Autor Thema: Umstellung von Milchvieh auf / und Schwein?  (Gelesen 5773 mal)

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Haly

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Hallo, ich bin neu hier im Forum,

wir haben einen Milchviehbetrieb und sollen nach Berateraussagen auf Schweinemast umsteigen bzw. evtl. zweigleisig fahren. Ich würde gerne wissen, was ihr davon haltet. Vielleicht könnt ihr das Konkurrenzdenken kurz ausschalten. Das fällt mir nämlich immer auf, wenn ich mich bei Schweinemästern über die Schweinemast informieren möchte. Da wird immer alles so schwarz gemalt und man wird hingestellt, als wäre man dazu überhaupt nicht fähig. Dass man aber lernen kann, das hab ich am eigenen Leib erfahren. Vor langer Zeit konnte ich noch keine Kuh melken und jetzt melke ich 35 Stück tagein tagaus und es funktioniert. Nur der Stall ist überaltet und Stallneubau im Milchviehbereich ist momentan eine etwas heikle Angelegenheit. Also, ich danke für jeden ernsthaften Beitrag.

Bis denn
Haly
« Letzte Änderung: 02.02.07, 08:48 von Mirjam »

Offline Mirjam

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Re: Bäuerinnen v. Schweinebetrieben?
« Antwort #1 am: 02.02.07, 07:49 »
Hallo Haly,

jetzt wirf uns doch nicht gleich mit deinen negativen Erfahrungen in einen Topf  ;) und zu aller erst mal herzlich willkommen hier!  :D

Hier im BT sind wir für alle Fragen offen. Schweinemast ist zum lernen/betreuen - wohl der einfachste Produktionsabschnitt aller Schweine, dafür der ganze Stallbau, Vermarktung, Kalkulation, Genetik eine Philosophie für sich...

In welchem Bundesland seid ihr? Wie wollt ihr zweigleisig fahren - Kühe/Kontigent (= Umlaufkapital das investiert werden könnte) behalten und parallel (kleinen/mittleren) Maststall bauen?

Dazu kommen eben auch Schwankungen im Mastschweinepreis und auch die Abteilgröße für rein-raus ist nicht unerheblich, da z.B. zwischen Kleingruppen und Großgruppenferkel schon mal (Qualitäts, Mengen-)Zuschläge von bis zu 10 Euro stehen können pro Ferkel!

Wer soll die Arbeit im Mastschweinestall machen (Kontrolle, Behandeln, Sortieren Ausstallen, Waschen?) - diese Arbeiten sollten ja jeweils durchaus von 1 Person durchgeführt werden können - und dann kommt es sehr auf die Ergonomie an, da kann man sich viel Arbeit erleichtern - ebenso das Güllemanagement, die sollte nämlich gut abfließen damit nicht zuviel Fliegen, Ungeziefer usw. und die ganzen Schwimmschichten - ja da sind wir wieder bei der Bauplanung...  :).

Du siehst - der Bereich ist groß: Stell einfach Fragen und du wirst sehen du bekommst offene Antworten von vielen netten Schweinebäuerinnen hier.

lieben Gruß

Mirjam

Der Kopf ist rund - damit die Gedanken auch mal die Richtung ändern können!

Offline Hanse

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Re: Bäuerinnen v. Schweinebetrieben?
« Antwort #2 am: 02.02.07, 08:13 »
hallo Haly,

Die letzten Jahre konnte in der Schweinehaltung ein zufriedenstellendes Einkommen erzielt werden. Deshalb hat sich die Beratung auf diese Schiene ein wenig eingefahren.
Wichtig ist, daß ihr nicht blauäugig denkt und auf kürzeste Zeit reich werden wollt.

Ihr müßt dahinter stehen und die Bereitschaft auf viel Neues haben.

Die Fördermöglichkeiten(je nach Bundesl.) sind auch zu beachten.

Die Lage des Betriebes, die Flächenausstattung usw. können auch in die Entscheidung mit einfließen.

Von zweigleisigen Dingen halte ich nicht so viel, sind halt oft nur halbe Sachen. Alerdings kenne ich die AK Ausstattung nicht.

Wir bauen z.Zt. einen Zuchtsauenstall, da sehen wir uns bessere Chancen.(Pers. Neigung)

Auf alle Fälle überlegt es euch gut und laßt euch nicht nur von Zahlen irritieren.

Eine gute Entscheidung wünscht euch

     Hans
Grüße vom Hans

Offline Mirjam

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Re: Bäuerinnen v. Schweinebetrieben?
« Antwort #3 am: 02.02.07, 08:43 »
Hallo Haly, nicht erschrecken, ich hab dir als Mod eine neue Box "gebaut" - da das Thema sehr viele Milchviehbetriebe betrifft, ist deine Frage eine eigene Box wert  :)!


Und Nachtrag zur Einarbeitung:

Ein Bekannte führt einen großen Ferkelerzeugungsbetrieb in Hessen mit Fremd-AK im Stall.

