Autor Thema: Biogasanlagen II  (Gelesen 114968 mal)

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Offline GertrudTopic starter

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Biogasanlagen II
« am: 11.11.06, 20:37 »
Hallo,

mich würde mal interessieren ob es für Biogas irgendwo eine "Energiebilanz" gibt.

Wieviel Energie wird verbraucht um Mais anzubauen, ihn zur Anlage zu fahren, Gülle auszubringen.
Berechnungen mit und ohne Wärmenutzung würden mich schon interessieren, wie weit man Mais zur Anlage fahren kann, bis negative Erträge rauskommen.

Dann muß es doch möglich sein, den Bau der Biogasanlagen so einzuschränken, daß kein Landhunger entsteht, weil die BGAs aus dem Boden gestampft werden.
Wer einen Stall baut, darf höchstens ? GV / ha haben, wie ist das bei Biogas?

Diese Gedanken machen sich bei mir immer wieder breit.

Gruß Gertrud

Offline Luxia

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Re: Biogasanlagen II
« Antwort #1 am: 12.11.06, 07:36 »
Hallo Gertrud,

Respekt für deine Frage!! Das würde mich auch interessieren.
Eine Biogasanlage betreibt man ja wohl nicht nur wegen der finanziellen Förderung, sondern auch aus einem Umweltgedanken heraus oder???

Bei uns ist es noch nicht so schlimm mit dem Maisanbau für Biogasanlagen, da die meisten Anlagen überwiegend mit Gülle und Mist betrieben werden. Der Staat will im neuen Agrargesetz irgend eine Klausel einbauen, damit die Maisanbaufläche nicht übermässig ausgedehnt werden kann.
Liebe Grüsse

Offline mary

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Re: Biogasanlagen II
« Antwort #2 am: 12.11.06, 08:42 »
Hallo Gertrud,
deine Fragen interessieren mich auch.
Was mir zur Energie insgesamt fehlt, ist ein gesellschaftlicher Energieeinsparungskonsens.
Und was ich bis jetzt noch nicht befriedigend sehe, ist der Umgang mit der Gülle,
wir haben die normale Gülle noch nicht so richtig um Griff und bei der Biogasgülle fehlt die Langzeiterfahrung für das Bodenleben.
Wenn wir unsere zukünftige Energie aus dem Acker verstärkt nutzen möchten, dann müssen wir die Bodenbewirtschaftung auch auf die Nachhaltigkeit verstärkt überprüfen.
Und wenn es wirklich eine Klimaveränderung geben sollte, dann ist es schon ein wenig leichtsinnig,
so auf die Energieerzeugung vom Acker zu setzen- und die Nahrungserzeugung zweitrangig zu sehen.
Aber diese Fragen sind nicht die alleinigen Probleme der Bauern, sondern der Gesellschaft.
Aber wir sind diejenigen, die den Boden in unseren Händen haben- eine bodenlose Gesellschaft wird sich nicht als Anwalt des Bodens sehen.
Herzliche Grüsse
maria

Schoko

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Re: Biogasanlagen II
« Antwort #3 am: 12.11.06, 09:29 »
Hallo,
mit Gülleabnahmeverträgen kann man auch größere Ställe bauen, als die GV/ha Regelung. Das ist in unserer Gegend bei Neubauten üblich.
Berechnungen kann man inzwischen in jeder Fachzeitschrift sehen. Bei eigenen betriebsspezifischen Berechnugen hilft der Biogasberater vom Amt weiter
Schoko
« Letzte Änderung: 12.11.06, 09:34 von Schoko »

Offline GertrudTopic starter

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Re: Biogasanlagen II
« Antwort #4 am: 12.11.06, 10:39 »
Hallo Schoko,

ich will keine Berechnung aus der Zeitschrift..ich will eine *ENERGIEBILANZ*

d.h. wieviel Energie wird eingesetzt um Mais anzubauen, zu transportieren, Biogasanlage zu betreiben, Energieverbrauch der Anlage, Ausbringung Gülle....eine Bilanzierung der verbrauchten Energie gegen den Energieertrag der Anlage gerechnet.

Müßte vielleicht an der Uni berechnet worden sein ?

