Hallo Resi, hallo Heidi,
kann man Familie und Beruf so vereinbaren, dass Frau allem gerecht wird?
Ich war mit einem Kind berufstätig, habe beim 2. Kind das Glück erleben dürfen, als Bäuerin berufstätig sein zu können und doch unser Kind selbst aufziehen zu können- mein Traum einer weiteren Schar gesunder Kind hat sich leider nicht erfüllt.
Als unsere Kinder beide in der Realschule waren- eigentlich doch recht selbständig- habe ich mit einer Freundin aus einem Hobby eine selbständige Nebentätigkeit angefangen.
Am Anfang hat mich die Bestätigung, die Anerkennung von aussen, das zusätzlich verdiente Geld sehr zufrieden gemacht- kommt doch bei der Tätigkeit als Bäuerin auf dem Hof eigentlich recht wenig Anerkennung von aussen- das gemeinsam verdiente Geld fliesst in einen gemeinsamen Topf und wenn ich auch vollkommen über unser gemeinsam erwirtschaftetes Geld verfügen kann-
die Verantwortung für den Hof und die Familie lässt einem sehr bewusst mit diesem Geld umgehen.
Nur mit der Zeit merkte ich, dass ich zwar über ein eigenes Einkommen verfügte, aber der zusätzliche Stress, die wenigere Zeit für die Familie, für den Hof, für mich selbst- hinterließ Spuren.
Scheinbar brauchen auch 14 oder 17 jährige nach der Schule die Anlaufstelle Mutter, um über Schulfrust reden zu können oder über Erfolg- am Abend war das nicht mehr so wichtig.
Scheinbar brauchen auch ziemlich selbständige Kinder eine Mutter, die da ist, ein selbstgekochtes Mittagessen scheint doch mehr zu sein, als wenn sie es selbst in die Mikrowelle schieben mussten.
Ein Ehemann, der gewöhnt ist, dass in einem Bauernhaus einfach Gemütlichkeit herrscht, der bei kleinen Handreichungen mal um Hilfe bitten kann, der über seine Sorgen und Probleme am Abend in Ruhe mit Frau reden kann-
dafür war keine Zeit mehr.
Und irgendwann höhlt der zusätzliche Stress, das Schaffen auf vielen Baustellen aus,
und frau fängt zu hinterfragen an-
ob der Preis nicht sehr hoch ist-
oder ist man einfach zu dumm, zu langsam, zu unflexibel, zu unstrutkuturiert,
um das alles auf die Reihe zu bringen, die anderen Frauen schaffen es ja auch!!!!!!!!
Irgendwann habe ich zu rechnen begonnen,
habe auch nichtgeldwerte Bereiche mitgezählt
und habe unter dem Strich ein solches Defizit errechnet,
das zur Folge hatte, dass ich meinen Nebenjob aufgab.
Ich habe es gebraucht, um für mich feststellen zu können, das ich es nicht mehr brauche.
Und komischerweise, als ich aufgegeben habe, kamen ähnliche Rückmeldungen von anderen Frauen,
aber keine würde es sich laut zu sagen trauen,
entspricht frau doch damit gar nicht mehr den Bildern der perfekten Frau, die mühelos Beruf, Familie, Partnerschaft und was weiß ich noch alles auf die Reihe bekommt.
Mich würde es interessieren, wie es machbar ist, damit frau nicht selbst auf der Strecke bleibt-
vor kurzem habe ich auf der Hompage der Bäuerl. Familienberatung ein Interview mit einer sehr engagierten Schweizer Bäuerin gelesen, sie hat ihren Frauen immer den Rat gegeben, um etwas Neues anzufangen müsste man etwas Altes aufgeben und hat beschrieben, dass sie diesen Rat selbst nicht berücksichtig hat-
Mich würde interessieren-
ob von dem selbstverdienten Geld wirklich soviel übrig bleibt,
einen Teil geht über Steuern und Sozialversicherung weg,
Auto, höherer Aufwand für Kleidung,
höherer Aufwand für Haushaltsführung, keine oder wenig Zeit zum Kochen, alles muss einfach viel schneller gehen-
dazu kommen noch viele Steichungen, die zwar nicht geldwert sind,
weniger Zeit füreinander, viel mehr Stress,
weniger Zeit für sich selbst,
immer tip top gekleidet zu sein, bringt ein mehr an Wäsche, an Aufwand mit sich-
nicht dass ich falsch verstanden werde, ich laufe auch nicht in Lumpen und unfrisiert herum,
aber Jeans und Sweatshirt sind einfach schneller gebügelt als feine Blusen und elegantere Kleidung,
aber als Bäuerin brauche ich mich nicht in aller Herrgottsfrüh zu schminken,
der Lippenstift für unter dem Tag reicht auch nach dem Frühstück.
Ich musste diese Erfahrungen machen, um für mich feststellen zu können,
die Anerkennung und das selbstverdiente Geld waren für mich mit soviel nachteiligen Punkten verbunden, dass ich heute drauf verzichten kann.
Und wenn ich meine Haushaltsaufzeichnungen und unsere buchführungsmässigen Aufzeichnungen vergleiche-
unterm Strich bleibt mir als Bäuerin mehr, als wenn ich in die Arbeit gehen würde-
woanders mag es anders sein.
Auf alle Fälle schätze ich seither meinen Beruf, die damit zusammenhänge Lebensqualität um einiges höher ein.
Zu wissen, dass man etwas nicht braucht, das war für mich eine sehr wichtige Erfahrung.
Vereinbarkeit von Familie und BEruf gelingt bei mir als Bäuerin eigentlich ganz gut, aus den Erfahrungen Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Hof- das schaffe ich nicht.
Frauenmässig gesehen ist Bäuerin zu sein- ein guter Weg- zwischen Erfüllung und Überforderung,
wichtig ist, dass man sich und seine Grenzen einschätzen kann- sonst fällt man auf die Nase.
Aber diese Erfahrung habe ich scheinbar auch noch gebraucht-
inzwischen habe ich meinen Weg gefunden.
Herzliche Grüsse
maria