Autor Thema: Alkoholkrankheit  (Gelesen 112892 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline Gelika

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 385
  • Geschlecht: Weiblich
  • Bleib wie du bist und ändere dich täglich
Re: Alkoholkrankheit
« Antwort #75 am: 26.10.09, 13:18 »
Hi wildsauschreck,

da muß ich dir leider zustimmen... :'(

Ich melde mich noch mal ausführlich zu diesem Thema, oder schicke dir eine pm.
mal schaun- da geht mir jetzt wieder zu viel im Kopf rum. Vieles was ich schon lang verarbeitet glaubte.... ist aber wohl nicht so..


Manchmal, bei Gelegenheit,
hier und da und dann und wann
denke ich an eine Zeit,
die ich nicht vergessen kann.

Offline Sasa

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 997
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Alkoholkrankheit
« Antwort #76 am: 26.10.09, 20:38 »
ich habe im Fernsehen eine Sendung gesehen, in der ein trockener Alkoholiker erzählte, sehr plastisch, wie er einem Rückfall entging:

Er war auf einer Hochzeit eingeladen, beim Sektempfang reichte ein "Freund" ihm ein Glas Orangensaft. Zu der Zeit war er bereits mehrere Jahre trocken. Der Mann fragte diesen Bekannten, ob es wirklich "O-Saft pur" sei? Aber natürlich, sagte dieser. Er nahm einen Schluck-schmeckte den Sekt heraus- spuckte den Schluck zurück ins Glas und stellte das Glas auf dem Tresen ab, bat die Bedienung, es abzuräumen. Allerdings dauerte das ein paar Minuten, bis die Dame soweit war. Während dieser 1-2 Minuten habe er immer wieder zu dem Glas hinsehen müssen, das Glas habe geradezu "mit ihm gesprochen"  "Ach, nun komm! Ein Glas schadet doch nicht!"

Das Ende vom Lied war, daß dieser Mann die Feier augenblicklich verließ- er hatte Angst, rückfällig zu werden.

Ich habe lange gekellnert und oft erlebt, wie solche "Freunde" einem trockenen Alkoholiker zuredeten- ich weiß immer nicht, warum Leute sowas tun. Manchmal denke ich, daß gerade diese "Ach, ein Glas kannst Du doch trinken! Das ist doch nichts dabei!"- Zuredner  selber im tiefsten Inneren sich nicht sicher sind, ob ihr Trinkverhalten so in Ordnung  ist....

Offline Freya

  • Oberbayern
  • Global Moderator
  • *
  • Beiträge: 8754
  • Geschlecht: Weiblich
  • no guts, no glory !
Re: Alkoholkrankheit
« Antwort #77 am: 04.08.12, 22:50 »
Ich habe lange gekellnert und oft erlebt, wie solche "Freunde" einem trockenen Alkoholiker zuredeten- ich weiß immer nicht, warum Leute sowas tun. Manchmal denke ich, daß gerade diese "Ach, ein Glas kannst Du doch trinken! Das ist doch nichts dabei!"- Zuredner  selber im tiefsten Inneren sich nicht sicher sind, ob ihr Trinkverhalten so in Ordnung  ist....

ich glaube auch, dass es ganz gefährlich und "hirnlos" ist, von den "normalen" Leuten, wie sie immer wieder anderen den Alkohol anbieten. Bei uns im Haus kommt Bier oder anderes alkoholisches Getränk nicht automatisch auf den Tisch und es wird auch nicht automatisch angeboten. Wenn Ernetzeit ist, frag ich erst mal welches Limo oder Spezi gewünscht wird. Zum Essen dann vielleicht mal ein Bier oder ein Radler. Aber nur auf Wunsch. Das hab ich hier eingeführt und es hat sich noch niemand von den Arbeitern beschwert. Egal ob Maurer oder Zimmerer oder Erntehelfer.

Und einem alkoholkranken Menschen kann man auch nur vor den Kopf schauen. Er muss selbst die Kraft haben, das erste Glas stehen zu lassen, aber ich muss ihn nicht auch noch nötigen, ein einziges Glas (was ja "nicht" schadet) zu trinken....  ;) :D  ...
egal, ob ich von seiner Krankheit weiß oder nicht.  :-\ ???
Wer heilt, hat Recht.
Hippokrates

liebe Grüße
Freya

mouhkouh

  • Gast
Alkoholkrankheit
« Antwort #78 am: 04.08.12, 23:25 »
Einem ehemaligen Raucher geht es genauso mit Zigaretten....ich hab in meinem Leben ganze acht Jahre mehrere Schachteln am Tag geraucht. 2007 habe ich aufgehört, von einer Kippe auf die andere. Bin ich heute nach stolz drauf.
Aber trotzdem ist es nach fünf Jahren Abstinenz immer noch so, wenn ich andere Rauchen sehe, Zigarettenrauch schmecke....dann fängt es im Hirn an zu rattern. Ganz gefährlich! Ich muss dann am besten weg gehen, oder zumindest mich stark abkenken.
Ich glaub, das geht nie mehr weg. Genauso wie es mit trockenen Alkoholikern ist- die dùrfen auch niemals im Leben mehr Alkohol zu sich nehmen.

Offline Kleopatra

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 826
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Alkoholkrankheit
« Antwort #79 am: 05.08.12, 09:05 »
Freya, du hast recht. Mouhkouh, dass hast du sehr gut beschrieben. Die Synapsen im Kopf sind wie Weichen. Wen die mal auf Sucht (ob Alkohol, Zigaretten, Heroin ect spielt keine Rolle) gestellt sind, kann man die nie mehr anders stellen. Ich habe lange in der Suchtarbeit gearbeitet. Hut ab vor allen die es schaffen konsequent nein zu sagen, denn ich habe viele gesehen die das nicht (noch nicht) geschafft haben. Viele die gestorben oder verblödet sind bevor sie es schaffen konnten.

Wir hatten auch Therapeuten/ Psychologen im Team die nach der Sitzung eine Zigarette rauchen gingen. (mussten)
Das fand ich jeweils etwas unpassend. Wen man weiss wie wichtig die Vorbild und Beziehungsarbeit in der Erziehung und im Sozialbereich überhaupt ist.

Umso mehr bewundere ich Menschen die es schaffen. Auf keinen Fall darf man diese Menschen und ihre Stärke ausreizen indem man ihnen das Suchtmittel anbietet. Das Nein sagen kostet unheimliche Kräfte.
« Letzte Änderung: 05.08.12, 09:15 von SwissBäuerin »

Offline Pierette

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 1356
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Alkoholkrankheit
« Antwort #80 am: 05.08.12, 13:00 »
Mouhkouh
hat so absolut Recht mit ihrer Beschreibung, bei mir sind es mittlerweile 15 Jahre, aber ich finde, dass es mit der Zeit immer weniger wird mit dem Jieper auf den Dunst.
Es sind eigentlich immer nur die Augenblicke, die es zu überstehen gilt.

Mit dem Alk ist es genauso wie mit dem Qualm, es gilt nur entweder - oder.  Ein Dazwischen gibt es nicht, ach ein Gläschen geht doch mal - das funktioniert nicht.
Darum finde ich auch immer wieder unmöglich, nicht zu akzeptieren, wenn jemand lieber alkoholfrei trinken möchte.


Ein Tier, das nicht klettern kann, sollte sein Geld nicht einem Affen anvertrauen (aus Afrika)