Autor Thema: Geflügelpest/Vogelgrippe  (Gelesen 112853 mal)

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Offline Mirjam

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Re: Geflügelpest/Vogelgrippe
« Antwort #45 am: 11.09.07, 14:18 »
Ich halte es mit Mannomann. Wenn hier eine Hysterie am Markt wäre - dann wären sie nicht mal mehr absetzbar.

Jeden Tag werden - ich bekomme gleich noch die Jahresstatistik der dt. Geflügelproduktion - die "männlichen" Nebenprodukte der Legehennenproduktion (Küken die nicht nicht mastfähig da hagere Legehennenrasse) einfach "weggeschreddert"  werden (da das Schreddern einen schnelleren Tod bedeutet als das "sanfte" langwierige Vergasen),

Ich hab da Zahlen von Millionen Küken jährlich im Kopf, ich bekomme heute noch akutelle. Das ist immer im Hintergrund - ich kann mich über diese Keulungsaktionen bzgl. "Tier" nicht aufregen. Nur weil das "grade aktuell" ist irgendwelche Ethikambitionen ausgraben....während das andere, täglich laufende - verdrängt wird.

Ich würde mir da generell mehr Konsequenz oder Blick fürs Wesentliche mancherorts wünschen, ich hatte so ein "Urlaubserlebnis" mit einer Vegetatierin, die behauptet SIE hätte ja eine andere Einstellung zum Tier als "DIE" auf den Bauernhöfen, weil die ja Tiere halten um sie zu schlachten (nun klar, ihre 2 Großköter im Hintergrund werden sich ganz sicher nicht nur von Kohlrabi & Co. ernähren).


Gruß Mim

« Letzte Änderung: 12.09.07, 08:15 von Mirjam »
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Offline mary

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Re: Geflügelpest/Vogelgrippe
« Antwort #46 am: 11.09.07, 19:42 »
Hallo Mirjam,
über die Folgen seines Handelns muss sich jeder selbst klar sein, wir mussten heute eine Kuh einschläfern, das hat mir für diesen Tag gereicht.
Wenn dieser Umgang mit Tieren ethisch vertretbar ist- ich sehe es anders.
Hundertausende von Enten zu beseitigen, bin ja gespannt wie lange wir uns so einen Umgang mit Lebensmitteln noch leisten können.

Heute war in Wien Dennis Meadows - hab nur noch ein Zipfelchen gehört-
hoffentlich irrt sich dieser Zukunftsforscher.
http://science.orf.at/science/news/149457
Hab mich die vergangenen Winter durch seine 2 Bücher  über die Grenzen des Wachstums gearbeitet.




Offline Mannomann

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Re: Geflügelpest/Vogelgrippe
« Antwort #47 am: 11.09.07, 22:38 »

@ Mary was schlägst du als Alternative zur Massenkeulung vor?
Fakt ist die Tiere haben alle den H5N1 Erreger in sich und verbreiten die Krankheit munter weiter. Somit sind sie für den menschlichen/ tierischen Verzehr ungeeignet.
Was soll sonst mit den Tieren geschehen bzw. was wär für dich ethisch vertretbar?
Mir ist ehrlich gesagt eine konzentrierte Tierhaltung lieber als so ein unkontrollierte wie in Asien. In Asien verbreitet sich die Vogelgrippe unkontrolliert und Menschen/ anderes Nutzgeflügel stirbt dran. Das dies bei uns nicht so passiert ist meiner Meinung nach ein Erfolg unserer Wirtschaftsweise.

VlG Mannomann
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Offline Mirjam

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Re: Geflügelpest/Vogelgrippe
« Antwort #48 am: 12.09.07, 07:55 »
Hallo,

@ Mary: Das was du ansprichst sind für mich 2 ! paar Stiefel. Die Tierethik betreffend - da stellt sich die ganze Produktion, Intensivtierhaltung in Frage, die Keulung ist für das Tier - sicher nicht schlimmer als Schlachthof MIT vorhergehendem Transport. Für das Tier - ist es egal ob es nun gekeult oder geschlachtet wird - was macht es für das Tier einen Unterschied? Es ist uns ausgeliefert und wird getötet und stirbt ja nicht "freiwillig" für einen "guten oder unsinnigen Zweck".

