Autor Thema: Biografien und Lebenserinnerungen  (Gelesen 56315 mal)

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Offline maryTopic starter

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Biografien und Lebenserinnerungen
« am: 17.10.04, 09:27 »
Ich habe eine Schwäche für Bücher, Lesen war und ist für mich eine meiner schönsten Freizeitbeschäftigungen.
In den letzten Jahren haben mich Biografien und Lebenserinnungen immer mehr in den Bann gezogen.
Mir ist aufgefallen, dass ich bisher eigentlich nur weibl. Biografien gelesen habe, von berühmten Frauen genauso wie von ganz normalen Zeitgenossinnen.
Momentan bin ich bei Elisabeth Kübler-Ross, sie ist vor kurzem verstorben.
Ihr letztes Buch ist keine direkte Biografie, aber aus ihren Lebenserinnerungen - die sie in Vorträgen preisgegeben hat- wurde das Buch: Erfülltes Leben, würdiges Sterben zusammengestellt.
Meine Freundin hat es mir vor kurzem zu einem Anlass geschenkt,  bisher hat mich noch keine Lebenserinnerung so in den Bann gezogen und soviele Taschentücher verbraucht.
Lest Ihr gerne Biografien oder Lebenserinnerungen?
Egal ob jemand "berühmt" oder ein normales Leben führt-
das eigene Leben niederzuschreiben, um den nachfolgenden Generationen etwas von den Gedanken, Wünschen, Idealen und Träumen zu hinterlassen-
ich finde es eine wichtige Tat- um Kindern etwas zu hinterlassen das bleibt.
Dass manche als Bücher veröffentlicht werden ist eigentlich ein grosses Geschenk, dass der Schreibende an seine Leser verteilt. (Wobei ich manche in der letzten zeit veröffentlichte Ergüsse von Promis nicht dazuzählen würde-)
Ein erfülltes Leben leben zu dürfen, nach diesem Buch von Kübler-Ross empfindet man es noch viel mehr als grosses Geschenk. Ich freu mich schon auf lange Winterabende, um noch über einige Frauenleben lesen zu dürfen. Ruth Pfanns Bücher über ihre Erfahrungen als Lepraärztin werden die nächsten sein.
Herzliche Grüsse
maria

Offline martina-s

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #1 am: 17.10.04, 10:15 »
Hallo Maria,
unser Pfarrer verschenkt an Weihnachten immer gerne Bücher an seine Mitarbeiter. Meine Kinder haben ihm das schon mal zum Vorwurf gemacht. Wenn ich nämlich mal ein Buch zu lesen beginne dann kann ich nicht mehr aufhören. Da könnte, bildlich gesprochen neben mir die Milch überkochen. Mich würde das nur wenig stören :D.
Biografien und Autobiografien habe ich eigentlich noch nicht sehr viele gelesen. Ich würde die heutigen Biografien, die von sich reden machen  auch nicht lesen wollen. Von welcher ich sehr beeindruckt war, war die Biografie von der hl. Teresa von Avila.
Auch habe ich mich mal sehr mit dem heiligen Pfarrer von Ars auseinandergesetzt und auch mit Pater Rupert Mayer.
Du siehst also, alle etwas kirchlich angehaucht.
Das Leben des hl. Vinzenz von Pau hat mich auch sehr gefesselt.
Wichtig ist mir dabei auch immer die geschichtlichen Hintergründe zu erfassen. Ich habe da von der Schulzeit her in Geschichte einige Lücken. Die fülle ich somit auf und hole nach, was mich damals nicht so sehr interessiert hat.
Liebe Grüße
Martina

Offline martina

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #2 am: 17.10.04, 10:39 »
Ich lese gern Bio- und Autobiografien, letztere aber wirklich erst, wenn die Schreiber ihr Leben schon fast gelebt haben. Ich sehe keinen Sinn in einer Biografie, die ein 30jähriger schreibt unter der Überschrift mein Leben und danach dann noch 50 Jahre lang lebt.


Offline maryTopic starter

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #3 am: 17.10.04, 10:47 »
Hallo Martina,
von einem 3o jährigen fände ich es auch etwas vermessen- aber als ich von Stephen Hawking (ich hoffe, ich habe den Namen richtig geschrieben-) mal ein Buch gelesen habe, das hat mich schon beeindruckt.
Es kommt wahrscheinlich einfach auf den gelebten Hintergrund an.
Aber generell greife ich auch eher zu Lebenserfahrungen und Erinnerungen eines gelebten Lebens.
Ich habe leider meine Grosseltern beiderseits nicht mehr kennenlernen dürfen-
es wird mir- je älter ich werde- immer mehr bewusst, dass mir diese Lebenserfahrung, Weisheit und das Fazit aus einem gelebten Leben - als Erfahrung und Weitergabe an mich als das nachfolgende Kettenglied unheimlich fehlt.
Herzl. Grüsse
maria