Gruß Gertrud



Schoko

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Re: Biogasanlagen II
« Antwort #5 am: 12.11.06, 11:40 »
Hallo Gertrud,
genau diese Berechnung kannst du mittlerweile in jeder landw, Zeitschrift lesen. z.B. Top Agrar
Konnte ohne Uni berechnet werden. ;)
Schoko

Offline mary

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Re: Biogasanlagen II
« Antwort #6 am: 12.11.06, 12:11 »
Hallo Schoko,
muss ich mir jetzt direkt die Top Agar nochmals hervorholen, ich fand bisher noch keine genaue Input- Output Rechnung. In der DLZ war auch eine Menge über Biogas, aber in diesen Artikeln wurde ich leider auch nicht fündig. Ebenso der Artikel über die Substratnutzung, da sind mir noch viel zu viele Unwägbarkeiten dabei.
Wie wirkt sich die veränderte Gülle auf das Bodenleben aus?
Ich finde es hochinteressant, wie die Biogasbakterien gehätschelt und verpäppelt werden, damit sie viel Gas erzeugen, aber wie wenig danach auf die Bodenabkterien geachtet wird, die die Gülle verarbeiten müssen.
Egal ob normale Gülle oder Biogasgülle, was auf den Acker kommt, interessiert nur als Stickstoff, Phosphor, Kali, aber sehr wenig, wie die  Gülle am Boden wirkt.
Allerdings bin ich bei der Nutzierhaltung auch noch auf der Suche nach der Energieeinsparung und finde derartiges in keiner Fachzeitschrift.
Der insgesamte Energiehunger der Gesellschaft ist ja nicht das Problem der Biogasbauern, aber die Nutzung der Energie lässt noch sehr zu wünschen übrig.
Herzl. Grüsse
maria

Offline Mirjam

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Re: Biogasanlagen II
« Antwort #7 am: 12.11.06, 13:10 »
Hallo

man kann "Energiebilanz" und "Biogaslanlage/n" oder

"Ökobilanz" und "Biogas/anlage/n"

in Google eingeben und bekommt zich Seiten geliefert...  z.B.

http://www.arbi.ch/oekobila1.htm

wobei es natürlich immer auf den Biogasanlage-Typ, die "Futterzusammensetzung" und die Fahrtwege ankommt...

(wobei - es war schon mal von jemand anderem zitiert: Die tierische Erzeugung von Milch/Fleisch wahrlich eher ihre Probleme mit einer "Ökobilanz" hat...)


Auch unter den Schlagworten "Biogasgülle" und "Bodenleben" kommen zich Antworten, die ich leider von meinem Laptop aus nicht verlinken kann; in den Überschriften wird von durchwegs positiven Auswirkungen (weniger Erosion, vermehrte Bakterienaktivität ist ja logo - brauchen wir ja schon in den Anlagen...) berichtet.

Ich glaube, durch die jahrzehntelange Forschung ist Biogas schon sehr weit erforscht, nun geht es weiter um die Effizienz.

Gruß Mirjam
« Letzte Änderung: 12.11.06, 13:18 von Mirjam »
Der Kopf ist rund - damit die Gedanken auch mal die Richtung ändern können!

Ronald

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Re: Biogasanlagen II
« Antwort #8 am: 12.11.06, 13:20 »
Hallo
In diesem Heft kannst du sehr viel wissenswertes über deine  Fragen erfahren Mary.

Es gab auch in der DLZ 9/2006 einen guten Beitrag dazu, mit dem Titel (Energie).

www.energiesystemederzukunft.at/nw_pdf/0601_biogas.pdf

Offline KlausS

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Re: Biogasanlagen II
« Antwort #9 am: 12.11.06, 16:39 »
Hallo,

ich möchte die Forderung nach einer Energiebilanz von Gertrud unterstützen.

Statt eingesetzem Kapital wie in der Betriebswirtschaft geht es um die eingesetzte Energie. Wie beim Geld sollte die energibilanz positiv sein.

Meines Erachtens gehört neben den bereits aufgeführten Punkten auch die Energieverwendung zur Herstellung der Düngemittel und zur Herstellung der Biogasanlagen selbst.  Man nennt soetwas KEA- werte für kumulierte Energieaufwendungen.

