22. Januar 2003

Künast: Agrarreformen mutig angehen

Themen: Archiv — info @ 13:01

Fischler-Vorschläge: richtige Richtung, aber Nachbesserungs-Bedarf

Berlin (agrar.de) – Bundesverbraucherministerin Renate Künast begrüßte die Kommissionsvorschläge zur Halbzeitbilanz der Agenda 2000: ‚Die Reform geht in die richtige Richtung. In den Details gibt es noch Diskussionsbedarf.‘ Sie rief gleichzeitig dazu auf, die anstehenden Agrarreformen mutig anzugehen: ‚Die Reform muss den Erfordernissen einer nachhaltigen Entwicklung von Landwirtschaft und ländlichem Raum ebenso Rechnung tragen wie unseren internationalen, insbesondere auch den entwicklungspolitischen Verpflichtungen‘.

Wesentliche Punkte ihrer eigenen Forderungen fänden sich im Kommissionsvorschlag wieder. Eine stärkere Marktorientierung der EU-Agrarpolitik, die Entkoppelung der Einkommensstützung von der Produktion sowie die Umschichtung von produktionsfördernden Beihilfen zugunsten der ländlichen Entwicklung durch eine EU-weite Modulation, alles dies sei Bestandteil des Fischler-Vorschlages.

‚Es ist gut, dass Fischler die obligatorische Modulation einführen will. Allerdings soll damit erst zu spät und mit viel zu niedrigen Anfangssätzen begonnen werden‘, so Künast. Sie wolle vor 2006 und mit mehr als einem Prozent der bisherigen Produktionsbeihilfen in die Umgestaltung der Produktion und die Förderung der ländlichen Regionen einsteigen. Dafür müssten auch in den Folgejahren deutlich mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden: ‚Mehr Tier- und Umweltschutz, Ausbau von regionaler Qualitätserzeugung und des ökologischen Landbaus und Aufbau von alternativen Arbeitsplätzen im ländlichen Raum, das braucht einen viel stärkeren Anschub‘. Die Zahl der Arbeitsplätze in einem landwirtschaftlichen Betrieb sollten bei der Berechnung der Kürzungen stärker berücksichtigt werden.

Die Ministerin unterstützt prinzipiell das Vorhaben Fischlers, ab 2004 nahezu alle Direktzahlungen von der Produktion zu entkoppeln. ‚Im Detail muss hier aber noch nachgerechnet werden.‘ Ungerechtigkeiten, die im alten System angelegt waren, dürften durch die Reform nicht noch zementiert werden, erklärte Künast. Sie strebe stattdessen eine schrittweise Entkoppelung mit regional einheitlichen Flächenprämien für Acker- und Grünland an.

Künast kündigte an, sie werde sich in der kommenden Woche im EU-Agrarministerrat intensiv für eine grundlegende Reform der Agrarpolitik einsetzen. ‚Angesichts knapper öffentlicher Mittel verlangen die Bürgerinnen und Bürger zu Recht, dass ihre Steuermittel in der Agrarförderung für Bereiche ausgegeben werden, die ihnen wichtig sind. Wer also dauerhaft die öffentliche Akzeptanz für die notwendige Unterstützung der Landwirtschaft sichern will, muss jetzt mit Reformen beginnen. Das gilt auch mit Blick auf die WTO-Verhandlungen. EU-Beschlüsse, die Multifunktionalität, mehr Tier- und Umweltschutz und eine verstärkte Förderung der ländlichen Räume zum Ziel haben, bieten dafür die besten Chancen.‘, sagte die Ministerin.

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AbL: Entkopplung ja, aber Verbindung zur Arbeit schaffen

Themen: Archiv — info @ 13:01

Vorschlag zur Milch für alle zu teuer

Brüssel/Berlin (agrar.de) – ‚Die Direktzahlungen von der Produktionsmenge zu entkoppeln ist richtig, weil die bisherige Praxis ein Anreiz bildete, möglichst viel und rationalisiert zu produzieren. Aber die Gefahr bei der vorgeschlagenen Entkopplung ist groß, dass am Ende Pächter oder Eigentümer von großen rationalisierten Flächenbetrieben bzw. agrarindustriellen Rindermastanlagen nur noch von der Prämie leben können, was an eine feudale Leibrente erinnern lässt. Deshalb muss ein Zusammenhang zur Arbeit der Bauern bestehen bleiben. Die geplante Entkopplung muss flankiert werden durch eine Anbindung der Zahlungen an die im Betrieb geleistete Arbeit.‘ Diese Forderung hat Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), heute während einer Beratung mit EU-Agrarkommissar Dr. Franz Fischler im Agrarausschuss des Europäischen Parlamentes deutlich gemacht.