Offline martina-s

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #4 am: 17.10.04, 11:10 »
Als meine Eltern gestorben waren habe ich deren HH aufgelöst. Unter anderem habe ich Briefe gefunden. Meine Vorfahren hatten alles aufgehoben. Da waren auch Briefe dabei, die meine Mutter als Feldpost an ihren Bruder verschickt hat und die als der vermißt war wieder zurückerhalten hatte. Es waren Briefe dabei, die meine Tante nach daheim schrieb. Es waren Briefe dabei, die meine Mutter an ihre Eltern schrieb. Auch fand ich die Briefe, die meine Mutter dann von daheim erhalten hatte, als sie zur Ausbildung in München weilte.
Ich hatte die damals alle gelesen und vieles wieder entdeckt - mich wieder entdeckt in deren Gedanken, Ausdrucksformen, Vorurteilen, Handlungsweisen...
Es verändern sie zwar die Zeiten. Das Eigentliche aber bleibt...
Liebe Grüße
Martina

Offline Gislinde

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #5 am: 17.10.04, 20:42 »
Hallo Martina
Wenn Du schon so viele Erinnerungsstücke gefunden hast, wie wäre es wenn Du diese mal für Eure Familie zusammenfaßt, im PC tippst mit Geburts- u. Sterbedaten, oder Stammbaumlisten und Fotos ergänzt, dann ergäbe es eine kleine Familiengeschichte.
Wenn auch die Kids vielleicht im Moment noch nicht so daran interessiert sind, irgendwann kommt die Zeit, in der sie zurückblicken wollen.

Wir haben in unserer Familie das Glück, daß von beiden Seiten Stammbaum, Daten und alte Fotos vorhanden sind. Der Onkel meines Mannes hatte schon ca 1920 mit der Erstellung einer Familienchronik(Erbhof) begonnen, ist aber 1944 gefallen. Nun in der PCZeit haben mein Mann und ich die alten Dokumente und Abschriften mit der deutschen Schrift gelesen und  abgetippt, damit die jetzige Generation dies alles auch lesen können.
Meine Mutter, die leider vor ein paar Jahren verstorben ist,konnte ich noch einiges fragen. Sie  hat uns Kindern ihre Tagebücher aus ihrer Jugend vermacht, wo sie z.B: auch die Flucht vor den Russen aus Ostpreußen Jan.1945 beschreibt. Dann hat sie noch 40 Jahre lang über uns 10 Kinder und die ersten Enkel Tagebuch geführt über  fröhliche Tage und auch ihre Sorgen und ihre Gedanken. Ich habe nach ihrem Tod alles abgeschrieben und für meine Geschwister ausgedruckt und mit Fotos versehen. So haben wir ein ganz besonderes Andenken an unsere Mutter. Auch mein Vater hat mal seine Kriegs-und Gefangenenjahre aufgeschrieben. Ich habe bei ihm und bei Tanten nun die Kindheitserinnerungen an das Sudetenland gesammelt und auch diese Familiengeschichte zusammengestellt.
Wenn ich im Winter meine "Leselust" habe hole ich mir aus der Bücherei auch etliche Lebenserinnerungen, auch etliche Bücher von Kübler-Ross waren auch dabei. Mir gefallen solche Tatsachenbücher besser als irgendwelche Romane.
« Letzte Änderung: 14.11.04, 21:35 von Gislinde »
Mit lieben Grüßen
Gislinde

Offline frankenpower41

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #6 am: 17.10.04, 21:41 »
Hallo

Da muss ich morgen beim Bücherbus gleich mal nachfragen Mir sagt Kübler-Ross nämlich gar nichts, obwohl ich auch am liebsten Lebenserinnerungen oder auch autobiographische Romane lese.
Gerade Erzählungen über Flucht und Vertreibung habe ich schon Viele gelesen.  Gebt mal noch ein paar Tipps was euch so gefallen hat.


Marianne

Offline martina-s

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #7 am: 17.10.04, 22:28 »
@Marianne
Elisabeth Kübler Ross war eine Sterbeforscherin.
Hier ein kleiner Auszug aus ihrem Leben: Elisabeth Kübler-Ross

