Autor Thema: Gesetzlich versichert - Patient zweiter Klasse?  (Gelesen 7455 mal)

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Offline reserlTopic starter

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In diesen Tagen wird wieder viel über die Ungleichbehandlung von gesetzlich Krankenversicherten und Privatversicherten diskutiert.

Habt ihr dazu schon Erfahrungen gemacht?
Fühlt ihr euch als gesetzlich Versicherter als Patient zweiter Klasse?
lieben Gruß
Reserl



Manchmal ist es ein großes Glück,
nicht zu bekommen, was man haben will.

silvia

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Re: Gesetzlich versichert - Patient zweiter Klasse?
« Antwort #1 am: 21.11.05, 00:01 »
Hallo Reserl!

Also bisher hab ich mich noch nicht als Patient zweiter Klasse gefühlt.

Grad bei Krankenhausaufenthalten ist es mir z. B. lieber in einem Zwei- oder Dreibettzimmer zu liegen als in einem
Einzelzimmer.

Bei Medikamenten hatte ich auch noch nie das Gefühl dass man als gesetzlich Versicherter benachteiligt wird.

LG Silvia

Offline martina-s

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Re: Gesetzlich versichert - Patient zweiter Klasse?
« Antwort #2 am: 21.11.05, 05:51 »
Gestern hatten mein Mann und ich uns erst unterhalten.
Wir haben eine Krankenhaustagegeldversicherung. Mein Mann hat sich im Frühjahr 2001 am Leistenbruch operieren lassen. Erst heut sind wir drauf gekkommen, dass wir vergessen haben, diese Versicherung in Anspruch zu nehmen.
Er hatte damals ein 2 - Bettzimmer, gute Ärzte, nettes, kompetente Pflegepersonal. So, dass wir die Versicherung glattweg vergessen haben.
Liebe Grüße
Martina

Offline Landmama

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Re: Gesetzlich versichert - Patient zweiter Klasse?
« Antwort #3 am: 21.11.05, 08:37 »
Hallo zusammen,

ich kann Euch nur sagen, daß man als Privatversicherter auch nicht anders behandelt wird wie z.B. bei der AOK !

mein Mann ist Privatversichert, allerdings haben wir eine Versicherung ohne Schnick Schnack ( was anderes ist ja nicht zahlbar !)
im Prinzip entspricht diese Versicherung einer gesetzlichen bis auf ein paar Sachen !

mein Mann hat in seinem Zimmer auch nen Bettnachbar der bei der AOK ist, dieser wird genauso vom Chefarzt behandelt !

aber ne Private hat auch den Nachteil, daß mir tägl. Rechnungen ins Haus flattern ( Gewebeproben,Abstrichproben...) die ich selber zahlen muß, in ner gesetzl. wird das übernommen !

Offline Cosima

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Re: Gesetzlich versichert - Patient zweiter Klasse?
« Antwort #4 am: 21.11.05, 09:25 »
Habt ihr dazu schon Erfahrungen gemacht?
Fühlt ihr euch als gesetzlich Versicherter als Patient zweiter Klasse?


Wenn Du 'mal gesehen hast, was passiert, wenn jemand als Privatpatient vom Krankenhaus sofort in die Reha kommt und sich zuhause die Rechnungen und nach einiger Zeit die Mahnungen stapeln ... dann weißt Du wer da Patient zweiter Klasse ist.
Dann heißt es Rechnungen und Mahnungen, sowie die passenden Antragsformulare aus der Wohnung holen, zum Patienten / der Patientin in die Reha fahren. Antrag/Anträge richtig ausfüllen, unterschreiben lassen, fortschicken. Vollmacht fürs Konto und zur Beantwortung der Mahnungen geben lassen, Überweisungen tätigen (soweit genügend Guthaben vorhanden!), Mahnungen außer Kraft setzen, auf Zahlung der Privatkrankenkasse/Zusatzkasse wochenlang ... warten, sich ärgern, weil nur ein Teil der Kosten übernommen wurde, evtl. Rechnungen deshalb nochmals einreichen, die noch unbezahlten Rechnungen zahlen, die weiteren eingehenden Rechnungen bezahlen ... den Patienten auf dem Laufenden halten ...

