Bäuerinnentreff

Betriebliches => Familie und Betrieb unter einem Hut => Thema gestartet von: gammi am 01.11.10, 11:20

Titel: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: gammi am 01.11.10, 11:20
Landwirtschaft das Übel an allem. Und dies scheint besonders für die weichenden Kinder von Höfen zu gelten.
herzl. Grüsse
maria



Doch nun zur heutigen Zeit....

Als Beispiel wurde in einem anderen Box geschrieben, dass die "armen" Kinder auch mal zurückstecken müssen, wenn ein Kuh kalbt...oder während der Ernetezeit....

......ich hab erst mit einer Verkäuferin geredet, die meinte ihr Kind konnte nicht zu einer Veranstaltung, weil sie arbeiten mußte und es nicht abholen kann.
......der Vater ist bei der Feuerwehr: der piepser geht runter und er muß schnell zum Einsatz. Da wird auch nicht gefragt, ob er grad was anderes vorhat
.......ich mußte erst kürzlich kurz vor Feieraben noch einen Reifen repariern lassen. Hätte normalerweise gut gereicht die Zeit, aber irgendwie ging es nicht wie es sollte. Die Arbeiter sind auch erst später heimgekommen.
......der Vertreter/Berater steckt im Stau, weil ein Autounfall war
......der Bankberater muß auch mal abends einen Termin anhängen, weil der Kunde sonst keine Zeit hat
......die Krankenschwester hat Schichtarbeit. Vielleicht muß sie ja für eine kranke Kollegin einspringen. Da hat sie auch nicht immer grad Zeit.


Bauernhofkinder dürfen morgens nicht ausschlafen.....


ich hab grad ein Auto voll Teenager nach Hause gefahren, die liegen jetzt alle im Bett, weil sie die ganze Nacht durchgemacht haben. Mein "armes" Bauernhofkind ist auch dabei  ;D.
Aber ich seh trotzdem nicht ein, dass man die ganze Nacht durchmacht um dann den ganzen Tag zu verschlafen.

 
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: gina67 am 01.11.10, 13:21
Hallo
ich glaube das unseren Kindern auch nichts gefehlt hat. Sie hatten hier auf dem Hof viele Freiheiten, die andere die in der Stadt wohnen nicht hatten. Dazu gehörte bei uns das "Fete-Feiern" mit lauter Musik und übernachten im Zelt. Macht das mal auf einem 500 m² Grundstück mitten in der Wohnsiedlung.

Es war immer jemand da wenn sie mittags nach Hause kamen, auch der Papa stand meistens bei Problemen zur Verfügung. Ich habe immer alle Veranstaltungen im Kindergarten und der Schule mitgemacht, dass können nicht alle von sich behaupten. Bei meinen Kindern waren, in der Grundschule, noch andere Bauernkinder und oft waren es gerade wir Mütter von den Höfen, die für die Kuchenaktionen zuständig waren.

Das änderte sich als die Kinder zu weiterführenden Schulen gingen. Als meine Tochter aufs Gymnasium ging, war gerade die BSE-Krise und es wurden oft auch dumme Witze darüber gemacht, da war sie schon oft traurig. Mein Sohn hatte auf der Realschule einen Lehrer der die Bauern für alle Umweltverschmutzungen verantwortlich machte. Diese Zeit die auch noch in die Pubertät fiel war schon etwas schwieriger.

Meine Kinder können von sich behaupten dass sie ohne Schläge und ohne Strafen wie Fernsehverbot, Taschengeldentzug oder Hausarrest groß geworden sind. Dafür wurden schonmal "Extra-Arbeiten" wie Unkrautzupfen oder Stallwände streichen verordnet. Ausserdem war ihnen auch nie langweilig, es gab immer etwas zu entdecken und wir hatten in den Ferien regen Besuch von Nichtbauernhofkindern die zu Hause einfach nicht wussten was sie machen sollten.

Ich habe meine Kinder letztens noch gefragt ob sie irgendwas vermisst haben, da haben beide unabhängig voneinander gesagt, dass sie eine schöne Kindheit hatten. 

Was mir persönlich immer sehr leid getan hat, dass wir keinen gemeinsamen Urlaub verbringen konnten.

Viele Grüße
Nordlicht

Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: Bullenmafia am 01.11.10, 13:27
also ich finde schon das meine Tochter bei vielem zurückstecken muss ABER das kommt immer auf die Betriebsstruktur an. Wir sind nur zu zweit und wenn Stress ansteht dann geht es nicht. Gerade im Sommer wenn alles im Freibad ist stehen wir oft beim heuen, etc am Feld. wo soll ich da weg. Dann in Urlaub fahren, jeden Tag wo anders hin einmal da einmal da. Fussball, Musikschule etc etc.
Schaut doch mal die Siedlungsfrauen an (zumindest bei uns) die schieben ihr Kind von A nach B damit es beschäftigt ist und wundern sich dann wenn die Kinder nicht selbständig sind. Ja woher kommt es denn??
Ich versuche es halt dann meinem Kind dafür wenns ruhiger ist, den Ausgleich zu geben.
Ich finde es ist ein großer Unterschied ob ich den ganzen Tag daheim bin und nur für das Kind Zeit habe oder aber den ganzen Tag arbeite. Und das es auch heute noch Höfe gibt wo die Frau voll mitarbeitet so wie ich und deshalb auch schauen muss wie ich klar komme. ich habe nicht umsonst die letzten Jahre eine Tagesmutter für meine Tochter, damit sie nicht soviel zurückstecken muss. Aber deshalb hat sich nicht eine schlechte Kindheit.
LG Petra
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: maggie am 01.11.10, 13:39
.ich hab grad ein Auto voll Teenager nach Hause gefahren, die liegen jetzt alle im Bett, weil sie die ganze Nacht durchgemacht haben. Mein "armes" Bauernhofkind ist auch dabei  ;D.
Aber ich seh trotzdem nicht ein, dass man die ganze Nacht durchmacht um dann den ganzen Tag zu verschlafen.