Elisabeth Kübler-Ross wurde am 8. Juli 1926 in Zürich geboren. Mit ihren Drillingsschwestern Erika und Eva wuchs die Ehrenbürgerin von Meilen bei Zürich in einer mittelständischen protestantischen Kaufmannsfamilie auf. Ihre Familie hatte kein Verständnis für ihren Wunsch Ärztin zu werden. Ebenso ließ ihre Familie sie nicht auf ein Gymnasium gehen. Während ihrer Zeit als Laborantin am Züricher Kantonsspital machte sie das Abitur heimlich nach und finanzierte ihr Medizinstudium durch Nachtarbeit. Sie promovierte 1957. Ein Jahr später heiratete sie den Arzt Dr. Emanuel Robert Ross. Mit ihm emigrierte sie später in die USA. Hier lebt sie heute mit ein paar Kojoten in der Abgelegenheit der Wüste von Arizona. In ihrem Leben erhielt sie 23 Ehrendoktortitel und ihre etwa zwanzig Bücher wurden in millionenfacher Auflage in zwanzig Sprachen gedruckt. Weltberühmt wurde sie 1969 durch ihr Buch "Interviews mit Sterbenden" (entstanden in ihrer Zeit als Assistenz–Professorin am Billings Hospital der Universität Chicago. Ihr größter Wunsch ist es einmal in Tibet den Dalai Lama zu besuchen oder nach Peru zu reisen. Zeitweilig gelähmt kann sie sich gut in die Lage von Kranken und Sterbenden hineinversetzen. Nach eigenen Aussagen freut sie sich auf den Tod: "Sterben – das ist, wie wenn man bald in Ferien fährt. Ich freue mich unheimlich."

 

 

 

Elisabeth Kübler-Ross widmete den größten Teil ihres Lebens der Begleitung von Sterbenden. Sie zeichnete dabei die Vorgänge und Prozesse, die sterbende Menschen durchleben, auf. Ihre Erkenntnisse zeigten dabei erstaunliche Ergebnisse. Der Sterbeprozess verläuft nicht linear, sondern in mehreren verschiedenen Schritten, in denen die Menschen unterschiedliche Phasen durchlaufen:

1. Verleugnen

Der Kranke erhält die Diagnose, dass er an einer tödlichen Krankheit leidet. Er reagiert mit Ablehnung des Schicksals. Innerlich steht er unter Schock, lässt aber sein Umfeld nicht an sich heran. Er streitet vor sich selbst ab, dass er sterben wird. Sein Bewusstsein wehrt sich dagegen, dass gerade er erkrankt ist und sterben muss. Er will nicht wahrhaben, dass er Betroffener ist.                                                                                                                                                                               Verhaltensregel: 

In dieser Zeit sollte der Kranke nicht gemaßregelt oder zurechtgewiesen werden.

 

2. Neid und Zorn

Der Kranke entlädt seine Aggressionen auf seine Umwelt. Er macht alle anderen für sein Schicksal verantwortlich. Selbst depressiv, beschuldigt er äußerlich alle, die mit ihm zu tun haben. Innerlich niedergeschlagen, motivations– und hoffnungslos, verdeckt er dies mit Wut und Zorn.                                                                                                                                                                                     Verhaltensregel:                                                                                                                                                                         Er sollte behutsam behandelt werden. Man sollte versuchen auf seine Vorhaltungen nicht zornig zu reagieren, denn diese sind eigentlich nicht gegen seine Umwelt, sondern gegen sich selbst gerichtet.

 

3.Verhandeln mit Gott und den Ärzten 

Von Seiten des Kranken werden Zugeständnisse gemacht. Er verspricht alles Mögliche, um dem Tod zu entrinnen. Er möchte einmal in seinem Leben noch etwas erleben: z.B. sich einen Wunschtraum erfüllen oder vor dem Ableben die Kinder sehen, wie sie erwachsen werden. Außerdem klammert der Kranke sich an jeden Strohhalm. Er vertraut und hofft auf neue Therapien, auf religiöse und spirituelle Möglichkeiten der Heilung (Wahrsager, Wallfahrten...).
4. Depressionen,Vergangenheit und Zukunft

Der Kranke blickt auf sein vergangenes Leben zurück und erinnert sich an alle schönen Dinge, die ihm in seinem Leben widerfahren sind. Er macht sich Sorgen über seine Zukunft und die mit seiner Krankheit verbundenen Probleme. Hierüber treten oft nächtliche Angstzustände auf. Nicht selten verlangt der Kranke aktive Sterbehilfe.

Verhaltensregel:                                                                                                                                                                 Machen sie dem Kranken klar, dass es normal ist traurig zu sein, erst recht bei Menschen, die dem Tod ins Auge blicken. Verbieten sie niemandem zu trauern. Versuchen sie seine Ängste und Sorgen zu zerstreuen.

 

5. Akzeptierungsphase

Der Kranke nimmt seine Krankheit an. Er realisiert seinen Zustand und verteilt sein Erbe. Er kann nun auch mit anderen über seine Krankheit frei sprechen. Diese Gespräche bedeuten ihm besonders viel. Er wird ruhig und sanft.

Verhaltensregel:                                                                                                                                                                       Die Wünsche und Anweisungen des Sterbenden sollten ernsthaft aufgenommen und möglichst auch erfüllt werden. Es soll ihm die Angst genommen werden, dass er vergessen wird. In dieser Zeit sollte er oft besucht werden. Hier genügt schon die Anwesenheit einer verwandten oder bekannten Person. Wenn der Kranke in dieser Phase stirbt, so ist dies oft ein von der Familie mit getragenes Erlebnis.

