Liebe Martina,
das Hinterfragen des Glaubens kann man aber nun wirklich sehr verschieden sehen. Ich hinterfrage nicht den Glauben, wenn dann die Institutionen des Glaubens.
Recht muss ich Dir in einem geben, ja ich habe mich intensiv mit Fragen des Glaubens beschäftigt, speziell des christlichen Glaubens. Das hängt aber damit zusammen, dass ich sehr gläubig erzogen wurde und ich jede Form der Erziehung als Formung meines "Ichs" hinterfragt und damit automatisch abgelehnt habe. Das betraf nicht nur Fragen des Glaubens, das betraf genauso Fragen der Politik oder des Auftretens in der Öffentlichkeit.
Vor nun etwas mehr als einem Monat habe ich nach 30 Jahren erfahren, dass ein Dossier der Staatssicherheit, besser der höchsten Führungsgruppe, die Meldungen für die "Führenden" aufgearbeitet, weitergereicht und damit fast zwangsweise Veränderungen bewirkten, aus dem Jahr 1975, welches einen Umschwung in der DDR in der Rockmusik bewirkte, sich auch mit meinerPerson beschäftigte. Es ist da die Rede von "einer dem Ministerium für Staatssicherheit namentliche Person, einem asozialen Element", dessen Machenschaften auf dem Gebiet der Kultur gerade noch rechtzeitig verhindert werden konnten. Ich glaube nun, dass ich eine zeitlang eine viel bedeutendere (negative) Rolle im damaligem Gefüge gespielt habe, als mir je bewußt war.
So bin ich im Augenblick als Suchender unterwegs. Nur um mir diesen Glauben zu widerlegen oder zu bestätigen arbeiten derzeit in der Behörde, die diese Akten von damals verwaltet, Mitarbeiter daran, Unterlagen zu den damaligen Abläufen auch aus dem Zentralarchiv zusammenzustellen.
Anders ist das doch mit dem christlichen Glauben. Der wahre Glaube entsteht doch im Inneren, auch wenn der Weg dahin oft durch äußere Einflüsse geprägt wird. Ich beobachte das gerade bei meinem Buben, erlebe, das er verstohlen Abends oder Morgens eines seiner Bücher hervorkramt, ein paar Seiten liest, manchmal auch nur Zeilen, oft auch ein Gebet spricht, ein Gebet, welches kaum persönliche Wünsche beinhaltet. Verstohlen weil er zwar von mir christliche Werte vermittelt bekommt, Antworten auf einen Teil seiner Fragen bei mir finden kann, andererseits aber weiß, in mir ist der Glaube an den Herrn nicht verankert.
Und Glauben im eigentlichem Wortsinn schließt ja ein Teil des Hinterfragens aus. Denn der christliche Glaube beinhaltet ja auch das Mysterium, das nicht hinterfragt werden kann. Anders ist es da sicher mit der Rolle der Institution.
Den Sinn des Glaubens nun aber in der Beschäftigung mit diesem zu sehen liebe Martina, davor scheue ich mich, ja dagegen wehre ich mich sogar. Richtig ist, wir sind alle in irgendeiner Form Suchende, der christliche Glaube gibt dabei eine Richtung vor zur Klärung vieler grundlegender Fragen, so dem immer wieder zitiertem "Sinn des Lebens" und der Frage nach dessen Vergänglichkeit. Richtig ist auch, oft beschäftigen sich Atheisten mehr mit dem Thema, vorallem mit den Grundlagen, als Gläubige, aber doch meist nur um den Glauben zu wiederlegen und sich selbst zu bestätigen. Ich nehme mich mit Verlaub hier aus, heute jedengfalls, damals als Jugendlicher sah das sicher anders aus.
Aber ich denke, wir sollten uns hier nicht so sehr mit Für und Wieder beschäftigen, auch wenn ich mehr unbewußt den Anlass dafür gegeben habe. Die Frage war ja eigentlich nicht auf Glauben ja oder nein gerichtet, mehr doch auf die Rolle der Bibel für den Menschen.
Brit hat da ein Problem angesprochen, welches sicher einer weiteren Diskussion in diesem Zusammenhang würdig ist, die Frage nach der Rolle der Frau im Buch der Bücher. Vielleicht setze ich mich einmal hin und versuche das aus meiner Sicht darzustellen. Nur da begebe ich mich auf Glatteis! Nicht das mich die "Weiber" mit Schimpf und Schande aus ihren heiligen Hallen weisen. -lächel- Da denke ich mal besser noch einmal darüber nach! -grins-
Lieben Gruß
Hans