Hier gibt es keine Pauschalantwort was richtig ist oder nicht. Wer einen Pflegefall in der Familie hat, muss ganz inviduell entscheiden was geht und was nicht.
Die Verbindung zu den gebrechlichen Angehörigen. Wer wie Hund und Katz ist, wird mit der Pflege scheitern.
Welchen Rückhalt bekommt von der Restlichen Familie, und Geschwistern etc. Moralisch, seelisch, betrieblich, auch wenn die nicht in der Lage sind, die Pflege zu übernehmen. Es kann nicht jeder seine mama oder papa, etc.... füttern, waschen, windeln usw....
Wie sieht die Einkommenslage aus ? Selbstständig o. Arbeitnehmer.
Was kann der Betrieb verkraften, an Wegfall von einer Arbeitskraft - die dann sich der Pflege widmet.
Kann auf dem Betrieb jemand eingestellt werden, wirft er soviel ab. Oder auch kann jemand im Haushalt eingestellt werden ?
Wie ist der Betrieb strukturiert, Ackerbau und/oder Viehhaltung, Direktvermarktung, Dienstleistung oder oder
usw. Ist der Verfahrensablauf der Produktion gut, mittelmässig, schlecht. usw.
Ich hatte über Jahre gleichzeitig 2 Pflegefälle (1 mal Pflegestufe 3) - das hat sicherlich viel Subtanz gekostet, doch die enge Bindung und Liebe zu den Menschen haben mich das durchstehen lassen.
Doch man wird auch einsam, Ausstehende können nicht verstehen, das man keine Zeit mehr hat, ausgelaugt ist und sich eben alles nur noch um die kranken Menschen dreht.
Vorwürfe hatte ich zu Hauf, man würde sich nicht helfen lassen usw. - waren schwere Messerstiche.
Das war die schlimmste Erfahrung, das es kaum Verständnis gab das ich mich FÜR die Pflege entschieden habe.
Das man keinen Respekt gezollt bekam, wenn man erschöpft war, seelisch so angeschlagen, wenn der Krankheitschub sich verschlechterte und darüber verzweifelt war,...auch enttäuscht war, über das abwenden der Anderen (Geschwister, Freunde).
Dann kamen Sätze wie:
warum tust du dir das denn an, du ziehst nur deinen Geschwistern einen Nagel aus dem Zeh.
Gedankt wird dir dies nie, was du tust.
Wenn du dir das antust, brauchst du dich auch nicht zu beschweren, das Du belastet bist und es dir seelisch nicht gut geht.
Warum hast du deine Existenz runtergeschraubt, das kannst du nie wieder aufbauen. Tua culpa - ich machte mich auch noch schuldig. Weil ich ja so dumm war.
Wenn der Mohr gedient hat - kann er gehen. Du wirst schon sehen, wenn deine Lieben nicht mehr sind, ..... wir haben dich gewarnt.
Hole dir doch eine osteurp. Hilfskraft oder einen Pflegedienst, die leiden nicht so, den Zerfall ertragen zu müssen, die sind da abgebrüht.
Du hast keine Zeit mehr für dieses und jenes,.... du kommst da nicht mehr hin und dort nicht mehr,.... das echt grausm mit Dir,...... wie lange soll das noch so gehen.
Ja, ich hab auf vieles verzichtet, vieles verloren,finanziell, materiell, Freunde ( das waren aber auch keine) uvm.
Aber ich habe meine Versprechen eingelöst, für meine Lieben bis zur letzten Minute anwesend zu sein.
Erhalten habe ich eine tiefe Dankbarkeit von den Menschen um die ich mich kümmern durfte - ich habe mich nicht geopfert.
Solche Menschen werden mir im Leben nie mehr begegnen, doch ich war so nah wie kein ander an ihnen dran. Das kann mir keiner nehmen, ich habe diese Menschen ganz intensiv kennengelernt ( obwohl es zuvor schon eine enge Bindung war), man bekommt Dinge mit, die man sonst nie erfahren hätte.
Gewünscht hätte ich mir:
das wenigsten ab und an, ein kleines Danke gekommen - von der Familie oder die Frage können wir dir wo anders helfen.
das Geschwister und enge Weggefährten der kranken Menschen sich mal Zeit genommen hätte - eine halbe Stunde, ja wenigstens einige Minuten sind immer drin, sich ans Bett zusetzen, die Hand zu halten, zu reden, einfach da sein,.... da lass ich keine Ausrede zur - man kann das nicht ( ausser das Verhältnis ist so massiv gestört).
Das Aussenstehende Personen mit denen ich einen Konflikt und Probleme hatte, Bereitschaft gezeigt hätten, die Störungen zu klären und somit zusätzliche Belastung wegfallen ( Habe es oft probiert, um Gespräche gebeten - doch wurde ignoriert und wieder als schuldig abgestempelt).
Das Freunde mit mir das ausgehalten hätten und nicht noch dick Vorwürfe aufgetischt bekommen.
Einen Tipp kann ich nicht geben, ich kann meine Erfahrungen mitteilen.
Egal wie sich jemand entscheidet:
Urteilen sollte niemand. Vor urteile und Ver urteilen hinterlassen seelische Wunden.
Ich war oft erstaunt, was für Ratschläge ich bekam ( von den unterschiedlichsten Personen) , ich müsste nur so und so,.... und wenn man das nicht teilen konnte,.... war man selbst schuld.
Darüber muss ich noch nachdenken,......... ich bin sehr kritisch und auch unsicher geworden meinen Mitmenschen gegenüber.
In wieweit ich das Problem meistere wird die Zeit ergeben.
Ich wünsche jedem, der mit Pflegefällen konfrontiert wird,.... die richtige Entscheidung und die Kraft das alles zu bewältigen und ich wünsche ein stabiles Umfeld (Familie und Freunde - nämlich unbezahlbar und durch nichts zu ersetzen) .....
In dem Sinne alles Gute.
Finchen