 

das war das was ich meiner mutter nie verziehen habe - wenn ich von samstag auf sonntag gegen morgen nach hause kam - wurde ich um spätestens 8 uhr aus dem bett geholt - einfach, damit mutter das frühstück wieder abräumen konnten - und dann kam vielleicht noch der vorwurf - du könntest mal wieder zur kirche gehen - das machte spass - und zur kirche gingen wir natürlich extra nicht ...
wenn ich dann mal erst um 7 nach hause kam - gab es gar kein bett, dann hatte sie arbeit -

darum habe ich mir geschworen - ich werde die kinder am sonntag schlafen lassen - natürlich gab es tage da war arbeit angesagt, aber nur dann - und zwar wussten sie das zum voraus -

und das frühstück - na ja - wenn sie was wollen finden sie alles in der küche - das wollten wir unserer mutter auch klar machen - doch da gab es nichts ...
es stand dann einfach alles in der stube auf dem tisch, bis wir kamen ... - manchmal bis zum mittagessen -
doch das hielten wir nicht oft durch, da alle paar minuten gerufen wurde ...

das war mein grosses abschreckendes vorbild - und das ist etwas, das ich auch so gehalten habe    :o
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: LunaR am 01.11.10, 13:45
Die Kinder finden es meistens schön. Die Probleme kommen bei den Jugendlichen, die möglichst alles tun wollen und genau so sein möchten wie die anderen (die anderen dürfen ja sowieso immer ALLES).

Was mir so auffällt, dass die Mädchen später lieber nicht in der LW arbeiten wollen und auch nicht gerade einen LW als Partner suchen und die Jungen oft mit wahrer Hingabe LW betreiben wollen, nicht nur weil es das Familienerbe ist, sondern weil sie es so wollen und gern haben.

Luna
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: mara51 am 01.11.10, 21:04
Hallo,
also ich bin auf keinem Bauernhof aufgewachsen, aber ein *minibissle* Landwirtschaft hatten wir auch. 2 Äckerle und Wiesen.
Bei meiner Dote u. Dete haben wir auch auf dem Feld geholfen. Gerne habe ich das meistens nicht gemacht, aber ich mußte halt.

Das ging so bis ich 12 oder 14  Jahre war. Dann hatten wir nur noch unseren Krautgarten. Aber wenn meine Brüder oder ich  am Wochenende spät heimkamen, war am nächsten morgen um 7 spätestens 8 Uhr die Nacht um. Mein Vater sagte immer, wer feiern kann, kann auch aufstehen. Punkt um so war das.
Unsere Kinder mußten auch immer mal wieder auf einiges verzichten. Durch mein Schichtdienst und den meist nicht pünktlichen Feierabend sind sie einfach nicht von zu Hause weggekommen.Bis unsere Kinder 16 J waren, sind sie jedes Jahr 2 Wochen in eine Freizeit mitgegangen. Aber ich glaube, geschadet hats ihnen nicht.
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: mary am 02.11.10, 08:21
Hallo Swissbäuerin,
beim Lesen deines Beitrages sind mir auch viele schöne Erinnerungen aus meiner Kindheit wieder ins Blickfeld gekommen.
Die grosse Freiheit, in den Wäldern und der Natur so vieles erfahren, gesehen und entdeckt zu haben- unser Hof stand neben einem Bach- Fische fangen, darin zu baden, wenn das Wasser auch seeeehr kalt war, mit aufgeblasenen Reifen Flösse zu bauen-
Baumhäuser und vieles andere.
Lesen- das war bei mir auch so ein Thema- ich hab viele Bücher unter der Bettdecke mit der Taschenlampe gelesen- besonders an die Karl-May-Bände hab ich da wunderschöne Leseerinnerungen. Für mich ist ein Teil der Kindheit zusammengebrochen, als ich mitbekommen hab, dass dies alles in der Phantasie von Karl May entstanden ist.
Der Traum vom Pferd hat sich zwar nicht erfüllt, aber ein Zwergesel, wir bekamen als Kinder die kleinen Zwilligslämmer von einem Schäfer, habe die Schäfchen mit der Flasche aufgezogen, sie waren so zahm und anhänglich, wir konnten die an einen Leiterwagen anspannen und spielten damit tage- und wochenlang Landwirtschaft.
Das grösste Geschenk, dass uns die Eltern gemacht haben- ja zu mehreren Kindern gesagt zu haben- ich war die Älteste und fand meine Geschwister als Kind  auch manchmal lästig- aber ich empfinde sie als wahren Schatz fürs Leben.
Die Gastfreundschaft in unserem Elternhaus, auch wenn meine Eltern sehr sparsam waren- besonders meine Mutter hatte die Gabe aus wenig ganz viel zu machen.
Ich erinnere mich an Kartoffel auflesen, an Rüben verziehen und hacken, an viele Arbeiten, die es zum Glück heute nicht mehr gibt-
aber es gab auch nach den erledigten Arbeiten Raum zum Feiern, Zeit für ein Kartoffelfeuer, die Ausflüge- in die Gastwirtschaft zu gehen, war was ganz besonderes, meistens wurde ein grosser Picknickkorb mitgenommen und eine Decke an einem schönen Platz ausgebreitet.

