also bezüglich Kinder, (ich habe nur eins) kann ich folgendes sagen - auch wenn ich ja meine Geschichte hier schon mehrfach aufgeschrieben habe.
Meine Tochter hat es nie verwunden, daß sie nicht mehr auf dem Hof leben konnte. Auch die regelmäßigen WE bei Ihrem Vater haben da nicht gereicht. Ich hätte sie fernhalten können - viele Ehefrauen machen das so - aber ich wollte mein Unglück nicht auf dem Rücken meiner Tochter austragen. Es war auch vollkommen unerheblich, daß der Vater sich in den ersten Jahren kaum um sein Kind gekümmert hat, und es war auch unerheblich, daß die Lebensumstände nicht die Besten sind dort. Mädchen lieben ihre Väter, aber Mädchen lieben vor allem auch ihre Tiere, erst Recht mit Aussicht auf eigene Pferde......
In ihrem neuen Zuhause hat sie sich nie wirklich eingelebt, auch wenn sie so viel mehr Kontakt zu ihrer Verwandtschaft hatte, eine schöne, heile Umgebung, ebenfalls landnah und ich ihr von da an ein vollkommen anderes Freizeitprogramm bieten konnte.
Sie ist nun wieder bei ihrem Vater. Es war nicht leicht sie gehen zu lassen, aber ich habe es getan. Es ist nicht alles bestens dort, aber ihr Vater hat sich zu einem richtigen Vater entwickelt und gibt sein Bestes. Meine Tochter kennt seine Schwachstellen, weiß ihn sehr gut einzuordnen -
Unser Verhältnis ist nach wie vor sehr eng auch wenn ich weit weg wohne. Sie ist stolz auf ihre Mutter, die sich so freigeschwommen hat und heute so ein vollkommen anderes Leben führen kann. Sie sagt selber, daß es besser ist, daß ihre Eltern getrennt sind.
Ich bin jeden, wirklich jeden Tag Dankbar für mein neues Leben. Es waren schwere Jahre, ich hatte oft Angst vor der Zukunft, vor so vielem. Aber ich bin meinen Weg einfach weitergegangen, Schritt für Schritt. Während ich auf dem Weg war öffnete sich auch dieses undurchdringliche Dickicht vor mir, sozusagen Meter für Meter.
Ich habe meine neu gewonnene Freiheit tatsächlich wieder lernen müssen. Nichts war mehr normal für mich. Es war nicht normal mit Freunden ins Café zu gehen, es war nicht normal einfach mal für einen Stadtbummel ein wenig länger wegzubleiben, es war nicht normal einen Ausflug zu machen. Es war nicht normal einfach ausschlafen zu können, ohne schlechtes Gewissen, es war nicht normal, daß der Partner liebevoll und ruhig mit mir geredet hat, mich nicht permanent ignoriert oder heruntergeputzt hat, es war nicht normal keine Angst zu haben, es war nicht normal liebevollen *Pieeeeeep*zu haben ...ein Grundbedürfnis. smile aber besonders daran kann frau sich sehr schnell wieder gewöhnen
....nein geradezu tatsächlich ein Grundbedürfnis würd ich sagen.....
Ok, jetzt hab ich doch wieder mehr geschrieben als ich wollte - vielleicht bin ich auch nicht wirklich hilfreich - Ehemänner mögen mich nicht sofort als Freundin der Ehefrau, weil sie in mir ein Gefahrenpotential sehen - die der Frau Flausen in den Kopf setzen könnte, was allerdings vollkommener Blödsinn ist. Fast jede Frau wünscht sich eine halbwegs glückliche Ehe und Partnerschaft, heile Familie, Respekt usw.....ich glaub eher, daß es das schlechte Gewissen dieser Männer gegenüber ihrer Frau ist - sie wissen oft sehr wohl, wie beschis.... sie sich verhalten, meiner glaubte allerdings bis zum Schluß, daß er alles richtig gemacht hat. Erst später hat er angefangen einzuräumen, daß er nicht immer korrekt mit mir umgegangen ist, was mehr als untertrieben ausgedrückt war.
Es gibt leider kein allgemein anwendbares Rezept - jede Frau muß für sich selbst auf ihren Weg kommen. Hilfe sollte sie aber schon bereit sein, anzunehmen. Darüber schreiben, ist der erste Schritt - darüber mit Freunden, wirklichen Freunden reden, der zweite. Möglichst nicht im Ort, möglichst mit Freunden, die nichts mit dem Hof zu tun haben. - Beratungshilfe holen!! - Ehetherapie? Nein ich würde sagen NEIN. Jeden LW den ich kennengelernt habe, hätte sich vor diesen Gesprächen gedrückt, oder sie bestenfalls über sich ergehen lassen. Keine Ahnung ob diese Einstellung an dem Berufsstand liegt.
Mit Beratung meine ich Gesprächstermin in einem Frauenhaus - in der nächst größeren Stadt - <<<<bitte nicht in kleinen Gemeinden in der Nähe>>>>-. Dort bekommt man die beste Hilfe von Profis, man muß kaum was erklären. Denn die Muster sind immer wieder gleich. Dort wird einem auch ein Teil der Angst vor der Zukunft genommen. Man kann die Beratungshilfe annehmen, ohne wirklich Obdach dort zu suchen. Das war mein hilfreichster Schritt auf meinem Weg.
Den Anfang muß man alleine machen - später wird einem auch geholfen. Es ist alles machbar - es bedarf ein wenig Mut. Und wenn man mal ein paar Jahre weiter ist, kann man kaum glauben, was man alles geschafft hat und hinter sich gelassen hat. Und das ist ein total schönes, unbezahlbares Gefühl.
Ich kann einfach nicht glauben wieviele Frauen um die 40 (natürlich auch jüngere oder ältere) meinen ihr Leben in dieser Form weiterführen zu müssen, sich opfern zu müssen für einen Betrieb oder für die Kinder. Kein Kind kann es gelegen sein, daß die Mutter unglücklich ist und ein Leben fristet, was nicht IHR Leben ist. Natürlich versuchen Kinder erstmal ihre vermeindlich heile Welt zu behalten -- selbst wenn diese Kinder dann schon längst selbst erwachsen sind. Gerade die sind dann so unglaublich egoistisch - selber aber würden sie so niemals leben wollen - NIEMALS. Oder aber man bringt ihnen vollkommen falsche Lebensmuster bei. Wie soll ein Mädchen lernen, was eine glückliche Partnerschaft ist, wenn sie etwas anderes vorgelebt bekommt, wie soll ein Junge lernen, wie man mit Respekt eine Frau behandelt, wenn der Vater etwas ganz anderes vorgelebt hat. Die Kinder sind Spiegelbilder der Eltern - muß dieses Drama Generationen weitervererbt werden?
Diese Fragen sollte sich jede Frau stellen, die ihren Alltag nur noch schwer ertragen kann, sich permanent ausgelaugt, unglücklich, unverstanden und ungeliebt fühlt. Und selbst wenn man nur noch 10 Jahre zu leben hätte - sollte man sich dieses Gefühl gönnen, sein Schicksal noch mal in die eigene Hand genommen zu haben.