 

Allgemein ist zu sagen, dass diese Phasen oft in unterschiedlicher Reihenfolge verlaufen oder sich auch wiederholen. Der Tod aber ist nicht berechenbar und kann in jeder Phase eintreten.

 

 




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Das nur ganz kurz. Habe ich schon mal in der Altenpflege genau gelernt. Fand ich sehr spannend. Damals...

Hallo Gislinde, damit muß ich Dir sehr recht geben. Wäre wirklich eine Idee...
Liebe Grüße
Martina

Offline maryTopic starter

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #8 am: 18.10.04, 08:29 »
Danke Martina,
ich wusste von Kübler-Ross auch bis vor kurzem nur, dass sie sich mit Sterbenden sehr intensiv auseinander gesetzt hat.
Vor einer Weile hörte ich von einem Interview- und dort wurde ihr letztes Buch besprochen.
Was mir damals hängen geblieben ist-
wir kommen um das Sterben nicht herum, auch wenn wir es noch so verdrängen und ausblenden.
Aber bis zum Tod haben wir das Leben als Geschenk erhalten.
Aus ihren Erfahrungen mit sterbenden Menschen mahnte sie, umbedingt zu leben und nicht gelebt zu werden.
Es war ihr in vielen Gesprächen mit Menschen aufgefallen, dass der Tod für diejenigen, die wirklich ihr Leben gelebt haben- als weniger bedrohlich empfunden wurde, als für die - die so vieles aufgespart hatten und irgendwann so vieles nachholen wollten.
Egal ob man mit 5, 20 oder mit 100 stirbt, warum einem eine kurze und anderen eine lange Zeitspranne zugemessen wird- das werden wir nie ergründen können.
Gott gibt seinen Schülern halt seine Aufgaben und stellt seine Anforderungen.
Meine vor einer Weile verstorbene Freundin hat sich mit Tod und Sterben zuvor auch sehr intensiv auseinandergesetzt-
eines hat sie mir wirklich hinterlassen-
zu schauen was bleibt von einem Leben- ihre gütige Art, ihre Liebe zur Familie, ihre strahlenden Augen,
ihre Liebe zu Blumen, die Verbundenheit bleibt trotz vieler Tränen auch nach dem Tod.
So viele Botschaften und Gespräche- haben mir seit damals vieles in einem anderen Licht erscheinen lassen.
Das Leben einfach zu leben, jeden Tag, jede Stunde und nicht alles auf den Sankt Nimmerleinstag aufzuschieben-
und die Frage: was ist         wirklich         wichtig.
Wenn Du von Deinen Familienmitglieder noch solche schriftlichen Aufzeichnungen bekommen hast-
ich kann mir vorstellen, was beim Lesen solcher Briefe in einem selbst vorgehen mag.
So schön und praktisch Internet auch sein mag, handgeschriebene Briefe überdauern die Zeit,
es bleibt gegenwärtig und ist nicht mit einem Mausclik zu löschen.
Du hast mich da auf einiges wieder draufgestossen.
@Gislinde, ich habe mir auch vorgenommen, meinen Kindern schriftliches zu hinterlassen,
Briefe, Aufzeichnungen, Tagebücher von uns nahestehenden Familienmitgliedern lesen zu dürfen-
das sehe ich als ein sehr wertvolles Vermächtnis an.

@Marianne, das Buch von Kübler-Ross: Erfülltes Leben- würdiges Sterben hat mich selbst sehr getroffen und viele Taschentücher gebraucht.

Es gibt noch 2 Bücher von Ruth Pfau,
das erste: Wer keine Tränen hat- Was mein Leben trägt,
der Titel des 2. Buches fällt mir momentan nicht ein,
Dr. Ruth Pfau hat als Leparärztin in Bangladesh viele Jahre ihres Lebens gearbeitet,
ich habe diese Bücher schon vor einer Weile gelesen,
aber gute Bücher lese ich öfters, und bin immer wieder erstaunt, was sich nach einem jahr oder mehreren an neuem an einem bereits gelesenem Buch erschließt.
Das sind keine Bücher zum Zurücklehnen und Entspannen, sondern Bücher, die sehr nahegehen, betroffen machen - weil sie aus dem Leben geschrieben wurden.
Es gibt sicher auch gute Romane, aber all das, was das Leben schreibt- interessiert micht viel mehr.

Aber ich habe noch ein Buch im Bücherregal- Der süssaure Apfel,
die Lebensbeschreibung einer Bäuerin, die fast gelähmt, sich mit sehr viel Mut und Einsatz wieder selbst gesund gemacht hat und danach noch viele Jahre vielen anderen Frauen durch ihre Kurse über Joga sehr viel geholfen und gegeben hat.
Herzl. Grüsse
maria

Offline Margret

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #9 am: 04.11.04, 20:55 »
Hallo,

vor einigen Jahren  war ich bei Manfred Rommel  (früherer OB von Stuttgart)  bei einer Autorenlesung  (er war damals noch nicht ganz so von Krankheit gezeichnet).  Hat mich sehr positiv beeindruckt. War ehrlich.