Die Liebe zur Natur hab ich durch meinen Vater erfahren, wie er mit den Tieren umgegangen ist, seine Liebe zum Boden, zur Landwirtschaft- sein intuitives Wissen über Zusammenhänge, die man damals noch gar nicht wissen konnte.
Der sparsame Umgang mit den Ressourcen ist uns als Kinder nahe gebracht worden, damals war das sicher noch kein gesellschaftliches Thema.
Und erst heute kann ich auch erkennen, dass die Verantwortung, die selbstverständlichen Pflichten- das Mithelfen- eine sehr hilfreiche Mitgift fürs Leben geworden ist.
Diese Erfahrungen - haben mich wohl so geprägt, dass ich selbst wieder Bäuerin geworden bin.
Ich kann aber erst heute wirklich ermessen, was meine Eltern, besonders meine Mutter geleistet haben.

Heute stehe ich in der Mitte- die eigenen Erfahrungen hab ich versucht an die eigenen Kinder weiter zu geben, inzwischen gibt es wieder eine neue Generation- ich hoffe, dass da auch noch Raum und Platz ist für ein wenig dieser freien Kindheit- und nicht nur Computer, Handy und sonstiger technischer Schnickschnak das Leben bestimmen werden.
Herzliche Grüse
maria

Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: Swisslady am 02.11.10, 19:07
wir mussten als Kinder viel helfen, mein Vater hat zusätzlich auswärts gearbeitet und mein Grossvater war sehr bestimmend, die Arbeiten die wir machen mussten waren grösstenteils mit Frust verbunden, leider, weil so verbissen gearbeitet wurde. Im Stall war ich aber sehr gerne, am liebsten hätte ich dort selbständig gewurstelt, aber das durfte ich dann doch auch nicht. Aber Feldarbeit, wie Rüben jäten und verziehen, ernten von Hand, Heu auf Heinzen beigen und Heu von Hand wenden, puh war das eine Qual für mich. Ich wurde auch immer kritisiert ich würde mit so steifem Rücken dastehen etc.....
Ich habe erst als Bäuerin selbst bemerkt, zum Glück, dass Feldarbeiten auch Spass machen können. Es steht auch nicht mehr soviel Handarbeit an und mein Mann ist nicht ein verbissenes Arbeitstier.

Die Lust auf dem Bauernhof waren für mich ganz klar die Tiere, die paar Tage Ferien die meine Eltern für unsere Familie ergattert hatten, Das spezielle Znüni beim Zuckerrüben verladen (damals noch in den Bahnwagen),vielleicht später noch mehr,  wir wollen essen. ;)
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: Hopfi am 02.11.10, 22:42
Wir Bauernkinder (70er Jahre)standen früher stark im Schatten des Modernen. Es weckte in meinem Inneren negative Gefühle - obwohl ich nie
getauscht mit dem Leben anderer hätte. Auf unserem Hof wurde gespart, damit er in die nächste Generation gelangen konnte.
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: mary am 03.11.10, 09:03
Ich hab im vergangenen Winter ein paar der Bücher von Ulrike Siegel gelesen- da war mir sehr vieles vertraut.
@gammi, ja es stimmt- als Kind hab ich immer die Kinder bewundert, die nichts zu Hause tun mussten, die alles bekamen, was sie sich wünschten, mit einigem Abstand sehe ich es heute ganz anders.

@Hopfi, was mir so über die Zeit aufgefallen ist- früher wurden Bauernkinder eher als rückständig, ........ von Schulkameraden, aber auch von Lehrern - behandelt- vor 1o Jahren gab es viele Bauernkinder, die nicht mehr in die Schule gehen wollten, weil sie dort einen Spiessrutenlauf durchmachten,
blöder Bauer ist auch heute noch ein gebräuchliches Abwertungswort unter den Kindern-
und mir kommen Bäuerinnen und Bauern manchmal vor wie in der Geschichte mit dem Esel-
sie wollen es recht machen, aber egal wie sie es anstellen, es wird immer kritisiert.
Also hilft nur- es so zu machen, wie es der eigenen inneren Überzeugung entspricht.
Was mir weiter auffällt, wenn Leute mit viel Geld ein Sacherl oder einen Hof kaufen, dann hat bäuerliches Leben plötzlich einen hohen Stellenwert.
Herzl. Grüsse
maria

Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: Swisslady am 03.11.10, 14:21
Unsere Aelteste hat in der Schule oftmals gelitten, weil sie Bauerntochter war. Wurde sie doch am ersten Schultag von so einem Klugscheisser gefragt, stinkt es bei euch den nicht? Wir wohnen 10 km von der Stadt entfernt und unser Dorf hat 10 000 Einwohner und davon ist nur ein gaaaanz kleiner Teil Bauern. Da können Bauernkinder je nachdem schon untergehen.
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: alina am 03.11.10, 15:16
Hallo zusammen,
Ich hatte früher Angst um meine 3 Jungs , zum Einten weil sie soo weit weg auf dem Berg aufgewachsen waren, ( ich war mit dem Nachbar von Swissbäuerin s Kinderzuhause) verheiratet.  Und meine Sorge bestand darin was geschiet wenn sie losgelassen werden.Rs. ec. Auch gerade deshalb weil mein Mann und ich wir uns trennten. Meine Befürchtungen trafen Gottseidank nicht ein. Es wurde schon dies und das geleistet ,, aber immer zu verantworten .. und Heute sind sie alle selbständig und erfreuen mich . Bin Stolz auf sie. Und habe freude an den 6 Enkel. LG Doris
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: Clemens am 03.11.10, 16:05
Hallo,

auch ich bin ein Bauernkind und erwähne dies bei passender Gelegenheit mit Stolz. Auch in der Weiterführenden Schule wurde ich mal vor versammelter Manschaft von einem Mitschüler als "Bauer" gehänselt. Meine Antwort damals war "wenn es keine Bauern gäbe, könne er ja den Fensterkitt vom Fenster kratzen und essen" dann war Ruhe. Haben zwar einige (einschließlich Lehrer) betröppelt geschaut aber es war kein Thema mehr. Auch war ich natürlich nicht der einzige der von einem Hof kam, aber ich hatte vermutlich die "größte Schnauze" und habe mich entsprechend gewehrt.
Klar mussten wir viel helfen, wobei mein zwei älteren Brüder mehr betroffen waren, da mein Vater schwer krank wurde, wir gerade einen neuen Stall gebaut hatten und meine jüngste Schwester grad mal ein paar Wochen alt war. Meine Brüder damals 9 und 8 Jahre alt, "durften" morgens um 6 Uhr aufstehen um bei der Melkarbeit zu helfen, dann ging es in die Schule. Ich war damals grade 6. Aber damals gabe es jede Menge Arbeit auf einem Hof die es heute nicht mehr in der Form gibt, (Mais hacken, Rüben verziehen, Grünfutter zusammenrechen u.s.w.). Man hat es sicher nicht immer mit Begeisterung gemacht aber wir haben dabei viel gelernt und das geleistete hat uns den Rücken für weitere Aufgaben gestärkt. Wir haben sehr früh gelernt Verantwortung zu übernehmen (für Tiere, Sachen und sich selber). Das vermisse ich heute oft bei Jugendlichen. Denen wird es oft zu leicht gemacht sich aus Verantwortlichkeiten zu verdrücken.
Die Quittung kommt meist hinterher.
Ein großes Problem sehe ich heute darin, dass sich Kinder und Jugendliche fast nur noch über die Schule und materielle Dinge definieren.
Wer in der Schule dann noch Schwierigkeiten hat, bei dem reduziert es sich dann oft auf Konsum.
Wir waren auch stolz wenn wir gut Holz hacken, mit der Sense umgehen, einen Getreidesack hochheben, Traktor fahren, melken usw. konnten. Die Umgebung nahm das auch wohlwollend zur Kenntnis. Ich war vielleicht 14 jahre alt als ich bei einer Tante die mit dem Onkel ein paar Tage wegfuhr den Betriebshelfer und Baby-Sitter für ihren Jüngsten (der war nur 4 Monate jünger als ich, konnte aber nicht melken und wollte nachts nicht alleine bleiben) spielte.

Gruß Clemens


Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: anerev80 am 03.11.10, 23:10
Ich hatte eine super schöne und auch arbeitsreiche Kindheit. Wenn man als Kind gelernt hat zu Arbeiten so kann man sich gut durchs Leben schlagen :). Ich habe etwas lange gebraucht bis ich in der Schule gemerkt habe das nur wir zwei Bergbauernkinder immer mithelfen mussten zu Hause und die vielen "Bodenbauernkinder" nur selten in den Stall mussten ;D (Meine Kindheit ist noch nicht soooo lange zurück).
Ich freue mich immer wieder mal nach Hause zu Besuch zu gehen, aber die Hänge kommen mir jedesmal etwas steiler vor seit dem ich "Flachlandindianer" bin. Die Bauern hier die können sich das nur schwer vorstellen wie es ist wenn man nicht auf dem ganzen Betrieb mit den Maschinen fahren kann. Auch wenn ich die Berge manchmal noch etwas vermisse möchte ich nicht mit meinem Bruder und meiner Schwägerin tauschen die den elterlichen Betrieb übernommen haben.
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: Mucki am 04.11.10, 08:15
hallo,
also meine Kindheid war recht schön,auch wen man helfen mußte/durfte,ich ahtte viel freundine die mich beineideten weil ich Katzen,Hunde ,Hasen halten durfte und die auch ins haus durften,weil ich früh mit dem Traktor fahren durfte,auch Autofhren lehrnte ich mit 14 jahren auf der eiegn wiese wer hat des schon  ???

Bei meinen Kindern war es geteilt meien jungs waren richtig froh auf dem Hof groß zu werden,meine Tochter störte es in grund und hauptschule auch nicht als sie nach Regendburg in die hauswirtschfatschule ging sagte sie nimanden das sie von eien Hof kommt ,da sie bei eienr besichtigung mit ihrer klasse auf eien bauernhof mitbeckm wie die mitschülerine lästeretn über den gestang ,dreck und so weiter,darauhin hat sie es auch bei den neuen freunden nicht erwähnt,nun ist sie 20 jahre und hat fetsgestellt das ihre jetzigen freunde und beckannten nicht dran stosen sonder es toll finden,nun findet sie es auch wieder toll.


