12. Dezember 2007

EU-Kommission will höhere Milchquoten ab 2008

Brüssel (agrar.de) – Wegen der wachsenden Nachfrage in der Europäischen Union und auf den Weltmärkten hat die Europäische Kommission vorgeschlagen, die Milchquoten ab 1. April 2008 um zwei Prozent aufzustocken. Das hätte eine Erhöhung der EU-Gesamtproduktion um 2,84 Millionen Tonnen zur Folge. Der Vorschlag ist unabhängig von der derzeit laufenden Überprüfung der Lage auf dem Milchmarkt im Rahmen des Gesundheitschecks der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Dabei hatte die Kommission angeregt, die Quoten stufenweise anzuheben, bevor die Regelung am 31. März 2015 ausläuft. Wenn Rat und Parlament rasch zu einer Entscheidung kommen, kann die Aufstockung am 1. April 2008 in Kraft treten.

‚Die GAP-Reform gibt den Landwirten die Freiheit, für den Markt zu produzieren, und restriktive Milchquoten sind damit nicht zu vereinbaren‘, sagte EU-Landwirtschaftskommissarin Mariann Fischer Boel. ‚Die Milchpreise sind im letzten Jahr stark gestiegen, und dementsprechend ist auch die Forderung nach höheren Quoten lauter geworden. Wir müssen unseren Landwirten die Möglichkeit geben, die gestiegene Nachfrage zu decken.‘

Als Teil der GAP-Reform von 2003 hatte die Kommission ursprünglich vorgeschlagen, die Milchquote über die 1,5 Prozent hinaus, die für elf Mitgliedstaaten bereits in der Agenda 2000 beschlossen worden waren, um weitere 2 Prozent anzuheben. Der Rat sprach sich gegen diese zusätzliche Aufstockung aus und forderte die Kommission auf, nach der Umsetzung der Reformbeschlüsse einen Bericht über die Marktperspektiven vorzulegen, bevor er eine endgültige Entscheidung trifft.

Bei der Reform von 2003 wurde die Regelung für den Milchsektor noch in weiteren Punkten geändert, um die Marktorientierung zu verstärken, u.a. durch eine Absenkung der Interventionspreise für Butter und Magermilchpulver. Damals wurde außerdem vereinbart, dass die Milchquotenregelung im April 2015 auslaufen soll. Die positive Marktentwicklung und die Reform haben dazu beigetragen, dass 2007 alle Ausfuhrerstattungen zum ersten Mal seit Einführung der Regelung im Jahr 1968 auf Null reduziert wurden und dass die Interventionslager leergefegt sind. Die EU-internen Absatzbeihilfen konnten ebenfalls, wie bei der Reform erhofft, auf Null reduziert werden.

Die Kommission kommt in dem Bericht über die Marktperspektiven zu dem Schluss, dass für die steigende Produktion von Käse und Frischmilcherzeugnissen zwischen 2003 und 2007 zusätzlich 5,5 Millionen Tonnen Milch erforderlich waren, während die Milcherzeugung insgesamt stabil geblieben ist. Zusätzliche 8 Millionen Tonnen Milch seien zwischen 2007 und 2014 erforderlich, um die wachsende EU-interne Nachfrage insbesondere nach Käse zu decken. Gleichzeitig sind auch die Weltmarktaussichten positiv, weil die Nachfrage nach Nahrungsmitteln aus der EU vor allem in den Schwellenländern wächst. Ließe man die Quoten unverändert, könnte die EU von der steigenden Nachfrage und den hohen Preisen nicht profitieren.

Die Analyse der Kommission zeigt außerdem, dass der Markt ausreichende Möglichkeiten bietet, um eine Aufstockung der Quoten um 2 Prozent zu absorbieren. Während die Kommission davon ausgeht, dass die höheren Quoten vollständig ausgeschöpft werden, dürften die tatsächlichen Auswirkungen auf die Produktion geringer sein, weil in zahlreichen Mitgliedstaaten die einzelstaatlichen Referenzmengen zurzeit nicht in vollem Umfang genutzt werden.

Nationale Milchquoten (Land; Quote in kg)

Belgien; 3 427 288 740
Bulgarien; 998 580 000
Tschechische Republik; 2 792 689 620
Dänemark; 4 612 619 520
Deutschland; 28 847 420 391
Estland; 659 295 360
Irland; 5 503 679 280
Griechenland; 836 923 260
Spanien; 6 239 289 000
Frankreich; 25 091 321 700
Italien; 10 740 661 200
Zypern; 148 104 000
Lettland; 743 220 960
Litauen; 1 738 935 780
Luxemburg; 278 545 680
Ungarn; 2 029 861 200
Malta; 49 671 960
Niederlande; 11 465 630 280
Österreich; 2 847 478 469
Polen; 9 567 745 860
Portugal; 1 987 521 000
Rumänien; 3 118 140 000
Slovenien; 588 170 760
Slovakische Republik; 1 061 603 760
Finnland; 2 491 930 710
Sweden; 3 419 595 900
Vereinigtes Königreich 15 125 168 940

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