Die Lebensmittelethik was die Vernichtung des "Lebensmittels Tier" betrifft - das ist eine andere Geschichte. Wie gesagt hadere ich auch mit so manchem was die EU und v.a. die EFSA ausknobelt und was hier insbesondere erstmal noch auf die Geflügelbranche mit Salmonellen- und Campylobakter-Monitoring zukommt.


was meine (und sicherlich nicht nur meine) Sorgen sind: In der Oberpfalz bzgl. H5N1 und der Entenkeulung befindet sich DIE Brüterei Süd in Regenstauff von Wiesenhof.

Angegliedert liegen in einem 10 - 20 km Radius einige "Häuser" mit Masthähnchen. Jedes "Haus" hat 8 Stallungen mit je 26.000 Tierplätzen Wiesenhof eigen, davon unabhängig die Konzessionäre (angegliederte Landwirte).

Solche Bestände kann man "nicht mal schnell" nachimpfen - oder den Impfstoff für diese Tiermengen "aus dem Hut zaubern" (ich hab die Daten aus der DGS, Ausgabe Juli, Bestandsdaten Deutschland Jan bis Juni):

Schlupf in 1.000 Küken mit Veränderung zum Vorjahr in %

- Legeküken                          22 676  (+ 4,3)        allein im Juni 3,6 Mio
- Jungmasthühner (Hähnchen) 230 906 (+ 5,9)
- Putenküken:                       21 032 (+10,3)
- Enten                                11 836  (5,0)
- Gänse                                    786 (+ 29,9)

Von einer großen Anlage kenne ich den Betriebsleiter persönlich und weiß, trotz der Menge an Tieren - wie nah er an der Tiergesundheit und den Tieren steht und welche Sorgen er derzeit durchmachen wird.

Der Trend im Fleisch geht wie schon in USA (siehe Deutsche - dicksten Europäer) weg vom "Rotfleisch" (Rind, Schwein) hin zum "Weißfleisch" (Geflügel): Aus diätischen Gründen, weils schneller zu kochen geht oder in die Richtung Großküche -> Seniorenessen.

Und die Möglichkeiten die ich sehe dieses "Wachstum" zu begrenzen wäre das St. Florians Prinzip (Auslagern Produktion Ausland/Drittländer oder Zukauf) oder eben - den Fleischkonsum generell herunterzufahren. Zwar werden wir Deutschen trotz aller Bemühungen die Frauen wieder zu mehr Kindern zu bewegen "weniger", aber dennoch sind in unserem kleine Land eben ~ 82 Mio Deutsche, die essen wollen und zwar "hochveredelt".

Sollen wir aus der Landwirtschaft rufen. "Eßt weniger Fleisch..." ?

@ Mannomann: Da braucht man gar nicht weit kucken: Im (meist) kleinstrukturierten Rumänien oder Kroatien bekommen sie die Schweinepest so gar nicht in den Griff, genau so wie PRRS in Afrika (bisher frei!): Inverserweise verschleppen da die bäuerlichen Betriebe (Kauf am "Markt") den Virus - während die Großbetriebe nur aus definiert freien Ferkelerzeugungen zukaufen und der Kontinent läuft Gefahr, hier in dieselbe Virus-Welle und Impfmaschinerie wie Europa zu laufen  :'(.

Gruß Mirjam

« Letzte Änderung: 12.09.07, 08:23 von Mirjam »
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Offline strop

