Baden-Württembergs Landwirte erwirtschafteten im Jahr 2005 insgesamt rund zwei Milliarden Euro
Stuttgart (agrar.de) – Ob es die fruchtigen Äpfel vom Bodensee, der beliebte Trollinger oder das Schwäbisch-Hällische Landschwein sind, um nur einige wenige der weithin über die Landesgrenzen hinaus bekannten baden-württembergischen Spezialitäten zu nennen, auf Qualität und regionale Herkunft ihrer Nahrungsmittel legen die Verbraucher immer stärkeren Wert. Gesamtwirtschaftlich betrachtet, hat die Bedeutung der heimischen Landwirtschaft jedoch in den letzten Jahren stetig abgenommen. Im Jahr 2005 – so Dr. Gisela Meister-Scheufelen, die Präsidentin des Statistischen Landesamtes – lag die Wertschöpfung, die die hiesigen land- und forstwirtschaftlichen Betriebe mit Agrarerzeugnissen und Dienstleistungen erwirtschafteten, noch bei knapp 2 Milliarden Euro.
Das waren gut ein Drittel oder rund 700 Millionen Euro weniger als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Der Beitrag der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei zur gesamten, in jeweiligen Preisen im Jahr 2005 rund 331 Mrd. Euro zählenden Wirtschaftsleistung aller Wirtschaftsbereiche in Baden-Württemberg reduzierte sich damit nach den Ergebnissen des Arbeitskreises ‚Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder‘ von rund 1,2 Prozent im Jahr 2000 auf lediglich noch 0,7 Prozent.
In zunehmendem Umfang erfüllt die Landwirtschaft allerdings auch andere, mit ökonomischen Größen wie der Bruttowertschöpfung (BWS), dem Maßstab für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft, kaum zu messende Aufgaben. So wurden mit der EU-Agrarreform 2003 neue Ziele der Gemeinsamen Agrarpolitik, wie der langfristige Erhalt ländlicher Räume, Umweltschutz, Tierschutz, Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit stärker in den Vordergrund gestellt. Die landwirtschaftlichen Betriebe leisten einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen dieser Ziele.
Südwesten unter den Flächenländern mit niedrigstem Agraranteil
Gemessen an der Bruttowertschöpfung ist der Südwesten unter den Bundesländern der viertgrößte ‚Agrarproduzent‘ und trug 2005 gut ein Zehntel zur Gesamtwertschöpfung der deutschen Landwirtschaft bei. Zusammen mit Bayern (20 Prozent), Niedersachsen (16 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (14 Prozent) stellten 2005 allein vier Länder wertmäßig über 60 Prozent der gesamtdeutschen Agrarproduktion. Verglichen mit dem Anteil der Agrarproduktion an der gesamten Wertschöpfung weist Baden-Württemberg allerdings zusammen mit Nordrhein-Westfalen (0,6 Prozent) und Hessen (0,5 Prozent) unter den großen Flächenländern die niedrigsten Werte auf. Etwas stärker landwirtschaftlich geprägt sind dagegen noch Mecklenburg-Vorpommern mit 2,9 Prozent und Brandenburg mit 1,9 Prozent land- und forstwirtschaftlichem Wertschöpfungsbeitrag im Jahr 2005, wobei hier die wirtschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft gegenüber den 90er Jahren mit BWS-Anteilen von rund 4,5 Prozent bzw. knapp 3 Prozent mittlerweile aber auch bereits deutlich zurückgegangen ist. Im Bundesdurchschnitt trug die Agrarwirtschaft 2005 noch rund 1,3 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei.
Den deutlich größten Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP), der volkswirtschaftlichen Gesamtleistung des Landes, stellen mittlerweile die Unternehmen der Dienstleistungsbereiche. Hierzu gehören u.a. die Unternehmensdienstleister, der Handel, das Gesundheitswesen, die Bereiche Verkehr und Nachrichtenübermittlung sowie das Gastgewerbe. Im Jahr 2005 belief sich deren BIP-Anteil in Baden-Württemberg auf 61 Prozent, rund 7 Prozent-Punkte mehr als noch 1991.
Spiegelbildlich dazu hat vor allem die Industrie, die 2005 noch rund ein Drittel zur Wirtschaftsleistung des Südwestens beitrug, aber auch der Agrarbereich entsprechend an Gewicht verloren.
Anhaltender Strukturwandel in der Landwirtschaft…
Im Jahr 2005 gab es in Baden-Württemberg gut 60.600 landwirtschaftliche Betriebe. Ihre durchschnittliche Flächenausstattung erreichte knapp 24 ha LF (landwirtschaftlich genutzte Fläche) und sie beschäftigten haupt- oder nebenberuflich etwa 208.000 Arbeitskräfte. Die hiesigen im Haupterwerb bewirtschafteten Agrarbetriebe erzielten im vorherigen Wirtschaftsjahr 2004/05 einen Unternehmensgewinn in Höhe von durchschnittlich rund 34.700 Euro, gut 12 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Sie liegen damit, vor allem aufgrund der vergleichsweise kleinbetrieblichen Agrarstruktur im Südwesten, unter dem Bundesdurchschnitt der 2004/05 um annähernd 24 Prozent auf über 36.600 Euro je landwirtschaftlichem Unternehmen gestiegen war.
Das insgesamt positive Unternehmensergebnis dürfte allerdings ohne nennenswerten Einfluss auf den in den letzten Jahren unvermindert hohen Strukturwandel in der Landwirtschaft bleiben. In den vergangenen zehn Jahren haben über ein Drittel der hiesigen Landwirte die Agrarproduktion eingestellt und ihren Hof aufgegeben; seit 1995 immerhin mehr als 36.000 Betriebe. Allein seit 2001 haben erneut mehr als 11.000 landwirtschaftliche Betriebe, d.h. jährlich gut 4 Prozent bzw. annähernd jeder sechste Hof in Baden-Württemberg, ihre Tore für immer geschlossen. Zum Vergleich: In Deutschland ging die Zahl der Agrarbetriebe im selben Zeitraum jährlich um 3,1 Prozent zurück. Die Landwirtschaft ist im Südwesten offenbar wesentlich stärker vom strukturellen Wandel betroffen als der Norden Deutschlands oder die großbetrieblich strukturierten Agrarlandschaften in den Ostländern.
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