Autor Thema: Biografien und Lebenserinnerungen  (Gelesen 56515 mal)

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Offline martina-s

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #15 am: 07.11.04, 20:47 »
Hallo Gislinde,
ich danke Dir, dass Du Dir die Mühe gemacht hast mit dem Abtippen des Berichts von Deiner Mutter. Die Menschen haben damals schon erhebliches mitgemacht.  Eigentlich habe ich mir schon als junges Mädchen immer überlegt wie sehr es den Leuten doch schon alleine Schmerz bereitet hat, dass sie damals von daheim weg mußten. Alles zurücklassen... Und viele haben hier bei uns über die Flüchtlinge geschimpft weil die angeblich mehr Vorteile bekommen haben...
Dabei konnte man den Verlust der Heimaterde sicher nicht mit Geld aufwiegen.

Liebe Grüße
Martina

Gitte

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #16 am: 08.11.04, 14:37 »
An Lebenserinnerungen habe ich zwei Favoriten:

"Das Leben meiner Mutter" von Oskar Maria Graf. Es ist eine Chronik über bäuerliches Dasein und die politischen Ereignisse der Zeit von 1857 bis zum zweiten Weltkrieg.


"Erinnerungen einer Überflüssingen" von Lena Christ. Ich verehre diese Schriftstellerin sehr. Sie wurde 1881 geboren und hatte wenigstens eine glückliche Kindheit, die sie bei den Großeltern verbrachte. Als sie schließlich ihre Mutter mit 8 Jahren nach München holte, weil sie in der Gastwirtschaft ihres Stiefvaters arbeiten mußte, begann ihr Leidensweg. Sie wurde ausgebeutet und mißhandelt. Ich werde nie verstehen, wie eine Mutter ihr eigen Fleisch und Blut so hassen kann. Um dem brutalen Elternhaus zu entkommen stürzte sie sich in eine Ehe, in der es ihr auch nicht besser ging. Sie trennte sich nach acht Jahren Ehe, in der sie sechs Kinder zur Welt brachte. Ihr zweiter Mann ermutigte sie schließlich, ihre Lebenserinnerungen aufzuschreiben. Zu ihren Bekanntesten Werken gehören "Madam Bäurin" und die "Rumplhanni", die verfilmt wurden.  Leider hat sich Lena Christ mit 38 Jahren das Leben genommen, weil sie an ihrem Leid zerbrochen ist und mit dem Leben nicht mehr fertig wurde.

Dieses Buch hat mich sehr bewegt.

LG Gitte

Offline annama

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #17 am: 08.11.04, 15:33 »
Hallo Gislinde,

Danke für den Lebenslauf deiner Mutter den du so ausführlich hierein gesetzt hast.Beim lesen des Berichtes sind mir die Gedanken wieder gekommen das Ähnliches die Geschwister meiner Mutter auch erlebt haben.Selbst habe ich 1943 und 1944 mit meiner Mutter den Hof meiner Großeltern  in Cronau Kreis Allenstein Ostpeußen besucht ,mein Vater war als Soldat an der Front somit konnte er uns auf Urlaub besuchen kommen.Bei der 2.Reise war meine Mutter Schwanger und im August 1944 kam meine Schwester dort auf die Welt ,sie war 4 Wochen alt als mein Vater zu Besuch kam und sagte zu meiner Mutter: " Agnes pack deine Sachen und die Kinder und seh zu dass Du ins Rheinland kommst ,die Front rückt immer näher ."Gesagt ,getan es wurde eine Tragetasche für das Baby genäht,Koffer gepackt und Tante Lene begleitete uns mit dem Zug bis Berlin.Hier wurden wir in ein Mütter-Kind -Abteil gesteckt und ab ging der Zug in Richtung Köln und dann nach Andernach.Mein Gott wie hat unsere Mutter das nur ausgehalten ? Frage ich mich heute öfters. Wir waren fast 3 Tage unterwegs,die Züge kaputt,kalt und sehr schmutzig.
Die Geschwister mussten alle fliehen und Dank unserer Mutter haben alle zu ihr nach Andernach geschrieben , sie hat dann die Familie durch ihre neuen Adressen alle zusammen geführt.Sie haben alle querbeet von der Lüneburger-Heide ,über Kurhessen ,Frankfurt und Gladbeck/Westf dort eine neue Heimat gefunden .Gott sei Dank haben sie alle lebend den Westen erreicht .