Die EU-Kommission hatte in ihrem Papier vom letzten Sommer eine Anbindung der Prämien an Arbeitkräfte noch vorgesehen. Dies war verbunden mit einer Kappungsgrenze bei maximal 300.000 Euro pro Betrieb und Jahr. ‚Diese Kappungsgrenze war zu willkürlich, der Nachweis der Vollarbeitskräfte zu schwierig. Die Kommission hat diese Vorschläge jetzt fallen gelassen. Das halten wir für eine falsche Entscheidung. Die Kommission hätte einen praktikablen Weg wählen müssen‘, kritisierte Graefe zu Baringdorf.

Deshalb hat die AbL einen Vorschlag vorgelegt, der die von der EU-Kommission nun vorgesehene Modulation der Zahlungen ergänzen soll. Betriebe mit hohen Prämienzahlungen sollen demnach zunächst stärkere Kürzungen hinnehmen, die sie aber durch einen einfachen Nachweis von entsprechenden Lohnkosten wieder ausgleichen können. ‚So schaffen wir eine Verbindung zwischen entkoppelten Prämien und bäuerlicher Arbeit. Die rationalisierten Betriebe, die heute mit extrem wenig Arbeitskräften viel Fläche bewirtschaften ziehen heute 100.000 bis 150.000 Euro pro Arbeitskraft jährlich. Das ist gesellschaftspolitisch nicht zu akzeptieren und schafft auch innerhalb der Landwirtschaf große Ungerechtigkeiten. Mit unserem Konzept können sich diese Betriebe entscheiden, ob sie selbst Arbeitsplätze schaffen oder ob sie über die Kürzung einen Betrag dazu leisten, das mit ihrem Kürzungsanteil Projekte im ländlichen Raum gefördert werden, die Arbeitsplätze schaffen‘, begründet der AbL-Vorsitzende den Vorschlag.

Das AbL-Konzept sieht vor, dass bei Betrieben mit mehr als 100.000 Euro Prämienanspruch die Prämienbeträge zwischen 100.000 und 200.000 zu 25 Prozent und die Beträge über 200.000 Euro um 50 Prozent gekürzt werden. Gleichzeitig sollen die Betriebe die Hälfte ihrer Lohnkosten gegen rechnen und damit die Kürzung reduzieren oder gar ganz aufheben können. Betroffen wären davon in Deutschland gut 1 Prozent der Betriebe, in der EU etwa 0,4 Prozent der Betriebe.

EU-Agrarkommissar Fischler zeigte sich bei der Aussprache im Agrarausschuss des Europaparlaments offen dafür, praktikable Vorschläge zu einer solchen nationalen Modulation in die Diskussion mit den Regierungen aufzunehmen.

Die Kommissionspläne zum Milchmarkt stoßen bei der AbL auf scharfe Kritik. ‚Aus der Subventionierung der Exporte auszusteigen ist überfällig, denn sie bringt die internationalen Märkte durcheinander. Aber statt dessen das Ziel auszugeben, den Bauern für den Liter Milch ein Viertel weniger zu zahlen, ist unverantwortlich. Das mag der Exportindustrie einen billigen Rohstoff bescheren und für sie die wegfallenden Exportsubventionen ausgleichen. Den bäuerlichen Milchviehbetrieben aber entzieht das die wirtschaftliche Grundlage, denn ausgeglichen werden soll nur rund die Hälfte der Preissenkung‘, kritisiert Maria Heubuch, AbL-Vorsitzende und Milchbäuerin aus dem Allgäu. ‚Zudem wird der Vorschlag auch noch Milliarden an Haushaltsmitteln verschlingen. