24. September 2008

AbL: Industrielle Anlagen setzen bäuerliche Schweinehalter unter Druck

Verband: Indem der Bauernverband Industrie-Investoren unterstützt, schwächt er die Bauern
Lüneburg (agrar.de) – Als fatalen Ausdruck der „Verfilzung des Bauernverbands mit Agrarindustrie und Agrobusiness zu Lasten der bäuerlichen Schweinehalter“ bezeichnet der Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Georg Janßen, die Unterstützung des Landesbauernverbands Mecklenburg-Vorpommern für eine 10.000-Sauen-Anlage des Straathof-Konzerns in Alt-Tellin (Kreis Demmin).

„Was in Alt-Tellin gegen den Widerstand der Bevölkerung und der bäuerlichen Betriebe geplant ist, ist eine industrielle Tierhaltung in extremsten Ausmaßen. Allein diese geplante Agrarfabrik würde mehrere hundert bäuerliche Ferkelerzeuger in ihrer Existenz bedrohen“, so AbL-Bundesgeschäftsführer Georg Janßen. „Nicht nur aus Gründen des Tier- und Umweltschutzes sind solche Tierkonzentrationen an einem Ort abzulehnen. Gerade angesichts der aktuellen und sich weiter zuspitzenden Existenzkrise bäuerlicher Ferkelerzeuger ist es völlig unverständlich, dass der Bauernverband den Bau derartiger Agrarfabriken aktiv unterstützt“, so Janßen weiter.

Der niederländische Agrarindustrielle Adriaan Straathof, der in Holland wegen Umweltverstößen der Überbelegung seiner mehrstöckigen Schweineanlage verurteilt sei, baue derzeit an mehreren ostdeutschen Standorten seinen Agrarkonzern mit mehreren hunderttausend Schweinen weiter gezielt aus. Landesregierungen und auch Bauernverband unterstützten die Pläne Straathofs und zahlreicher ähnlicher Investoren, so der AbL-Geschäftsführer. Der ehemalige Agrarminister von Sachsen-Anhalt und jetzige Agrarindustrie-Berater Helmut Rehhahn sei jüngst sogar wegen versuchter Bestechung einer Bürgermeisterin vom Amtsgericht Wolmirstedt verurteilt worden.

AbL-Geschäftsführer Janßen forderte den Bauernverband auf, sich nicht weiter gegen die Bemühungen von Bauern und Verbrauchern zu stellen, die drohende Agrarindustrialisierung der Schweinehaltung zu verhindern. Sonst schwäche er damit die Bauern. Der örtliche Widerstand an fast allen geplanten Agrarfabrik-Standorten sei ein deutlicher Beleg dafür, dass nur eine bäuerliche, flächenbezogene und tiergerechte Haltung die notwendige gesellschaftliche Akzeptanz erhalte.

Angesichts der heute vom Vizepräsidenten des Deutschen Bauernverbands (DBV) Franz-Josef Möllers erhobenen Forderung, Futtermittelimporte zuzulassen, die mit in Europa verbotenen gentechnisch veränderten Bestandteilen kontaminiert sind, sei ein weiterer Beleg dafür, dass der Bauernverband viele Interessen vertrete, aber nicht die der Bauern. Denn die lehnten diese verunreinigten Futtermittel mit großer Mehrheit ab, so Janßen. „Es mag sein, dass Herr Möllers, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der im Futtermittelhandel sehr aktiven Agravis-Raiffeisengenossenschaft ist, hier andere Interessen im Blick hat, die der Bauern sicherlich nicht.“

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