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Nischenprodukte als Betriebsperspektive

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samy:
@gammi   So einen Laden gibt es bei uns und ich finde das toll.  Ich gehe gern dort einkaufen.

@landleben  Das ist das große Risiko speziell bei Durum. Stimmt das Wetter nicht ist es ein Totalverlust.

Früher wurde auf den Höfen eben oft noch andere Feldfrüchte als Weizen, Mais und Co angebaut.
Buchweizen, Dinkel und amarant werden oft von den Mühlen nachgefragt. Aber selbst für größere Betriebe die die Technik selbst haben ist es nicht sehr lukrativ bzw wirtschaftlich.  Denn der Handel will Topware aber kein Risiko tragen. Wir haben auch viele Jahre gekämpft um mit dem Hafer Erfolg zu haben. Schon Saatgut für solche Feldfrüchte zu bekommen ist schwierig.
Jetzt sind wir in der Lage eigenes Saatgut zu nutzen.

Luxia:
Hallo Samy,

würdest du ein wenig zu eurem Haferanbau und der Vermarktung erzählen? Danke

samy:
Wir bauen jedes Jahr Hafer an. Für die meiste Ware haben wir Kontrakte mit einer Schälmühle.
Deutscher Hafer wir sehr stark nachgefragt. Die meiste Ware kommt aus Südeuropa und Übersee. Meist mit ziemlich schlechter Qualität.
Die Hersteller haben aber sehr hohe Auflagen vom LEH.
Der Hafer darf keine Rückständ aufweisen. Also weder PM noch Schadstoffe aus der Luft. Das wird streng kontrolliert und ggf. die Ware nicht genommen.
Deshalb setzten wir bei dieser Feldfrucht nur sehr wenig Dünger in Form von Spurenelementen + Wirtschaftsdünger ein und PM nur wenn es keine andere Möglichkeit gibt. Z.B in sehr feuchten Jahren wenn die Pilze kommen. Das ist bisher 1x passiert. Genau genommen ist der Hafer Bio. Leider können wir den so nicht vermarkten weil unsere MIlchwirtschaft kein Bio ist und somit der Wirtschaftdünger konventionell.
Nach der Ernte lagern wir den Hafer in unserem Lager. Dort wird er gereinigt und ständig nach Schädlingen kontrolliert. Milben sind das größte Problem.
Mit der Schälmühle sprechen wir dann ab wann die Lieferungen erfolgen sollen. Das passiert über das Jahr bis zu nächsten Ernte verteilt.
Beim Preis erhalten wir einen Aufschlag für die Lagerung. Die letzte Lieferung ist mit 180€/t vom Hof gegangen. Bio liegt glaube gerade  bei fast 300€/t.
Es werden dringend noch Bauern gesucht die Hafer anbauen. Luxia bei euch sollte das möglich sein. Vom Klima seit ihr ja wie wir ausgestattet. ;D

AnniH:
Sehr interessantes Thema, Danke Samy

Wir hatten es letztes Jahr auch mal mit Hafer versucht, leider hatten wir keine Abnehmer obwohl die Qualität passte, der Hafer ging dann in eine Mühle, vielleicht passt es nicht in unsere Gegend.

Unser zweiter Sohn wollte nach seinen Agrarstudium Schwerpunkt Pflanze ^den Erdbeeranbau als Nischenprodukt, für uns absolutes Neuland. Er hat sich eingehend mit Boden , Sortenauswahl und Pflanzenschutz beschäftigt. Mit 2 ha fing er an , das erste Jahr war sehr gut , er hatte eine gute Aromasorte, die Anlage war sehr gepflegt, obwohl schon ein Erdbeerbauer in der Umgebung war, kamen viele Kunden um mal zu schauen und zu kaufen.
Das war vor neun Jahren, das kleine Nischenprodukt ist langsam gewachsen und ein selbsständiger Vollerwerb für unseren Sohn geworden. Es steckte sehr viel Arbeit in den Aufbaujahren, die ersten Rumänen kamen als Saisonkräfte, es gab auch ab und an mal einen Durchhänger , weil es Nachtfröste gab oder bei Saisonbeginn Dauerregen.
Am Anfang war alles Selbstpflücke , seit drei Jahren hat er eine Großhändlerin die große Mengen für REWE abnimmt, das heißt aber auch , dass ca 80 Saisonkräfte beschäftigt werden, Brunnen zur Bewässerung gebaut wurden , eine Kühlung wurde notwendig .
Über diesen Schritt , Großhandel diskutieren mein Sohn und ich zur Zeit etwas emontional, Selbstvermarktung ist bei uns ein Renner , der Handel ist Großabnehmer , die Ware wird je nach Bedarf verramscht.

Nischenprodukte erfordern sehr viel Fachwissen , sie heben sich ja von den herkömmlichen Produkten ab, eine Garantie gibt es für nichts, es gehört schon etwas Mut dazu was Neues anzufangen und es gelingt auch wenn man ausprobiert , von der Sache überzeugt ist und nicht gleich wieder aufgibt.

Für mich war die Zeit des Aufbaus eines völlig neuen Betriebszweiges sehr interessant, die ganze Familie war gefordert, wir standen hinter unseren Sohn, ich denke das ist sehr wichtig.

ayla:
In unserer Region wurde früher vor allem Milchwirtschaft betrieben. Spätestens nach der Hofübergabe stellen aber viele Hofnachfolger um und suchen sich eine Nische, wo sie ersmals klein beginnen, aber noch wachsen können, so wie es AnniH auch beschreibt. Oft sind das Kleinbetriebe, wo Bauer/Bäuerin noch einem Nebenerwerb nachgeht. Das Ziel ist ja dann meistens, dass die Nischenproduktion irgendwannso gut läuft, dass man auch von einem flächenmässig kleinen Betrieb davon leben kann. Ich kenne einige Beispiele, wo das klappt, aber alles kann rein von der topographischen Lage her nicht immer realisiert werden. Beerenanbau auf 1000 Höhenmeter macht ja keinen Sinn. Die Umstellungen brauchen Zeit, Energie und Geld, das darf nicht unterschätzt werden.

Einige Ideen aus der Region:

-Schneckenfarm (Zucht von Weinbergschnecken für Lieferung an Delikatessläden/Gastro)
-Kaninchenmast
-Kräuteranbau (Bio)
-Schaf- /Ziegenhaltung zur Produktion von verschiedenen Milchprodukten wie Käse, Joghurt, Quark…
-Beerenanbau    da gibt es oft Beeren- oder Früchtearten, welche im Handel gar nicht erhältlich sind
-Hofkäsereien 
-Haltung spezieller Tierrassen wie Lamas (für Freizeitangebote) oder Rinderrassen für den Fleischverkauf
-Seidenraupenzucht

Meist sind diese Angebote verknüpft mit Direktvermarktung, die Produktionsmengen sind dann eher klein und können bei guter Nachfrage angepasst werden, die Wertschöpfung dafür umso grösser, da der Zwischenhandel entfällt.
Liebe Grüsse
ayla


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