Autor Thema: Kälberdurchfall  (Gelesen 204912 mal)

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Offline Freya

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Re: Kälberdurchfall
« Antwort #30 am: 08.02.09, 22:40 »
Kalberdurchfall, dass ist mein großes Thema!

Ich habe hier meine jahrlange Erfahrung gegen erfolgreiche bekämpfung von Kälberdurchfall
mit euch anderen Bäuerinnen teilen wollen, aber man hat meinen Beitrag gelöscht, weil ich
detailierte Medikamente aufgezählt  habe die der Tierarzt mir gegeben hat und die tatsächlich helfen.
Da hat nicht gefallen...
Also wenn ihr mich kontaktieren wollt, ich helf auch weiter soweit ich kann: loreley2009@web.de

Hallo Loreley,

wir haben hier ein großes Thema in dem wir schon lange Kälberdurchfälle behandeln. Dazu brauchst Du hier kein neues Thema eröffnen. Ich mache mal hier zu. ...und wir machen hier keine Werbung für Medikamente.
Wer heilt, hat Recht.
Hippokrates

liebe Grüße
Freya

Offline martina-s

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Re: Kälberdurchfall
« Antwort #31 am: 10.02.09, 12:00 »
Hallo,
jetzt muss ich diese Box mal wieder aktivieren. Möchte keine neue Box eröffnen; wenn doch, soll/ muss/ darf Freya verschieben :D

Wie ich ja schon in anderer Box geschrieben habe, befindet sich in unserem Stall ein Coli - Erreger der übelsten Sorte. Mal ist es besser, mal schlechter.
Und momentan ist es schlecht! Sehr schlecht sogar.

Hab jetzt mindestens 3 Wochen gekämpft mit verschiedenen Kälbern. Zwei sind mir verendet. Nun hab ich einen Guten von Don Juan (natürlich - weil die Prüfbullennachzucht trifft es nicht so leicht). Der ist am 30. 01. 2009 geboren und hatte am 1. Feb. schon massiv Durchfall. Das, trotz Schluckimpfung mit stallspezifischen Vaczinen. Das, trotz Hygiene. Das trotz Muttertierimpfung.

Also hat er Infusion bekommen als er nach Diättränke zusehends schlechter wurde.

Insgesamt hat er 30 l Infusion hinter sich gebracht.

Er war aber mobil, stand auf, trank mal mehr, mal weniger.

Aber der Durchfall will nicht enden. Bei ihm nicht und bei 3 anderen in meinen Kälberboxen auch nicht.

Am Donnerstag hat uns TA gesagt, da muss am Freitag Mittag, wenn sein Chef ab morgen wieder da ist eine Entscheidung her. Er würde vorschlagen, man fährt das Tier in die Klinik.

Nun bietet sich für unsere Region eine Möglichkeit an: Ist am Rande von München. Möchte jetzt nicht schreiben, welche.
Da hab nun ich gestreikt. Ich hab nämlich da schon einige Kälber hingekarrt und keines wieder bekommen.

Eines hatte Hirnhautentzündung - nun, da verstand ich es ja, dass sie mir das postwendend eingeschläfert hatten. Hatte noch nicht mal gleich den A... bei meiner Haustüre herinnen, da haben die damals schon angerufen.

Ein anderer hatte gebrochene Beine. Auch für den haben sie nix mehr gemacht. Kam auch postwendend der Anruf.

Und was mich am meisten geärgert hat an diesen Aktionen: Jedes Mal haben sie mich gleich beschuldigt, ich hätte dem Kalb keine Biestmilch gegeben innerhalb der ersten Stunden. Und genau das hat mich an meiner Ehre angegriffen weil es völlig aus der Luft gegriffen war.

Kurz, ich fühlte mich dort nicht sehr wohl. Aus diesem Grund hab ich mir geschworen, da nie wieder ein Tier hin zu bringen.

Nun hab ich immer von Babenhausen gehört. Die seien so gut. Einer aus dem Dorf, glaubte ich mich zu erinnern, hatte da auch schon mal ein Kalb mit einer Infektion dort.

Hab dann zum TA gesagt in diesem unseren Fall würde ich lieber nach Babenhausen fahren.
So sind wir an dem Abend verblieben. Entscheidung sollte ja Freitag Mittag fallen.

Ich hab mir am Freitag morgens schon die Telefonnummer von Babenhausen aus dem Internet gezogen und gewartet. Es kam aber kein TA.

