Autor Thema: Betriebliche Überlastung plus Generationskonflikt  (Gelesen 61947 mal)

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Offline Doris70

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Re: Hofnachfolger - Probleme mit "dem Alten"
« Antwort #45 am: 15.05.18, 08:47 »
Diese "Arbeitsweisen" haben sich ja nicht von heute auf morgen eingeschlichen, das war ein langer Prozess, von Umständen, welche wir nicht kennen, geprägt.
Da wird Frau, die von aussen in den Hof kommt, zwar die Missstände, welche in den Augen der im Betrieb stehenden keine darstellen, massiv sehen, weil ja auch "Wunschbild vor Augen" - aber von heut auf gleich ändern, des wird wohl nichts.
Vorallem: Du willst ändern, schaffst eventuell auch die eine oder andere Unart ab, bringst Neuerungen. Doch dann geht alles zu langsam uä und du gehst wieder vom Hof. ... Da stehen dann die anderen da mit Neuerungen, welche sie überfordern, eventuell mit Kosten usw. Die Generation der "Alten" ist dieses Tempo der Modernisierung nicht gewohnt.

Wie überall ist hier ein aufeinander zugehen nötig. Du wirst nicht alles was Dir ein Dorn im Auge ist, beseitigen können. Eben wegen der festgefahrenen Denkweise. Und aus dem Stand heraus eh nicht!

Wie würdes Du Dich fühlen, wenn Du im Berufsalltag schon jahrelang Deine Frau gestanden bist, alles funktioniert, dann kommt junger Hüpfer und sagt Dir, dass Deine Arbeitsweise ja sowas von unmöglich ist? Ich sage bewusst: Deine Arbeitsweise! Weil zum Ziel kann man auf vielen Wegen kommen

Gruss

Doris

Offline gatterl

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Re: Hofnachfolger - Probleme mit "dem Alten"
« Antwort #46 am: 15.05.18, 10:48 »

Das muss er schleunigst ändern.

Vermutlich kann er sich aber gar nicht ändern, weil es sein Wesen ist.

Das ist wieder so ein ungesunder Glaubenssatz, Gammi.  :-*

Und das ist NICHT böse gemeint
Manche Menschen können nichts mehr wahrnehmen ausser ihrer eigenen Befindlichkeiten
Florian Schroeder

Offline gammi

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Re: Hofnachfolger - Probleme mit "dem Alten"
« Antwort #47 am: 15.05.18, 11:18 »
Leider Gatterl ist das MEINE Erfahrung.........

Ich hatte das auch einmal geglaubt und bin damit böse auf die Nase gefallen. Unser Hofkauf war in dieser Hinsicht der größte Fehler, weil ich das nicht wahrhaben wollte.

Unsere Situation ist in vielen Punkten sehr ähnlich.  :'(
Enjoy the little things

Offline mary

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Re: Hofnachfolger - Probleme mit "dem Alten"
« Antwort #48 am: 15.05.18, 12:00 »
Die Frage- wieviel Prozent an einem ist veränderbar, die hab ich mir auch schön des öfteren gestellt- wobei ich die nur für mich so stelle, einen anderen kann man eh nicht ändern. Da arbeitet man sich ein Leben daran ab- und wirklich was erreicht man eher nicht.
Auf der einen Seite- wer die Arbeit liebt und gerne Kartoffeln isst- hat jeden Tag 2 mal eine Freude- ist ein alter Spruch, den ich mal gehört habe.
Jemand, der die Arbeit scheucht wie der Teufel das Weihwasser- ist auch nicht ganz einfach- da brauchts dann Gott erhalte mir die Gesundheit und die Arbeitskraft des Mannes oder der Frau.
Komisch, ich merke - diese alten Sprüche- die haben oft sehr viel Lebensweisheit intus.
« Letzte Änderung: 15.05.18, 12:04 von mary »

Offline Landpflanze1990Topic starter

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Re: Hofnachfolger - Probleme mit "dem Alten"
« Antwort #49 am: 16.05.18, 07:23 »
Hallo Landpflanze.

Dein Freund hat doch bestimmt landwirtschaftliche Ausbildung und war in der Schule mit Gleichaltrigen zusammen.
So alt kann er auch noch nicht sein. Deinem Nick nach zu schließen bist Du Jahrgang 1990  (wie unsere Tochter). er wird dann vermutlich altersmäßig auch nicht schon über 50 sein.  In dem Alter, wenn man seinen Trott jahrzehntelang hat, kann ich manches ja nachvollziehen. So kommt er mir nach Deinen Schilderungen wenig flexibel vor.
Wie stellt der sich das langfristig vor. Irgendwann fallen Eltern ganz aus, dann muss er was ändern. Kein Mitarbeiter macht diese Zeiten mit und wenn ihr mal Familie haben solltet, ist es mir ein Rätsel wie da der Alltag mit Kindern aussehen soll.  Ich hoff ja für Dich dass sich was ändert, aber sehr viel Bereitschaft kommt in meinen Augen von ihm nicht.