Und da alle meien Kinder noch zuhause sind kann es nicht so schlimm sein sonst wären sie betimmt schon ausgezogen ;)

Helfen müße unsre nur in Notsituationen weil mein mann imer sagt die ollen ihr freizeit geniesne nicht wie er in jungen jahren nur an arbeit denken hat dürfen und können.

LG Mucki
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: Landmama am 04.11.10, 09:38
ihr habt das alle schon soooooo schön geschrieben, und da ich auch ein Bauernhofkind war, liebe ich auch die Sendung mit Onkel Heini"Uhlenbusch"
denn dort war ist vieles so wie es wirklich in meiner Kindheit war !


...ich glaub ich hol heut mittag mein Bügelbrett und schaue mit meinem kleinen zussammen Onkel heini  ;)
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: MTR am 07.01.11, 21:47
Hallo zusammen,bin eine waschechtes Bauernkind! In meiner Schulzeit wurde auch immer gelästert von wegen Geruch und Aussehens. Als ich dann gesagt habe das ich mich mehr Wasche wie die anderen und das sie ohne Landwirtschaft kein Essen hätten - Interesse gleich null. Auf den höheren Schulen habe ich es dann auch so gemacht wie alle anderen - nicht sagen was für einen Beruf die Eltern haben.

Jahre später habe ich an dieser Schule Verarbeitung von Lebensmittel angeboten und was war? Die Schüler/-innen kannten noch nicht einmal eine Organge oder einen Apfel und das man Leitungswasser trinken kann war auch nicht einmal bekannt.
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: Nelly am 03.07.14, 09:59
ICh mache das Thema mal wieder auf, weil ich in der Hinsicht gerade fruste.

Vor ein paar Tagen folgender Spruch meines Mannes:
"Der Junge will nicht mit zur Pflanzenschutzveranstaltung auf Hof xy....
Er muss doch jetzt mal langsam lernen, wie das geht mit dem Spritzen!"

ICh war ganz perplex. Sohnemann ist 12 und wir haben einen kleinen Nebenerwerb.
Alle hier in der Familie tun immer so, als hätten wir mindestens einen Gutshof, wenn nicht gleich einen 10 000ha-Betrieb!

Sohn schlägt gerade super in der Schule ein (er kriegt das beste ZEugnis, langsam macht er mir Angst  ;-)  )und hat BErufswünsche außerhalb der LW. Sein Traum ist es, irgendwann einen Oldtimer-Trecker zu haben, daran zu schrauben und auf entsprechende Treffen zu fahren.
Tiere will er mal keine halten, außer als Rasenmäher in der Wiese.......

Von daher finde ich es schlimm, was so an Kinder an Erwartungen rangetragen werden.
Wie ist das so bei euch mit den Kindern??

Nell
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: silberhaar am 03.07.14, 10:19
Hallo Nell

Unsere Kinder mittlerweile erwachsen, wählten beide den Beruf ausserhalb der Landwirtschaft. Wir sind denke ich mal ein auslaufendes Modell, ausser sie machen eine 180 Grad wende.
Mir scheint es ganz wichtig, dass die Kinder frei wählen können, dürfen.

Finde es toll, wie dein Sohnemann sich schon Gedanken macht.

Weiter so und Grüessli

silberhaar

Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: Nelly am 03.07.14, 10:36
Wir haben eine Erzieherin in der Familie und ein Junge aus seiner Patenklasse (also, die ihn im 5. Schuljahr betreut haben) wird auch Erzieher. Da Männer gesucht werden ist das also auch sein Berufswunsch, nachdem er meine Tante, die eben Erzieherin ist, befragt hat. Alternativ könnte er sich noch Krankenpfleger /Altenpfleger vorstellen.....

Was mich so frustet ist eben der momentane Zustand, dass Mann denkt, Sohn müsse begeistert den ganzen Tag draußen sein und Erwachsenenaufgaben ( Pflanzenschutz ist in meinen Augen Aufgabe eines Erwachsenen) übernehmen.....zur Not muss man den Jungen eben zu seinem Glück zwingen.....was musste Männe nicht als Kind schon alles (an körperlich schweren Sachen) machen (kaputte Knochen lasst grüßen)

.....und überhaupt Erzieher.... ::) , da hat mein Mann ja gar kein Verständnis.....


Bei uns ist es in der Hauptschule so, dass die Kinder ab Klasse 7 regelmäßig kleine und große Praktika machen, daher ist Sohnemann auf dem Berufstripp, nicht, dass ihr euch wundert, woran man mit 12 schon so denkt!!

Nell
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: suederhof1 am 03.07.14, 10:56
Hallo Nelly

Für die Männer, die mit Leib und Seele Landwirte sind, ist es schwer zu begreifen, das gerade die Söhne, vielleicht gar kein Bauer werden wollen.