Am Freitag am Abend so um 20:00 herum stand dann plötzlich das Auto vom Chef der TA - Praxis oben am Stall. Da war ich aber schon gestiefelt und gespornt Richtung Auto unterwegs um zum Schießen zu fahren.
Mein Ältester und mein Mann waren noch im Stall. Ja, man sollte in Babenhausen anrufen.

Am nächsten Tag wollte aber keiner meiner Männer mehr was davon wissen weil in Babenhausen angeblich alles nur ambulant gemacht würde und die nehmen da nur Strichverletzungen und Eutersachen bei Kühen. Kälber machen die überhaupt nicht und überhaupt, wie käme ich auf Babenhausen. Das hatten meine Männer so aus dem Gespräch vom TA mit genommen.

Also verlief der Samstag und der Sonntag ohne Klinik. Das Kalb soff. Wenn auch nicht mit großem Appetit. Ich hab versucht mit Schleim den Darm zu sanieren. Mittags noch mal Elektrolytgabe. Das Kalb stand auch immer wieder auf. Öfter wie die Tage zuvor und in längeren Steh-intervallen.

Aber gestern früh hätte er theoretisch wieder eine Infusion gebraucht, die wir am Samstag dann abgenommen hatten abends ganz spät weil TA ohnehin nicht mehr was anhängen wollte.

WIr hatten uns schon damit abgefunden, dass der über den Jordan geht.

Dennoch haben wir in Babenhausen angerufen. Und dort war man total freundlich und man sagte uns, dass wir das Kalb bringen könnten. Am besten wäre noch eine Kuh dazu damit man Bluttransfusion machen könnte. Hernach folge noch ein Anruf, wir bräuchten keine Kuh zu bringen. Die Frau am anderen Ende der Leitung sagt, sie wäre gerad wo auf einem Betrieb und hätte das Blut schon.

Also wir Kalb in Auto verladen und mit Enkeltochter und Mann ab nach Babenhausen. Als wir von der Autobahn drunten waren haben wir einen Stop eingelegt um nachzusehen, ob Kalb überhaupt noch lebt. So schlecht war das Tier zusammen.

Dann in Babenhausen abgegeben. Frau dort hat auch bedenklich den Kopf hin und her bewegt.

So, und jetzt kommts: Kalb lebt immer noch!!!

Hat gestern Bluttransfusion bekommen und hernach den Kopf gehoben.

Heute sei er wieder selbst aufgestanden. Nur saufen tut er halt gar nicht gut.

Sicher, das Kalb ist nicht übern Berg. Ich bin auch eher pessimistisch. Aber die Freundlichkeit der Frau dort in Babenhausen werde ich nicht vergessen. So was baut einfach auf. Und man hat einfach das Gefühl, das Tier ist dort in guten Händen. Die Frau hätte auch sagen können, was wir mit dem Todeskandidaten hier noch wollen. Hätte ich voll verstanden! Hat sie aber nicht gemacht. Hat uns nur gefragt, ob wir Familienausflug gemacht haben. Na, das war nicht gerade so. Sah nur so aus. Unsere Enkelin schläft um die Zeit eh immer ein bisserl. So hat sie halt im Auto geschlafen und Uri daheim hatte mal ein paar Stunden Urlaub. Und ich hatte gestern Kopfschmerzen, so dass ich selber nicht fahren wollte. War morgens um 4 Uhr schon auf und hab mich so geärgert über den Verlust der Kälber, dass ich einfach nimmer schlafen konnte und so kamen auch die Kopfschmerzen.

Wenn ich wieder so was hab, dann warte ich nicht so lang, dann fahr ich gleich.

Die nehmen dort wirklich Kälber. Ich bin ehrlich erleichtert diese Möglichkeit ausgegraben zu haben.
Liebe Grüße
Martina

Offline heike

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Re: Kälberdurchfall
« Antwort #32 am: 10.02.09, 22:39 »
Hallo Martina

Bist du dir jetzt sicher dass das Coli und nicht Samonella Dublin ist? Weil die Betriebe die Status haben denen sterben auch viele Kälber weg :o.
Venlig hilsen fra Danmark
Heike

Offline martina-s

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Re: Kälberdurchfall
« Antwort #33 am: 10.02.09, 22:50 »
Hallo Heike,
sicher, nein, sicher bin ich mir nicht.

Allerdings hat unser TA Proben genommen und auf alles mögliche untersucht. Und unser jetziger TA ist eigentlich seh gründlich. Besonders eben der welcher angestellt ist. Der tut alles.
Ich hab ja noch so einen Kandidaten. Den glaubten wir auch schon übern Berg. Nun hat der heute wieder angefangen; bzw. gestern mit Durchfall wie Wasser. Hab diesmal gleich Diät angesetzt. Nun ist er wieder an der Infusion.
TA hat aber vor 5 Tagen selber erleichtert festgestellt, dass der nun wieder guten Kot von sich gibt. War auch so.
Also Rückfall!
Nun hat mein Mann dem TA vorhin gesagt, das wir den einen in die Rinderklinik getan haben und der da gleich Bluttransfusion bekommen hat.