Und - seine Aussage - NIE WIEDER Leute aus der Landwirtschaft, die z.B. den Hof aufgegeben haben und sich nix sagen lassen, weil sie glauben sie wissen schon alles über Schweine und wie und was und alte Arbeitsrituale:

Sondern junge Frauen mit Familie in Teilzeit - die halten sich an das (moderne Produktionsmethoden) und kümmern sich um jedes eigene Ferkel, sind engagiert, neugierig und dokumentieren ordentlich.

Auch in einem großen Test in einer Ost-Sauenanlage haben ein Tierarzt, ein Besamungstechniker und eine angelernte Hausfrau in Konkurrenz besamt, wer hatte wohl die besten Ergebnisse?  8)

Keine Frage - Schweinehaltung hat viel mit Fachwissen zu tun: Aber das verändert sich auch und man muss sich an neue Gegebenheiten, Forschungsergebnisse und Genetik-Wechsel anpassen - da ist immer sehr viel im Fluss und wenn jemand da offen ist - sind so manche Komplett-Umsteiger von Milchvieh in Sauen/Zucht/Mast moderner, erfolgreicher als jene, die sich von "alten" Dingen nicht lösen können.

Bei Schweinen sind einige Dinge grundlegend wichtig wie Hygiene, Hygieneschleusen und z.B. Stallkleidung, Stiefelwechsel - das fällt zugegebenermaßen manchen Betriebsleitern aus kleinen, bäuerlichen Milchviehbetrieben schwer sich da umzugewöhnen (oder gar wenns parallel läuft v.w. den Altenteilern da Klamottenwechsel usw. anzugewöhnen).

Wenn man in Mast baut - siehe Beitrag von Hans - dann immer im Kopf bitte den nächsten Wachstumsschritt halten bzgl. Flächen, Vieheinheiten, Großvieh/Immisionen, Futterwirtschaft, Hygiene, Güllelagerkapazitäten usw. - da ist allerdings Job eines guten Stallplaners.

viele Grüsse

Mirjam
« Letzte Änderung: 02.02.07, 08:49 von Mirjam »
Der Kopf ist rund - damit die Gedanken auch mal die Richtung ändern können!

Offline Biobauer

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Re: Umstellung von Milchvieh auf / und Schwein?
« Antwort #4 am: 02.02.07, 11:26 »
Hallo, sehe ich so ähnlich wie meine vorschreiber, die letzten jahre konnten gute ergebnisse erzielt werden ,mastschweine darf man nicht punktuell sehen ,sondern muss immer einen mehrjährigen schnitt ziehen . blöd natürlich nur ,wenn man gleich zu beginn in ein preistief fällt.
ich würde zuerst mal abklären wie es mit stallneubau aussieht ,bei uns hier wird so ziemlich jeder stall erst mal von einer bürgerinitative sabotiert,zum grossteil mit erfolg.
mastschweinehaltung ist bestimmt der am einfachst zu lernende bereich der tierhaltung,wobei da auch nicht alles von selbst geht . aber wenn ich mein beispiel nehm,meine frau,die aus einen beamtenhaushalt stammt hat unsere schweine wesentlich besser im griff als ich ,verkaufen und einkaufen kann aber ich besser.  ;)
ich würde mir  auf jeden fall mal ein paar ställe ansehen , nicht unbedingt stallplanern alles glauben ,sondern eher unabhängigen beratern wie lkv etc.
noch nen kleiner tip bei der finazierung ,ja nich vergessen den tier und futterzukauf,auch wenn man meint man kann das ausn laufenden betrieb machen ,was ja bestimmt teilweise möglich ist ,dank der schnellen umtriebszeit,für nen 1000er stall würd ich trotzdem mal 100000 euro einplanen an umlaufkapital.
jetzt noch bissl was in eigener sache,da s du siehst da s hier kein futterneid herscht,  :) wenn du willst da s man dir die schweine aus der hand reisst ,dann stell auf bio um ,wir haben mittlerweile immense engpässe,gottseidank  ist das ausland aber auich nicht in de rlage uns zuzupflastern .
ausserdem haste da ne festpreisgarantie zumindest imme rfür ein jahr,langfristig wirste von keinen versprechungen bekommen .
servus Herbert
Streite dich nie mit einem Idioten, er zieht dich auf sein Niveau herunter und schlägt dich mit Erfahrung. (Bob Smith, 1962

Haly

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Re: Umstellung von Milchvieh auf / und Schwein?
« Antwort #5 am: 03.02.07, 11:21 »
Hallo,

erstmal vielen Dank für Euere Antworten. Dass Schweinemast nichts ist, um Millionär zu werden, das glaube ich sofort, denn sonst hätte mein Cousin nicht von Schweinemast auf Zucht umgestellt. Mit dem Wissen, das wir haben, wäre es einfacher, einen Kuhstall zu bauen aber die Beratung will uns absolut nicht dazu raten. Wir leben eher in einer kuh- und biogasdichten Ecke. Und vorläufig können wir uns mit dem Thema Schweinemast noch nicht so richtig anfreunden.
Auf biologisch umzusatteln, stelle ich mir in unserer Situation eher schwierig vor. Mit einer männlichen und einer weiblichen AK? Und so lange irgend möglich, möchten wir nicht mit fremden Leuten arbeiten.

