wurde mit 80 gebrechlich und dement. Die ganze Familie hat sich die pflege geteilt. so konnte jeder auch mal in Urlaub fahren und hatte Zeit zur Entspannung. Die Familie hat ungeheuer viel geleistet.

Offline Morgana

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Re: Das eigene älter werden
« Antwort #61 am: 04.10.22, 13:13 »
ich habe gerade mit meinem Mann drüber gesprochen.
Er hatte anfangs öfter das Gefühl, dass er uns zur Last fällt.
Und das kann ich durchaus verstehen, wenn man mit 57 Jahren bei Dingen die für gesunde
Selbstverständlich sind.
Er hat oft gesagt, ihr müsst mir hinterherlaufen, dauernd brauche ich was oder muss irgendwo hingefahren werden.
Mittlerweile haben wir uns alle gut eingelebt, können unser Leben so wie es ist genießen, lachen viel und planen
die Zukunft.



Offline frankenpower41

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Re: Das eigene älter werden
« Antwort #62 am: 04.10.22, 13:53 »
Ich würde jemandem zu helfen, der Hilfe benötigt nicht als Plage sehen.
Wenn Arbeit insgesamt zu viel ist und man selbst nicht mehr kann, dann ist immer noch nicht der Mensch an sich "Plage" sondern die Gesamtsituation.
Plage finde ich vielmehr Nörgeln, Fordern, Erwarten bedient zu werden, auch wenn man selber (noch) machen kann, Motzen usw.

Heißt auch in dem Lied : Hilf Herr meines Lebens, dass ich nicht vergebens hier auf Erden bin.
Das muss ja nicht unbedingt Leistung sein.


genauso ist es. 
Als ich diese Box wieder hervorgeholt hab, ging mir vorher so durch den Kopf, dass eben oft die viel Älteren (nicht immer)
nicht sehen bzw. wahr haben wollen, dass diejenigen die sie versorgen vielleicht auch schon Einschränkungen haben.
So empfinde ich das öfters bei meiner SM, drum die Aussage  "als sie so alt war wie ich jetzt hatte sie es schon wesentlich einfacher"
Da geht es auch nicht drum dass man ihr hilft, sondern einfach dass es auch gesehen muss dass man mit 60 nicht mehr so kann.

Der Satz mit bedient werden, auch wenn man selbst vielleicht kann, das kam mir auch öfters so vor.
Ich erinnere mich noch dran wie vor einigen Jahren ich Verband am Daumen hatte  (hatte mit mit Beil gehackt) und wollte dass Schwägerin kommt und bei Oma durchwischt, da kam ich mir schon saublöd vor dass sie das plötzlich selbst konnte.

Offline gina67

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Re: Das eigene älter werden
« Antwort #63 am: 04.10.22, 16:04 »
@Frankenpower

bei dir ist es ähnlich wie bei mir. Als der Vater meiner SM starb, war sie noch nicht ganz 60. Da bin ich jetzt schon einige Jahre älter. Sie hat dann noch SV gepflegt, aber nur kurze Zeit.

Jetzt sind wir, SM und ich krank, haben beide schwere Bronchitis. Ausruhen sagt der Arzt. Ja Oma kann das, aber ich??

Im Stall hab ich mich abgemeldet, müssen die Männer etwas schneller oder länger machen.

Aber wer kümmert sich die ganze Zeit um Oma? Ich natürlich. Da ist nichts mit ausruhen. Im 10 Minuten-Takt kommen Wünsche das sie was sie braucht und das es ihr doch so schlecht geht.

Gerade eben hab ich ihr gesagt, dass sie mich die nächste halbe Stunde mal in Ruhe lassen soll. Muss mich auch erholen. Bin gespannt ob sie das aushält.

Meine Schwägerinnen sind beide auch so krank, da grassiert hier richtig was. Die kommen auch nicht. Nur meinem Mann (starker Raucher) dem fehlt noch nichts.

Offline Tilly

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Re: Das eigene älter werden
« Antwort #64 am: 04.10.22, 16:43 »
@gina
Deine SM kann doch sicher noch leichte Arbeiten erledigen,
z.B. Socken flicken. Sie wäre damit wenigstens ab und zu abgelenkt.
Sich irgendwie nützlich machen macht doch wiederum auch zufrieden.