Hatte auch seine Biographie gelesen:

Manfred Rommel  "Trotz allem heiter",  erschienen in Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart,
ISBN  3-421-05151-8  ;   gab es damals nur gebunden;  heute weiß ichs nicht.

Manfred Rommel war in jungen Jahren dabei,  als sein Vater,  der legendäre  "Wüstenfuchs",  von Hitlers Todeskommando  abgeholt wurde.
Als Stuttgarter Oberbürgermeister wurde er wg. seines unkonventionellen Handelns  als der  "letzte Liberale im Lande"  bekannt.
Mit seinem Witz hat er die Politik menschlicher gemacht.
Nun erzählt er,  nachdenklich  und voller Humor,  aus seinem Leben.

Margret

Offline Gislinde

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #10 am: 07.11.04, 01:14 »
Lebenserinnerungen,
wenn das Thema schon so heißt, denke ich, daß ich einen Bericht von meiner Mutter (geb. 1923),  die 1999 verstorben ist, hier mal reinsetzen kann. Sie hatte diesen auch schon mal zu Lebzeiten in einer Zeitschrift veröffentlicht.

Bericht von Ursula P. über ihre Zeit von 1943 bis 1945 in Ostpreußen
und die Flucht vor den Russen.

Eigentlich hätte ich den Bericht schon vor Jahren schreiben sollen! Vielleicht hätte ich dann doch mit Hauptmann Krone oder dessen Angehörigen aus Rendsburg Kontakt bekommen. Denn Hauptmann Krone habe ich es eigentlich zu verdanken, daß ich (wir) unbeschadet aus Ostpreußen heraus gekommen sind.
     1943 hatte ich zuerst beschlossen, als Assistentin in Rendsburg zu bleiben. Und Direktor Körner war sehr enttäuscht, daß ich dann April 43 nach Ostpreußen zu Gabriele Th. und Isolde T. Eltern ging, um in Masuren in der  "Lehrer-Landwirtschaft" mit zu helfen (Pfarrer und Lehrer hatten damals neben einem großem Garten noch eine kleine Landwirtschaft). Obwohl ich als "dritte Tochter" bei Fam. T.liebevoll aufgenommen wurde, dauerte es einige Monate Land und Leute verstehen zu lernen. Doch das herrliche Masuren hat mich gefangen genommen und ich war, nach fast zwei Jahren, fest entschlossen, ganz in dem geliebten Ostpreußen zu bleiben! Auch ich trauere darum, daß es verloren ist.
 Bei Fam. T.  blieb ich ein Jahr, dann löste ich Gabriele für ein halbes Jahr an der Landwirtschaftsschule in Rastenburg, als Beratungshilfe ab. Da hatte ich Gelegenheit große und kleine landwirtschaftliche Betriebe und vieles mehr kennen zu lernen. Ich nützte meine Freizeit um Tannenberg-Denkmal, Kurische Nehrungen (mit ihren Elchen) und vieles mehr auf Radtouren kennen zu lernen. In den beiden wunderschönen Sommern habe ich keine Gelegenheit verpasst, in den glasklaren masurischen Seen zu schwimmen. Noch heute freue ich mich, daß ich mit einer lieben Lehrerin am 7. Oktober bei herrlichem Sonnenschein, bei Rosengarten, in den Dobensee gestiegen bin, wir spürten unsere Körper kaum noch. Auch in dem halben Moy-See bin ich geschwommen; die andere Hälfte gehörte zu dem bekannten Führerhauptquartier Rastenthal.
 Bei herrlichen Wetter schlief ich drei Nächte im Freien - leider hörte ich da Geschützdonner. Die erste Offensive auf Ostpreußen war gestartet, im Oktober kam dann die zweite! Und wir hofften und glaubten, daß kein Fußbreit ostpreußischer Boden freigegeben wird, so wie es der Gauleiter im Radio versprach. Im Spätsommer half ich dann auf verschiedenen Höfen, auf denen Not war, bei allen anfallenden Arbeiten.