Nein, er hat wie gesagt eine Lehre zum Groß- und Außenhandelskaufmann gemacht... Ich bin Jahrgang 90 er 80. Also liegen 10 Jahre zwischen uns.
Immer wenn ich ihn frage, wie er sich das vorstellt, kommt keine wirkliche Antwort oder nur sowas wie "wird schon laufen"...

Gesten wars bei ihm wieder 2 Uhr (war bis dahin auf dem Feld)  bei mir 22.45 Uhr und um 4.45 Uhr hat der Wecker schon wieder geklingelt. Ich dreh durch...

Offline Rohana

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Re: Hofnachfolger - Probleme mit "dem Alten"
« Antwort #50 am: 16.05.18, 07:37 »
Ohne miesepetrig klingen zu wollen: Lass es bleiben. Es gibt da draussen viele junge Landwirte in deinem Alter, die tatsächlich vernünftig arbeiten können und wollen, die sich nicht mehr kaputtmachen wie ihre Eltern und Grosseltern, die auch andere Seiten des Lebens kennen und bejahen.

Ich bin jetzt seit 1,5 Jahren auf dem Hof meines Freundes und stelle fest, dass es ziemlich 0 Möglichkeit gibt etwas an den festen Abläufen und Eigenschaften der Menschen, Funktionen und Zuständigkeiten zu ändern. Nicht als Zugereiste mit externem Job, nicht als jemand mit 0 Ahnung (auch wenn ich mir schon viel erarbeitet habe). Mein Freund wird in absehbarer Zeit übernehmen, erst dann gibt es tatsächlich einen gewissen Gestaltungsspielraum - primär für ihn, aber vielleicht auch für mich.

Ich sehe da Parallelen zu dir - mit dem Unterschied, dass meine Belastungen für mich, persönlich, tolerierbar sind. Lass dich nicht kaputtmachen, zieh' die Reissleine bevor es zu spät ist, wenn es wirklich so schlimm ist! Denk an dich selbst, das tut sonst niemand für dich. Und diese Entscheidung kann dir, leider, auch niemand abnehmen...

Offline Marina

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Re: Hofnachfolger - Probleme mit "dem Alten"
« Antwort #51 am: 16.05.18, 07:43 »
... und verfalle nicht dem Glauben, dass es im fortgeschrittenen Alter besser wird!

Offline frankenpower41

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Re: Hofnachfolger - Probleme mit "dem Alten"
« Antwort #52 am: 16.05.18, 08:03 »
eher im Gegenteil

Wenn er keine Landwirtschaftliche Ausbildung hat, dann darf er doch den Betrieb gar nicht führen (Anträge, spritzen usw), oder täusche ich mich da.  Irgendwelche Prüfungen muss er doch gemacht haben?
« Letzte Änderung: 16.05.18, 08:05 von frankenpower41 »

Offline Tilly

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Re: Hofnachfolger - Probleme mit "dem Alten"
« Antwort #53 am: 16.05.18, 08:28 »
Wenn er keine Landwirtschaftliche Ausbildung hat, dann darf er doch den Betrieb gar nicht führen (Anträge, spritzen usw), oder täusche ich mich da.  Irgendwelche Prüfungen muss er doch gemacht haben?
Genau so ist es wie frankenpower schreibt.

Nicht umsonst holen Nebenerwerbslandwirte die Ausbildung zum Landwirt nach.
Viele Grüße

Tilly

Offline Landpflanze1990Topic starter

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Re: Hofnachfolger - Probleme mit "dem Alten"
« Antwort #54 am: 16.05.18, 08:33 »
eher im Gegenteil

Wenn er keine Landwirtschaftliche Ausbildung hat, dann darf er doch den Betrieb gar nicht führen (Anträge, spritzen usw), oder täusche ich mich da.  Irgendwelche Prüfungen muss er doch gemacht haben?

Wie das gesetzlich geregelt ist, weiß ich nicht. Er darf so jedenfalls alles machen, kennt sich auch echt gut mit allem aus. Das muss man ihm ja neidlos anerkennen. Er ist wirklich durch und durch Bauer.

Für seine Biogasanlage musste er einen Lehrgang machen und dieser muss auch jährlich aufgefrischt werden.

Immerhin ein Lichtblick , heute oder morgen kommt SM aus dem Krankenhaus wieder, endlich ein wenig Unterstüzung, wenn auch nur seelisch.