Im Juli 1981 nach 37 Jahren haben meine Mutter ,Schwester ,Onkel ,Tante und meine Wenigkeit eine Reise in die geliebte Heimat Ostpreussen unternommen.
Ihr glaubt nicht was das für ein Erlebnis war,mit Worten ist es nicht zu beschreiben und die Polen die nun auf dem Hof sind haben uns mit offenen Armen empfangen.
Wir durften Haus und Hof besichtigen ,was nicht überall bei einigen Mitreisenden der Fall war.
Mittlerweile haben wir schon einigemal Ostpreußen besucht und mein Herz hängt an der Heimaterde meiner Ahnen.
Wir haben eine landw.Studienreise unternommen und besuchten auch Rastenburg ,heute Ketrzyn mit seinem grossen AGROKOMPLEX Ketrzynski Zjednoczenie - Rolniczo - Przemystowe .
Hier auf diesem Gutshof wurde 1898 von Frau Böhm der deutsche Landfrauenverein gegründet.
Mittlerweile sind alle grossen Kolchosen Pleite , Holländer ,Dänen usw haben etliche Betriebe übernommen.

Mittlerweile lese ich auch alle Bücher über Ostpreußen die mir in die Hände kommen und sehr viele Bildbände und Fotoalben habe ich mir zugelegt.
Es ist immer wieder schön in den Erinnerungen zu leben und  einfach wunderbar dass sich die Grenzen in Frieden und Freiheit geöffnet haben.
Gerade wenn eine Frau meint ihre Arbeit sei getan
wird sie Grossmutter

Liebe Grüsse annama

Offline Gislinde

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #18 am: 14.11.04, 19:58 »
Hallo Lena.. hab ich auch gelesen..."Ein Teil Heimat seid ihr für mich" für mich sind solche Geschichten aus dem Leben immer interessant.

Wenn jetzt hier noch einige Ostpreußeninteressierte sind, kann ich noch einiges berichten. In Bildbänden oder etlichen neueren Reiseberichten im TV (W. v. Lojeski u.a.) stelle ich mir das schöne Land vor.
Hier möchte ich allen danken, die sich an der Geschichte meiner Mutter interessiert und bewegt gezeigt haben. Für meinen Vater und meine Geschwister und mich ist es beim Lesen, als ob sie damit noch bei uns im Geiste lebt.

Als ich vor 3 Jahren die Kriegsjahre meiner Eltern und Großeltern für die Familiengeschichte zusammenstellte, habe ich gezielt in der Bücherei und im Internet nach Erzählungen über diese Jahre gesucht. Im Fernsehen lief auch mal ein Film über die „Wolfskinder“

Wolfskinder – so bezeichnete man die durch die Kriegswirren elternlos gewordenen Kinder Ostpreußens, die durchs Land zogen und Unterkunft und Essen erbettelten. Viele von ihnen sind verhungert oder auch umgekommen in den Wäldern . Andere wurden – von meist litauischen Familien – aufgenommen und als billige Arbeitskräfte eingesetzt. Die meisten haben litauische Namen angenommen, um nicht aufzufallen. Sie haben geheiratet und selbst Kinder bekommen. Und oft weiß nicht einmal ihre Familie von ihrer wahren Herkunft. Manche wissen selbst nichts mehr über ihre deutsche Vergangenheit. Die etwas Älteren, die sich an ihre Namen und Herkunft errinnern konnten, hatten nach dem Krieg die Möglichkeit ausreisen zu können.
Ruth Kibelka: Wolfskinder.
Grenzgänger an der Memel
,,Ich war drei, als die Mutter starb. Wie ich nach Litauen kam, weiß ich nicht. Einen Winter bin ich wohl über die Dörfer gegangen, dann fand ich gute Menschen. Dort waren 5 Kinder, aber ich wurde immer bevorzugt. Sie haben mir zu essen gegeben und mich gekleidet wie ihr eigenes. Die Leute haben immer gesagt, daß ich aus Ostpreußen bin. Als ich zu ihnen kam, konnte ich nur Deutsch. Aber im Paß steht jetzt: Litauerin...“
( aus dem Buch von Ruth Kibelka ,,Wolfskinder“)

bei www.ostpreussenblatt.de finden sich mehrere Erzählungen wie diese

Wir waren Wolfskinder!
Das Schicksal einer ostpreußischen Familie (Sieglinde Kenzler, geb. Liedtke)


