01. Dezember 2010

Baden-Württemberg: Einkommen der Landwirte nochmals rückläufig

Unternehmensergebnisse Im Wirtschaftsjahr 2009/10 sinken um sechs Prozent im Landesdurchschnitt
Stuttgart (agrar.de) – „Nach dem massiven Einbruch 2008/09 um durchschnittlich 21 Prozent haben sich im Wirtschaftsjahr 2009/10 die Einkommen der Landwirte in Baden-Württemberg nochmals um sechs Prozent verschlechtert. Die wirtschaftliche Situation auf den Höfen bleibt angespannt.“ Das erklärt Präsident Joachim Rukwied bei der Jahrespressekonferenz des Landesbauernverbandes (LBV) am 30. November 2010 in Stuttgart. Die bisher freundlichere Marktsituation im laufenden Wirtschaftsjahr 2010/11 in einigen Betriebssparten reiche bei Weitem nicht aus, um die hohen Eigenkapitalverluste der vergangenen Jahre und die wieder gestiegenen Produktionskosten auszugleichen.

Im Wirtschaftsjahr 2009/10 hat sich die wirtschaftliche Lage der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe in Baden-Württemberg weiter verschlechtert. Das in der Buchführung ausgewiesene Bruttoeinkommen sank gegenüber 2008/09 im Durchschnitt um 6,2 Prozent auf 17.504 Euro je Familienarbeitskraft. Es lag damit etwa auf dem Niveau des Wirtschaftsjahres 2005/06. Baden-Württemberg hinkt in der Einkommensskala nach wie vor hinterher und liegt bundesweit auf dem letzten Platz.

Große Unterschiede zwischen den Betriebsformen

Zwischen den Unternehmensergebnissen der verschiedenen Betriebsformen bestehen beträchtliche Unterschiede. Die Futterbaubetriebe mit Rindermast und Mutterkuhhaltung weisen mit 13.818 Euro je Familienarbeitskraft erneut das geringste Einkommen auf. Das sind 21,1 Prozent weniger als der Landesdurchschnitt von 17.504 Euro. Die Veredlungsbetriebe liegen nach ihrem massiven Einbruch 2007/08 nun mit durchschnittlich 27.069 Euro (+ 54,6 Prozent zum Landesdurchschnitt) wie bereits im Vorjahr wieder vorne.

Die Ackerbaubetriebe mussten 2009/10 mit einem Minus von durchschnittlich 23,6 Prozent den höchsten Rückgang hinnehmen. Ihr Unternehmensergebnis erreichte lediglich 15.436 Euro je Familienarbeitskraft. Die guten Getreideernten 2008 und 2009 führten zu einem deutlichen Produktionsüberhang. Die infolge der Weltwirtschaftkrise gesunkene Nachfrage nach Getreide und Ölsaaten verschärfte 2009/10 noch den Preisdruck. Der Preis für Qualitätsweizen lag im Frühjahr 2010 um rund 115 Euro je Tonne. Er deckte bei Weitem nicht mehr die variablen Produktionskosten.
Die Milchviehbetriebe erzielten ein Unternehmensergebnis von 17.487 Euro je Familienarbeitskraft, was einem Rückgang um 4,2 Prozent entspricht. Der Milcherzeugerpreis lag dabei 2009/10 bei rund 26,7 (2008/09: 29,1) Cent/kg bei 3,7 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß, zzgl. MwSt.).

Die Obstbaubetriebe erwirtschafteten im Durchschnitt 22.365 Euro Unternehmensergebnis je Familienarbeitskraft (+ 4,5 Prozent). Bei den Weinbaubetrieben sind es 17.627 Euro (- 10,0 Prozent).

Ausblick auf das laufende Wirtschaftsjahr 2010/11

Am Getreidemarkt sorgt eine weltweit begrenzte Erntemenge 2010 nach einer zweijährigen Durststrecke für einen Preisaufschwung. Die Milcherzeugerpreise stiegen auf zuletzt 33 bis 34 Cent/kg. Die Situation in der Ferkelerzeugung und Schweinemast ist nach wie vor angespannt.

Die Einkommenssituation hat sich insgesamt in den vergangenen Monaten verbessert. Allerdings hat sich die Erholung am Milchmarkt mittlerweile wieder abgeschwächt.

Dennoch sind insgesamt die Aussichten für das laufende Wirtschaftsjahr derzeit besser als vor Jahresfrist. Die Betriebe brauchen allerdings einen nachhaltigen Aufwärtstrend, um steigende Kosten ausgleichen und dringend benötigtes Eigenkapital für Zukunftsinvestitionen bilden zu können.

Daten zu den Unternehmensergebnissen 2009/10

Datenbasis: Die Ermittlung der Einkommenssituation basiert auf den Buchführungsergebnissen von 2.821 landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetrieben, welche die baden-württembergische Landwirtschaft im Haupterwerb repräsentieren. Die Hochrechnung erfolgt nach statistischen Grundsätzen. Haupterwerbsbetriebe sind Unternehmen, deren Erlöse überwiegend aus landwirtschaftlicher Tätigkeit stammen. Es wurden ausschließlich solche Betriebe ausgewertet, deren Daten schon für die letzten beiden Wirtschaftsjahre zur Verfügung standen.

Unternehmensergebnis: Das Bruttoeinkommen oder Unternehmensergebnis muss neben dem Lohn für die geleistete Arbeit auch die Verzinsung des im Betrieb eingesetzten Eigenkapitals abdecken. Zusätzlich gehen davon die Sozialabgaben, die persönlichen Steuern, Tilgung für Fremdkapital und die finanziellen Verpflichtungen gegenüber der Vorgängergeneration ab. Ein großer Teil des Unternehmensergebnisses ist für die Finanzierung von Existenz sichernden Ersatz- und Neuinvestitionen aufzuwenden.

Arbeitskräfte: Der Arbeitskräfteeinsatz liegt bei durchschnittlich 1,7 Arbeitskräften (AK) je Unternehmen oder 3,5 AK je 100 ha. Der durchschnittliche AK-Besatz ist in Baden-Württemberg um knapp 30 Prozent höher im Bundesdurchschnitt (2,7 AK je 100 ha).

Fläche: Die landwirtschaftlich genutzte Fläche beträgt ca. 50 ha pro Betrieb. Der Anteil der Pachtflächen liegt im Durchschnitt bei 66 Prozent (32 ha). Die durchschnittlichen Pachtkosten betragen rund 7.000 Euro pro Jahr (ca. 220 Euro/ha).

Eigenkapitalbildung: Im Durchschnitt konnte ein baden-württembergischer Haupterwerbsbetrieb im Wirtschaftsjahr 2009/10 rund 1.100 (2008/09: 1.070) Euro Eigenkapital bilden. Dieser Wert ist im Hinblick auf eine dauerhafte Sicherung der betrieblichen Existenz viel zu niedrig.

Investitionen: Die Bruttoinvestitionen, das heißt, der gesamte Zugang an Vermögensgegenständen, hielten sich 2009/10 auf dem Niveau des vorangegangen Wirtschaftsjahres (+ 1,2 Prozent) und lagen bei knapp 26.000 Euro je Unternehmen. Die Investitionen in Maschinen gingen deutlich um 10 Prozent zurück. Die Nettoinvestitionen stiegen um 5 Prozent auf rund 2.100 Euro je Betrieb an.




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