Ich weiß nicht, vielleicht ist uns es auch etwas Esskultur verloren gegangen?? Die Fähigkeiten, gut kochen oder backen zu können, wird oft nicht gewürdigt- wenn mans nicht berufsmäßig macht. Ich finde, ein "mit Liebe" gekochtes Essen, gemeinsam verzehrt, hat einen anderen Stellenwert als eine Pizzaschnitte zwischen durch. Wenn aber niemand da ist, der kocht, und die Mikrowelle ernährt die Familie, ist Essen ein notwendiges Übel. Oder anderes Beispiel: Ob ich dusche oder bade, ist auch ein Unterschied- obwohl ich beide Male sauber werde. Aber setze ich mich mit einem Buch und noch nem Glas Sekt, meinetwegen, gemütlich in die Wanne, ist es mehr Wellness als Sauberwerden
Einfach, weil die Wahrnehmung anders ist.
Ich habe ein olles Hauswirtschaftslehre-Schulbuch, die Zahlen darin sind aus den 60gern. Ein Facharbeiter musste damals ca. 1,5 Stunden für den Sonntagsbraten arbeiten. Ich denke, im Durchschnitt, legen wir mal einen Kilopreis von 4,--Euro zu Grunde, schafft es jetzt wohl so in einer halben Stunde...Was mich wenig kostet,ist auch nicht viel wert, wird daher auch nicht geschätzt. Viele haben wohl auch den Bezug zu den Lebensmitteln verloren, sie wissen sicher, woher die Milch, das Fleisch, das Gemüse kommt, aber die Mühe, die darin steckt, ist vielen nicht bewußt. Sicher war das früher, als auch in der Stadt noch selbst eingekocht wurde, anders.
Außerdem: Italienische Küche, griechische Küche etc. gilt ja noch als schick. Sehe ich mir die deutsche Küche, speziell die norddeutsche Küche, an ( vom Fisch mal abgesehen ), sieht die Sache schon anders aus: Ich z.B. bin ein großer Fan von Grünkohl, mit Kassler, Mettwurst, Pinkel, Kartoffeln ( gerne auch mit Bratkartoffeln mit Speck). Dies ist ein Gericht, was wintertags hier sonntags oft auf den Tisch kommt. Unsere Hausärztin kriegt regelmäßig Anfälle: Viieel zu fett! Und das bißchen Vitamin C aussem Kohl würde auch noch totgekocht ( schmeckt ja auch beim dritten Aufwärmen am besten!). Nein,nein. Obwohl ich absolut keine Gewichtsprobleme habe, auch meine Blutwerte sind normal, hält sie mir jedesmal Vorträge über die ungesunde Ernährungsweise. Alles viel zu kalorienreich und zu "tierlastig". Oder zb die "Haxen" ( sind mir als gegrillte Version tausendmal lieber als das gekochte "Eisbein"): Auch viel zu fett..
Nun wird kaum jemand ständig Haxe oder Grünkohl essen, es läßt sich auch überall eine leichte Version finden, trotzdem hat die deutsche Küche ein viel schlechteres Image als die italienische oder gar die französische...