Jagdbilanz 2005/2006: Wildschweine und Rehe weiter auf hohem Niveau
Wildkaninchen erholen sich – Waschbär und Marderhund erobern Deutschland
Bonn (agrar.de) – Wildbretlieferant Nummer Eins in Deutschland ist nach wie vor das Wildschwein. Rund 476.000 Tiere – nahezu gleich viele wie im Vorjahr – haben die Jäger vom 1. April 2005 bis 31. März 2006 zur Strecke gebracht. Das entspricht rund 11.700 Tonnen hochwertigem Wildfleisch, teilte der Deutsche Jagdschutz-Verband (DJV) in Bonn mit. Der DJV rechnet damit, dass durch den Jahrhundert-Spätherbst mit Temperaturen über 20 Grad Celsius deutlich mehr Jungtiere durch den Winter kommen als üblich, wenn dieser entsprechend mild ausfällt. ‚Die Jäger sind deshalb weiter gefordert, die Schwarzkittel intensiv zu bejagen, um die Schäden auf landwirtschaftlichen Flächen gering zu halten und die Gefahr eines Ausbruchs der Schweinepest zu senken‘, erklärte DJV-Präsident Jochen Borchert.
Seit Mitte der 80er Jahre ist die Zahl der erlegten Wildschweine deutlich gestiegen und hatte 2001/02 mit 532.000 Stück eine Rekordmarke erreicht. Seitdem schwankt die Strecke um den Wert von einer halben Million. Verantwortlich für die einhergehende Bestandsexplosion ist vor allem das reichliche Nahrungsangebot: Ausgedehnte Maisfelder – 300 Prozent Steigerung der Anbaufläche in 50 Jahren -, dauerhaft milde Winter und unvermindert große Mengen von Kastanien, Eicheln oder Bucheckern in den Wäldern.
Ebenfalls unverändert hoch ist die Jagdstrecke beim Rehwild, der zahlenmäßig bedeutendsten jagdbaren Wildart in Deutschland. Mit 1,08 Million erlegten Tieren – das entspricht 9.500 Tonnen Wildbret – hat sich die Strecke 2005/06 gegenüber dem Vorjahr kaum verändert. Die Millionengrenze hat die Rehwildstrecke erstmals 1992/93 überschritten und sich seitdem auf diesem hohen Niveau gehalten.
Die kontinuierlich starke Bestandskontrolle der Pflanzenfresser ist notwendig, um Verbissschäden an jungen Bäumen zu minimieren und somit die natürliche Verjüngung der Waldbestände zu fördern. Auf ähnlichem Niveau wie im letzten Jagdjahr liegen auch die Streckenzahlen beim Rotwild (62.900) und beim Damwild (52.000).
Über 600.000 Füchse wurden im vergangenen Jagdjahr zur Strecke gebracht, damit hält sie sich seit 1992 auf diesem sehr hohen Niveau. Die Zahl der erlegten Waschbären stieg um 27 Prozent auf rund 30.000 Tiere, die der Marderhunde sogar um 29 Prozent auf nun ebenfalls 30.000 Exemplare. Damit spiegelt sich die rasant gestiegene Zahl der nach Deutschland einwandernden Tierarten in der Streckenzahl wieder.
Jagd leistet durch die Kontrolle von Raubtieren wie Fuchs, Marderhund oder Waschbär einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt. Einen bisher einmaligen Notruf erhielt dieses Jahr die Jägerschaft vom niedersächsischen Landesumweltministerium. In der Stollhammer Wisch wird seit Jahren erfolglos durch Lebensraumverbesserung versucht, mehr Wiesenvögel wie Kiebitz oder Uferschnepfe anzusiedeln. Die Ursachenforschung ergab: 100 Prozent der Gelege wurden von Fuchs, Marder und Co. geplündert. Eine prekäre Situation für das Umweltministerium: Denn nach der Neufassung der europäischen Vogelrichtlinie müssen statistisch messbare Erfolge nachgewiesen werden, damit das Projekt weiterhin von der Europäischen Union gefördert werden kann. Deshalb soll die Jägerschaft nun vor Ort die Fressfeinde dezimieren.
Die Bejagung von räuberischen Arten lässt auch die kleineren Wildarten profitieren. So konnten die Grünröcke 2005/06 wieder über 500.000 Hasen erlegen, wobei die alljährliche Hasenzählung weiterhin wachsende Hasenzahlen belegt. Die Strecke beim Wildkaninchen mit 190.000 Tieren, das sind 17 Prozent mehr als im Vorjahr, zeigt eine positive Trendwende der Bestandssituation. Seit Anfang der 90er Jahre war die Kaninchenstrecke durch Seuchenzüge kontinuierlich zurückgegangen und hatte 2003/04 mit 143.000 Stück ihren Tiefststand erreicht.
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