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Re: Geflügelpest/Vogelgrippe
« Antwort #49 am: 13.09.07, 13:33 »
Mal nebenbei: Ist es denn nicht schlimm, wenn in den letzten Jahren immer mehr Krankheiten wieder ausbrechen, die man glaubte, schon vor 30 Jahren ausgemerzt zu haben! Ich denke da besonders an z.B. Rotlauf, Schwarzkopf, Salmonellen - speziell jetzt bei Legehennen (......wie es bei Hähnchen, Puten etc. ist, weiß ich nicht.......) Als man damals die großen Legebatterien einführte, ging es auch mit der Hygiene aufwärts, bestimmte Krankheiten verschwanden nach und nach einfach. Das soll nun sicherlich nicht wie ein Loblied auf die Käfighaltung klingen, aber ich weiß doch, mit welch ungeheurem Krankheits-Druck die Freilandhalter von Hühnern zur Zeit zu kämpfen haben.
Im Rahmen einer Erhebung wurde für Deutschland ein Wert von 24,7% Salmonella enteritidis und/oder Salmonelle typhimurium- positiver Herden ermittelt. Damit fällt Deutschland in die Kategorie der Länder, die diese Prävalenz in einem ersten Schritt um 30 % senken müssen (Zielwert Ende Januar 2009: 17 %).
Meinen Betrieb habe ich/musste ich am 1.9.2007 einem neuen Impf- und Untersuchungsprogramm anschließen, wie wohl alle anderen geflügelhaltenden Betriebe ebenfalls, sofern man denn im Falle einer Salmonellenerkrankung finanziell entschädigt werden möchte (ab 2009 dürfen Eier aus Salmonellen-positiven Beständen nicht mehr als Konsumeier verkauft/vermarktet werden).
Mir persönlich ist das Risiko, irgendwann einmal salmonellen-positive Hühner z.B. als Junghenne mitgeliefert  zu bekommen, zu groß. Auch die Futtermittellieferungen stellen einen großen Risikofaktor dar. Da kann ich es mit der Stallhygiene noch so gut meinen....
LG,
strop

Offline Mirjam

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Re: Geflügelpest/Vogelgrippe
« Antwort #50 am: 13.09.07, 13:42 »
Hallo Strop,

ich unterschreibe bei dir. Ein Geschäftsführer einer großen Geflügelproduktionsstätte hat mir bereits vor einem Jahr gesagt:

Auslaufhaltung ist mit der neuen Salmonellen-Innitiative "tot" - das Risiko ist einfach nicht handelbar.

Rotlauf, oh ja. Kannte ich als Kind als "relativ harmlose" ggf. beimpfbare Krankheit. Bis ich in Canada auf Farmen nach dieser Krankheit gefragt wurde: Auf "organic" Betrieben mit Stroh- und Todesraten trotz Behandlung von bis zu 10 % und mehr!

Auch hier in Deutschland (o.t. im Geflügelthema ich weiß) ist nun diese "aggressivere" Variante wie auch Listeriose mit einem "mehr" an alternativen Haltungsverfahren am "Kommen" - gleichzeitig das Wegnehmen der Leistungsförderer - mit einem "mehr" dann im Anschluss an therapheutischen Antibiotika absolut  :-X.

Die Betrieb auf denen nun H5Nx gefunden wurde - dürften wie alle in dieser Gruppe ein Besuchertagebuch haben, das Personen- und Futterverkehr als Vektor rückverfolgbar macht. Ich fürchte mich davor - wenn dies in "normal-dorf-bäuerliche Betriebe" kommt, wo das weder möglich, noch kontrollierbar-nachvollziehbar wird.

Übrigens ist in England wieder MKS ausgebrochen...  :-[. Die Viren scheren sich nicht drum, ob es kleine Betriebe sind oder "Intensivtierhaltungen", wobei die Menge der Tieren die betroffen sind - natürlich auf diesen Geflügelfarmen enorm hoch sind.

Neben den Salmonellenmonitoring - kommt ja auf Strop und ihre Kollegen da hier zu:

http://onleben.t-online.de/c/12/37/15/26/12371526.html

Derzeit treten in Deutschland ungewöhnlich viele Infektionen durch ein Darmbakterium auf. Die Symptome: Durchfall, Bauchkrämpfe, Erbrechen. Experten vom Robert-Koch Institut (RKI) in Berlin vermuten, dass Hühnchenfleisch die Quelle der Infektionen ist. Campylobacter heißt das Bakterium, durch das 2007 schon fast 44.000 Menschen erkrankten. Im Jahr zuvor waren es nur rund 33.000. In den Jahren zuvor waren die Zahl der Erkrankungen ebenfalls geringer. Das RKI rät, beim Zubereiten von Fleisch strikte Hygiene einzuhalten. Wir erklären Ihnen, was Sie genau beachten müssen.