Deshalb bin ich für eine allgemeine Kranken- und Pflegepflichtversicherung. Beitragsaufkommen prozentual etwa 7% aus dem Ertragswert des persönlichen Gesamt-Einkommen und einem 7%-igen Arbeitgeberanteil aus dem pro Arbeitnehmer am jeweiligen Standort erwirtschafteten Gewinn.
Die Welt ist schön,
wenn alle gesund zuhause sind
und ruhig schlafen.
Cosima

SHierling

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Re: Gesetzlich versichert - Patient zweiter Klasse?
« Antwort #5 am: 21.11.05, 09:38 »
Hallo,
ich seh das ähnlich wie Cosima. Ich kenne inzwischen mehrere Fälle, bei denen alte Postler trotz bester Pension zum Sozialfall wurden, nur weil sie privat versichert waren, und hab mich damals schon gefragt, wozu man private Krankenversicherungen überhaupt braucht - das ist doch alles nur Geldschneiderei.

Das jede Kasse verpflichtet wird, jeden aufzunehmen und _medizinische_ Gleichbehandlung gesetzlich vorgeschrieben wird ist in meinen Augen auch völlig normal, es kann doch wohl niemand behaupten, SEINE Krankheiten wären wichtiger als die eines anderen Menschen?
Was das "gefällige Ambiente" im KKH angeht, oder die Speisekarte in der Reha, dafür tuns ja auch freiwillige Zusatzversicherungen. Ist sowieso unrealistisch - es wird ständig über Pflegenotstand geredet und auf dem Land bekommen die Ärzte schon Häuser geschenkt, wenn sie sich BLOSS endlich da niederlassen - - woher wollen die Privaten denn die zusätzliche Qualität nehmen? Von zu Hause mitbringen?

Aber in einem Staat, in dem 6 Parteien ausreichen um nahezu alle Wähler zu vertreten, aber 260 Krankenversicherungen nötig sind um die verschiedenen Zipperlein abzurechnen ist der Kopf wohl der nicht  das wichtigste Teilstück am Menschen  ;)

Grüße
Brigitta

Offline martina

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Re: Gesetzlich versichert - Patient zweiter Klasse?
« Antwort #6 am: 21.11.05, 10:40 »
Ich fühl mich nicht schlechter versorgt ;)

Meine Freundin ist bei der Postkrankenkasse, sowohl versichert als auch angestellt.

Ich erzählte die Tage, die LKK habe 80% der Rückenschulkosten von Sohn Nr. 3 übernommen. In der Rückenschule ging es vorbeugend darum, den damaligen Vorschulkindern zu erklären, wie sie den Ranzen aufsetzen/tragen sollten, richtiges Sitzen in der Schule und zu Haus am Schreibtisch usw.

Kommentar meiner Freundin: so etwas gibt es bei uns nicht! Auch Kochkurse für Diabetiker/Allergiker oder so wurden und werden nicht einmal anteilig übernommen. Ihr Mutter-Kind-Kur erst nach dem dritten Widerspruch.

Brillen? Zahnarzt? Alles nur gegen Vorkasse und dann irgendwann die Erstattung.

Offline Biobauer

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Re: Gesetzlich versichert - Patient zweiter Klasse?
« Antwort #7 am: 21.11.05, 12:39 »
Hallo,
ich bin mit meiner familie ja auch in der lkk,ich muss sagen ,das ist noch bei der landwirtschatflichen sozialversicherung mit das beste,obwohl die beitragsbemessung genausso willkürlich ist wie bei der alterskasse und der BG.allerdings hab ich für meine ganze familie  eine zusatzversicherung für zahnersatz,krankenhaus und noch etliche andere sachen abgeschlossen.sollte man machen ,rentiert besonders bei zähnen .wohl dem der sich das noch leisten kann.es wird in meinen augen auf das amerikanische system hinauslaufen ,der der kohle hat wird behandelt ,der keine hat stibt nen bissl früher.vielleicht is das ja sogar gewünscht ,würde ja unsere rentenkassen ungemein entlasten.
eine reine privatversicherung möchte ich nicht haben ,die picken sich nur die rosinen raus,bzw im alter wird das sehr sehr teuer .
« Letzte Änderung: 21.11.05, 17:33 von Biobauer »
Streite dich nie mit einem Idioten, er zieht dich auf sein Niveau herunter und schlägt dich mit Erfahrung. (Bob Smith, 1962