Oder ein anderes Buch hat mich beeindruckt :
Die Magermilchbande
Mai 1945. Fünf Kinder auf der Flucht nachhause.
 Der Roman "Die Magermilchbande" von Frank Baer ist eine interessante Nachkriegserzählung. Fünf Kinder, zwei Mädchen und drei Jungen aus Berlin, waren mit anderen Klassenkameraden wegen der Luftangriffe auf die Großstadt in einem tschechoslowakischen Kinderlandverschickungsheim untergebracht worden. Im Mai 1945 werden sie sich selbst überlassen, verlieren den Anschluss und machen sich allein auf den Weg zurück nach Berlin. Es ist eine faszinierende Geschichte, sondern auf wahren Begebenheiten basierend. Sehr gut dargestellt ist die Stärke, mit der die Kinder all das Erlebte verarbeiten, die Toten, die Angst, den Hunger, die Kälte, dass sie nicht daran zu Grunde gehen, sondern menschlicher bleiben als alles sie Umgebende. Ob unsere heutigen Kids auch solche Herausforderungen bestehen könnten?


Mit lieben Grüßen
Gislinde

Offline maryTopic starter

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #19 am: 14.11.04, 20:24 »
Hallo Gislinde,
die von Dir beschriebenen Bücher werde ich besorgen, da habe ich dann gleich Weihnachtsgeschenke, die etwas tiefer gehen.
Vermutlich zeigt sich der Charakter erst wirklich in den Krisen- und Notsituationen des Lebens, es ist unfassbar,
was an Not, Elend, Schmerz und bitteren, leidvollen Erfahrungen des 2. Weltkrieges Menschen erleiden  mussten.
Vor kurzem haben mir 2 unabhängig voneinander in den Wirren des 2. Weltkrieges geborene, heute bereits über 6o Jahre alte Zeitzeugen erzählt, was bei ihnen von Bombennächten im Luftschutzkeller, den Erlebnissen auf der Flucht, der Verlust des Zuhauses - eigentlich zum Verlust der Kindheit geführt hat- beide fühlen sich auch noch als ältere Menschen um diese Zeit betrogen.
Der Unterschied, der eine hat eine starke Mutter erlebt, die ihm als kleines Kind in den ganzen Wirren doch Geborgenheit geben konnte-
der andere musste bereits als kleiner Knirps für die noch kleineren Geschwister und für eine kränkliche Mutter die Verantwortung tragen.
Er erlebte die Bombennächte in einem Luftschutzkeller als dermassene Bedrohung, dass er heute nocht schweissgebadet mitten in der Nacht aufwacht - und erst nach einer Weile begreift, dass er nur geträumt hat.
Jetzt wundere ich mich nicht mehr, dass es keine Aufarbeitung der Geschehnisse des 2. Weltkrieges gab, da waren so viele Traumas, die nur verdrängt werden konnten-
mein Vater kann heute noch nicht oder nur unter Tränen über die Zeit in des Krieges und der Gefangenschaft sprechen. Was da in den Seelen von jungen Menschen alles kaputt gemacht wurde-
ich frag mich nur, woher so eine Spirale der Gewalt entstehen kann-
Wieviel hass muss sich angestaut haben, um so ein Inferno in ganz Europa auslösen zu können.
Aber sind wir heute friedlicher oder friedliebender geworden?
Haben wir aus der Vergangenheit wirklich was gelernt?
Ich bin da leider sehr skeptisch.
Herzliche Grüsse
maria

Offline Gislinde

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #20 am: 14.11.04, 20:54 »
Hallo Maria
Du hast einen wichtigen Aspekt noch reingebracht, heute wird gleich psychologische Betreung angeboten, damals mußten die Menschen und Kinder vor allem alleine damit zurechtkommen. Es war wohl oft ein starker Überlebenswille da, dann wurde viel verdrängt, es wollte niemand davon hören oder berichten.
Auch meine Tanten, die die Vertreibung aus dem Sudetenland miterlebten, sind heute oft noch voll Bitterkeit, wenn sie daran denken. Sie waren mir nun dankbar, als ich ihre Geschichten für die Familienchronik aufgeschrieben haben wollte. So konnten sie auch die schönen Kinderjahre auf dem Elternhof im Egertal noch miteinbringen. An meine verstorbenen Großeltern erinnere ich mich als gläubige Menschen, die viel beteten und trotz des Verlustes ihrer Heimat uns Enkel wunderbar betreuten.

Nun noch mal Ostpreußen:
Meine Mutter war damals 22 Jahre als ihr die Flucht geglückt war, Schicksal.. Gottes Vorsehung???
Wie es ihr sonst ergangen wäre, kann man  bei dem nachfolgenden Brief erahnen.
Eine Frau von den Gutsarbeitern schrieb diesen an die Gutsfrau W. vom Henriettenhof, die sich in Norddeutschland niedergelassen hatten. Ich habe diese Kopie mit deutscher Handschrift nicht vollständig entziffern können, deshalb ein paar Lücken.