Der Erstgeboren soll den Hof übernehmen.....in wie vielen Familien wird das noch praktiziert, obwohl das Kind ganz andere Vorstellungen von seinem Beruf hat.
Die Mädchen haben aber genauso ein Recht auf ihre Entfaltung. Vielleicht möchte ja die Tochter Bäuerinn werden und darf/soll das nicht. :-\
Ich denke mal wir leben ihnen das Leben auf dem Lande vor .
Von unserer Kindheit auf dem Hof bis heute, ist ein soooo grosser Entwicklung da, das wir nicht mehr nur vom schönen Landleben reden können.
Der Landwirt ist Unternehmer und Produzent ,tagtäglich im Einsatz und wenn das Kind dies nicht will, hat es keinen Sinn, das mit Gewalt zu erreichen.
Es gibt nur Streit und irgendwann ist das Kind weg und kommt nicht wieder. :-[
Ist es das wert.... :-\
Lieber ein bisschen schmollen bei den Männern, als eine zerbrochenen Familie...
Meine Meinung

 
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: silberhaar am 03.07.14, 11:07
Hallo Nell

Unser Sohnemann machte mit 11 Jahren die erste "Berufsschnuppererfahrung". Er meinte, ich muss jetzt schon beginnen, weil ich überhaupt nicht weiss, was ich dann wirklich lernen möchte. Er hat die Telefonate für Schnupperstellen immer selbständig gemacht.

Es hat mich, uns gefreut, dass er einmal meinte; ich habe glaub ich wirklich, den richtigen Beruf erlernt.

Freude an dem was man macht ist doch das Wichtigste.
Frage mich, ob dein Mann aus Pflichtgefühl den Betrieb weiter übernommen hatte, oder war es sein Wunsch?

So jetzt muss ich aber subito Kalorien zusammenbringen, damit daraus auch ein schmackhaftes,  ausgewogenes Mittagessen auf den Tisch kommt.

silberhaar
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: Lulu am 04.07.14, 08:28
Hallo Nelly,

da haben Männer einfach andere Vorstellungen. Unser Sohn ist ja nun leidenschaftlich bei allem was mit Traktoren und Ernte zu tun hat dabei. Aber auf Schweinestall hat er einfach keine Lust. Er kennt ja nun Ferkel seit er laufen kann.....ist für ihn nicht interessant. Wenn ich manchmal den Opa höre oder meine Mann von wegen "das musst du jetzt auch lernen", "du kannst mir wohl helfen".....la, la.....aber Sohnemann will einfach nicht. Er wird 8. Ich grinse mir dann immer eins und sage hintenrum zu Sohnemann...."brauchst du nicht, wenn du nicht willst". Man kann auch Bauer sein ohne Schweine.  8)
Man muss dazu sagen, er ist echt ein fleißiges Kerlchen. Kümmert sich um die Katzen, Minischweine....hilft im Haushalt. Mag gerne kochen helfen.
Ich hoffe inständig, das er mal seinen Weg geht und das macht, was er möchte. Auch wenn es mit unserem Betrieb vielleicht nichts mehr zu tun hat.
Ich möchte privat ein gutes Verhältnis wenn er mal groß ist und nicht unbedingt ein Arbeitsverhältnis. Klar, wäre das schön. Aber es muss in meinen Augen heute nicht mehr sein. GöGa wird sich da sehr viel schwerer tun.

Gruß
Lulu
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: maggie am 04.07.14, 08:42
da der Traumberuf meines mannes nicht landw. war, war es selbstverständlich dass die kinder das machen was sie sich wünschen -
bei uns war es das 3. Kind (der 2. sohn) der dann landw. wurde,
natürlich hat göga sich gefreut, aber wenn ich den unterschied sehe, mit was für Begeisterung Junior sich in die arbeit stürzt gegenüber göga damals als ich ihn kennen lernte -

Junior war schon immer mit vater in der landw. - doch er war bereits gut 13 als er sich dann entschied - jedenfalls mit worten - mal auf dem einen oder andern betrieb zu schnuppern -
und bei allen 3 wo er da war hätte er 2 jahre später sofort beginnen können mit der Ausbildung !

und nell - wie du schreibst - also spritzen da gehört ein 12 jähriger sicher nicht hin,
bei uns in der schweiz darf nicht mal mehr ein "Hobby" bauer ohne "Ausbildung" mehr spritzmittel ausbringen !!! -
entweder muss er die entsprechenden kurse besuchen oder nachweisen dass er einen Fachmann angestellt hat
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: Kleopatra am 04.07.14, 13:08
Momentan hat unsere Tochter auch nichts mit der Landwirtschaft am Hut. ok, Reitlehrerin ist ja nicht soo weit davon entfernt. Aber Coiffeur dann schon.

Apropos Unkraut spritzen. Meine Tochter habe ich jetzt mal zum Blacken stechen verknurrt. Sie hat nicht nur mein E-Mail Passwort mal nachgeschaut. Nein sie hat es auch gleich der Freundin abgegeben. :-X Dann hat sie wie ich heute bei meiner Bürotätigkeit feststellen musste mehrere 100 Fr so meinen halben Lohn den ich mir zahle von meinem Konto bezogen. Ich hatte mich vor Wochen schon gefragt weswegen der Brief kam mein Konto sei überzogen. Das geht ja heutzutage super schnell, dazu braucht man keinen PIN mehr. Dies nachdem sie bereits vor einem halben Jahr soviel für Computerspiele bezogen hat.