manurtb

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Re: Gesetzlich versichert - Patient zweiter Klasse?
« Antwort #8 am: 21.11.05, 17:15 »
Ich fühle mich schlechter versorgt, deswegen möchte ich auch in die private Krankenversicherung wechseln.
Ich finde es eine Schikane, für jeden Arzt eine Überweisung holen zu müssen und da meine Zeit zu verplempern.
Jedesmal, wenn ich ein Antibiotikum brauche und sage, dass ich eine Penicillinallergie habe, wird mir gesagt, dass ich erst das Penicillin nehmen muss und bei einer Reaktion dann was anderes bekomme.
Ich bekomme teilweise Medikamtente, die eine schlechtere Wirkung haben, wie die, die Privatpatienten verschrieben bekommen.
Wäre mein Mann nicht privatversichert, dann würde er jetzt mit seinen Rückenproblemen keine geeignete Hilfe mehr bekommen, weil der einzige Arzt, der sich da noch ranwagt nur privat arbeitet.

silvia

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Re: Gesetzlich versichert - Patient zweiter Klasse?
« Antwort #9 am: 22.11.05, 10:04 »
Hallo Manurtb!

Das mit dem Penicillin liegt dann am Arzt und nicht an der Krankenkasse.
Als ich kürzlich krank war brauchte ich Antibiotikum und es stellte sich heraus dass ich gegen ein bestimmtes
allergisch bin.
Meine Hausärztin hat das sofort in meiner Krankenakte vermerkt dass sowas in Zukunft nicht mehr vorkommt.

Ich würde dir in diesem Fall wirklich zu einem Arztwechsel raten.

LG Silvia

manurtb

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Re: Gesetzlich versichert - Patient zweiter Klasse?
« Antwort #10 am: 22.11.05, 17:36 »
Danke, dass Ihr Euch Gedanken darum macht. Leider habe ich die Erfahrung mittlerweile bei 3 Ärzten gemacht und im Krankenhaus war das gleiche.
Ich weiss schon, dass es im Ermessen des Arztes liegt, aber irgendwie scheinen die bei uns alle extrem auf ihr Budget zu achten.

Offline blackscreen

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Re: Gesetzlich versichert - Patient zweiter Klasse?
« Antwort #11 am: 13.12.05, 12:08 »
Aus aktuellem Anlass möchte ich zu diesem Thema auch was schreiben. Ein Bekannter (privatversichert) hat vor einiger Zeit das Knie wegen eines Kreuzbandrisses operieren lassen. Jetzt wurde das Knie dick und schmerzte ziemlich. Er also zum Arzt. Der meint, das muss in der "Röhre" genauer untersucht werden. Ruft also einen Kollegen an und fragt nach einem Termin. Schwester gibt einen für kurz vor Weihnachten raus. Dann kommt die Frage nach der Krankenkasse. Als die Schwester hört, dass der Patient privatversichert ist, sagt sie doch glatt "Dann kommen sie morgen nachmittag mal vorbei.".  >:( Ich wollte es bislang nicht wahrhaben, zumal viele von euch ja schon schrieben, dass sie sich trotz Privatversicherung nicht als "bessere" Patienten empfinden. Da hauts mir doch echt den Vogel raus. Otto Normalpatient, darf sich also 14 Tage lang mit Schmerzen quälen?! Ich bin gesetzlich versichert und hatte bislang noch nie Probleme, bin ganz zufrieden, aber das fand ich einfach unverschämt.
« Letzte Änderung: 16.12.05, 08:35 von blackscreen »
Liebe Grüße aus Thüringen
Gerit

