München (agrar.de) – In ihrer gestern veröffentlichten Studie ‚topics Naturkatastrophen 2002‚ (PDF-Format, 3,7 MB) analysiert die Münchener Rück die außergewöhnliche Häufung von extremen Unwettern und Überschwemmungen im vergangenen Jahr, insbesondere und im Detail am Beispiel der Flutkatastrophe in Mitteleuropa (Gesamtschäden 13,5 Mrd. Euro, davon 3,1 Mrd. Euro versichert).
Eine der wesentlichen Ursachen dafür, dass Naturkatastrophenschäden in den letzten Jahrzehnten weltweit sprunghaft zunehmen, ist die Konzentration von immer mehr Menschen und Sachwerten in gefährdeten Städten und Ballungsgebieten. Erstmals veröffentlicht die Münchener Rück Maßzahlen zur Gefährdung und Schadenanfälligkeit der bedeutendsten Agglomerationen der Erde.
Die Studie stellt detailliert die Naturkatastrophen des vergangenen Jahres dar und arbeitet außerdem die langfristigen Trends heraus. Eine vorläufige Bilanz der Naturkatastrophen-Schäden 2002 hatte die Münchener Rück bereits am 30. Dezember 2002 bekannt gegeben.
Langzeittrend zeigt überproportionalen Anstieg der versicherten Schäden
Die Naturkatastrophenstatistik der Münchener Rück zeigt: Bei einem Vergleich der letzten 10 Jahre (1993–2002) mit den 60-er Jahren ist die Zahl der großen Ereignisse um das 2,6fache (von 27 auf 70) gestiegen, die volkswirtschaftlichen Schäden – inflationsbereinigt – haben sich dagegen um das 7,3fache (von 75,5 Mrd. US$ auf 550,9 Mrd. US$) und die versicherten Schäden – ebenfalls inflationsbereinigt – sogar um das 13,9fache (von 6,1 Mrd. US$ auf 84,5 Mrd. US$) erhöht. Dieser drastische Anstieg ergibt sich trotz zufallsbedingt unterdurchschnittlicher Belastungen in den letzten drei Jahren.
Die im letzten Jahr beobachteten Extremwerte bei Niederschlags- und Abflussmengen bestätigen, was die Münchener Rück seit langem prognostiziert: Die Versicherungswirtschaft muss sich – auch als Folge der globalen Klimaveränderungen – auf neue Schadendimensionen einstellen.
Dr. Gerhard Berz, Leiter des Fachbereichs GeoRisikoForschung der Münchener Rück: ‚Neben einem verbesserten Hochwasserschutz und der Weiterentwicklung von Frühwarnsystemen ist vor allem eine restriktive Raumplanung auf kommunaler Ebene erforderlich, damit sich die Risiken nicht weiter verschärfen.‘
Megacitys – Neuer Index beschreibt die Risiken großer Ballungsräume durch Naturgefahren
Nach Angaben der Vereinten Nationen nimmt die Verstädterung auf der Erde erheblich zu: Während 1950 knapp 30 Prozent der Weltbevölkerung in Städten lebten, sind es heute über 50 Prozent. Megacitys erreichen inzwischen gewaltige Dimensionen (Einwohnerzahlen von Tokio-Yokohama: ca. 35 Millionen, New York: ca. 22 Millionen, São Paulo: ca. 20 Millionen, Schanghai: ca. 14 Millionen). Immer mehr breiten sich die Städte auch in hoch gefährdete Gebiete wie Überschwemmungs- oder Waldbrandzonen aus.
Für die weltweit 50 größten Metropolen haben die Experten der Münchener Rück einen Index entwickelt, der ihre Risikopotenziale über alle Naturgefahren hinweg einschließlich der Schadenanfälligkeiten und Wertekonzentrationen quantifiziert. Danach weisen Metropolen wie Tokio-Yokohama, San Francisco und Los Angeles erwartungsgemäß besonders hohe Indexwerte auf, andere wie Rio de Janeiro, Delhi oder Lagos deutlich niedrigere, weil dort Werte und Gefährdungen geringer sind. Der Index ermöglicht es erstmals, das Risiko verschiedener Megacitys realistisch miteinander zu vergleichen. Bei entsprechender Kenntnis der jeweiligen Versicherungsdichte lassen sich dann auch Aussagen über das versicherte Schadenpotenzial machen.
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