Brief der zurückgebliebenen deutschen Familie Bratschke über die letzten Tage in  Ostpreußen
(Arbeiterin des Gutes Henriettenhof)

Groß N..... (Sachsen) ,den 8.9.46

Werte Frau W.!

Ich habe ihren werten Brief erhalten und danke ihnen, daß sie sich auf meine Karte hören ließen, denn ich habe mich die ersten Tag so verlassenen gefühlt so in der fremden Gegend, und man freut sich ,wann man von hiesigen (bekannten) Menschen paar Zeilen hört.
Nun liebe Frau W., sie können sich gar nicht vorstellen, was wir für ein Elend durchgemacht haben, als der Russe kam.
Am 28.1. 45 um 8 Uhr morgens kamen die ersten Russen auf das Gut rauf, wir wollten noch flüchten des Nachts um 2 Uhr, aber die Russen waren schon auf der Straße. Als  die ersten Russen raufkamen, haben sie uns deutsche Menschen alle zusammengetrieben ins Strohhaus, wo die gefangenen Russen früher waren, und die Polen und Weißrussen durchstürmten unsere Wohnungen. Dann kamen die Russen und frugen wo der Gutsherr ist, dann haben sie alle deutschen Männer gruppenweise rausgestellt zu je 8 Mann. Wir Frauen waren der Meinung , die Männer gingen zur Arbeit. Wir Frauen mit Kinder saßen nun 4 Tage und Nächte ohne Essen und Trinken, die gefangenen Frauen und Mädchen wurden von den Russen vergewaltigt. Als sie uns nun genug gequält haben, ließen sie uns nach 4 Tagen raus.
Mein Gott, liebe Frau W. die Kühe und Schweine  liefen draußen hungrig  rum, die  Kühe ohne gemolken (zu sein), die Feldscheune brannte, die Flüchtlingswagen auf dem Hof- alles umgeworfen, die Toten lagen an allen Ecken, nur Russen waren wie Bienen auf dem Hof.
Nun gingen wir in unsere Wohnung, wir fanden kein Kleidungsstück mehr  oder was zum Essen. Die Wohnung war ganz leer, bloß die Möbel umgeworfen. Wir hatten nun nichts zu essen und kein Stückchen Brot. Dann kamen die Russen und lachten so höhnisch.
Als sich die Russen etwas verzogen hatten, gingen die Kinder und alten Frauen  und haben dem Vieh   was zu fressen gegeben und gemolken.
Aber was fanden die da? Die Haufen mit Leichen. am Futterspeicher lagen die ersten 8 Mann erschossen  und erstochen, dann im Schweine Garten lagen die zweiten 8 Mann tot und liebe  Frau W., da fanden wir unseren armen unschuldigen Schwiegervater auch tot. Dann hinter der Scheuer lag der dritte Haufen, da war Fritz ..Jordan  ...Schwiegersohn , der schwer Kriegsbeschädigte. Am großen Speicher lag ein  Mann am Strohhaus und Zimmermanns‘ seine Frau.
Dann als der Russe uns aus dem Elend los ließ, haben sich 18 von den Flüchtlingen, die am 27.1.45 auf unser Gut raufkamen. aufgehängt. –9 bei ...Hubomanski und 9 beim Kindergarten, die konnten es nicht mehr aushalten. Es war zum Himmelschreien !
Den alten Opa von Wolf und Willi Zimmermann haben auch gleich die Russen mitgenommen und die waren bis jetzt noch nicht zurück.   Und vom Drüsch den alten Schäfer  und Martha auch am selben Tag mit ,- und Frau Schäfer mußte unter den ganzen Russen allein nach Rastenburg ins Lager, wo alle Deutschen waren. Und am 27.3.45 wurden von uns denn die jungen Mädchen und Frauen mit den großen Lastwagen verschleppt.... Schwer Elli,Frieda Jordan, Grete Wolff und Frau Wolff, die kamen nach Russland und die anderen alle nach Bartenstein und
Rastenberg.
Ich, Frau Konn, Frau Schwegerski, wir waren zuhause, wir dankten dem lieben Gott, daß wir bei unseren Kindern waren. Ich hatte 6 fremde  Kinder und meine 3 eigenen trotz der schweren Zeit zu ernähren, und Frau Schwegerski 12 Kinder.Die Frau Schwegerski, die Frau.Jatt, die Traute Jahn haben die Russen mitgenommen.  Der Kurt beim Militär und  der Horst ist tot., und der kleine Herbert hat beide Augen verloren. Frau Wolff ist in Russland gestorben, hat Frieda  Jordan geschrieben und von Traut Schwegerski  ist keine Spur. Nun Frau W., sonst steht alles auf
ihrem Gut, außer der Feldscheune, die ist abgebrannt. Der Bienenstand ist ein Trümmerhaufen.
Im Wohnhaus ist alles zerschlagen und zertrümmert, wenn man vor die Tür kommt hat man schon genug. Und vom Hof hat der Russe und der Pole alles, alles runtergeholt, da ist auch nichts. Was da noch so vom Russen übrigblieb,das hat der alte Lange mit den Polen, die in Schönfließ hausieren , geholt. 
Wir waren bis zum 21.3.46  zuhause im Henrietten Hof, wir mußten schauen, wie wir unsere Kinder ernährten.Und am 25.3. sollt ein Transport  nach dem Reich gehen, und zwar aus  Korschen,  und wie wir hinkamen,da ging kein Transport, sondern der Pole hat uns eingesperrt und uns das letzte weggenommen, und am nächsten Tag ließ er uns raus, da mußten wir sehen, wo wir ein Dach über dem Kopf bekommen, und da waren wir bis zum 1.6. Da bin ich mit meinem 3 Kindern alleine mit einer deutschen Lok ins Reich gefahren und meine Schwiegermutter ist auch gestorben. Frau Kowaleski ist auch tot, die starben alle an Typhus. Vor dem Herrenhaus liegen 13 Tote begraben. Im ganzen waren 54 Leichen auf dem Henriettenhof.
Wir haben von unserer Wirtschaft auch nicht ein  Pfanche.Ich mit meinen Kindern habe nichts als das , was wir auf dem Körper haben. Wenn ich Wäsche hab, dann muß Gerhard im Bett bleiben. Von meinem Mann weiß ich nichts.
Nun Frau W., sind sie mir nicht böse, daß es so lange ( gedauert hat)