Offline blackscreen

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Re: Gesetzlich versichert - Patient zweiter Klasse?
« Antwort #12 am: 16.12.05, 08:48 »
Hallo Elke,

ich bin da ganz deiner Meinung. Mangelnde Transparenz ist das Eine, das Andere ist der Kampf um Informationen. Ich glaube, dass wir häufig einfach zu schnell mit dem zufrieden sind, was wir bekommen, weil wir meinen, dass das das Bestmögliche ist. Ich nehme mich da selbst nicht aus. Uns wurde und wird ja auch lange genug eingeredet, dass unser Gesundheittssystem und die Versorgung hier hervorragend sind. Und wir haben uns gefügt, weil wir glauben, für den Preis, den wir zahlen dürfen wir nicht mehr erwarten oder wir bekommen schon das Beste.
Wie lange habe ich mein Asthma mit einem Notfallspray  :o behandelt (ca. 10 Jahre), bis ich mal darauf gekommen bin, dem "normalen" Allergietest meines Hausarztes nicht mehr zu vertrauen. Ich habe mich in Mecklenburg in eine spezialisierte Lungenklinik einweisen lassen. Natürlich wollte mir der Hausarzt hier die Überweisung nicht geben, weil das ja nicht die nächstgelegene Klinik war. Dann bin ich eben als Notfall zu einem beliebigen Arzt in Mecklenburg und der hat die Überweisung ohne Probleme ausgestellt. Ergebnis des einwöchigen Aufenthaltes: Ein anderes Medikament, dass meine Lebensqualität enorm gesteigert hat. Und ich weiß, dass ich da kein Einzelfall bin. Viele Patienten mit der Diagnose haben eine noch schlechtere Lebensqualität als ich, weil einfach zu wenig aufgeklärt wird.
Ich denke, dass wir als Patienten einfach mehr Druck machen müssen. Nachfragen, nachfragen, nachfragen! Nur so kommen wir an Informationen, die anderen vielleicht freiweillig gegeben werden.

LG Gerit
Liebe Grüße aus Thüringen
Gerit

SHierling

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Re: Gesetzlich versichert - Patient zweiter Klasse?
« Antwort #13 am: 16.12.05, 09:17 »
Zitat
Nachfragen, nachfragen, nachfragen! Nur so kommen wir an Informationen, die anderen vielleicht freiweillig gegeben werden.
Daran, das "anderen Informationen freiwillig gegeben werden" ist aber beim jetzigen Verhältnis der Kassen untereinander nicht zu denken. Solange sich da über 250 Verwaltungen gegenseitig "unterbieten" müssen um an Kunden zu kommen, wird die Versorgung ganz automatisch immer schlechter (=kostensparender=konkurrenzfähiger)

Grüße
Brigitta

Offline blackscreen

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Re: Gesetzlich versichert - Patient zweiter Klasse?
« Antwort #14 am: 16.12.05, 09:32 »
Daran, das "anderen Informationen freiwillig gegeben werden" ist aber beim jetzigen Verhältnis der Kassen untereinander nicht zu denken. Solange sich da über 250 Verwaltungen gegenseitig "unterbieten" müssen um an Kunden zu kommen, wird die Versorgung ganz automatisch immer schlechter (=kostensparender=konkurrenzfähiger)

Hallo Brigitta,

da hast du natürlich Recht. Das entbindet mich aber nicht von der Pflicht, wenigstens den Versuch zu starten, mir die Informationen zu holen. Ich kann deine Argumente als feststehenden Fakt nehmen und mich zurücklehnen, um im stillen Kämmerlein zu schmollen oder ich versuche es eben anzugehen. Wenn ich schon nicht gegen die Übermacht der Kasse ankomme, habe ich wenigstens (halbwegs) meinen Seelenfrieden. Vieles wird auch auf dem menschlichen Weg geregelt, ohne dass die KK etwas davon mitbekommen muss (Bett ohne Zuzahlung für meinen Mann vor, nach der stillen Geburt unserer Tochter, haben sich die Hebammen drum gekümmert; nach Meckerei Zwei- statt Dreibettzimmer für mich bei Geburt unseres Sohnes, trotz voller Station.) Einen Versuch ist es also allemal Wert, auch wenn es manchmal nur kleine Erfolge sind.

LG Gerit
Liebe Grüße aus Thüringen
Gerit