Autor Thema: rund um die Beerdigung  (Gelesen 128279 mal)

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Offline Morgana

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 4080
  • Geschlecht: Weiblich
Re: rund um die Beerdigung
« Antwort #195 am: 07.08.19, 21:42 »
@ Anneke

bei uns stehen die Angehörigen rechts und links an der Wand, so dass man etwas "geschützt" ist. So empfand ich das bei der Beerdigung meiner Mutter.
Es war gut, dass es da so eine Art Nische gibt, wo man eine Wand im Rücken hat und nicht direkt im Blickfeld steht.
Es ist sehr unterschiedlich wie die Hinterbliebenen das empfinden. Für manche ist es tröstlich, dass sie dort stehen und für andere kaum aushaltbar.
Mir wäre es lieber gewesen dort nicht stehen zu müssen.
Angesprochen wird man dort zum Glück von niemandem, das wäre mir zuviel gewesen.
 Die Leute gehen einzeln zum Weihwasserkessel vor dem Sarg, schlagen das Kreuz und gehen
in die Kirche.

Offline LunaR

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 6068
  • Geschlecht: Weiblich
  • Dat Eenen sien Uhl is det Annern sien Nachtigall
Re: rund um die Beerdigung
« Antwort #196 am: 07.08.19, 21:44 »
Wir hatten nur eine sehr kleine Leichenhalle, aus Nachkriegszeiten. Fast wie eine Garage. Als eine neue erbaut wurde, machte man diese zwar etwas größer, aber immer noch sehr klein. Dann auch noch ohne Kühlung  :-X. Viele Leute passen da nicht rein. Trauerfeier ist immer in der Kirche mit dem Sarg dabei. Das war für mich so selbstverständlich und ich fand immer, dass der Verstorbene dazu gehört. Es hat mich sehr irritiert, als ich das erste mal an einer Beerdigung teilnahm und der Sarg nicht in der Kirche war.
Es ist sehr beglückend, sich mit kompetenten Menschen auszutauschen.

Ein lieber Gruß Luna


Verschwendete Zeit ist Dasein.
Gebrauchte Zeit ist Leben.

Offline Mastreh

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 477
Re: rund um die Beerdigung
« Antwort #197 am: 07.08.19, 21:59 »
Wenn die Hinterbliebenen das kondolieren nicht wollen, steht das bei uns in der Todesanzeige dabei.

Offline gundi

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 1813
  • Geschlecht: Weiblich
  • Ich liebe dieses Forum!
Re: rund um die Beerdigung
« Antwort #198 am: 08.08.19, 07:35 »
Wir haben eine Kapelle als Leichenhalle, da "holt" der Pfarrer dann den Sarg ab und die Trauergesellschaft zieht in die Kirche ein. Vorher stehen die Angehörigen am Sarg und die Leute ziehen daran vorbei, sprengen Weihwasser und kondolieren den nächsten Angehörigen. Wenn eine Urnenbestattung ist dann fällt das weg, denn die Urne steht dann schon in der Kirche und die Leute gehen direkt dahin. Bei uns werden die Urnen auch immer mehr, aber der Leichnam wird meistens erst nach dem Sterbegottesdienst zur Verbrennung weggefahren, und die Urnenbeisetzung findet dann in kleinem Rahmen statt. Da ist dann nur mehr die engste Familie dabei.
Wenn das kondolieren nicht erwünscht ist, steht das auch auf der Todesanzeige.
Es ist kein Herr so hoch im Land, der nicht lebt vom Bauernstand!

Offline martina

  • Südniedersachsen
  • Administrator
  • *
  • Beiträge: 22173
  • Geschlecht: Weiblich
  • Unsere Landwirtschaft - wir brauchen sie zum Leben
Re: rund um die Beerdigung
« Antwort #199 am: 08.08.19, 09:49 »
Unser Friedhof liegt nicht an der Kirche, sondern ausserhalb, deswegen finden die Trauerfeiern in der Leichenhalle statt. Und da sitzen vorne die Angehörigen und der Rest steht draussen.
Kondoliert wird am Grab. Und da entscheiden sich immer mehr Familien in der Anzeige zu schreiben, dass man von Beileidsbekundungen am Grab absehen solle.

Ganz ganz selten finden Trauerfeiern inzwischen wieder in den Kirchen statt, das ist bei uns wohl auch erst seit einigen Jahren erlaubt und wird auch meistens nur gemacht, wenn es später eine Urnenbeisetzung im engsten Familienkreis geben wird.