Darauf hin hat TA sofort eine Kuh angezapft. Grad vorhin hab ich die Transfusion abgestöpselt und wieder Infusion hin.

Ich werde den TA morgen noch mal auf Deinen Verdacht hin ansprechen. Hab ihn letzte Woche schon gelöchert ob die da im Labor auch auf Campylobacter untersuchen. Er meinte ja. Also vermute ich, dass die auch auf Salmonellen untersuchen. Werde aber trotzdem noch mal nachfragen.
Jedenfalls Danke für den Hinweis.
Liebe Grüße
Martina

Offline Freya

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Re: Kälberdurchfall
« Antwort #34 am: 17.03.09, 22:53 »
Martina.... ich bin ratlos, was mit Deinen Kälbern los ist. Bei mir ist es seit Wochen ganz anders. Sie kriegen erst hohes Fieber (41°) und dann Durchfall, der aber eigentlich nicht das große Problem ist. Ich impfe aber immer noch alle Kühe gegen Rota-Corona-Coli. Hab von allen Kälbern im Januar und Februar nur einmal den TA gebraucht.
Ich wünsche Dir Glück für Deine Kälber und Geduld und Nerven.... ;D
Wer heilt, hat Recht.
Hippokrates

liebe Grüße
Freya

Offline martina-s

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Re: Kälberdurchfall
« Antwort #35 am: 17.03.09, 22:57 »
Hallo Freya,
bei mir ist eben wieder Ruhe eingekehrt. Können gar keine Kälber Durchfall bekommen, wenn sie schon tot zur Welt kommen  :'(

Jedenfalls die letzten Kälber sind in Ordnung. Froh bin ich!
Hoffentlich geht das bei Deinen Kälbern auch bald mal wieder vorbei.

Wir impfen auch.
Liebe Grüße
Martina

Samy

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Re: Kälberdurchfall
« Antwort #36 am: 18.03.09, 08:22 »
Hallo Martina,

kann es sein, dass sich Eure Kälber das Problem schon bei der Abkalbung holen?

Samy

Offline Ca.

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Re: Kälberdurchfall
« Antwort #37 am: 18.03.09, 09:17 »
Hallo, ich kämpfe seit ca. 2 Jahren gegen Kryptosporidien und Rotavirus.
- 10 Tage Stallspezifischer Impfstoff
- 7 Tage Halocur
Danach  -  Durchfall !!!!

und wißt ihr was jetzt noch hilft ?    MELISSENGEIST  !!!!!!!!

Morgens und abends ca. 12 ml ins Maul   & Schwarztee mittags und Morgens und abends Haferbrei.

(Kam drauf als ich vor lauter Ärger über die Sch...-Kälber Magenkrämpfe bekam und Melissengeist nahm -Hatte noch einen kleinen Rest in der Flasche und gabs´einem schon aufgegebenen Kalb ein - stand das doch tatsächlich am nächsten Morgen  da und hatte einen Heißhunger )

Natürlich hab ich trotzdem noch ab und zu einen , da hilft nichts .

Viele Grüße   Ca.

Offline mary

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Re: Kälberdurchfall
« Antwort #38 am: 18.03.09, 09:43 »
Hallo Ca.
also das ist ein brauchbarer Tip. Melissengeist haben wir eigentlich immer im Haus :).
Ach da fällt mir noch ein, hab schon viele Jahre einen Melissenlikör-
beim Rezept hiess es, er würde so gut schmecken, dass man ihn nur seinen besten Freunden anbieten könnte.
Nunja, wir scheinen einen anderen Geschmack zu haben- aber wenn eines unserer Tiere, egal ob Katze, Hund usw. nach schlechter Verdauung aussieht- bekommt es etwas davon-
und meistens hilft es.
Inzwischen hab ich die Hoffnung auf das ulitmative Durchfallmittel aufgegeben- eine Weile gehts gut und man wähnt sich in Sicherheit, danach kommt dann wieder mal die Ernüchterung.
Ich versuch, bei den Trockenstehern und nach dem Abkalben an den Kühen die Gesundheit zu verbessern und hoffe, dass ich da einiges erreichen kann.
Dass man/frau mit kranken Kälbern selbst krank werden kann, das kann ich auch aus eigener Erfahrung beipflichten.
Es gibt nichts nervenschonenderes und aufbauenderes im Stall als eine Horde frecher, herumtollender Kälber. Lieber freche Rüpel, als die ewig kränklichen Hätscherl.
Herzliche Grüsse
maria

