Potsdam (agrar.de) – Bodenfrost verzögerte dieses Frühjahr die Vorbereitungen beim Spargelanbau. Wie in den vergangenen Jahren konnte im Vergleich zum Vorjahr die Anbaufläche dennoch vergrößert werden, um knapp 500 auf 2.000 Hektar. So kann Brandenburg hoffen, mit Nordrhein-Westfalen wieder auf Platz zwei der spargelproduzierenden Bundesländer zu liegen.
In guten Jahren werden in Brandenburg mehr als 5.000 Tonnen königlichen Gemüses geerntet. Für 2003 kann das Agrar- und Umweltministeriums keine Ernteprognose machen: Der Frost war länger als 2001 oder 2002 im Boden. Erst Ende März konnten die Spargeldämme angelegt und mit Antitau-Folien bedeckt werden. Bei einer Bodentemperatur von etwa zwölf Grad Celsius beginnt der Spargel jetzt langsam zu wachsen. Abhängig vom Wetter wird es die ersten Stangen daher erst zu Ostern oder Ende April geben. Die Spargelernte dauert traditionell bis zum 24. Juni, Johanni. Danach beginnt die Regenerationszeit der mehrjährigen Staude.
Seit 1990 ist der Spargelanbau von Jahr zu Jahr kontinuierlich angestiegen. Waren es 1991 noch 552 Hektar Ertragsanlagen, so hatte sich die Zahl bis 2001 fast verdreifacht auf 1.561 Hektar. Mit 1.769 Hektar nahm der Spargelanbau in Brandenburg im Jahr 2002 über ein Viertel der Gemüseanbaufläche ein. Brandenburgs Bauern haben letztes Jahr 6.528 Tonnen Spargel oder rund 36,9 Dezitonnen pro Hektar geerntet, das sind 1.000 Tonnen oder 17 Prozent mehr als im Vorjahr. 2003 wächst Spargel auf gut 2000 Hektar. Dabei hat Berlin-Brandenburg das Potenzial, noch um rund 700 Hektar zu erweitern und Spargel vermehrt nach Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen zu liefern.
Brandenburg stellte letztes Jahr ein Zehntel des deutschen Spargels. Damit landete es mit Nordrhein-Westfalen auf Platz zwei der spargelproduzierenden Bundesländer und war mit rund 52 Prozent der Spargelfläche Spitzenreiter der neuen Länder. Das Land ist nach Niedersachsen der zweitgrößte Spargelanbauer in Deutschland. Seine Hauptanbaugebiete befinden sich um Beelitz, im Havelland, in der Lausitz und in der Prignitz, wobei Beelitz die größte geschlossene deutsche Anbauregion ist. Auf rund 400 Hektar wurde hier schon 1999 ein Drittel des Brandenburger Spargels geerntet.
Spargelessen, besonders in der Region Beelitz, ist Tradition seit 150 Jahren. Zudem wird der Spargelverkauf in ganz Brandenburg durch Direktvermarktung gefördert und durch den richtigen Rahmen zum Erlebnis gestaltet. Dazu zählen Spargelmuseum, -lehrpfad und -straße wie in Beelitz ebenso wie Veranstaltungen, Hofführungen und Ab-Hof-Verkauf. Zusätzlich wenden sich Erzeugerorganisationen wie Beelitzer Spargel GmbH an Lebensmittelketten und versuchen das Wachstumspotenzial auszuschöpfen. Dabei werden neue Spargelsorten wie im Schlunkendorfer Sortenversuch getestet, fördert das Landesamt für Verbraucherschutz und Landwirtschaft Frankfurt (Oder) umweltschonende Wirtschaftsweisen, Qualitätskontrollen oder technische Verbesserungen.
Während der Kilopreis sich in den letzten Jahren kaum verändert hat, obwohl die Produktionskosten steigen, werden Sortenwahl, Anbaumethode, Ernte- und Aufbereitungsverfahren immer wichtiger. Aufgrund der handarbeitsintensiven Ernte ist der Preis für die feinen Stangen dennoch hoch. Wer erntefrischen Spargel essen möchte, muss sich diesen Genuss etwas kosten lassen. Denn Spargelanbau ist aufwändig, pflege- und arbeitsintensiv. Er wäre ohne deutsche und osteuropäische Saisonkräfte nicht möglich. Pro Hektar werden laut Institut für Agrartechnik Bornim während der Erntesaison bis zu vier Arbeitskräfte benötigt. Der Boden wird einen Meter tief bearbeitet, der Spargel gesetzt und bis zur ersten Ernte zwei Jahre lang gepflegt. Später werden überalterte Bestände durch Neupflanzungen ergänzt. Dennoch wird in Brandenburg immer mehr Spargel angebaut, die Kartoffel immer weniger.
Spargel, eine Pflanze aus der Familie der Liliengewächse, ist allein in Europa mit über 120 Arten vertreten. Die Gattung Aspáragus umfasst insgesamt etwa 200 Arten. Die in Europa gebräuchliche Kulturart des Speisespargels heißt Asparágus officinalis. Durch die winterharten Wurzeln von gut sechs Metern Länge sind die Pflanzen an trockene Standorte angepasst. Brandenburg ist das ideale Spargelland: die Böden sind leicht, sandige und enthalten unterschiedliche Lehmanteile. Dieser wasserdurchlässige Grund erwärmt sich im Frühjahr besonders schnell.
Die Griechen kannten Spargel als Arzneimittel. Als Gemüse angebaut wurde Spargel von den Römern. Vor mehr als 300 Jahren kam dann der Spargel ebenso wie Bohnen, Porree und Chicoree unter Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg durch die Ansiedelung der Hugenotten nach Brandenburg. Wirtschaftsfaktor hat die Spargelproduktion in Deutschland erst seit dem 19. Jahrhundert: Der feldmäßige Anbau begann mit dem Ausbau der Eisenbahn und der Konservenindustrie. 1861 kosteten die Berliner den ersten Beelitzer Spargel und waren begeistert.
Spargel ist gesund: Er besteht zu etwa 93 Prozent aus Wasser und hat daher nur etwa 20 Kalorien oder 85 Joule pro 100 Gramm. Spargel ist mit zwei Gramm Kohlenhydrate pro 100 Gramm zuckerarm. Neben der entschlackenden Asparaginsäure enthält er Kalium, Phosphor, Kalzium und die Vitamine A, B1, B2, C, E sowie die für die Blutbildung wichtige Fohlsäure. Grünspargel wächst über der Erde: Durch das gebildete Chlorophyll ist er besonders reich an Vitamin C und Karotin. Spargel entwässert, wirkt harntreibend und regt die Nierentätigkeit an. Herz und Kreislauf werden so entlastet und die Funktion von Leber und Lunge unterstützt. Gift- und Schlackenstoffe werden aus dem Körper geschwemmt, das Blut gereinigt.
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