Nun bitte keine Panik - die Darminfekte sind nicht neu, nur nach dem Medizin-Nobelpreis um Heliobakter und Magengeschwüren - weiß man jetzt nach was man suchen muss und wird fündig....  :-X

Und dies - das wird "richtig lustig" weil man über den Keim, Vorbeuge, Einschleppung viel weniger weiß als über Salmonellen  :-\.

Gruß Mirjam
« Letzte Änderung: 13.09.07, 14:10 von Mirjam »
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Offline cara

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Re: Geflügelpest/Vogelgrippe
« Antwort #51 am: 15.09.07, 17:53 »
...und wenn die Infektionsdosis auch viel geringer ist...
Bei Campylobacter reichen bereits ca. 50-100 Bakterien, um eine Erkrankung hervorzurufen, bei Salmonellen müssen es selbst bei einem immungeschwächten Menschen mind. 10 000 sein..
LiGrüss cara

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Offline Mirjam

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Re: Geflügelpest/Vogelgrippe
« Antwort #52 am: 18.09.07, 12:11 »
Hallo

im Bekanntenkreis kam in den letzten Tagen der Gedanke, dass es "verboten" werden müsste, Tiere in solch großen Beständen ("Massentierhaltung") überhaupt zu halten und überhaupt das es dann nicht zu solch großen Keulungen kommt. Zu dem, dass so viel Lebensmittel weg geworfen werden und man doch viel sparsamer = weniger damit umgehen sollte (Produkt Lebensmittel aus Tieren).

Diesen Gedanken habe ich aufgenommen und durchgespielt:

Angenommen - wir nehme das Jahresvolumen der Geflügelproduktion (oben von Jan - Juli) und schaffen es, dass wir 1/3 weniger davon benötigen/produzieren UND verteilen diese Produktionszahlen in Deutschland auf JEDEN einzelnen landw. Betrieb (damit nicht so viele auf einmal), der Jahresbericht 2007 Agrar spricht von ~ 350.000 landw. Betrieben (über 2 ha LN)

Das ergäbe dann eine Geflügelproduktion JE BAUERNHOF um die Massentierhaltung "aufzuteilen" von:

Legeküken: 22 Mio x 2 => 44 Mio minus ein Drittel  => ~  30 Mio / 350.000 Betriebe = 85 Hennen
Hähnchen: 230 Mio x 2 => 460 Mio minus 1/3 => ~ 300 Mio / Betriebe = 850 Masthähnchen
Puten: 21 x 2 => 42 Mio minus 1/3 => ~ 30 Mio / Betriebe = 85 Puten
Enten: 11 x 2 => 22 Mio minus 1/3 => ~ 15 Mio /Betriebe =  42 Enten

also auch ~  1000 Geflügeltiere Bestand JE Betrieb, aber auch nur wenn jeder noch so kleine oder große Betrieb dabei ist. Wenn wir von aktuellen Zahlen ausgehen (eher steigender Geflügelfleischverbrauch), dann wären es ~ 1.300 Tiere je Betrieb!

Und wenn hier ein Keulungsgürtel um einen Bestand gezogen wird - dann sind dort ebenfalls etliche Tausend Tiere (und viele Einzelbetriebe) betroffen - von der Nachvollziehbarkeit/Ausbreitungsgefahr mal ganz zu schweigen.


Gruß Mirjam
« Letzte Änderung: 18.09.07, 12:14 von Mirjam »
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Offline strop

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Re: Geflügelpest/Vogelgrippe
« Antwort #53 am: 18.09.07, 12:58 »
Eine interessante Rechnung, Mirjam. Ich wage nicht darüber nachzudenken,wie sich eine solche Haltungsform - noch ein paar Kühe und Schweine dazu - auf das Preisgefüge auswirken könnte......
Werd`ich mir - wenn Du erlaubst - ausdrucken.
LG,
strop

Offline Mirjam

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Re: Geflügelpest/Vogelgrippe
« Antwort #54 am: 18.09.07, 13:03 »
Hallo Strop,

ausdrucken ja, Zahlen wie gesagt - die sind GROB gerechnet, damit nachvollziehbar auf Basis der Meldungen der Schlacht- und Legeproduktion in der DGS-Zeitschrift.