Klee

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Re: Kälberdurchfall
« Antwort #39 am: 06.04.09, 23:31 »
Zum Thema Tränkung der Kälber bei Durchfall möchte ich auch mein Scherflein beitragen:
BITTE denken Sie bei Kälberdurchfall nicht an Diät in dem Sinne, dass eine Reduktion der Nährstoffzufuhr vorgenommen wird. Kälber mit Durchfall brauchen keine Diät. Was sie brauchen, sind genügend Nährstoffe und ZUSÄTZLICH eine Elektrolyttränke. An unserer Klinik haben wir jedes Jahr etwa 500 - 600 Kälber mit Durchfall. Unser Tränkeplan sieht folgendermaßen aus:
Morgens, mittags und abends Vollmilch in einem Gesamtvolumen von ca. 14 % der Körpermasse, bei einem Kalb mit 40 kg Körpermasse also etwa 5,5 Liter ( 2 - 1,5 - 2 Liter). Zwischen diesen Mahlzeiten und nach der letzten Milchtränke bekommen die Kälber eine einfach zusammengesetzte Elektrolyttränke in einem Gesamtvolumen, das sich nach der Stärke des Durchfalls richtet, meist insgesamt etwa 4 - 5 Liter. Alle Kälber bekommen weiches Heu, Kälberkorn und Wasser zur freien Aufnahme angeboten.
Wir haben vor Jahren einmal einen Versuch gemacht, in dem wir limitierte Milchtränke 3x täglich (wie oben beschrieben) mit Milchtränke 3x täglich zur freien Aufnahme verglichen haben. Hinsichtlich der Dauer des Durchfalls gab es keinen Unterschied zwischen den Gruppen, aber die Gruppe mit Milchtränke zur freien Aufnahme hat (während der Durchfallphase!) durchschnittlich 600 g am Tag zugenommen, dier andere nur etwa 200 g.
Wir bekommen immer wieder völlig abgemagerte Kälber in die Klinik, die Opfer irgendwelcher Diätpläne sind. Dass derartig abgemagerte Kälber in ihrer Abwehrkraft gegenüber Infektionen geschwächt sind, ist selbstverständlich.
Bitte tun Sie das Ihren Kälbern nicht an. Und bitte glauben Sie nicht, dass Elektrolyttränken ein Mittel gegen Duchfall sind, denn das kann zu zwei verhängnisvollen Fehlern führen.
Wenn Kälber mit Durchfall stark ausgetrocknet sind und/oder nicht mehr trinken, sollten sie umgehend von der Tierärztin oder vom Tierarzt per Infusionen behandelt werden.
Freundliche Grüße,
W. Klee

Offline Wiebke

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Re: Kälberdurchfall
« Antwort #40 am: 07.04.09, 00:15 »
Hallo Matina,
tränkst du MAT oder Vollmilch?

Ich habe seit wir Vollmilch tränken KEINE Kälberverluste mehr wegen  Durchvoll gehabt.So bald mir bei einem Tier was nicht ganz geheuer ist bekommen sie mindestens 3 Tage lang je Mahlzeit einen  Becher Joghurt in die Milch.( Tränkeplan siehe KLEE).
Das dauert nun seit 7 Jahren an!
Hinzu kommt, (ich halte das für einen wichtigen Faktor), das unsere Lütten im Freien (Iglu) sind. Ich bin überzeugt davon das sie dort besser aufgehoben sind!
 Sollten Probleme in der Hochsaison auftreten und ich hab dann welche im *alten* Kälberstall, kommen sie raus, egal wie ! Zwischentränke (Elektrolyth) biete ich generell an,bereits nach der ersten Biest milch, ich habe gestaunt wie gut sie es annehmen!
Das Coli heimtückisch ist , ist mir bekannt.

LG und freudigere Zeiten wünscht   Wiebke
Jedes Ding hat drei Seiten: Eine, die du siehst, eine, die ich sehe und eine, die wir beide nicht sehen.