Jetzt ziehe ich die Schraube aber an. Madame kriegt kein Handy mehr, ihres habe ich gleich mal in die ewigen Jagdgründe befördert. Jetzt stehen ihr mal 5 Wochen TV, Handy, und PC freie Sommerferien mit Misten und Unkraut ausstechen bevor. Die Kleine ist kriminell. Das macht mir grad ein bisschen Sorgen. Aber wenigstens kann ich sie mit Arbeit versuchen zu lenken den davon haben wir genug. Bauernhof als Lust oder Frust sehen wir dann wen sie einsieht das sie unrecht getan hat.
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: maggie am 04.07.14, 13:58
liebe kleopatra,
ich wünsche dir vor allem gute nerven mit deiner tochter ... - ja das sieht nicht gerade gut aus ! - ich wünsche euch dass ihr das in den griff bekommt und sie einsieht dass das so nicht weitergeht -
wie alt ist denn deine tochter ?
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: Kleopatra am 04.07.14, 15:52
12 ist sie und sie wollte schon kneifen. Aber diesmal bleib ich hart. Sonst nimmt das kein gutes Ende. Bin ja froh das sie mich beklaut hat. So bleibt es in der Familie. :-\
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: Paula73 am 04.07.14, 16:13
Wouh ein ganz schönes Früchtchen, da wirst du wohl noch einiges an Nerven brauchen. Da ist es ganz sicher von Vorteil das du sie über die Ferien gut im Auge behalten und bei der Arbeit schwitzen lassen kannst.

Ich denke nicht das unsere Kinder (14 und 9) Geld nehmen würden. Trotzdem sind sie recht unterschiedlich in ihrer Einstellung dazu. Der Große bessert sich seine Barschaft gern durch Mithilfe im Stall auf, gönnt sich das eine oder andere spart aber auch. Madam verzichtet aktuell lieber als etwas zu tun oder versucht klein und niedlich den Omas das eine oder andere (meist Klamotten) ab zu luchsen.

Für uns war und ist es wichtig den Kindern schon früh zu vermitteln das Geld nicht vom Himmel fällt - sondern erarbeitet werden muss. Da hat man auf einem Bauernhof viel mehr Möglichkeiten.

Ich wünsche dir viel Kraft und deiner Tochter Einsicht.

LG Paula 
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: Nelly am 04.07.14, 19:06
Sohn ist über die Ferien auch ohne Handy und PC.Hat sich bei whattsapp einen Ausrutscher (Wortwahl) erlaubt.Er sieht´s wohl selbst ein, denn er fragt nicht, wann er denn wieder.....

Heute haben beide von SM 10EUro für´s ZEugnis bekommen, denke, dass sie das für den nächsten Kram-und Viehmarkt sparen.....

Nell
Titel: Kindheit auf dem Bauernhof...
Beitrag von: Clara am 15.07.14, 14:17
... ist das Beste, was mir als Kind passieren konnte.

Ja, ich hatte von kleinauf Pflichten zu erledigen für die Familie und auch auf dem Hof und ich genoss eine solide schulische Ausbildung ohne eine Stunde Nachhilfe oder Wiederholung eines Schuljahres.

Ich durfte jedes Jahr ein Flaschenschäfchen übern Winter betütteln, was mit Ziegenmilch gross gezogen wurde- so lernte ich u.a auch melken.

Und es gab Fridolin... das war ein Ferkel und späteres Mastschwein, was u.a. samstags in der Waschlauge gebadet wurde und das sich niederlegte, wenn es hinter dem Ohr gekrault wurde- egal wann und wo. Fridolin war sehr anhänglich und wurde später verkauft an die VEAB.

Familienfeiern- unvergesslich schön, wo gekocht und gebacken wurde, was nur ging und sich die Familie traf um gemeinsam frohe Stunden zu erleben.

Es umgab mich ein erwachsenes Umfeld, was mir einiges zutraute und was mir die Liebe zur Natur und Landwirtschaft mit allen Höhen und Tiefen  vermittelte und vorlebte. Es gab klare Ansagen und Zusagen und hier und da entsprechende Konsequenzen.


Danke und beste Grüße,

Anja

Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: Islandskuh am 15.07.14, 17:24
Hallo!

Ich bin zwar nicht direkt auf dem Bauernhof groß geworden aber meine Eltern hatten auch viel Land mit KleinTierhaltung (Teils bis zu 60 Hasen im Sommer ).
Meine Eltern hatten Rababerfelder, Gladiolen, Beerenobst und viel Grasgarten für die Hasen (Heugewinnung). Da hieß es oft nach der Schule Beerenpflücken , Heuwenden, Rababerernte oder Heubergen. Es war zwar nicht immer schön , aber von dem Geld was meine Eltern damit verdient haben sind wir jedes Jahr in den Urlaub gefahren und daran erinnert man sich gerne.
Gruß
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: Br72 am 25.07.15, 16:05
Ein interessantes Thema!