Energetisch und politisch gesehen macht es wenig Sinn in Regenerative Energien zu fördern, und dann mehr Energie reinzustecken als letzlich rauszuholen. Auf einer Biogas-Messe habe ich keine Auskünfte darüber erhalten. Vei sonnenergie setzt der energetrische Gewinn so wie gehört habe bereits nach einem Jahr ein bei mindestens 10 Jahrn Laufzeit. ( Prüfen kann ich die Angaben auch nicht)

Viel Grüße
Klaus



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Viele Grüße
Klaus

Offline Mirjam

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Re: Biogasanlagen II
« Antwort #10 am: 12.11.06, 20:20 »
Hallo Bridda,

ich bin jetzt etwas erstaunt:

Auf meinem letzten Semestertreffen haben mir Bekannte aus Westfalen erzählt - da sie selbst in einer Biogasanlagenberatung arbeiten - dass sie sogar ein "Futterprogramm" für Biogasanlagen haben, d.h. man schreibt wie in einem Futterrezept auf, was man hineingibt - und im Vergleich dazu das "Output", was nach dieser Berechnung herauskommen müßte... und dann geht die Fehlersuche los, wenn das Output nicht paßt.

Ich kann auch nochmal in Triesdorf nachfragen, die haben ja die deutschlandweit erste Ausbildung zum "Fachagrarwirt erneuerbare Energien" mit Schwerpunkt Biogas, da hier schon seit zich Jahren geforscht wird.

Da ich aber selbst nicht firm in der Materie bin, werde ich mal - soweit ich wie geplant auf Eurotier komme - meine Bekannten bei Agricomp "anhauen" - die dürften dort wieder mit einem großen Stand sein.

Gruß Mirjam

Der Kopf ist rund - damit die Gedanken auch mal die Richtung ändern können!

Offline muellerin

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Re: Biogasanlagen II
« Antwort #11 am: 13.11.06, 16:18 »
Ich kopiere hier mal was aus den top-agrar-news rein..

Zukunft der Bioenergie wird kontrovers diskutiert      
Die rapide wachsende Nutzung von Agrarrohstoffen für die Erzeugung von Energie ruft immer häufiger Kritiker auf den Plan. Das zeigten die sehr kontroverse Diskussion beim AID-Forum „Kraftwerk Feld und Wald – Bioenergie für Deutschland“ am vergangenen Freitag in Bonn. Dr. Yelto Zimmer von der FAL in Braunschweig kritisierte die massive Förderung von Biogasanlagen zu Lasten der Volkswirtschaft. Die Förderung je Hektar würde über die Stromvergütung im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) rund 2 000 Euro je ha betragen. Ein Biogasanlagenbetreiber könne für Mais 40 Euro je Tonne Frischmasse       bezahlen (Vollkosten, jedoch ohne Gewinn), während ein Bullenmäster nur auf 30 Euro käme. Mit Bioenergie gebe es erhebliche Wettbewerbsverzerrungen zur Nahrungsmittelproduktion. Im Vergleich dazu seien die Vermeidungskosten für eine Tonne CO2 bei Biogas mit 200 Euro sehr hoch.
Die dafür zugrunde gelegten Annahmen riefen jedoch deutliche Kritik hervor. So sei der Referenzpreis von 3 bis 4 Cent je kWh für konventionellen Strom im Vergleich zu Biogasstrom viel zu niedrig angesetzt. Zudem seien 40 Euro je t Mais überzogen, maximal 25 Euro könne ein Biogasbetreiber für den Mais ausgeben, so die Kritiker. (13.11.06) 



Offline Mannomann

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Re: Biogasanlagen II
« Antwort #12 am: 17.03.07, 22:29 »
Ist das mit dem Biogas garnicht so ein dolles Geschäft?
Unser Kammerpräsident meinte das noch ein Drittel der Betreiber pleite machen!!!!!!!!!
Ist die Fläche für Mais zu teuer?Bis 470 Euro kostet auf der Geest die Pacht je Ha.
Ist es nicht besser NUR Gas zu produzieren und einspeisen ?Wozu erst Gas in Strom umwandeln und die ganze Wärme in die Luft pusten?Die Abwärme muß doch auch aus dem Gas hergestellt werden.......
Da hie lange nix mehr gschrieben wurde,auf ein neues..............
Gruß Otto

