Organisation ist alles > Dokumentationspflichten zu CC und Qualitätsmanagement

Cross Compliance & die Folgen

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Mirjam:
Hallo,

ein Schlagwort im neuen Agrarbericht:

Cross Compliance - das auswärtige Amt schreibt hierzu folgendes:
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Bindung von Subventionen an Umweltauflagen und betriebliches Beratungssystem
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Ich versuche das nun in Wort zu fassen: Jeder landw. Betrieb, der finanzielle Zuwendungen von staatlicher Seite/EU erhält - sollte auch deren rechtlichen Vorgaben (Umweltschutz, Tierschutz) einhalten.

So weit so gut - da kann jeder sagen: Recht so.

Nur diese Einhaltung muss ja auch nachgewiesen werden. Kein Problem - dazu gibt es ja Qualitätsmanagement. Nun, da ist halt die Agrarbranche nicht unbedingt Vorreiter.. (wie z.B. Dänemark).

So und nun sind wir bei einem Schlagwort "Farm Audit" - das sind betriebsumfassende Prüfungen auf die Einhaltung der Standards. QS betrifft hier wie QM nur Produktionszweige des Hofes!

In den Vorschlägen werden die Farm Audits ab einer Direktzahlungshöhe von 5000 Euro; genannt und diskutiert (was ich so gefunden hab - betrifft das 3/4 der gesamten EU-Landwirte NICHT) aber einen Großteil in Deutschland....

UND dann gibt es die Diskussion ob die einzuhaltenden Standards die EU-Standards sein "dürfen" oder gar die jeweiligen Ländervorschriften - ich denke da an den Nordrhein-Westfälischen "Kuschelerlass" zu SchweinehaltungsVO von Fr. Höhn.

zur Bedeutung folgenden Satzes bin ich noch nicht durchgedrungen:

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Das betriebliche Beratungssystem bleibt bis 2006 fakultativ, ab 2007 müssen die Mitgliedstaaten den Landwirten Beratungssysteme anbieten, an denen diese auf freiwilliger Basis teilnehmen können

(folgenden Satz aus unserer BMEVL-HP)
Gleichzeitig ist der Aufbau eines verpflichtenden betrieblichen Beratungssystems (Farm-Advisory-System) für größere Betriebe vorgesehen.

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Habt ihr euch schon näher mit diesem Thema beschäftigt?

Im Prinzip geht es darum, das jeder (ich gehe davon aus, das zukunftsfähige Betriebe über 5000 € Direktzahlungen bekommen) ein betriebsinternes QM bzw. Dokumentation erstellen werden muss um zu belegen, das er alle Standards einhält.

Wenn ich mir die Flut von VO und Gesetzen (Produkthaftung, BG, ViehverkehrsVO, Tierschutzgesetze, Umweltauflagen, DüngeVO, TierhaltungsVOnungen... unendlich) ankucke, dann haben wir ja was vor...

und drüber schreiben die Agrarminister: Förderung des ländlichen Raumes und der bäuerlichen Agrarbetriebe?

Was haltet ihr davon?


Mirjam




 

mary:
Ha, da gibt es goldene Zeiten für den ländlichen Raum, so in einer Art Steuerberater wird es den Gesetzes- und Auflagenberater geben müssen, den ein Betrieb mit einer enstsprechenden Grösse hat sicher nicht mehr die Zeit, um nebenher alles zu durchschauen, bei den vielen Kontrollen muss einer abgestellt werden, der aufschreibt, denn die ganzen Auflagen sind ja an Prämien gebunden.
So wie es aussieht, wird das einmalig in der Geschichte der Landwirtschaft, man stelle sich vor, ein Sozialhilfeempfänger geht bei Rot über die Kreuzung und ihm wird deshalb ein Teil der Sozialhilfe zurückgenommen.
Bei ständig sinkenden Preisen und dadurch wachsenden Betrieben frage ich mich bloss, wer soll einmal die Arbeit machen?
Oder mal ganz böse gedacht, jedes Mittel, das ich nicht brauche, braucht keine Dokumentation.
Dass die bisher kostenlose Beratung definitiv gestorben ist, das gilt als ziemlich sicher.
Bei Deinem letzten Satz kann ich mir ganz gut vorstellen, was da zusammengebruzzelt wird.
Der  etwas tiefere Blick in die Fachzeitschrift lässt böses ahnen.
In Zukunft wird die Möglichkeit an unabhängiges Wissen zu kommen noch um  einiges schwieriger werden.
Das scheint die einzige Jobmaschine zu werden, die es in diesem Land geben wird, die meisten anderen Arbeitsplätze werden ja eh ins Ausland verlagert.
Gut dass es die Landwirtschaft gibt, - wir brauchen sie zum Leben ;-(((
maria

reserl:

Bei einer Arbeitsbesprechung beim Bauernverband in dieser Woche wurden wir auch über ein paar Punkte des Cross Compliance aufgeklärt.

Die Meinung am Tisch darüber war, das wir wohl alle ins Landwirtschaftsamt wechseln sollten.
Die brauchen in Zukunft wohl eine ganze Menge Sachbearbeiter. :o

Bleibt nur die Frage offen, wieviele Landwirte in Zukunft noch übrigbleiben, die verwaltet werden können? ::)


Man kann nur hoffen, das nicht alles so heiss gegessen wie gekocht wird.

mary:
Hallo Reserl,
wenn das keine Arbeitsplatzbeschaffung ist, bei immer weniger Bauern die Beratung zu streichen und alle Kräfte in den landwirtschaftsämtern für Überwachung und Kontrolle einsetzen zu müssen.
Wäre interessant, wieviel von den der landwirtschaft  immer vorgehaltenen Summen für Überwachung und Kontrolle abgezweigt werden muss.
Nach Fischlers Aussagen bekam ein Bauern bisher knapp 20 %, mit der neuen Agrarreform sollte mehr beim Landwirt ankommen.
Ich altes misstrauisches Frauenzimmer habe aber das Gefühl, dass sich der ankommende Betrag durch viele geschaffene Winkelzüge nochmals vermindert.
Wie überall scheint auch da zu gelten:
an der Landwirtschaft ist ganz gut verdient.
maria

Mirjam:


Hallo,

Maria, zu deiner ersten Antwort muss ich dich korrigieren - es ist nicht so, das der Sozialhilfeemfänger Kürzungen bekommt, weil er bei Rot über die Ampel geht, nein, er muss in Zukunft nachweisen können das er es nicht getan hat! ???

oder wie der Frange sagen würde:

Wooo kommer denn da hiiii?


Vielleicht sollte das farm-audit schon mal in den Agrarbürofachfrauseminaren diskutiert werden...

Ich hab mir sagen lassen, wer das in den nächsten Jahren freiwillig macht, bekommt Geld dafür? *nochmalstöberngehenwerd*

Mirjam

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