 So lernte ich den 500 ha großen Henriettenhof bei Rastenburg kennen. Und nach meinem halben Beratungsjahr habe ich dann dort angefangen zu schaffen. Ich fand dort meinen "Traumjob" in der Außenwirtschaft, nebenbei noch Innenwirtschaft. Wir hatten ca. 60 Arbeitskräfte.
Bei dem zweiten Angriff auf Ostpreußen im Oktober wurden damals Kindertransporte nach dem Westen gestartet. So wurden auch die 5 Gutskinder mit einer Tante zu Verwandten nach Oldenburg gebracht. Und langsam wurde es bis Dezember, wieder ruhig, unheimlich ruhig! Wir sagten: "Die Ruhe vor dem Sturm." Noch einmal fuhr ich zu Gabriele in den Landkreis Lötzen, da waren schon vorsorglich die Nachbarorte geräumt worden.
Am 1. Januar 1945 fuhr die Gutsfrau nach Oldenburg, die Kinder zu besuchen, sie kam am 17. Januar zurück . Am 15.01. wurde auf "unserem" Gut noch eine Treibjagd durchgeführt, obwohl ab dem 13.01. an der Front wieder geschossen wurde. Ca. am 21.01. wurde die "Zangenbewegung", die die Russen ja von uns gelernt hatten, vorgenommen. Und wir waren eingeschlossen! Frau W. ging dann auf Anraten von kompetenten Leuten auf die Flucht, damit die Kinder "im Ernstfall" wenigstens noch einen Elternteil hätten. Frau W. benützte die vorletzte Fahrt der "Gustloff", da sie ja schon am 23.1. flüchtete. Der tragische Untergang der "Gustloff" war am 30.1. mit ca 7500 Flüchtlingen.

 Am 23.01.45  schrieb ich an meinen Vater: "Noch fahren wir Dung auf die Felder, noch dreschen wir. Die Straßen sind voller Flüchtlinge- und wir wollen nicht ernsthaft an eine Flucht glauben." Vom Ortsgruppenleiter aus durften wir nicht fliehen. Im Gegenteil, die Flüchtlinge wurden noch von den Straßen geholt, damit die Soldaten ungehindert zurück und die Parteibonzen fliehen konnten. So um den 24.01. bekamen wir größere Einquartierung mit dem Hauptmann Krone. Da wurde geplant, Kanonen um das Gut aufzubauen und wir faßten immer mehr Hoffnung, doch noch bleiben zu können. - Die Mannschaft schlief auf Stroh in dem Speisesaal. Dem Hauptmann gab ich mein liebes Zimmer, so sah er auch meine Bücher aus Rendsburg und das war seine Heimat.
 Inzwischen schlief ich bei unserer Gutskindergärtnerin, die dann auch mit auf die Flucht ging. - In der Nacht 26/27 Januar wachten wir vom Lärm auf. Das Militär hatte Rückzugsbefehl bekommen. Die Russen waren kaum 30 km entfernt! Vom Artilleriefeuer rieselte schon der Kalk von der Decke und an einen geordneten Treck war nicht mehr zu denken.
Eben dieser Hauptmann riet uns, einen leichten Schlitten zu nehmen und neben der Straße querfeldein zu fahren. Unsere Gutsangehörigen wollten sich dieser Blitzflucht nicht anschließen. -Tags zuvor bekamen wir noch immer Fluchtverbot! Mein Chef suchte zwei widerstandfähige Pferde und einen leichten Schlitten heraus.
Zwei Sack Hafer, Pelze, die Papiere, für uns je einen Rucksack voll mit Allernötigstem, ein Brot, ein Stück Speck und eine Flasche Holundersaft, welche dann prompt bei den Minus 27 Grad gefror. Die Kindergärtnerin fuhr auch mit. Die erste Nacht waren wir im Freien auf einem  verlassenen Gutshof. Leider rollten gleich am ersten Tag unsere zu dünnen Schlittenkufen auf. Wir fanden zum Glück auf dem Gut einen leider kleineren Schlitten, den wir unserer Deichsel anpaßten. Der Hafer mußte wegen Platzmangel, leider in den Schlitten ausgeschüttet werden, was sehr zum Nachteil war, als wir bei dichtem Schneegestöber mit dem Schlitten umkippten. - Schade um einen Teil Hafer. Anfangs wußten wir gar nicht, wo wir waren. Schon im "Feindesland"? Da brannte es auf einem Flugplatz, wir mußten die Pferde am Halfter nehmen und oft wurden hinter uns Brücken gesprengt. Am 30. 01. erreichten wir dann Braunsberg, am Frischen Haff, wo wir uns bis zum 01.02. bei Verwandten der Chefin, ein Ehepaar mit 13jähriger Tochter, ein wenig erholen konnten. Diese gingen dann mit uns auf die Flucht.


