Darüber habe ich mir auch schon vor dieser Twitter-Nachricht immer mal wieder Gedanken gemacht.
Es ist doch so, dass nicht jedes Kind Eltern hat, die ihm Lebenspraktisches beibringen wollen oder können. Und umgekehrt mag man sich ab einem gewissen Alter von den Eltern auch nichts mehr sagen lassen. Wie habe ich es immer gehasst, wenn mich meine Mutter Überweisungen ausfüllen ließ. Wenn es dafür eine Schulnote gegeben hätte, hätte ich mich wahrscheinlich mehr angestrengt.
Beim Elternabend sagte mal eine Mutter zu ihrem LG: "Die werden mich nur 1 x um eine Kuchenspende bitten, die wissen noch nicht, dass ich in der Küche nichts kann." Die Kinder wurden nur mit Fertigprodukten ernährt und sahen auch so aus.
Einmal war ich auch richtig geschockt, dass eine Lehrerin überhaupt keine Ahnung hatte, dass man für eine Schulfahrt ins Ausland entsprechende Versicherungen braucht.
Ich finde, Alltags-Unterricht in der Schule hat durchaus seine Berechtigung.
Da kann man mit den ganz einfachen Sachen anfangen: einen Knopf annähen, eine Gemüsesuppe kochen, ein paar essbare Pflanzen heranziehen ...
Und dann würde ich mal ein ganzes Leben durchexerzieren: z. B. wozu braucht man eine Geburtsurkunde? Wie beantragt man einen Personalausweis? Wie geht das mit dem Stimmzettel ausfüllen? Wie schreibt man eine Bewerbung? Wie reklamiert man richtig? Was muss ich bei einem Mietvertrag beachten? Wie eröffne ich ein Konto? Welche Versicherungen sind notwendig? Welche Behörden sind für was zuständig? Wie kündige ich einen Vertrag?
Wo bekomme ich Hilfe, wenn mal was schiefläuft? (Schuldnerberatung, Verbraucherzentrale, Psychologische Beratungsstelle ... )
Und so könnte man das Ganze weiterspinnen bis hin zu: Wie schreibe ich einen Kondolenzbrief und wie organisiere ich eine Beerdigung? Alles Sachen, die einem wahrscheinlich im Leben mal begegnen werden.
Und auch sonst vermisse ich im Unterricht Basics: 10-Finger-Tippen - und zwar bevor man irgendein Anwendungsprogramm lernt; ein Erste-Hilfe-Kurs müsste dazugehören usw. usw.
Bei meinen Kindern sehe ich, dass sie viel motivierter sind, wenn sie praktische Fächer haben. Etwas, dass man anwenden kann, bleibt doch auch besser im Gedächtnis. Als wir eine Austauschschülerin hier hatten, habe ich gemerkt, dass Sprache von Sprechen kommt und dass die Kinder im Fremdsprachenunterricht viel zu wenig reden und zu sehr mit stumpfen Grammatikübungen gequält werden.
In Bio könnte man mal ein Tierheim besuchen, das wäre bestimmt ein guter Eindruck, der zum Nachdenken anregt.
Für mich selber wäre es im Matheunterricht sicher hilfreich gewesen, wenn man mal ein praktisches Beispiel durchgerechnet hätte anstatt immer nur nach Formel xy vorzugehen.
So, jetzt höre ich aber auf ...