Es grüßt sie Frau Bratschke und Kinder.
« Letzte Änderung: 01.01.05, 21:02 von Gislinde »
Mit lieben Grüßen
Gislinde

Offline martina-s

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #21 am: 14.11.04, 21:40 »
Hallo Gislinde,
wieder einmal ist Sonntag und ich sauge Deine Zeilen auf. Allerdings bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass auch heute, sollte so ein Völkersterben und das in Verbindung mit der Roheit des dritten Reiches sich wiederholen, dass auch da vermutlich keine Psychologen mehr zur Verfügung stehen. Und selbst wenn, dass gerade diese am Leben zerbrechen. Ich traue mich dies hier so zu schreiben. Kenne einige dieser Leute und frage mich ehrlich, ob die alle so lebenstüchtig wären oder sind. Ich denke so ein Krieg ist eine Ausnahmesituation und wie da die heutige Techik und die Organisation zusammenbricht, das haben wir ja auch im Kosovo beobachten können. Oder denkt man mal an die armen Kinder in Rumänien Weihnachten vor ? 15 oder 16 Jahren?

Ich denke bei Deinen Berichten oft an meinen Vater, der in sibirischer Kriegsgefangenschaft ausharrte bis die letzten heim durften. Wo es einfach ums nackte Überleben ging.
Dazu möchte ich auch ein Buch empfehlen, das mir Herr v. Heyden schenkte. Er und noch zwei andere haben dort ihre Erlebnisse der Kriegsgefangenschaft aufgezeichnet. Es ist auch interessant zu lesen und mir hat es viel gegeben. Vielleicht auch nur deshalb, weil ich Herrn von Heyden und seine Familie als liebe Nachbarn und Verpächter kennen gelernt habe.

Bogislav von Heyden, Ulrich Waterstraat, Klaus Wendel
Gefangenschaft im Kaukasus 1946–1950
Drei Zeitzeugen erinnern sich
 

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herausgegeben von Ernst Helmut Segschneider
"Hermann schreibt seine Geschichte, die sich vor fünfzig Jahren zugetragen hat, jetzt doch auf, obwohl er das nie tun wollte. Er war bisher der Meinung, daß schließlich jeder Mensch damals sein Päckchen zu tragen gehabt hätte und daß das seine nur ein ganz kleines gewesen wär', im Vergleich zu den großen Paketen, unter deren Last so viele Menschen zusammengebrochen sind."

