18. Oktober 2003

Wirtschaftliche Stimmung in der Landwirtschaft erreicht Tiefstand

Themen: Archiv,Banken,Förderung — info @ 09:10

Weiterhin wenig Hoffnung auf Besserung der wirtschaftlichen Lage

Berlin (agrar.de) – Die deutschen Landwirte beurteilen ihre aktuelle wirtschaftliche Situation weiter sehr negativ. Wenig Grund zur Hoffnung gibt auch die negative Zukunftserwartung, wonach vor allem viele Milchvieh- und Rinderhalter sowie Betriebe im Ackerbau glauben, dass ihre Lage in Zukunft noch schlechter sein wird als gegenwärtig. Dies ist das Ergebnis des neuesten Investitions- und Konjunkturtests Agrar vom September 2003, der noch vor der im Bundestag beschlossenen neuen Erhöhung des Steuersatzes beim Agrardiesel und den Einschnitten bei der landwirtschaftlichen Krankenversicherung erhoben wurde.

Die aktuelle Stimmungslage hat sich im Vergleich zum Juni 2003 leicht verschlechtert. Im Durchschnitt wird sie mit 3,52 (Juni 2003: 3,50) bewertet, wobei eine Notenskala von 1 (=sehr gut) bis 5 (=sehr ungünstig) zugrunde liegt. Die Einschätzung erreicht damit ihren schlechtesten Wert seit Beginn der Erhebung vor vier Jahren. Die Beurteilung ’sehr gut/gut‘ wählen so wenige (9 Prozent), die Beurteilung ‚ungünstig/sehr ungünstig‘ dagegen so viele wie nie zuvor (49 Prozent). Insbesondere Landwirte in Süd- und Ostdeutschland äußern sich besorgt über ihre aktuelle Lage. Im Süden ist ein Abwärtstrend, im Nordosten dagegen ein leichter Aufwärtstrend der Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage im Vergleich zur vorherigen Befragung zu beobachten. Bei den wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen wirken sich nach Einschätzung der Landwirte insbesondere die Preisentwicklung bei Milch, die nationale Finanzpolitik und die EU-Agrarpolitik negativ aus. Im Vergleich zum Juni 2003 wird vor allem die Preisentwicklung bei Getreide und Schweinefleisch deutlich positiver gesehen. Negativer bewertet als im Juni 2003 werden die Ernteergebnisse, Futtermittelpreise und Zinsen für Fremdkapital.

In die Zukunft blicken die Landwirte noch immer pessimistisch, allerdings etwas weniger als im Juni 2003. Bei der Beurteilung ihrer wirtschaftlichen Lage in zwei bis drei Jahren im Vergleich zur aktuellen Situation vergaben die Befragten im Durchschnitt die Note 3,44, wobei ‚3‘ gleichbleibend und ‚4‘ schlechter bedeutet. Insbesondere die Schweine- und Geflügelhalter gehen von einer nahezu gleichbleibenden Situation aus (3,14); Milchvieh- und Rinderhalter sowie Betriebe mit Schwerpunkt Ackerbau schätzen ihre Zukunft dagegen schlechter ein als die aktuelle Lage (3,54 bzw. 3,56).

In Bezug auf die Zukunftserwartung zeigen sich regionale Unterschiede: Während in Süddeutschland nur 7 Prozent der Befragten glauben, ihre Situation sei in zwei bis drei Jahren besser als heute, beurteilen 14 Prozent der Landwirte in Norddeutschland und 22 Prozent der Landwirte in Ostdeutschland ihre Zukunft günstiger.

Die Investitionszurückhaltung in der Landwirtschaft besteht weiter: 50 Prozent der Landwirte planen in den nächsten sechs Monaten Investitionen (Juni 2003: 48 Prozent). Die Zahl liegt damit weiterhin auf niedrigem Niveau. In den Bereichen Maschinen und Geräte möchten 20 Prozent der Befragten investieren (Juni 2003: 15 Prozent), in Wirtschaftsgebäude ebenfalls 20 Prozent (Juni 2003: 22 Prozent), in Bürotechnik und EDV 10 Prozent (Juni 2003: 6 Prozent) und in Hoftechnik 6 Prozent (Juni 2003: 10 Prozent). Im außerlandwirtschaftlichen Bereich werden 11 Prozent (Juni 2003: 11 Prozent) der Befragten im folgenden halben Jahr investieren.

Bei der vierteljährlich durchgeführten Erhebung des Marktforschungsinstituts ‚Produkt + Markt‘, des Deutschen Bauernverbandes, der Landwirtschaftlichen Rentenbank, des VDMA Fachverbandes Landtechnik und des Bundesverbandes der Lohnunternehmer werden rund 1000 Landwirte und Lohnunternehmer befragt. Themen sind neben der aktuellen wirtschaftlichen Situation und ihren Einflussfaktoren auch die Zukunftserwartung und Investitionsplanung in der Landwirtschaft.

Schaubilder zum Investitions- und Konjunkturtest Agar vom September 2003.

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