Offline goldbach

  • Niederbayern
  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 1669
  • Geschlecht: Weiblich
Re: rund um die Beerdigung
« Antwort #200 am: 08.08.19, 09:49 »
Bei uns steht oft "...von Beileidsbezeigungen am Grab bitten wir abzusehen" und immer öfter "für erwiesene und zugedachte Anteilnahme bedanken wir uns herzlich"

Bei der Beerdigung meines Mannes habe ich mich geweigert am Sarg zu stehen. Sowohl bei der Aussegnung, bei den Rosenkränzen und vor der Beerdigung. Bei der Aussegnung bleiben "normalerweise" die Angehörigen am Sarg stehen, warten bis die Trauergäste zum Sarg kommen und drücken oftmals die Hand oder umarmen einem. Ich wollte das alles nicht. Der Pfarrer zeigte großes Verständnis und gab mir nach der kirchl. Aussegnung ein Zeichen, dass ich nun alleine zum Sarg kann und dann ging ich in die Kirche zum Vespergebet.
Kommentare musste ich mir später genug anhören!  Ich würd's wieder so machen. 

Offline martina

  • Südniedersachsen
  • Administrator
  • *
  • Beiträge: 22173
  • Geschlecht: Weiblich
  • Unsere Landwirtschaft - wir brauchen sie zum Leben
Re: rund um die Beerdigung
« Antwort #201 am: 08.08.19, 09:55 »
Jeder trauert anders und jeder muss für sich seinen Weg finden.

Wir hatten einmal eine Beerdigung, da wurde nicht gesungen, weil sich der Verstorbene immer über die gequälte Singerei in der Kapelle aufgeregt hat. Drinnen sitzen die, denen die Stimme wegbleibt und draussen die singen eh nicht mit (ändert sich gerade mühsehlig). Die Pastorin ist ausgeflippt, eine Trauerfeier ohne Gesang ginge nicht. Wieso? Man einigte sich dann darauf, dass der Organist eine Strophe des Liedes spielt und dann die Pastorin die Liedtexte vorliest. War selten doof und die Haltung der Pastorin hab ich nicht verstanden, dass sie so auf dem Gesang bestand.
Gut, Singen kann trösten, aber nicht immer und nicht jeden.
Bei der Beerdigung unseres Nachbarn letztes Jahr - die ganze Familie keine Kirchgänger - wurde auch nicht gesungen, es gab 2 Instrumentalstücke und war trotzdem eine würdige Trauerfeier.


ANNALENA

  • Gast
Re: rund um die Beerdigung
« Antwort #202 am: 08.08.19, 13:06 »
Ich weiß nicht was kommt, keiner!
Aber wie ich mich mal verhalten soll, wenn mein Schwiegervater stirbt, steht in den Sternen.

Habe mich nicht getraut, das hier rein zu schreiben.
Aber jetzt doch🙄🙄🤔
Vielleicht. Sind andre hier die auch so ein "problem"
Haben?

Ich werde sicher keine blumen mitnehmen.
Trauern werde ich nicht oder nicht viel.
Aber ich kann auch vor ihm sterben.
Ja, solche Gedanken habe ich.

Kathi
« Letzte Änderung: 08.08.19, 13:08 von ANNALENA »

ANNALENA

  • Gast
Re: rund um die Beerdigung
« Antwort #203 am: 08.08.19, 13:09 »
Ich hoffe, ihr seid nicht zu sehr entsetzt.

Offline pauline971

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 4309
  • Geschlecht: Weiblich
Re: rund um die Beerdigung
« Antwort #204 am: 08.08.19, 13:12 »
Nöö warum sollten wir??? Nachdem was alles zwischen Dir und Deinem Schwiegervater vorgefallen ist, kann ich Dich gut verstehen.
Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich hart erarbeiten

ANNALENA

  • Gast
Re: rund um die Beerdigung
« Antwort #205 am: 08.08.19, 13:15 »
Danke, bin froh, das du es so siehst.😍

Offline frankenpower41

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 8463
  • Geschlecht: Weiblich
  • Ich liebe dieses Forum!
Re: rund um die Beerdigung
« Antwort #206 am: 08.08.19, 13:15 »
wieso soll man da entsetzt sein.
Wenn Du nach außen hin die tief trauernde Schwiegertochter geben würdest dann wäre das doch verlogen.

Im Nachbarort ist im Winter ein alter Mann gestorben, dessen ST ist mit mir in die Schule gegangen, da haben Manche gefragt ob der XY seine Frau nicht mehr hat, in der Todesanzeige stand sie nicht dabei, auch nicht am Kranz und bei der Beerdigung war sie auch nicht.
Ich wusste nicht mal dass das Verhältnis so schlecht ist.

Offline Maja

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 4705
  • Geschlecht: Weiblich
  • Ein Wunder in meinen Armen
Re: rund um die Beerdigung
« Antwort #207 am: 08.08.19, 14:27 »
Annalena ich würde mir an deiner Stelle gar keine Gedanken machen was du in dem Fall tust.
Lass es erst mal auf dich zukommen.
Man selbst ändert sich ständig und mit zunehmendem Alter sieht man manches gelassener.
Ich könnte mir vorstellen dass du deinem Mann zuliebe dann einiges tust, was du dir evtl. heute noch gar nicht vorstellen kannst.

Man merkt dass dieser Punkt "Beerdigung" jeden anders umfängt und jeder darum sich viele Gedanken macht. Wer in der Familie oder im Freundeskreis noch keine Verluste hat, macht sich ganz andere Gedanken wie der der es schon erlebt, jemand Geliebten loszulassen.
Es ist und bleibt ein sehr emotionales Thema.
Meinen Opa fand ich blitzeblau im Bett tot vor und hatte jahrelang mit der Schockbewältigung zu tun. Meine Oma konnte ich mir gar nicht ansehen am Totenbett obwohl ich sehr mit ihr verbunden war. Beim Vater meines Vaters konnte ich wieder in den Raum gehen und beten am Totenbett, von meinen Schwägerinnen konnte ich mich verabschieden, bei der Schwiegermutter war es mir ein Herzensbedürfnis sie noch einmal zu hause zu sehen ,meine Mutter konnte ich waschen und anziehen helfen und es hat mir sehr bei meinem Abschied von ihr geholfen, mein Vater starb in meinem Arm beim "Gegrüßet seist du Maria" beten. Sein Tod war für mich etwas ganz besonderes, sogar ganz Mysthisches. Ich empfand es als Geschenk dass er in meinen Armen gestorben ist. Es war so ein warmes Gefühl, traurig und glücklich zugleich. Das kann aber nicht jeder verstehen.
Das hat mit Liebe zu tun. Liebe über den Tod hinaus.

Annalena, mach dir also keine Gedanken jetzt, sondern dann wenn es soweit ist. Wie du dann empfindest ist entscheidend.
 

Offline LunaR

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 6068
  • Geschlecht: Weiblich
  • Dat Eenen sien Uhl is det Annern sien Nachtigall
Re: rund um die Beerdigung
« Antwort #208 am: 08.08.19, 15:29 »
@Annalena: Ich verstehe dich. Mir ging es wegen meiner SM genauso. Sie wurde 90 Jahre alt. Also konnte ich lange darüber nachdenken  ;) Irgendwann wurde es mir wichtig, dass sie es nicht schaft, dass ich verbittert und genau so böse werde wie sie. Ich wollte darum kämpfen, dass sie
die guten Eigenschaften nicht in mir zerstört.

HInzu kommt meine Einstellung, dass mit jedem Menschen ein Stück einmaliger Schöpfung verlorengeht. Auch mit meiner SM. Als sie dann starb, war es eine Erleichterung und ein Tag der Hoffnung auf eine bessere Zukunft für mich. In dem Moment wusste ich genau, dass ich mich nicht von MEINER FAMILIE ausschließen werde und zusammen mit meinem Mann zur Beerdigung gehe. Bei der Beerdigung waren dann ganze 12 Personen da. Mein Bruder sagt noch heute, es war die traurigste Beerdigung, die er jemals erlebt hat. Die Schwester meiner SM (kaum KOntakt vorher) sagte ab, da sie "arbeiten" müsse. Sie war 80 Jahre und war ehrenamtlich tätig  :-X Ihr Lieblingsenkel (immerhin auch schon Mitte 40) Konnte auch nicht kommen, da er ja keinen (Sonder-)Urlaub bekam und man es seinen Kollegen nicht zumuten kann "dauernd" einzuspringen. Etwa 3 Stunden nach der BEstattung für er dann dienstlich in ca. 3 Km Entfernung hier auf der Autobahn vorbei. Ihre Urenkelin, die mit Oma und Opa (Tochter und SS von SM) hätte kommen können - auch schon 18jährig - hatte natürlich  auch gerade besseres zu tun.

Aus meiner Familie kamen mein Bruder mit Frau, meine Schwester, wir waren mit Schwiegerkindern 7 Personen. Ihre eigene Seite also fast gar nicht. Ich habe mir dann gesagt, ich hätte hundert Gründe mehr gehabt als die Abwesenden und war trotzdem da. Im Nachhinein  ist es für mich i. O.,  dass ich das so gemacht habe. 

Es ist sehr beglückend, sich mit kompetenten Menschen auszutauschen.

Ein lieber Gruß Luna


Verschwendete Zeit ist Dasein.
Gebrauchte Zeit ist Leben.

Offline Rohana

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 1046
  • Geschlecht: Weiblich
Re: rund um die Beerdigung
« Antwort #209 am: 08.08.19, 15:39 »
HInzu kommt meine Einstellung, dass mit jedem Menschen ein Stück einmaliger Schöpfung verlorengeht.
Das finde ich einen guten Ansatz, auch gegenüber Menschen, mit denen man (gar) nicht klarkommt.