Meine eigene Kindheit auf dem Bauernhof beurteile ich rückblickend überwiegend positiv.
Als Kind habe ich das Leben mit den Kühen, Pferden in vollen Zügen genossen, ich kannte alle Tiere und habe sie immer gerne gehegt und gepflegt.
Nach dem Wechsel auf das Gymnasium in der nächstgrößeren Stadt verschwieg ich meine Herkunft aber zunächst so gut es ging. Mir kam es damals vor, als sei es bei Kindern schick, Bauernkinder zu verspotten. Mit einsetzender Pubertät bot ich eine gute Zielscheibe für Hänseleien und Spott, so dass ich Hof und Landwirtschaft häufig verflucht habe und mich dafür schämte, zu Hause manchmal mitarbeiten zu müssen.
Erst im Alter von etwa 16 Jahren ging es aufwärts. V. a. der Eintritt in die Landjugend brachte einen enormen Selbstbewusstseinsschub. Und plötzlich war es auch bei den Mitschülern interessant, dass ich schon Trecker fahren durfte, mein eigenes Pferd zu Hause halten konnte, mit Kühen an Wettbewerben teilnahm etc. Ich lernte mich durchzusetzen, wenn es nötig war, und meine Meinung war plötzlich gefragt.

Die Kindheit meiner Kinder auf dem Hof sehe ich heute allerdings aus einem ganz anderen Blickwinkel.
Unser heutiger Betrieb ist wesentlich einseitiger strukturiert als es der meiner Eltern damals war. Früher kamen so viele Leute tagtäglich auf den Hof, es gab aktive Nachbarschaftshilfe, wir Kinder hatten unsere Rückzugsmöglichkeiten, Platz für Hasen, Pferde, Ziegen etc.
Heute arbeiten wir überwiegend für uns allein, haben nicht nur deshalb viel Stress und bestimmt Hektik sehr oft den Arbeitsalltag. Die Kinder da mitzunehmen und ihnen bestenfalls auch noch Freude an der Landwirtschaft zu vermitteln, gelingt oft nicht hinreichend. Für gemeinsame Aktivitäten fehlt sowieso häufig die Zeit, einen Helfer für den Betrieb zu finden erscheint fast unmöglich.
Ob unsere Kinder ihr Aufwachsen auf dem Betrieb daher irgendwann mal so zu schätzen wissen wie wir selbst? Ich bin da skeptisch und hoffe es doch...

Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: Harnesas am 15.08.15, 11:40
Finde ich spannend, da ist das Leben unbeschwerter und natürlich :)
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: Olaff am 22.03.16, 23:15
was für ein interessantes Thema!!)
Ich kann ehrlich sagen, mit eigener Erfahrung-das ist kein Problem für gute und frohe Kindheit!Ich bin auch im Hof erwachsen und hatte nie kein Bedauern!!Wie alle Kinder habe nur gute Kindererinnerungen
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: Heti am 28.03.16, 15:16
Leider haben sich die Zeiten auch etwas geändert. Heute spielen die Kinder anders- Toben ist out- gamen, sprich elektonische Spiele sind gefragt. Multiplayer, Skypen usw. Zwar ist auf vielen Höfen die Grundaustattung pro Person an E-ware hoch, aber was nützt es den Kindern, wenn der Internetempfang schlecht, zu langsame Übertragungsraten da sind ?
Hoffe, später lachen die Kinder darüber und sehen ihr Landleben doch positiv.
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: martina-s am 28.03.16, 15:37
Hallo,
ich denke, dass Kinder sich positiv erinnern, wenn es den Eltern gelingt sie intelligent einzubinden. Und zwar nicht nur in die Arbeit. Auch allgemein ihnen den Sinn des Lebens zu vermitteln.
Das Leben auf dem Bauernhof ist nicht mit dem Leben auf dem Bauernhof vor hundert Jahren zu vergleichen. Und da lassen wir mal die multimediale Welt außen vor!

Vor 100 Jahren war es vielleicht sogar manchmal beneidenswert auf dem Hof groß zu werden. Immerhin hat man genügend Nahrung gehabt, wenngleich die Lebensbedingungen härter waren und nicht jeder Hoferbe sein konnte.

Aber man hat noch ursprünglich gelebt. Man hat sich auf Tierhaltung und Getreideanbau besonnen. Heute fährt die Landwirtschaft sehr viel mehr vielschichtiger weil sonst das Einkommen nicht reicht.

Und die anderen Kinder drum herum haben oft einen Lebensstandard mit dem Kinder aus der LW manchmal nicht mithalten können. Zudem haben die Eltern auch nicht so viel Zeit zur Verfügung sich dem Kind widmen zu können wie es heute oft schon auch in Schulen gefordert wird. Das Los der Selbstständigkeit bringt oftmals auch Einschränkungen mit sich.

Es kommt immer auf die Eltern und Großeltern an wie sie den Spagat schaffen dem Kind auch die eigentlichen Werte zu vermitteln dass die Kinder die wenige Zeit der Eltern nicht als Verlust ansehen sondern auch als Gewinn.

Gefrustete Landwirte werden das lange nicht so rüberbringen, dass die Folgegeneration auch noch eine Chance und Freude im Beruf mit den Tieren, mit der Natur und im Fremdenverkehr hat.
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: Jennifer am 01.05.16, 07:23
Ich will von mir aus behaupten, dass ich die schönste Kindheit überhaupt hatte. Ich werde die nirmalsmissen möchten. Ich hatte Dinge, von denen andere nur träumten. Und meine Freundinnen sind liebend gerne zu uns auf den Hof gekommen.
Titel: Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
Beitrag von: Harnesas am 13.09.16, 20:24
SO richtig vorstellen in der Stadt zu wohnen kann ich mir auch nicht. Manchmal habe ich es schon vermisst, einfach mal um die Ecke zu gehen und mehrere Kaufläden zur Auswahl zu haben. Man weiss es erst zu schätzen, wenn man Erwachsen ist glaube ich.