Im Frühjahr 1946 ereilt tausende ehemaliger deutscher Wehrmachtsoffiziere dasselbe Schicksal: Aus westalliierter Kriegsgefangenschaft regulär entlassen, werden sie auf ihrer Heimreise in die Sowjetisch Besetzte Zone Deutschlands von den sowjetischen Truppen abgefangen und verschleppt. In verschiedenen Kriegsgefangenenlagern verbringen sie – offiziell als politische Häftlinge geführt – die folgenden Jahre als Zwangsarbeiter in der Sowjetunion.
In dem Bewusstsein, die letzten Zeitzeugen zu sein, schreiben einige Betroffene ihre Erlebnisse ein halbes Jahrhundert später auf. Die drei Verfasser dieses Bandes legen unterschiedliche Berichte ähnlicher Erfahrungen im Kaukasus vor: Allesamt Dokumente von großer Eindringlichkeit, illustrieren ihre Erinnerungen die alltägliche Erfahrung des Lagerlebens und veranschaulichen die Zufälligkeit des Überlebens. Die rückblickende Sicht macht in allen Fällen deutlich: Ob als nüchterne Berichterstatter oder humoristische Erzähler, die Verfasser haben ihren Frieden mit den Erlebnissen gefunden.
Erst seit dem Zusammenbruch des Ostblocks ist zur Gefangenschaft in der Sowjetunion hinreichend geforscht worden. Im Kontext dieser Forschung werden die vorliegenden Berichte als Quellen einer "erinnerten Geschichte" relevant.

Pressestimmen
In einer Zeit, in der die deutsche Nachkriegszeit entweder aus dem gesamtgesellschaftlichen Bewusstsein verdrängt oder aber auf viele Wundergeschichten und tausendmal wiederholte Stereotypen reduziert wird, ist es schon wichtig, dass durch solche Veröffentlichungen wenigstens in der Wissenschaft auf diesen Tatbestand hingewiesen wird. Nach wie vor bestehen erhebliche Defizite in der Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit, und es ist notwendig, das Geschichtsbild, durch das sich die "Spaßgesellschaft" vor einer schmerzlichen Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit schützt, zu durchstoßen, um bislang verdrängte und übersehene Abhängigkeiten und Verknüpfungen zu entdecken.
Dietmar Sauermann in. Bayerisches Jahrbuch für Volksunde 2004, S. 319.


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2002, Erinnerungen, Bd. 5, 198 Seiten, 9 Abb., br., 19,80 EUR, ISBN 3-8309-1170-X
Liebe Grüße
Martina

Offline maryTopic starter

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #22 am: 15.11.04, 07:03 »
Hallo Gislinde, hallo Martina,


Dieser Brief Gislinde geht sehr tief, was da auf beiden Fronten des Krieges passiert ist, das kann man sich nur vorstellen, bzw. lieber nicht vorstellen.
Mir geht dieses unendliche Leid nicht aus dem Kopf, was da Menschen erleiden mussten, wiviel elend zugrunde gingen, wieviel Menschen daran zerbrachen.
Wer diese Hölle überlebt hat- der musste das wahrscheinlich verdrängen, nur ein sehr starker Überlebenswille führte vermutlich zum Überleben. Was da tief irgendwo verborgen und verdrängt vergessen werden musste, um ein wenig halbwegs "normales" Leben führen zu können- das kann man nur erahnen.
Die Heimat, Sicherheit und Geborgenheit zu verlieren, das ganze gewachsene Umfeld, Söhne, Männer, Brüder, alle im Krieg oder so wie in Deinem Brief erschossen,
vergewaltigt und gedemütigt zu werden, die Strapazen der Flucht- oder in Lagern- Hunger- Krankheit,
irgendwo, wenn man überlebt hat, ein neues Leben aufzubauen, mit nichts wieder anzufangen,
da war nicht viel Zeit für Rückblick und der Verarbeitung dieses Grauens.
Ich vermute nur, dass heute solche Greueltaten, Krieg, Vergewaltigung, und und- sich in etwa genau wieder so hochschaukeln können.
Der Mensch scheint sich nicht zu verändern, egal ob vor tausenden von Jahren oder heute-
irgendwas steckt da drinnen, was ihn gefährlicher als ein Tier macht.
Ein Tier tötet um zu überleben, bei Menschen führen andere Triebfedern zu solchen Auswirkungen.
Gestern war der Volkstrauertag- ich habe gemischte Gefühle für diesen Tag, so wichtig dieses Gedenken ist- aber jedesmal wenn von Helden gesprochen wird, der ganz normale Mann hatte ja nicht die Spur einer Chance, diesem Wahnsinn zu entkommen-
egal- ob er in den Krieg zog und dort womöglich unter die Räder kam oder als Wehrdienstverweigerer geächtet und erschossen wurde.
Mich würde interessieren, wie es gelingen kann, Frieden zu finden und zu halten.
Auch wenn wir fast 6o Jahre in Frieden leben konnten- eine Garantie für nie wieder Krieg werden wir niemals bekommen.
Die Stärke und den Überlebenswillen unserer Vorgenerationen bewundere ich zutiefst. Es ist wichtig, dass diese Erinnerungen aufgeschrieben werden um uns Nachfolgenden als Zeugnis zu bleiben.
Ob wir mit solchen Herausforderungen und Problemen fertig werden könnten?
Schon allein, wie aus der damaligen Mangelsitation, des HUngerns- doch irgendwie aus allen möglichen Lebensmitteln was gemacht wurde-
wir heute im Zeitalter der Fertiggerichte- des Fast food- wieviele könnten aus Grundnahrungsmitteln noch was machen?
Die Fähigkeiten und Fertigkeiten - nur für den ganz normalen Alltag- aus einer Mangelwirtschaft doch was fertig zu bringen- womöglich ohne Strom?
Alles zu verlieren, nur das, was man am eigenen Leib trägt- womöglich auch noch vergewaltigt -
weiterzuleben, verzeihen und vergeben zu können-und zu wissen, dass es in diesem System, diesen Krieg aber nicht nur Verlierer gab, sondern ach Gewinner, die dann nach dem Krieg sehr schnell wieder vorne dran waren-
Meiner Vorgeneration kann ich nur einen tiefen Respekt entgegenbringen.
Herzliche Grüsse
maria