 Aber wie?! Das Ehepaar hatte dann gerade auf der Schlittenbank Platz, mein Chef und ich, als Kutscher, ganz vorn. Hinten wurden dann noch für die zwei jungen Leute zwei Rodelschlitten angebunden. So ging es in Richtung Frauenburg, von wo wir, bei einsetzenden Tauwetter, das Frische Haff überquerten. Es durfte kein motorisiertes Fahrzeug mehr auf das Eis. Wir mußten im 75 Meter Abstand fahren und wenn die Soldaten immer wieder die Brücke über das Priel reparieren mußten, ertönte das "Halt! - Weiter!".
 So gelangten wir nach dieser Nachtfahrt, 12 km in 12 Stunden, in Kahlberg an. Wir hatten noch das Glück, auf dem Eis einen verlassenen Kutschwagen zu finden, diesen banden wir hocherfreut an den Schlitten an und ließen die Rodelschlitten stehen. So war der Platzmangel erstmal behoben. Als dann später kein Schnee mehr vorhanden war, ließen wir den Pferdeschlitten stehen und es ging weiter auf vier Rädern. Wir hatten es ja noch gut, im Gegensatz zu den vielen Fußgängern, die mit ungeeignetem Schuhwerk durch Tauwasser und über das Eis laufen mußten. Auch wurden ganze Mengen gefangene Russen auf diese Weise mit "Heim ins Reich" geschleppt. Jede Nacht hatten wir ein anderes Lager, oft in guter Unterbringung, dann wieder mal weniger schön. In den Städten mußten wir um Essensrationen, ebenso um Hafer, anstehen. Die Überquerung der Weichsel, ebenso der Oder, dauerte jeweils 12 Stunden und das bei Nacht! Vor der Weichsel wurden alle "wehrfähigen" Männer und Burschen von und aus den Wägen zum "Volkssturm" geholt. So auch mein Chef!
Die Fahrt ging dann zu fünft weiter. Am 23.02. übernachteten wir auf dem Schloß Stolzenburg, Stettin, bei Frau Ley (Frau vom Arbeitsminister). Inzwischen waren ja die Russen wieder in einer "Zangenbewegung" bis fast Stettin vorgedrungen.
Ende Februar gelangten wir nach Neubrandenburg und gönnten uns zwei Tage Rast auf einem Gut. Das Studienratsehepaar war ziemlich erschöpft. Wir beschlossen, von der Möglichkeit, die Pferde gegen Entgeld stehen zu lassen, mein Chef hatte uns dies noch geraten, "um sie dann bald wieder mit nach Ostpreußen nehmen zu können", Gebrauch zu machen. Dieser Utopie gaben wir uns noch hin!- Der besagte Gutsbesitzer hatte in seiner Stube einen großen, goldenen Reichsadler mit Hakenkreuz hängen!
Dann ging unsere Flucht per Zug dem Ende entgegen.
« Letzte Änderung: 18.12.05, 22:25 von Gislinde »
Mit lieben Grüßen
Gislinde

Offline Gislinde

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #11 am: 07.11.04, 01:17 »
PS. Muß hier die Fortsetzung schreiben, weil es ein Limit für die Länge gibt


Dann ging unsere Flucht per Zug dem Ende entgegegn.
 Bei mir war es Esenshamergroden, unweit von Nordenham. Dort konnte ich meiner Chefin die Gutspapiere übergeben. Sie hielt sich dort mit den fünf Kindern auf dem Bauernhof ihrer Schwestern auf. Ich wurde auch herzlich aufgenommen und arbeitete mit in der Landwirtschaft. Dann wurde im April beschlossen, mit Bewilligungsschreiben vom dortigen Bürgermeister, die Pferde und Wagen von Neubrandenburg nach dem "Westen" zu holen. So machte ich mich nochmals auf den Weg dahin. Konnte aber leider nur die zurückgelassenen Pelze abholen. Die Pferde gab mir der Gutsbesitzer nicht heraus, da vereinbart war, "wenn es zurückgeht nach Ostpreußen". - Und bei so einem Parteibonzen durfte man keinen Zweifel am Sieg aussprechen! Es waren ja in den Städten immer Listen ausgehängt mit den Namen der Desserteure und Zweifler, die umgebracht wurden.
Im Juli machte ich mich dann auf den Weg in meine sächsische Heimat. Es war ja damals nicht allzu schwer über die Grenze zu kommen. Ich arbeite dann bis März 1948 auf von Kommunisten geführten Stadtgütern, sowie in der Milchkontrolle. Inzwischen bin ich noch 2x Hin und Her schwarz über die Grenze gegangen, zum Teil unter abenteuerlichen Umständen. 1x nach Bayern und 1x nach Oldenburg zu meinen Gutsleuten. Bis ich mich dann am 31.03.48 entschloß, mit allem möglichen Gepäck und einem Herrenfahrrad ganz nach dem Westen zu gehen, um meinen Chef`s beim Aufbau einer neuen Landwirtschaft in Friesland zu helfen.