Ist nur so ein Gedanke von mir.
Ich gehe da von meiner Person aus.
Meine Schwiegermutter wäre sich auch zu schade dafür gewesen.
Viele Grüße

Tilly

Offline gina67

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Re: Das eigene älter werden
« Antwort #65 am: 04.10.22, 16:51 »
Hallo Tilly,
meine Schwiegermutter kann kaum alleine essen und trinken. Hat Karpaltunnelsyndrom in beiden Händen und kein Gefühl in den Fingern. Vor 10? Jahren hat sie eine Hand operieren lassen, viel zu spät, dass ist nichts geworden, da hat sie die andere nicht mehr machen lassen.
Sie war immer stolz, dass sie nie zum Arzt gegangen ist. Und hat dabei in Wirklichkeit alles verschleppt. Rückenschmerzen haben nur schwache, die starken arbeiten dagegen an. Nun ist sie krumm, fast im 90 Grad Winkel.
Aber jetzt will sie andauernd zu Fachärzten die ihr helfen sollen, dass sie keine tauben Hände mehr hat, dass sie wieder gerade gehen kann und sehen und hören möchte sie auch gerne wie eine 20jährige. Das wird aber nie wieder so sein.
Jetzt ist sie abhängig von mir und dem Pflegedienst. Das gefällt ihr nicht, würde mir auch nicht gefallen. Aber so ist es nun mal und sie muss die Situation akzeptieren.

Offline Tilly

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Re: Das eigene älter werden
« Antwort #66 am: 04.10.22, 17:03 »
Hallo gina,
das ist eine sehr, sehr schwierige Situation, da sind gute Ratschläge
fehl am Platz. Das hat sich Deine SM sicher auch nicht so vorgestellt.
Wie Du schreibst, irgendwann ist es einfach zu spät.

Mein Gatte ist ähnlich, den muss ich auch zum Arzt prügeln,
hat ja noch Zeit, kann man immer noch machen. Sein O-Ton.

Dir gute Besserung, gina und gute Nerven  :-*
Viele Grüße

Tilly

Offline Maja

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Re: Das eigene älter werden
« Antwort #67 am: 05.10.22, 04:25 »
ja Inga  schwere Situation und auch bei frankenpower..
Ich würde mir auch blöd vorkommen wenn meine SM plötzlich eine Arbeit kann,die ich immer machen musste, weil sie es nicht konnte.
Morgana ,dein Mann hat diese Situation schon durch in der er seine Krankheit annehmen musste. Er hat sie angenommen und du auch und ihr findet euren Weg. Das können aber viele nicht.
Das Nörgeln und Fordern und Rummotzen ist für  Menschen die in der Arbeit stehen nur schwer auszuhalten, weil die Arbeit ja getan werden muss.
Genauso gibt es auch junge , auch ältere fitte Menschen, die sich in die Arbeit flüchten,obwohl es gerade wichtig wäre einem Kranken bzw Pflegebedürftigen  zu helfen, die Arbeit auch noch später getan werden könnte.
Ich erinnere mich noch genau an eine Situation als ich sehr hilfebedürftig war. Ich war gerade in unser "Seniorenhaus" gezogen und musste nach Einer Op im Rollstuhl sitzen.
Mit dem Rolli  kam ich meiner Meinung nach gut zurecht, Also wollte ich meine Sachen selbst in den Schrank räumen. Hab mich dabei aber so blöd angestellt, dass der Rollstuhl kippte ich zwischen Wäsche und Schrank am Boden lag und mich aus der Situation nicht selbst befreien konnte. So lag ich da, eine ganze Weile, niemand im Haus. Als gefühlt nach Stunden endlich jemand kam, mir auf und in den Rollstuhl half, war ich grantig und knötterig. Obwohl ich eigentlich selbst Schuld war an der Situation. Meine Tochter traf es da, sie durfte sich Meine Unzufriedenheit anhören. Dabei war sie selbst mit Baby und Kleinkind und ihrer eigenen Schwäche  sehr gefordert. 
Wir sassen dann beide da und haben erst mal ob der Situation geweint, dann unter Tränen gelacht. Ich habe mich bei ihr für meine Ungeduld entschuldigen können und sie hat mich sehr wohl verstanden.
Wäre das mit einer anderen Person passiert, wäre es sicher nicht so einfach gewesen, wieder ins Reine zukommen.
Es ist furchtbar schwer aus dem eigenen selbstbestimmten Leben  sich in die andere Situation hineinzufinden. 
Aber Nörgeln  hilft nicht, das muss man erkennen. Kann nicht jeder.
Wohl dem der dann sowas wie einen "Augenöffner" hat.
Inga du bist die Schwiegertochter, das erschwert vieles. Aber vielleicht hilft ein klärendes Gespräch. Das vernünftig zu beginnen, der Ansatz dazu,  ist auch wieder schwierig, das weiss ich wohl, aber möglich ist so manches.
Da steht Einem der Stolz oft im Weg.




