Hallo Geli,
deshalb will ich doch nach Österreich auswandern, dann kann ich ohne Probleme mit Trachitgem herumlaufen, keiner wird deshalb schief angesehen, egal ob Bäuerin oder Nichtbäuerin.
Dann kann ich von drenten aus zusehen- wie hier in Deutschland darüber gestritten wird, ob die typische Bäuerin Tracht tragen soll oder nicht.
Ironiemodus an:
Scheinbar gehts uns allen sehr gut, wenn sich unsere Probleme nur um solche Äusserlichkeiten drehen, scheinbar haben wir in der Landwirtschaft keine Sorgen und Probleme.
Keine Probleme mit niedrigerem Milchgeld, wie es sich auswirkt, wenn die Wasserversorgung privatisiert wird, Bauern vielleicht nur noch Genverändertes Saatgut ausbringen können, weil daran mehr verdient ist.
Wichtig ist die Frisur und das Äussere und damit ist es dann gut. Ich werde mich Annelie anschliessen und hier nichts mehr schreiben.
Bei uns in der Familie läuft auch keiner in Lumpen herum, aber ob eine Bäuerin im Dirndl oder im Kostüm sich wohlfühlt, hat weder etwas mit mangelndem Chic, noch mit Gepflegheit zu tun.
Wenn KInder mit einer typischen Bäuerinnenprägung schon als gefährdet angesehen werden,
dann kann ich mich nur noch wundern und meine armen Kinder bedauern.
Meine Freundin, auch eine typische Bäuerin hat mich gestern angerufen und erzählt, dass ihre Tochter als einziges Bauernkind in der Abschlussklasse der Hauptschule fix und fertig ist, weil niemand sonst es für wichtig erachtet und nötig findet, für die Abschlussfeier etwas beizutragen,
das wäre mit Arbeit verbunden und davor haben alle einen Heidenbammel.
Glückliche nichtgeprägte Jugend, sie ist mir Beschäftigung ihrer Haarfrisur, der Suche nach Innklamotten und dem Anpumpen von Eltern und Grosseltern so ausgelastet, dass eben keine Zeit mehr bleibt, um für eine Abschlussfeier einen Sketch einzuüben, fürs kalte Büffet etwas beizusteuern, oder ein Musikstück zu spielen.
Wenn ich mir die Diskussionen um Arbeitsplätze, um einen total verschuldeten Staat, um die Globailsierung anschaue und mir so meine Gedanken mache, welche Zukunft unsere Kinder einmal erwartet, dann frage ich mich, wie sie mit den Gegebenheiten fertig werden können.
Also nix für ungut liebe Berufskolleginnen, aber jetzt werde ich wirklich einen Knoten in meine Finger machen.
Weiterhin viel Glück und Erfolg auf euren Höfen, wenn uns wirklich nur das Aussehen der Bäuerinnen so wichtig erscheint, dann haben wir ja eine gute Zukunft vor uns.
Bei Diskussionen, wie ein höherer Milchpreis zu stande kommen könnte oder anderen Problemen in der Landwirtschaft schreibt niemand.
Das zeigt mir ganz klar, dass die Welt der Landwirtschaft in Ordnung ist.
Damit ist ganz klar, dass es scheinbar nur bei uns Probleme gibt und ansonsten die bäuerliche Welt in Ordnung ist.
Weiterhin viel Freude beim Einkaufen und der Unterstützung der Jugend,
ich werde jetzt unserem Kalb auf die Welt helfen und dann noch eine Mütze schlaf holen.
Und mir den Kopf drüber zerbrechen, ob ich jetzt eine typische oder untypische Bäuerin bin- ob ich jetzt meine armen Kindern so geprägt habe, dass sie irgendwann mit massiven Vorwürfen daherkommen können, was ich ihnen angetan habe. Wenn man der Jugend die moderne Mutter bereits ansieht, Mamma mia, was müssen meine armen Kinder nur an mir erleiden.
Ich werde heute zum Einkaufen fahren und zuerst müssen die ganzen Inzeitschriften her, damit ich diesem modernen Zeitgeist entsprechen kann.
Eigentlich wollte ich meinen Kinder ein Vorbild sein und jetzt bekomme ich mit, dass ich ihnen je eine gewaltige Last auferlegt habe. Da stürzt mein ganzes Weltbild zusammen.
Jetzt kann ich meine Tochter nur noch trösten, wenn sie wieder jammert, dass sie mit den heutigen Jugendlichen immer weniger anfangen kann - dass es an ihrer altmodischen Mutter liegt.
Ironiemodus aus:
nur noch wundernd
maria