Gitte

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #23 am: 15.11.04, 08:25 »
Liebe Gislinde,

danke daß du dir die Mühe machst das alles hier reinzustellen. Mein Gott, es ist ja schrecklich was die armen Menschen mitmachen mußten. Krieg ist was fürchterliches. Auf beiden Seiten so viel Leid.  Ich kann nicht verstehen warum Menschen im Krieg zu solchen Bestien werden können, soviel Hass und Verachtung entgegenbringen können.

Traurige Grüße
Gitte

Offline annama

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #24 am: 15.11.04, 08:44 »
Hallo Gislinde , Maria und Martina ,

Gislinde das hätte ich nicht gedacht als ich dich vor einigen Wochen fragte : " Woher deine Mutter aus Ostpreußen stammt " ?Wir hier mal ein Thema aufgegriffen haben das auf so großes Interresse gestoßen ist.
Dafür vielen Dank.

Die hierbeschriebenen Berichte hat auch ein Teil meiner Familie erlebt.

Eine Schwester meiner Mutter erlebte den Bombenhagel von Dresden wo an einem Tag 30-40000 Menschen ihr Leben lassen mußten.Sie überlebte und hat einem Kleinkind das Leben gerettet.Diese Flucht hat sie dann nach Bad-Oldesloh verschlagen wo sie eine neue Heimat fand.Über das rote Kreuz wurde auch die Mutter der kleinen Anna gefunden.Bis zu ihrem Tode war sie mit dieser Familie freundschaftlich eng verbunden.
Die Zeit heilt Wunden sagt man,aber solche Erinnerungen vergißt man nie.

@ Maria empfehlen möchte ich dir folgende Bücher :

Von Ulla Lachauer PARADIESSTRASSE
Lebenserinnerungen der Ostpr.Bäuerin Lena Grigoleit

Stille Jahre in Gertlauken- Erinnerung an Ostpreussen von Marianne Peyinghaus

Schau mal im Buchhandel nach es gibt  sehr schöne Bildbände und eine große Auswahl Bücher über Ostpreussen.

In Gedanken an die Vergangenheit und Hoffnung an eine weiterhin friedliche Zukunft

grüsst herzlich
annama
Gerade wenn eine Frau meint ihre Arbeit sei getan
wird sie Grossmutter

Liebe Grüsse annama

Offline frankenpower41

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #25 am: 15.11.04, 10:23 »
Hallo

Da hier gerade "Paradiessstrasse" erwähnt wurde es gibt  im Doppelband bei Weltbild z. Zt. Paradiesstrasse und Ostpreussische Lebensläufe von Ulla Lachauer. In Ostpreussische Lebensläufe wird auch die Lena Grigoleit nochmals erwähnt. Auch die anderen Schicksale sind gut beschrieben.
Außerdem empfehlenswert, wenn auch nicht über Ostpreussen