Richtig ~ lustig ~ wird es dann: Wenn die Forderung nach Bodenhaltung und/oder Auslaufhaltung für die Tiere käme, je Tier wieviel x qm Wiese/landw. Nutzfläche bei den derzeitigen Getreidepreisen?

Andrerseits sehe ich wiederum die tiergesundheitliche Geschichte, Infektionskrankheiten und Zoonosen, Kühe, Schwein, Hühner - und das ganze bitteschön nach EU-Recht  ::) und den kommenden Lebensmittelhygieneauflagen...

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Gruß Mirjam



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Offline Mirjam

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Re: Geflügelpest/Vogelgrippe
« Antwort #55 am: 18.09.07, 13:40 »
Hallo,

da gibts - ich hatte es schon mal geschrieben - soweit ich weiß noch einen kleinen Haken. Die TSK wird ja nicht allein von den Bundesländern getragen oder von den Mitgliedsbeiträgen - sondern auch von der EU gesponsert.

Ich habe damals beim großen MKS-Seuchenzug in Niederlande gehört, dass da schon auch angerechnet worden ist, in wie weit die Bertriebe den gültigen Hygieneauflagen nachgekommen sind (Schadnager als Vektor, Hygieneschleusen, Hoftore, Futterlagerung Vögel...) und hier u. U. Abzüge vorgenommen worden sind (Fahrlässigkeit).

Ich mag hier nicht als Apokalyptiker rumspringen, aber ich hoffe nicht, dass sich das mit der Geflügelpest derart manifestiert, dass wir in eine ähnliche Situation kommen, in den klein/er strukturierten Häufeldörfern im Süden drücken meines Erachtens viele Vets noch ein Auge zu...

Übrigens: Wer glaubt, dass das mit HPAI-Virus = hoch pathogene aviäre Influenza-Virus und Keulung nur "Panikmache" wäre - die großen, globalen Grippezüge um die vorletzte Jahrhundertwende mit spanischer Grippe & Co.:

http://de.wikipedia.org/wiki/Spanische_Grippe nur hier nachzulesen läßt einen schon Angst bekommen

waren mutierte Geflügelpestviren, die in ihrer Pathogenität sich weiter entwickelt hatten und den "Sprung" zum Menschen und von Mensch zu Mensch gemacht hatten.

Immernhin hat der heutige HAPI-Virus vor dem sich die WHO so fürchtet auch bei den Einzelerkrankungen Mensch und optimaler Versorgung (keine überfüllten Krankenhäuser) - eine Todesrate von 50 %!

Gruß Mirjam
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Offline phil

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Re: Geflügelpest/Vogelgrippe
« Antwort #56 am: 18.09.07, 14:41 »
Camphylo bacter hatte ich mir mal zugezogen.Ich hab das damals auf ein Joghurt geschoben,das ich beim Tag der offenen Tür auf einem Biohof gekauft hatte.Ging aber Weg ohne Medikamente,bzw bin erst zum Arzt als es schon besser wurde.
Im letzten Stern hab ich gelesen ,daß in Berlin die Salmonelleninfektionen zu der Zeit als mal Putengammel in Dönern im Umlauf war um 30 % gestiegen waren.
Wahres Wort ist nicht schön-schönes Wort ist nicht wahr!(Konfuzius)

Offline Mirjam

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Re: Geflügelpest/Vogelgrippe
« Antwort #57 am: 18.09.07, 15:12 »
Phil,
ich vermute eher, dass die Leute aufgrund der Döner-Skandale ebs erschrockener bei Durchfall den Arzt aufgesucht und der prompt auf Salmonellen untersucht haben... die Dunkelziffer ist ja eh so hoch...

Gruß Mirjam
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Offline Mirjam

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Re: Geflügelpest/Vogelgrippe
« Antwort #58 am: 30.12.07, 13:42 »
Hallo,

zum Thema: Tierseuchen sind nur ein Problem der Intensivtierhaltung oder intensiv gehaltene Tier sind "anfälliger":

AHO Aktuell - 25.12.2007 Neuer Fall von H5N1 - Vogelgrippe in Brandenburg Neuruppin (aho)

 – Erneut ist in Brandenburg in einem
Hobby-Geflügelbestand die Vogelgrippe ausgebrochen. Wie der Amtstierarzt des Landkreises Ostprignitz-Ruppin mitteilte, wurde das
H5N1 – Virus in einem Bestand von 15 Hühnern in Blumenthal bei Heiligengrabe nachgewiesen. Die Tiere wurden umgehend getötet. Auch
31 Hühner eines Nachbarn, die der Halter zeitweise mit betreute, wurden sicherheitshalber gekeult.