Offline geli.G

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Re: Kälberdurchfall
« Antwort #41 am: 07.04.09, 08:36 »
Kälber mit Durchfall brauchen keine Diät. Was sie brauchen, sind genügend Nährstoffe und ZUSÄTZLICH eine Elektrolyttränke. An unserer Klinik haben wir jedes Jahr etwa 500 - 600 Kälber mit Durchfall. Unser Tränkeplan sieht folgendermaßen aus:
Morgens, mittags und abends Vollmilch in einem Gesamtvolumen von ca. 14 % der Körpermasse, bei einem Kalb mit 40 kg Körpermasse also etwa 5,5 Liter ( 2 - 1,5 - 2 Liter). Zwischen diesen Mahlzeiten und nach der letzten Milchtränke bekommen die Kälber eine einfach zusammengesetzte Elektrolyttränke in einem Gesamtvolumen, das sich nach der Stärke des Durchfalls richtet, meist insgesamt etwa 4 - 5 Liter.

Hallo,

bei uns saufen die Kälber als erstes nicht mehr richtig und dann erkennt man meist den Durchfall. Wie soll man jetzt so einem Kalb 5,5 Liter Milch und zwischendrin noch Elektrolyt reinbringen  ???
Wenn man krank ist, hat man keinen Hunger, das ist doch bei Menschen genauso... :-\

Es stimmt schon, dass früher geraten wurde, keine Milch mehr zu geben und nur noch Elektrolyt zu geben, aber inzwischen wird halt mal eine Mahlzeit durch Elektrolyt ersetzt. Kälberverluste durch Durchfall haben wir auch nur gaaaanz selten.
Man kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber dem Tag mehr Leben.
Viele Grüße von Geli

Offline a.m.

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Re: Kälberdurchfall
« Antwort #42 am: 07.04.09, 10:29 »
Geli, gebt den Kälbern BiPill. Das ist so ein Boli, der gegen die innere Übersäuerung angeht. Dann kommt auch der Appetit wieder und es klappt mit den vielen Tränken. Zu beziehen über den Hoftierarzt!

Den Tränketipp von Herrn Klee kann ich nur bestätigen, aber er hat vergessen zu erwähnen, das zwischen Milchgabe und Elektrolytgabe mind. 2 Stunden liegen müssen, sonst funktioniert das nicht, weil dann die Milch mit dem Elektrolyt reagiert und es zu weiteren Verdauungsstörungen kommen kann..

Und ja, es ist sehr viel Arbeit und anstrengend, 6 Mahlzeiten am Tag zu verabreichen und wird deswegen oft schnell wieder gelassen. Gut wäre es, wenn, z.B. Hilfspersonen die simple Elektrolytfütterung übernehmen könnten, damit es die universalbelastete Bäuerin nicht aus den Schuhen haut.
Sowas ist in einer Klinik leichter zu organisieren, als in Betrieben, die eh schon in Sachen Arbeitsbelastung an der Kapazitätsgrenze laufen. Dort ist eine tierliebe Nachbarin (kann auch schon ein 14jähriges Mädel sein), ein/e williger Altenteiler/in Gold wert.


Offline K1

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Re: Kälberdurchfall
« Antwort #43 am: 07.04.09, 20:39 »
Manchmal hilft mir es schon, wenn ich in diesem Forum lese, nicht allein mit diesem Problem zu sein. Die guten Tipps gibts noch obendrauf. DANKE  :D

l.g. Karin

Klee

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Re: Kälberdurchfall
« Antwort #44 am: 10.04.09, 12:51 »
Wie häufig es vorkommt, dass Appetitlosigkeit wirklich (!) das erste Anzeichen einer Durchfallerkrankung ist, würde mich interessieren. Wenn ein Kalb in einer gut eingestreuten Box aufgestallt ist, ist es zumindest denkbar, dass sehr wässriger Kot in der Einstreu versickert und der Beginn des Durchfalls daher übersehen wird.
Trinkunlust der Kälber (ob mit oder ohne Durchfall) kann eine sehr frustrierende Erfahrung sein. Auch wenn ich das natürlich leichter schreiben kann als Sie es verwirklichen können, bitte ich Sie, nicht gleich zum Einschütten zu greifen. Es sind schon wirklich viele Kälber mit dem Vorbericht "trinkt nicht" in die Klinik gekommen, und wenn mein Mitarbeiter Dr. Rademacher sich mit ihnen einige Minuten beschäftifgt hat, haben sie angefangen, ihn anzurüsten und dann auch getrunken. Manche sind allerdings so "verschreckt", dass sie nicht trinken, wenn sie den Nippel sehen. Dann kommen meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die tollsten Ideen, zum Beispiel, den Kälbern ein Handtuch über das Gesicht zu legen, was tatsächlich mitunter funktioniert. Ich habe dann schon scherzhaft bemerkt, dass wir eine rinderkinderpsychiatrische Abteilung haben. 
W. Klee