Zu Weihnachten fuhr ich dann in "Urlaub" zu meiner Tante nach München und da diese krank wurde, blieb ich dann ganz da.
In der Volkshochschule lernte ich dann  meinen Mann, ehemaliger Landwirtssohn aus dem Sudetenland kennen. Wir heirateten im Herbst 1949 und versuchten uns eine Existenz zu gründen. Zuerst hatten wir eine Verwalterstelle auf einem sehr schön gelegenen Allgäuer Hof .
1954 konnten wir eine Pachtung, ganz an der österreichischen Grenze übernehmen. Es waren sehr erschwerte Umstände. Da dann später ein Feriendorf auf dem gepachteten Grund errichtet werden sollte, mußten wir die Pachtung eher aufgeben. Nach sehr hartem Kampf und Unterstützung von einem Bundestags- und Landtagsabgeordneten gelang es dann doch Kredit zum Ankauf unseres 850 m hoch gelegenen großen Bergbauernhofes zu bekommen.
 So hatten wir ab Mai 1961 wieder eine Heimat. Wir sind sehr dankbar dafür und unsere 10 Kinder konnten eine gute Kindheit auf dem schön gelegenen Einödhof verleben.
1989 konnten wir den Hof unserem Sohn übergeben, der dann 1992 heiratete. Und wir fühlen uns in unserem "Altenteil" recht wohl, sind dankbar, daß wir, so gut es geht, noch auf dem Hof mit helfen können.
                     

 
     Ursula P., geb. Gremser              im April 1993
« Letzte Änderung: 14.11.04, 21:51 von Gislinde »
Mit lieben Grüßen
Gislinde

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #12 am: 07.11.04, 01:33 »
Hallo
wer noch mehr oder ähnliche Berichte lesen will, dem kann ich das Buch von
Marion Gräfin Dönhoff  empfehlen
Ihren Fluchtbericht  und die Geschichte ihres Gutshofes
Nach Osten fuhr keiner mehr

Wenn ihr mal in verschiedenen Suchmaschinen die Stichworte  1945 Ostpreußen Flucht eingebt,
sind sehr viele erschütternde Berichte zu lesen.
In Ergänzung zu den vielen Filmdokumentationen im Fernsehen "Die große Flucht" oder ähnliche
lassen sich die Berichte bildlich erscheinen.
Mit lieben Grüßen
Gislinde

Offline maryTopic starter

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #13 am: 07.11.04, 07:44 »
Hallo Gislinde,
beim Lesen der Lebenserinnerung Deiner Mutter bekam ich eine unwahrscheinliche Hochachtung.
Was ihn ihrem Leben alles an Schicksalen daherkam- die Heimat zu verlieren, eine neue Heimat zu finden und aus dem eine Existenz aufzubauen- 1o Kindern das Leben und eine Heimat zu schenken-
meinen tiefen und grossen Respekt vor dieser Leistung.
Ich habe meine Mutter vor kurzem gebeten, dass sie ihre Lebenserinnerungen und auch die meines Vaters niederschreiben soll- für uns Kinder und ihre Enkelkinder zum Lesen und Aufheben.
Komisch, früher wollte ich von dieser Zeit von Krieg, Not und all dem ganzen nie was hören,
erst seit kurzem habe ich begriffen, in welch schwierige Zeit meine Eltern hineingeboren worden sind.
Es wächst eine grosse Achtung, was die Generation meiner Mutter, meiner Großmütter geleistet haben.
Deswegen möchte ich das, was ich tue nicht abwerten- aber ich bin noch sehr froh, dass ich das meinen Eltern noch sagen kann.
Meine Eltern haben ihre Heimat nicht verloren, sie haben unter grossen Mühen eine Existenz aufgebaut,
aber all diejenigen, die auch noch Haus- und Hof verlassen mussten, die Flucht und Vertreibung, das Auseinanderreissen von Familien, den Weg in ein vollkommen ungewisses Schicksal erleiden mussten-
ganz werde ich das niemals ermessen können, was das alles für die damaligen Menschen bedeutet hat.
Aber wenn ich nur kurz innehalte- und mir überlegen müsste, in ein paar Stunden die Habseligkeiten zusammenzusuchen müsste und mit der Familie vom Hof gehen müsste, der mir jetzt 26 Jahre Heimat und Existenz war- die meisten Frauen waren alleine auf sich gestellt, die Männer im Krieg-
eigentlich gar nicht vorstellbar- und doch damals für Millionen Menschen die bittere Realität.
Da bekommt der Begriff Heimat wieder eine ganz andere Bedeutung.
Gislinde, vielen Dank für den Bericht Deiner Mutter, wenn sie noch am Leben ist, bitte richte ihr von mir schöne Grüsse aus, das geht sehr tief.
herzliche Grüsse maria

Offline frankenpower41

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #14 am: 07.11.04, 14:39 »
Hallo Gislinde

Obwohl ich überhaupt keinen direkten Bezug zu Ostpreussen habe, bin ich von Büchern über dort immer  begeistert.
Zur Zeit lese ich Ostpreussische Lebensläufe  von Ulla Lachauer.
Auch die Bücher (wenn auch nur Romane) von Arno Surminski haben mich immer sehr bewegt. Ich denke immer, in was für eine gute Zeit  wir doch hineingeboren wurden. Die Menschen damals hatten doch ein sehr schweres Schicksal, an dem sicher manche auch zerbrochen sind.

Marianne