Rita´s Leute auch von Ulla Lachauer. Da geht es um die Familiengeschichte einer Russlanddeutschen Familie.  Ich hatte nie irgendwelche Vorurteile gegen die Ausssiedler, aber seit ich dieses Buch gelesen hab, verstehe ich sie viel besser. Ist an manchen Stellen auch kritisch. Es wird nichts beschönigt. (z.B. manchmal nicht Sprache lernen wollen)

Schönen Tag

Marianne

Offline martina-s

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #26 am: 15.11.04, 13:32 »
Wer sich über zeitgeschichtliche Dinge bezüglich Ostpreußen informieren will findet hier eine gute Seite: http://www.politische-bildung-brandenburg.de/publikationen/pdf/wolfskinder.pdf
Nicht erschrecken! Die Seite ist eine pdf - Datei und braucht einige Zeit zum Laden. Ihr könnt (falls Ihr kein DSL besitzt - was ich auch nicht hab) inzwischen eine Tasse Kaffee trinken gehen. Wenn die 107 Seiten hergeladen sind könnt Ihr sie ja Euch abspeichern und nach und nach lesen. Es lohnt sich!
Liebe Grüße
Martina

Offline frankenpower41

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #27 am: 17.12.04, 21:40 »
Guten Abend

Mein Eintrag gehört vielleicht nicht hierher sondern unter Fernsehen.
Gerade lief im WDR ein neuer Beitrag über Wolfskinder.
Aufgrund eines Berichts des WDR von 2002 haben 3 im Rheinland lebende
Geschwister ihren seit 1947??  vermissten Bruder in Litauen wieder gefunden. Der damals 9 Jahre alte ältere Bruder hat seinen damals 5 Jahre alten Bruder am Bahnhof verloren. Er hat sich immer selbst mit die Schuld am Verschwinden des Kleinen gegeben.  Es war richtig zum Heulen.

Marianne

Offline frankenpower41

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #28 am: 03.01.05, 14:00 »
Hallo

Ich lese gerade

Gefangen im geliebten Land  von Heike Wagner

Mit ihrem ägyptischen Ehemann, der in Deutschland studierte, und mit ihrem kleinen Sohn zieht Heike Wagner  1960, heute würde man vielleicht sagen gutgläubig und völlig unvorbereitet an Ägypten.
Dort verändert sich ihr Mann radikal. Nichts kann sie ihm recht machen.
Als sie nur noch als verrückte Deutsche gilt, beschließt sie die Flucht.
Aber die Grenzen sind für sie als Ehefrau eines Ägypters versperrt.
Ohne die Erlaubnis ihres Ehemannes darf sie nicht ausreisen und Ahmed läßt sie unmißverständlich wissen, dass sie und ihr kleiner Sohn das Land nie wieder verlassen dürfen. Bei einem gemeinsamen Deutschlandaufenthalt, den ihr ihr recht verständnisvoller Schwiegervater versprochen hatte ( ohne Sohn) reicht sie in Deutschland die Scheidung ein. Trotz aller Bemühungen sieht sie ihren Sohn erst nach vielen Jahren wieder als dieser bereits erwachsen ist.

Marianne

Offline pfisti

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Re: Biografien und Lebenserinnerungen
« Antwort #29 am: 06.01.05, 21:19 »
Hallo,

ich hab das Buch      Alles kann ein Herz ertragen   von Charlotte Hofmann-Hege
gelesen.

Elisabeth, 15 Jahre alt, ein unbeschwertes, froehliches Mädchen, reist im Frühjahr 1912 als Haushaltshilfe mit der Familie ihres Onkels nach Russland. "Es ist ein wunderbares Land", schreibt sie in ihrem ersten Brief nach Hause, nicht ahnend, was sie erwartet und dass sie ihre Heimat erst nach 55 Jahren (1967) wiedersehen sollte. Unverschuldet gerät sie in die Mühle der europäischen Zeitereignisse , die sie u. a. über 30 Jahre in sibirischer Verbannung festhalten.
Ich hab das Buch in einer Nacht verschlungen, das Schicksal dieser Frau die zudem noch 5 Kinder bekam und jedes zu Grabe tragen musste, machte mich sehr betroffen!
Elisabeth Thiessen durfte ihren Lebensabend dann auf dem Schlossgut Lautenbach bei Heilbronn verbringen.

"Nach dem Tod meiner Cousine Elisabeth Thiessen wurde ich gebeten, ihr aussergewähliches Schicksal festzuhalten. Ich erhielt eine Schachtel voll vergilbter Briefe und Notizbücher mit tagebuchartigen Einträgen. Je mehr ich mich in dieses Leben "hineinliebte" desto betroffener machte es mich."  Charlotte Hofmann-Hege

Brigitte