Heute hatte ich den Beratungsternin.
(Ich war schon mal bei dieser Beraterin, eine Sozialpädagogin. 2001, 2004 und heute. Sie kennt also meine Geschichte, d.h. die familiäre Situation und meine "Entwicklung". Sie war erstaunt, dass der Betrieb noch nicht übergeben ist, und sie schüttelte den Kopf, als ich ihr das mit der eventuellen Betriebsauflösung erzählt habe. Sie kann verstehen, dass mein Mann sich da betrogen fühlt.)
Unser Ergebnis in Kürze: Er hat immernoch an dem Defizit zu knabbern, das er schon immer hat. Er fühlt sich "ausgenutzt" und ausgegrenzt. Aber es sei nunmal sehr schmerzhaft und auch schambehaftet, so was einzugestehen. Er versuche, alles zu vermeiden, das ihn bei seiner Mutter oder/und bei seinen Geschwistern in Misskredit bringen könnte. Auch sei da ein ständiges Buhlen um die "Liebe" der Mutter, eine Art Hunger der sich mit materiellen Dingen aber nicht stillen lasse - besonders bei den beiden älteren Brüdern.
(Es würde jetzt alle Rahmen sprengen, zu erzählen, WIE wir zu diesem Ergebnis gekommen sind.)
Solange er dieses emotionale Problem nicht in Griff bekommt, wird er aber nicht in der Lage sein, seine Interessen als Unternehmer, bzw. als Betriebsleiter zu definieren und zu vertreten. Sie sprach von einer emotionalen Blockade. Er brauche dazu einen neutralen Berater, der emotional nicht so nah an ihm dran ist, wie ich.
Ihr ist aufgefallen, dass ich versuche, die Dinge wie von außen zu betrachten, aber das müsse ich noch konsequenter tun, auch wenn es schwer ist, und ich solle mich vor der "Rechtfertigungsfalle" hüten, falls er mich mal wieder schlecht macht. Sie spricht da von "demütigen". Ich solle dann lediglich sagen, wie ich das empfinde - aber ohne mich vor ihm zu rechtfertigen.
Die Idee ist, dass ich mir als ersten Schritt bei einem männlichen Berater einen Termin geben lasse, ihm das alles erzähle und dass ich dann zu meinem Mann sage, dass ich Probeleme mit der Situation auf dem Hof habe, und dass mir nur geholfen werden kann, wenn er mitarbeitet, indem er zu den Gesprächen mitkommt. --- Mit der Zeit könnte sich das Augenmerk dann von mir auf ihn verlagern.
Wenn letztendlich ihm geholfen wird, dann ist damit ja logischerweise auch mir geholfen. Insofern ist das also durchaus legitim. Das ist die Idee.
Einen Versuch ist es wert, finde ich.
Er war heute übrigens wieder mit seiner Mutter beim Steuerberater (ein anderer als der, von der Buchungsstelle). Es muss wohl ein ziemlich kurzfristiger Termin gewesen sein. Sie hatte ihn heute darum gebeten, sie "da hin zu fahren". Er war ziemlich gut darauf, nachdem die letzten Tage ziemlich mies waren. Erzählt hat er allerdings nichts, und jetzt ist er schon wieder in der Kneipe...
Achtung, das ist jetzt ein bisschen zynisch - aber ich brauch' das jetzt:
Wahrscheinlich unternimmt er jetzt gerade die Anstrengung, seine Blockade mit Bier wegzuspülen. Nur leider schläft seine Mom schon lange, wenn er dann heim kommt. Tja, und so wird dann wieder nichts draus...
Naja, jedenfalls weiß ich jetzt, welche Schritte ich unternehmen werde, und daher geht es mir trotzdem gut, auch wenn ich heute Abend mal wieder Bier-Witwe bin.
Es gibt Witwen
,
"grüne Witwen" (weibl. Form von Strohwitwer?)
und wohl auch "blaue Witwen"
..auf euch
Prösterchen!
Anna