@Otto wundert dich das? Mich nicht, sonst wäre Biogas der erste Betriebszweig wo alle Betreiber/ Beteiligten Gewinne machen. Es liegt in der Natur der Sache das es Betriebe gibt die in diesem/ einem Betriebszweig rote Zahlen schreiben, und andere nicht. Bleiben wir mal bei der Landwirtschaft. Es war immer schon so das Betriebe in einem Bereich Gewinne (z.B. Schweinehaltung) gemacht haben, und event. in anderen Verluste (z.B.Kartoffelbau). Im Laufe der Betriebsentwicklung  der letzten Jahrzehnte wurde diese unrentablen und unbeliebten Betriebszweige abgestoßen. Die einen haben die Milchviehhaltung aufgehört, die anderen die Schweinehaltung etc. Der große Unterschied zum Betriebszweig Biogas ist, das es etwas vollkommen neues und sehr kapitalintensives ist. Hier konnte keiner ein wenig testen, und es mussten auf anhieb große Summen investiert werden. Bisher lief der Betriebszweig einfach aus, wenn finanziell nix bei rausschaute, bei Bg muss zuerst groß investiert werden bevor man sieht obs klappt.
Bei uns heißt es auch das 1/3 der Betreiber Gewinne macht, 1/3 zu null arbeitet, und 1/3 Verluste macht.

Weiteres Problem (Grund für rote Zahlen) ist das bei einer Bg mittels Teilkostenrechnung nichts mehr beschönigt werden kann, sondern zur Auswertung alleine eine Vollkostenrechnung/ Betriebszweigabrechnung hilft. In der Vergangenheit wurde vielfach schön gerechnet, nach dem Motto die Flächen gehören uns, Fremdkapital ist auch keins da das verzinst werden muss, das Gebäude haben wir fast komplett selber gebaut etc. und schon hat das Ergebnis wieder gestimmt. Und dies funktioniert bei einer Bg nicht mehr so einfach, da viele Betriebe gehörig Flächen zupachten mussten bzw. jeden m³ Silage zukaufen müssen und größere Summen Geld von der Bank aufgenommen werden musste, und die Bg auch nicht selber gebaut werden konnte. Und in diesem Augenblick muss jede Kostenstelle mit harten Euros bezahlt werden.

Die Biogaseuphorie wurden auch von den schlechten Erzeugerpreisen der Jahre 2004 und v.a. 2005 und der teils übertriebenen (schwer zu prüfenden) Versprechen der Hersteller getragen. Damals waren für viele steigende Agrar- Preise undenkbar. Ich kenne mehrere die mit 10- 11€/dt Weizen kalkuliert haben. Falls sich in deren Kalkulationen nicht irgendwo ein größerer Puffer befinden, werden sie auf dauer Probleme bekommen bzw. betriebl. Substanz verbraten.   

Meiner Meinung nach hat Biogas schon eine Zukunft, aber nur wenn ein halbwegs Wärmekonzept dahinter steht. Biogasanlagen mitten in der Pampa in einer Ackerbauregion werden sich hingegen schwer tun.

VlG Mannomann
 
Nord- Oberbayern

Schoko

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Re: Biogasanlagen II
« Antwort #13 am: 18.03.07, 10:40 »
Hallo, nicht vergessen,
in der übrigen Landwirtschaft ist es nicht anders, als mit den Biogasanlagen. 1/3 macht Gewinne, 1/3 arbeitet für Null, 1/3 macht Verluste!

Axion

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Re: Biogasanlagen II
« Antwort #14 am: 18.03.07, 22:29 »
Es zählt nur der finanzielle Wirkungsgrad, und solange ein Glied in der Kette verdient und die anderen alle mehr oder weniger bezahlen, dann läuft das Geschäft.

Der Gesamtwirkungsgrad bzw. die Energiebilanz einer BGA lässt sich nur im Einzelfall berechnen und hängt sehr von der Nutzung der Abwärme ab.

Am effektivsten arbeiten Windkraftanlagen, dann kommen die Biogasanlagen und dann kommt eine ganze Ecke nichts und dann erst das AKW und die Kohlekraftwerke.