Offline frankenpower41

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Re: Hofnachfolger - Probleme mit "dem Alten"
« Antwort #55 am: 16.05.18, 12:21 »
@Landpflanze, ich geh jetzt mal davon aus dass Du Arbeit außerhalb des Betriebes nachgehst oder arbeitest Du dort voll mit?  Wenn ja, wie ist das geregelt?
Wenn Du "nebenher" oder besser gesagt voll arbeiten gehst wirst Du diese Zeiten nicht lange durchhalten und Deine Arbeit wird zwangsläufig drunter leiden.

Offline Landpflanze1990Topic starter

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Re: Hofnachfolger - Probleme mit "dem Alten"
« Antwort #56 am: 16.05.18, 12:39 »
@Landpflanze, ich geh jetzt mal davon aus dass Du Arbeit außerhalb des Betriebes nachgehst oder arbeitest Du dort voll mit?  Wenn ja, wie ist das geregelt?
Wenn Du "nebenher" oder besser gesagt voll arbeiten gehst wirst Du diese Zeiten nicht lange durchhalten und Deine Arbeit wird zwangsläufig drunter leiden.

Ja, ich gehe ganz normal 39 Stunden im öff. Dienst arbeiten. Plus lange Anfahrtswege. Morgens dank Stau meist so eine Stunde und Abends dann 45 Minuten
Zusätzlich habe ich noch ein Pferd und seit gestern auch meine eigene Wohnung.

Offline gschmeidlerin

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Re: Hofnachfolger - Probleme mit "dem Alten"
« Antwort #57 am: 17.05.18, 22:20 »
Liebe Landpflanze, mit "wird schon laufen" wird sich gar nichts ändern, das ist leider die Realität. Mit fallen da auch zwei Betriebe ein, wo vergleichbar sind. Ein Betrieb hat es geschafft, der "Junge" ist zu 100 % zu seiner Frau gestanden und hat sich von den Eltern erfolgreich abgenabelt, der andere wurstelt noch immer. Wenn da nichts erkennbar ist, dann ist alles vergebene Liebesmüh jetzt grob gesagt.

Und noch was, es hat nichts mit Fleiß zu tun, wenn man Tag und Nacht arbeitet - eher mit Dummheit.

LG Eva

Offline Smart

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Re: Hofnachfolger - Probleme mit "dem Alten"
« Antwort #58 am: 20.05.18, 08:08 »
eher im Gegenteil

Wenn er keine Landwirtschaftliche Ausbildung hat, dann darf er doch den Betrieb gar nicht führen (Anträge, spritzen usw), oder täusche ich mich da.  Irgendwelche Prüfungen muss er doch gemacht haben?

es geht schon, ist nur umständlicher. Fürs Spritzen braucht er einen Sachkundenachweis (Schulung) oder er lässt alles durch einen Lohnunternehmer, der geschult ist, machen. Den Gemeinsamen Antrag oder Sammelantrag darf er stellen, muss aber auf jeden Fall die CC-Regeln einhalten, wie alle anderen auch (außer das macht noch der Vater). Bei manchen Fördermaßnahmen wie AFP ist die LEhre und die Wirtschafter-Prüfung Voraussetzung. (oder wars in der letzten Förderperiode, das weiß ich grad nicht so genau).

Offline Landpflanze1990Topic starter

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Re: Hofnachfolger - Probleme mit "dem Alten"
« Antwort #59 am: 22.05.18, 13:18 »
Ich merk irgendwie, das Thema verändert sich, vom "Alten" in Richtung "Freund".

Am Wochenende hatten wir richtig Streit.

Er ist nun der Ansicht, das eine eigene Wohnung überflüssig ist. Sein zu Hause ist der Hof. Ich soll ihm keine Bilder (meine Eltern waren am WE da und haben mir einräumen geholfen) von meiner "Märchenwelt" schicken und bei ihm auf dem Hof verkommt alles.
Mit anderen Worten "Arbeite lieber hier und mach den Hof schick".

Er will dann auch abends nicht mehr zu mir kommen, wenn die Biogasanlage auf Arlam geht, es seine Nachtruhezeit ist, um zum Hof zu fahren.

Auf meine Nachfrage, wie er sich da sonst vorstellt, ob ich den Rest meines Lebens aus Koffern leben soll, kam keine richtige Antwort.


Auf jeden Fall hatten wir dann einen mega Streit. Ich war echt kurz davor den ganzen Kram einfach zu beenden.
Danach haben wir uns ausgesprochen (m.E. längst überfällig)  und er hat sich gestern das erste Mal meine Wohnung angeguckt.

Heute höre ich von ihm, dass sein Onkel (lebt mit auf dem Hof) mich als "dumme Kuh" bezeichnet hat, weil ich ne eigene Wohnung haben will.