Um den betroffenen Bestand wurden eine Drei-Kilometer-Sperrzone und ein Beobachtungsgebiet im Umkreis von zehn Kilometern errichtet. Im
Beobachtungsgebiet liegen den Angaben des Landkreises zufolge Geflügelhaltungen Betriebe mit insgesamt 150.000 Federtieren (...)




AHO Aktuell - 20.12.2007   Brandenburg: Weiterer Vogelgrippefall in Privathaltung

Potsdam / Belzig (aho) - In der brandenburgischen Gemeinde Bensdorf (Potsdam-Mittelmark) gibt es nach einer Meldung der „Märkischen
Allgemeinen“ einen neuen Fall von Vogelgrippe. Der Kleinbestand mit 30 Hühnern wurde geräumt. Das Ergebnis des Landeslabors Frankfurt (Oder)
muss noch vom Friedrich-Loeffler-Instituts auf der Insel Riems bestätigt werden.
Erst kürzlich war die Vogelgrippe in einem Kleinbestand mit 11 Hühnern im brandenburgischen Altglobsow (Oberhavel) aufgetreten.



Polen hat derzeit richtige Probleme:

AHO Aktuell - 22.12.2007   Poland meldet erneut Vogelgrippe
 
Warschau (aho) – Im polnischen Dorf Sadlowo Parcele in der Region Zuromin wurde bei Legehennen das H5N1 – Vogelgrippe entdeckt. Wie die
staatliche Veterinärverwaltung mitteilt, sollen die vier Legehennenbetriebe des Dorfes mit insgesamt 186.000 Federtieren
geräumt werden. Seit Anfang Dezember ist es im Norden Polens immer wieder zu Vogelgrippefällen bei Puten, Hennen und Wildvögeln gekommen.


und dies kann einem richtig Bauchweh machen und verständlich: Warum die WHO / OIE mit Vogelgrippeviren so konsequent / Keulung ist:

AHO Aktuell - 20.12.2007 Neues Schweine - Grippevirus mit Vogelgrippe - Genen

Ames (aho) – Einem Team amerikanische Wissenschaftler von verschiedenen Forschungseinrichtungen ist es gelungen, aus zwei
voneinander unabhängigen Schweinebeständen ein H2N3 – Influenzavirus zu isolieren, welches eine sehr große Ähnlichkeit zu einem
Vogelgrippevirus hat, welches bei Stockenten (Anas platyrhynchos) in Nordamerika vorkommt. Die Schweine wurden mit Wasser aus einem Teich
getränkt, der regelmäßig von Wasservögeln (Zugvögel) besucht wurde.

Wie die Wissenschaftler in der Onlineausgabe des Fachjournals „PNAS“ berichten, wurde dieses Vogelvirus zuvor noch nicht beim Schwein oder
anderen Säugetieren nachgewiesen. Eine genetische Analyse offenbarte, dass das Virus sowohl aus Genen von Vogel – als auch von
Schweineviren zusammengesetzt war. Da es auch gelang, mit dem Virus Mäuse und Frettchen zu infizieren, schließen die Wissenschaftler auf
eine gesteigerte Fähigkeit des Virus, Säugetiere zu infizieren.