Offline Morgana

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Re: Das eigene älter werden
« Antwort #68 am: 05.10.22, 09:27 »
Ich hätte mich an Mariannes Stelle auch mächtig geärgert.

Vor einigen Jahren bin ich die Treppe runtergefallen, war grün und blau-Prellungen überall.
Meine Schwiegermutter wäre nie auf die Idee gekommen auch nur zu fragen ob sie irgendwas helfen kann.
Sie hat nicht mal gefragt wie es mir geht.

Die tut bei sich zu Hause keinen Handstrich, aber wenn sie jemand fragt..sie kann und macht noch alles.
Hat schwere Herzinsuffizienz, wiegt auf 1,46 an die 115 kg. Die Beine tragen sie kaum noch, japst nach Luft
Aber sonst ist alles ok. ::)
Sie hat über 20 Jahre lang erfolgreich ignoriert, dass sie schweren Bluthochdruck hat.
Zum Arzt gegangen ist sie nie und wenn man was gesagt hat, hat sie durchgedreht.
Bis sie soviel Wasser hatte, dass es beim reden schon gebrodelt hat.

Wenn was nicht mehr so geht wie es immer war, wird man grantig und ungerecht.
Mein Vater hatte mit 56 schwere Bandscheibenvorfälle, ging in Erwerbsunfähigkeitsrente.
Wir meinten es gut wenn wir sagten, er solle dies oder das vielleicht nicht mehr machen, weil das zu schwer ist.
Da kam dann auch..meint ihr ich kann jetzt gar nichts mehr.
Mit der Zeit hat er es aber akzeptiert und eingesehen, dass wir es nur gut meinen.

Meine Mutter ist in den letzten Tagen ihres Lebens sehr schwach gewesen. Ihr Hund hat sie draußen
aus versehen umgeschubst. Ich habe sie nicht alleine hoch bekommen, obwohl sie höchstens noch 45 Kilo wog.
Erst als Junior kam und mitgeholfen hat  klappte es. Da hat sie sich mit einer enormen Kraft von uns losgerissen und ist ins
Haus gestürmt. Völlig außer sich. So kannte ich meine Mutter nicht.

Mein Mann hat es akzeptiert und wir planen unser Leben neu.
Er hat sich unheimlich schwer getan nicht alles genau vor zu beten,  was die Jungen wie machen sollten.
Hat gerne Tips gegeben. So nach dem Motto ich habe hier die Lebenserfahrung.
Aber er hat zum Glück bald gemerkt, dass die beiden sehr wohl mit allen Geräten umgehen können.
Und wenn sie was wissen wollen, dann fragen sie schon.

Klärende Gespräche würde vieles erleichtern. Leider ist meistens nur eine Partei einsichtig, nämlich die
die das klärende Gespräch führen möchte.
Das macht es so schwer.

Offline frankenpower41

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Re: Das eigene älter werden
« Antwort #69 am: 05.10.22, 09:47 »
.... ich muss sagen die Phase dass ich mich ärgere ist vorbei, ich verarbeite das so indem ich mich drüber auslasse, und ein Umfeld und die Leute im Ort wissen alles wie sie tickt.
Ich hab ja im Gegensatz zu Inga das Glück dass SM zwar bedient werden muss aber ansonsten stundenlang allein ist und es ihr auch ncihts ausmacht.  Sie kann sich gut allein beschäftigen.