Autor Thema: Maisanbau im Donauvorland ab 2008 verboten  (Gelesen 6744 mal)

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Offline reserlTopic starter

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Maisanbau im Donauvorland ab 2008 verboten
« am: 12.06.07, 09:09 »
Der Anbau von Mais, Sonnenblumen, und anderen hochwüchsigen Pflanzen, die eine abflusshindernde Wirkung haben, ist ab 1. Januar 2008 im Vorland und Überschwemmungsgebiet der Donau untersagt.

Allgemeinverfügung des Landratsamtes Deggendorf

Ob die betroffenen Landwirte dafür entschädigt werden, ist derzeit noch völlig offen.
Für viele bedeutet das eine Existenzbedrohung.

Es stimmt schon nachdenklich, wie Behörden über fremden Grund und Boden einfach bestimmen können. :o
Wie seht ihr das?

« Letzte Änderung: 12.06.07, 09:11 von reserl »
lieben Gruß
Reserl



Manchmal ist es ein großes Glück,
nicht zu bekommen, was man haben will.

Offline mary

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Re: Maisanbau im Donauvorland ab 2008 verboten
« Antwort #1 am: 12.06.07, 09:16 »
Hallo Reserl,
irgendwie scheint die Landwirtschaft immer mehr eingeschränkt zu werden.
Allerdings sehe ich auch die Landwirtschaft selbst ein bisschen mitbeteiligt.
Wir lassen uns viel zu viel vormachen und informieren uns nicht selbst.
Vor ein paar Tagen stand eine kurze Notiz in der PNP, dass Seehofer bei den Energieflächen jetzt die Daumenschrauben anziehen will.
Anstatt, dass wir uns zuvor selbst kundig machen, überlassen wir es der Poltik.
Angeblich müsste er eingreifen, weil die Bauern nur auf Wirtschaftlichkeit denken.
So gesehen ist es für mich sehr bedenklich, wenn wir uns nicht mehr selbst als Anwälte unserer Böden sehen, denn wenn die mal über den Jordan sind, dann haben wir das nachsehen.
Herzl. Grüsse
maria

Offline Beppa

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Re: Maisanbau im Donauvorland ab 2008 verboten
« Antwort #2 am: 12.06.07, 09:48 »
Für den einzelnen Bauern ist das sicherlich schlimm, aber wenn man damit unnötige Schäden vermeiden kann ist das doch im Interesse aller.

Evtl. könnte man ja etwas anderes anbauen, dass dem Hochwasserschutz nicht im Wege steht. Oder man findet wirklich noch eine Möglichkeit sinnvoll zu entschädigen.

H.B.

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Re: Maisanbau im Donauvorland ab 2008 verboten
« Antwort #3 am: 05.02.08, 21:51 »
Ich glaub nicht, daß sowas ohne Entschädigung gehen würde. Das käme zB. für einen Biogasanlagenbetreiber einer Enteignung gleich. An der Hochwassersituation würde das nichts ändern. Ein Maisanbauverbot würde die Fliegeschwindigkeit (die ja eigentlich das Problem ist) erhöhen. Das Problem wären dann Flussabwärts noch höhere Scheitelpunkte.

Offline Jochen

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Re: Maisanbau im Donauvorland ab 2008 verboten
« Antwort #4 am: 05.02.08, 22:16 »
H.B.-- schön wärs...

http://www.mittelbayerische.de/index.cfm?pid=1354&pk=123231&p=1

Zitat
Die Regierung sah aber die Zahlung von dauerhaften Ausgleichsgeldern als nicht notwendig an. Das Verbot müsse im Rahmen der Sozialbindung des Eigentums hingenommen werden, sagte der Behördensprecher

Zitat
Experten waren in einem Gutachten zu dem Ergebnis gekommen, dass die zahlreichen Maisfelder das Überflutungsrisiko erheblich verschärfen

In wieweit ein Maisfeld (Maispflanzen auf 75*14 cm) der Donau (1Tonne/Kubikmeter) Paroli bieten kann und sie am Abfluß hindert, erschließt sich mir nicht.
Aber ich bin ja auch kein politicall correcter Experte (Maisanbau ist sowieso pfui)

Offline martina

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Re: Maisanbau im Donauvorland ab 2008 verboten
« Antwort #5 am: 06.02.08, 07:26 »
Ich denke mal ganz allgemein wird man mehr darüber nachdenken, an den Flüssen die ursprünglichen Aulandschaften wieder herzustellen, denen mögliche Überflutungen nicht soviel ausmachen, wie Kulturackerland?