Die Wissenschaftler erläutern, dass das jetzt isolierte H2N3 – Virus zu einer Gruppe von H2 – Influenzaviren gehört, die Menschen während
einer Grippeepidemie im Jahre 1957 infiziert hatten. Die Autorenfordern, regelmäßig Schweinebestände und die darin tätigen Menschen
auf das Vorkommen von Influenzaviren zu untersuchen.


und als Ergänzung - ständig gibt es weltweit Tierseuchen-Ausbrüche dieser Art in kleinen & bäuerlichen Haltungen:
 
AHO Aktuell - 04.12.2007 African Schweinepest in Tschetschenien

Moskau (aho) – In Russland ist die Afrikanische Schweinepest ausgebrochen. Wie das russische Veterinär- und Pflanzenschutzamt
„RosSelKhozNadzor“ jetzt mitteilte, wurde das Virus bei Wildschweinen in Tschetschenien nahe der Grenze zu Georgien entdeckt. Alexei
Alekseenko, Sprecher von „RosSelKhozNadzor“ nannte Georgien als mögliche Quelle des Virus.

Bereits im Juni diesen Jahres war in vielen Landesteilen Georgiens die Afrikanische Schweinepest ausgebrochen. Betroffen waren insbesondere
kleinbäuerliche Schweinehaltungen.

Die Afrikanische Schweinepest ist eine seuchenhaft auftretende Virusallgemeinerkrankung bei Schweinen. Sie kommt in Afrika
insbesondere südlich der Sahara vor. Sie ist seit Jahrhunderten in Süd- und Ostafrika bei Warzenschweinen endemisch. Erstmals wurde die
Seuche in den Jahren 1910 und 1921 in Kenia als Viruserkrankung europäischer Schweinerassen mit 100 %iger Letalität beschrieben.




« Letzte Änderung: 30.12.07, 13:44 von Mirjam »
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Offline jägerin

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Re: Geflügelpest/Vogelgrippe
« Antwort #59 am: 30.12.07, 16:46 »
Kein Grund für Gelassenheit bei der Vogelgrippe.

Die Seuche des globalen Tierhandels

KOMMENTAR VON HANNA GERSMANN

Der alte Bekannte H5N1 ist in Deutschland wieder aufgetaucht. In Brandenburg hat das Vogelgrippen-Virus innerhalb von zehn Tagen zum dritten Mal zugeschlagen. Doch diesmal bleibt die Hysterie aus. Es ist beunruhigend ruhig.

Rückblick: Rügen, Februar 2006. Politiker fordern Soldaten an, die in weißen Schutzanzügen Kadaver in Plastiktüten stopfen. Chefredakteure schicken ihre Reporter und Kamerateams los. Nur wer gute Nerven hat, bekommt bei den Bildern keine Angst. Dann stornieren Touristen ihre Buchungen. Deutschland redet über Tamiflu, das Medikament, das den Menschen vor dem Virus schützen soll. Der Hersteller kommt mit der Produktion nicht mehr hinterher, mit dem Geldverdienen auch nicht.

Diese Panik hat nur wenigen geholfen - und vor allem hat sie abgelenkt. Die Vogelgrippe war nie eine große Gefahr für die Gesundheit von Eier- oder Broilerliebhabern. Bis heute sind an H5N1 weltweit gut 200 Menschen gestorben. An der schnöden Menschengrippe sterben allein in Deutschland jedes Jahr gut 10.000. Leichtfertig stellen Politiker und Journalisten die Risiken falsch dar. Sie ignorieren die statistischen Erkenntnisse, weil das Fremde und Unbekannte so viel interessanter wirkt. Doch nach dem ersten Panikschub ist die Angst bei den meisten wieder verflogen. Inzwischen hat fast jeder verstanden, dass die Seuche nicht ihn betrifft. Also wird die Vogelgrippe gelangweilt abgehakt - doch dafür ist es viel zu früh.

Denn es bleibt beunruhigend, dass noch immer ungeklärt ist, wie sich diese hochinfektiöse Tierseuche verbreitet. Inzwischen spricht viel dafür, dass der Virus nicht nur durch Zugvögel übertragen wird. Es könnte gut sein, dass sich die Bauern die Seuche selbst auf den Hof holen - über den globalen Handel von Bruteiern, Küken und Geflügelprodukten. Zudem verschachern die Besitzer der Hühnerfabriken den Kot sorglos als Fischfutter. Die gnadenlose Industrialisierung der Geflügelhaltung ist das eigentliche Thema der Vogelgrippe. Über Alternativen zu reden, lohnt sich noch immer.

HANNA GERSMANN ist Umweltredakteurin der taz.

Es grüßt Euch Gerda!

Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.  (Mahatma Gandhi)