LG Haly
 

möhre

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Re: Umstellung von Milchvieh auf / und Schwein?
« Antwort #6 am: 03.02.07, 12:56 »
Hallo Haly,
hier ein paar Eckdaten von Betrieben, die Milchkühe und Mastschweine zusammen betreiben:
220 Betrieb bundesweit,
ldw. Nutzfläche ca. 50 ha,
35 Kühe wie ihr sie habt,
verkaufen ca. 1.500 Schweine im Jahr.

Haben eine relative Faktorentlohnung von unter 70% im Schnitt der letzten 5 Wirtschaftsjahre. Bedeutet eine Entlohnung der Faktoren Arbeit, Boden und Kapital von nur 70%. In Zahlen ausgedückt: Bei einem Zinsansatz von 6% für das Eigenkaital erzielen diese Betrieb nur 4,2%. Und bei einem kalkulierten Lohnansatz von 24.000 EUR/Jahr je nicht entlohnter Familienarbeitskraft von nur 16.800 EUR. Mit Arbeitnehmerlohn  nicht direkt vergleichbar, da Unternehmer mehr als 40 Stunden die Woche arbeitet, keinen bezahlten Urlaub erhält und voll seine soziale Absicherung leisten muss.

Irgendwie nicht berauschend, muss aber jeder für sich selbst entscheiden. Dieses sollte man aber vorher wissen und sich von sogenannten erfogreichen Einzelschicksalen blenden lassen. Wer wirlich erfolgreich ist, kann man von außen nicht wirklich beurteilen. Oder habt ihr schon Jahresabschlussanalysen von anderen Betrieben erhalten.
Mein Tip: Lest eure Jahresabschlussanalysen genau durch. Ich hoffe ihr bekommt sie von eurer Buchstelle.

Gruß
möhre

Offline Hanse

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Re: Umstellung von Milchvieh auf / und Schwein?
« Antwort #7 am: 03.02.07, 17:56 »
hallo Haly,

laßt euch bloß von der Beratung nichts aufschwatzen, wenn ihr nicht überzeugt von der Sache seid.
Zahlen allein sind verführerisch.
Viele Ex-Rinderhalter meinen oft, mit Schweinen wirds leichter.
Wer erfolgreich sein will, muß auch seine gewisse zeit im Stall verbringen.
Billig bauen ist oft mit Nachteilen verbunden, mit denen du tgl. konfrontiert wirst .
So z.B. Füttern mit Körperkraft oder Tierkontrolle durch herumkriechen, Stallwaschen auf Knien usw...... Da vergeht dir bald die Lust und der Erfolg und die Gesundheit leiden darunter.

Ich wünsche euch ehrliche Schweinehalter, die euch bei euren Fragen Rede und Antwort stehen.(Hab da schon schlechte Erfahrungen gemacht, nach dem Motto: Bei mir ist alles Super, beim Anderen klappt es nicht. Der Andere sagt das aber auch.)

 Eine gute, nicht übereilte Entscheidung wünscht euch

      Hans
Grüße vom Hans

Offline Ditz

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Re: Umstellung von Milchvieh auf / und Schwein?
« Antwort #8 am: 03.02.07, 18:12 »
Hallo,

wichtig um geld zu verdienen ist, meiner meinung nach erst einmal spaß und interesse an einer sache zu haben.
was nützt dir ein neuer maststall wenn ihr kein wirkliches interesse an schweinen habt?
problematisch sehe ich auch das fehlende know how, sicher man kann alles lernen wenn man interesse daran hat, aber viel lehrgeld zu zahlen kann sich doch heute keiner mehr erlauben, gerade wenn ein neuer stall bezahlt werden muß.
ich denke wenn man die kenntnisse, erfahrung und interesse an einem betriebszweig hat, dann hat man auch die möglichkeit geld zu verdienen auch in betriebszweigen die von der beratung tot geredet werden.
mein steuerberater hat mir dazu mal gesagt, machen sie das was sie können in der schweinemast gibt es tausende betriebe die besser sind wie sie.

Ditz

mone12

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Re: Umstellung von Milchvieh auf / und Schwein?
« Antwort #9 am: 07.03.07, 12:31 »
Hallo Haly,

schaut euch doch mal das schweine versuchszentrum in boxberg/windischbuch an wir waren da gestern und es war sehr interesant die können euch da bestimmt viel zeigenund sagen nicht nur über die schweine mast.sondern auch die verschidenen haltundsmöglichkeiten usw. eben alles was dazu gehört.

« Letzte Änderung: 08.03.07, 13:07 von mone12 »