Wenn ich sehe, welche Flächen entlang der Leine beackert werden, die dann bei Hochwasser regelmäßig unter Wasser stehen, dann denke ich auch oft, dass das eigentlich nicht richtig sein kann. Irgendwo hat es schon seinen Sinn, dass diese Fläche entlang der Flüsse früher Weideland waren? Oder seh ich das falsch?

Dort ein Anbauverbot für Mais auszusprechen, kann es nicht sein, das ist doch viel zu einseitig.

So etwas entschädigungslos durchboxen zu wollen, find ich allerdings auch unmöglich.


H.B.

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Re: Maisanbau im Donauvorland ab 2008 verboten
« Antwort #6 am: 06.02.08, 09:25 »
Aulandschaften sind für die Fließgeschwindigkeit nichts anderes, als ein Maisfeld. Von daher ist es völlig egal was dort gemacht wird. Genau die, die dort das Maisanbauen untersagen, sind verantwortlich für die Hochwasserschäden. Die Flüsse wurden immer mehr begradigt, um die Fließgeschwindigkeit zu erhöhen. Kleiner Nebeneffekt: Es konnte näher an die Flüsse gebaut werden, ein Schwachsinn. Nochmal: Hohe Fließgeschwindigkeit = hoher Scheitelpunkt.

Das Maisanbauverbot wird die Lage noch mehr verschärfen!!!

Wurden da keine Gutachten erstellt? Haben die das einfach so durchgeboxt?

Diese Argumente sind nicht ausreichend belastbar, um einer Klage stand zu halten, ich würd das Gestz kippen.

Offline martina

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Re: Maisanbau im Donauvorland ab 2008 verboten
« Antwort #7 am: 06.02.08, 09:35 »
Aulandschaften sind für die Fließgeschwindigkeit nichts anderes, als ein Maisfeld. Von daher ist es völlig egal was dort gemacht wird.

Mit dem Unterschied, dass in einer renaturierten (= aus dem Ackerbau herausgenommenen)  Aulandschaft durch Überflutung weniger wirtschaftlicher Schaden entsteht, als im Maisanbau, oder?

Wie lange verträgt Mais, im Wasser zu stehen, ohne Schaden davon zu tragen, wie lange/wie viel Überflutungstage verträgt im Vergleich dazu Weizen?


Ich weiß grad nicht, wie es an der Donau aussieht, hab halt nur immer unsere Leine vor Augen. Dort machte das Herbsthochwasser Ende September arg zu schaffen, einige Flächen hatten sich jetzt im Januar noch nicht davon erholt und standen prompt schon wieder unter Wasser?


H.B.

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Re: Maisanbau im Donauvorland ab 2008 verboten
« Antwort #8 am: 06.02.08, 09:43 »
Martina, das fällt unter die Abwägung und Verantwortung des einzelnen Bauern.
Er wird auch das Risiko selber tragen.

Von oben herab muß das nicht geregelt werden, die bauen zuviel Scheiße,
weil ihnen das nötige Fachwissen fehlt

Offline martina

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Re: Maisanbau im Donauvorland ab 2008 verboten
« Antwort #9 am: 06.02.08, 10:15 »
Martina, das fällt unter die Abwägung und Verantwortung des einzelnen Bauern.
Er wird auch das Risiko selber tragen.


Schon klar, schließlich haben er oder sein Vorbewirtschafter auch ihre Gründe gehabt, aus dem ehemaligen Grünland Ackerland zu machen, als das noch rel. einfach ohne behördliche Genehmigung ging.

Nun sind Tatsachen geschaffen, die über Jahre gewachsen sind und somit finde ich es nicht in Ordnung, den Leuten einerseits einen Maisanbau zu verbieten und andere Kulturpflanzen nicht?

Wenn schon ein Anbau verboten werden soll, dann bitte komplett UND gegen Entschädigung.


H.B.

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Re: Maisanbau im Donauvorland ab 2008 verboten
« Antwort #10 am: 06.02.08, 11:51 »
Zuerst sollten die verschieden  Auswirkungen analysiert werden.


Weil derzeit weltweit die größte Gefahr von Religionen ausgeht, bringts nichts, in D pauschal die Kirchen zu schließen.