BBV: Sorge um den ländlichen Raum
Sonnleitner: Mit der Agrar- und Ernährungsbranche sind Existenzen, Arbeitsplätze und die Kulturlandschaft gefährdet
München (agrar.de) – Für die ländlichen Regionen Bayerns steht nach den Worten von Gerd Sonnleitner, Präsident des Deutschen und Bayerischen Bauernverbandes, viel auf dem Spiel: Die Pläne der EU-Kommission für eine vorgezogene und tiefgreifende Reform der Agrarpolitik gefährden Existenzen und Arbeitsplätze in der Landwirtschaft und in der gesamten Agrar- und Ernährungsbranche, die heimische Lebensmittelproduktion und die Kulturlandschaft. ‚Land- und Forstwirtschaft ist eine tragende Säule für den ländlichen Raum in Bayern‘, sagte Präsident Sonn-leitner heute vor rund 200 Delegierten bei der Frühjahrslandesversammlung des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) in Herrsching.
Wirtschaftliche Fakten sprächen für eine bedeutende Rolle der Land- und Forstwirtschaft, betonte Sonnleitner. Mehr als 700.000 Arbeitsplätze in Bayern seien direkt oder indirekt an die Landwirtschaft gekoppelt. Die Land- und Forstwirtschaft gehöre zu den umsatzstärksten Branchen in Bayern, sie steht an dritter Stelle nach Autoindustrie und Maschinenbau. In Bayern belaufe sich der Produktionswert einschließlich des vor- und nachgelagerten Bereichs auf rund 100 Mrd. Euro, etwa 15 Prozent des Produktionswertes der bayerischen Wirtschaft. ‚Bäuerinnen und Bauern prägen aber auch insgesamt die Eigenart und Identität des ländlichen Raums‘, hob Sonnleitner hervor. ‚Sie pflegen und erhalten die Kulturlandschaft, die Anziehungspunkt für Touristen, aber auch für die Bewohner naheliegender Ballungsräume ist.‘
Mitstreiter gegen die Reformpläne hat der Bayerische Bauernverband in 25 Verbänden und Organisationen gefunden: die Agrar- und Ernährungsbranche, aber auch der Bayerische Gemeindetag, der Bayerische Landkreistag, die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten und der Verbraucherservice Bayern teilen die Bedenken. Auch die Mehrheit im EU-Agrarrat lehnt die Reformpläne ab. ‚Unsere Betriebe brauchen verlässliche und planbare agrarpolitische Regeln. Wir halten es für absolut notwendig, dass die Agenda 2000 bis 2006 auch eingehalten wird‘, sagte Sonnleitner. Zur Diskussion über die Fortentwicklung der EU-Agrarpolitik nach 2006 ist der Bauernverband bereit, sich konstruktiv einzubringen. Für eine zukunftsfähige Milchpolitik mit echten Perspektiven für die Milchbauern hat der Bauernverband bereits klare Forderungen aufgestellt.
Die Agenda 2000 müsse auch Grundlage für die weiteren WTO-Verhandlungen sein. Jetzt komme es darauf an, dass Standards bei Umwelt- und Tierschutz gleichrangig mit den handelsbezogenen Anliegen wie Marktzugang berücksichtigt werden.
Konsequenter Verbraucherschutz im europäischen Binnenmarkt lasse sich nur mit EU-einheitlichen Standards verfolgen. Zum Schutz der Verbraucher und der hei-mischen Landwirtschaft müsse deshalb sichergestellt sein, dass nur Produkte, die EU-Standards im Umwelt-, Tier- und Hygienebereich sowie bei der Lebensmittel-sicherheit erfüllen, in die Europäische Union gelangen. ‚Hier sind noch große Anstrengungen der Beitrittsländer notwendig‘, sagte Sonnleitner im Hinblick auf die erweiterte EU und forderte effektive Kontrollen sowohl in den Beitrittsländern als auch an den Grenzen.
Sorgen bereitet den Bäuerinnen und Bauern auch die derzeitige Situation bei den Lebensmittelpreisen. Mit einer bundesweiten Kampagne kämpft der bäuerliche Berufsstand gegen das Preisdumping und setzt auf den Slogan ‚Lebensmittel sind mehr wert‘.
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