11. Dezember 2007

BBV: Preisentwicklung erfreulich – Einkommen hinken hinterher

Bayerischer Bauernverband zu den Ergebnissen des Wirtschaftsjahres 2006/2007

München (agrar.de) – Die Einkommen der bayerischen Bauern für die Periode Juli 2006 bis Juni 2007 hin­ken um rund ein Viertel dem gewerblichen Vergleichslohn der Bundesregierung hinterher. Von einer Ent­spannung bei der Einkommenssituation bayerischer Familien­betriebe könne rückblickend nicht ge­sprochen werden. Dies zeigt der heute in Berlin vor­gestellte, jährliche Situati­onsbericht des Deutschen Bauernverbandes. Ihm liegen die Ergeb­nisdaten von rund 20.000 deutschen Betrieben, darunter über 6.000 aus Bayern, zu­grunde. Danach verdient im Durchschnitt der bayerischen Betriebe eine selbständige Familien­arbeitskraft 1.750 Euro brutto.

Mit einem monatlichen ‚Bruttoeinkommen‘ von rund 1.750 Euro je selbstständiger Familienarbeitskraft ist unter Berücksichtigung der In­fla­tion nicht einmal das Einkommensniveau von vor sechs Jahren erreicht. Im Wirtschafts­jahr 2005/06 waren es 1.595 Euro/Monat. Das Einkommen der Bäuerinnen und Bauern liegt weiterhin 23 Prozent hinter dem maßgeblichen gewerblichen Vergleichslohn der Bundesregierung von 2.294 Euro/Monat. Für die bayerischen Betriebe mit rund 1,4 Familien­arbeitskräfte ergibt sich für das Wirtschaftsjahr 2006/07 ein Betriebs­einkom­men von durchschnittlich knapp 30.000 Euro im Jahr.

Allerdings sei die jüngste Entwicklung der Erzeugerpreise der letzten Monate vor allem bei Getreide und Milch erfreulich. Dagegen seien die Rind- und Schweinefleischpreise seit Monaten auf einem zum Teil existenzgefährdenden Preisniveau, weil zugleich die Produktionskosten für diese Betriebe enorm gestiegen sind. Am stärksten seien bei den Veredelungsbetrieben die Ferkelerzeuger betroffen. Es muss von den Endproduktpreisen mehr bei den Bauern ankommen, lautet deshalb die Forderung des Bauern­verbandes.

Die aktuelle Situation der Erzeugerpreise sowie die Entwicklung der Kosten, bei denen sich gerade bei Energie und Betriebsmitteln weitere Erhöhungen abzeichneten, werden sich erst in den Ergeb­nissen laufenden Wirtschaftsjahres 2007/2008 widerspiegeln.

Im Milchbereich konnten die extrem niedrigen Preisniveaus der vorangegangenen Jahre die Kosten zum Teil absolut nicht mehr decken. Seit dem Frühsommer 2007 konnten Milch­erzeugergemeinschaften, die über die Bayern MeG am Markt auftreten, eine Entwicklungs­spirale bei den Erzeugerpreisen in Gang setzen. Im November 2007 erreichten die Erzeugerpreise bis zu 43 Cent je Kilogramm Milch (ohne MwSt.).

Eine stärkere Erholung der Einkommen war im zurückliegenden Wirtschaftsjahr 2006/07 nicht mög­lich. Gründe hierfür waren die Kostensteigerungen bei Betriebsmitteln (z.B. Treib­stoffe, Energie, Fut­ter­mittel) und deutliche Belastungen durch Steuern und Abgaben (z.B. Ökosteuer, höhere Mineral­öl­besteuerung beim Agrardiesel gegenüber anderen EU-Staaten).

‚Vor dem Hintergrund der aktuellen Marktentwicklungen und der langfristigen Marktpro­gno­sen müssen die Erzeugerorganisationen und Verarbeitungsunternehmen eine noch inten­sivere Marktarbeit leisten. Es muss alles darauf verwendet werden, eine nachhaltige und positive Entwicklung der wirt­schaftlichen Situation bäuerlicher Familienunternehmen zu schaffen,‘ wertet der Bayerische Bauern­verband die Ergebnisse. Die Politik habe deshalb die verbliebenen Instrumente der Marktordnungen auszuschöpfen und vor allem spür­bare Kostenentlastungen, zum Beispiel durch wirksame Deregulie­rungs- und Bürokratie­abbauschritte, anzugehen. Alleine die Bürokratiekosten würden für die deutsche Land­wirtschaft auf 800 bis 1.000 Millionen Euro jährlich geschätzt, was weit über 2.000 Euro je Be­trieb ausmacht. ‚Die bäuerlichen Familienunternehmen in Bayern, wollen ihren Beitrag zu Wirt­schafts­kraft und Arbeitsplätzen in Bayern weiter leisten‘, betonte der BBV. Ziel sei es, die durch Land- Forst- und Ernährungswirtschaft in Bayern gesicher­ten, über 600.000 Arbeitplätze und rund 60 Mil­li­ar­den jährliche Wertschöpfung zu er­halten und sogar auszubauen.

Die bäuerlichen Familienbetriebe setzen darauf, dass sich der Trend zur besseren wirtschaft­lichen Situation der bayerischen Betriebe nachhaltig stabilisiert. Nach deutlich rück­läufigen Ergebnissen seit 2000 ist dies für die Bauern dringend erforderlich, um als Unter­nehmer auch wieder investieren zu können. Das tatsächliche verfügbare Einkommen und nicht prozentuale Veränderungen, ist entschei­dend, um die wirtschaftlichen Situation einschätzen zu können.

Das monatliche Einkommen in der Landwirtschaft ist im Vergleich zu Arbeitnehmern als Brutto­lohn zu­züglich des Arbeitgeberanteils für Sozialversicherungen zu betrachten. Mit dem landwirtschaftlichen „Brutto­einkommen“ muss ein Familienbetrieb die betriebliche Eigen­kapitalbildung, Lebenshaltung, Kran­ken­versicherung und Altersversorgung für die Familie finanzieren, betont der Bayerische Bauern­ver­band. Von den monatlich in Bayern verfügbaren 1.750 Euro je Familienarbeitskraft gehen bis zu 500 Eu­ro pro Monat für die landwirtschaftliche Sozialversicherung weg. Diese umfasst die land­wirt­schaft­liche Krankenversicherung und die landwirtschaftliche Alterskasse. Für Letztere sind Beiträge nicht nur für den Landwirt, sondern zusätzlich ein eigener Beitrag für die Landwirtsehegattin zu entrichten.

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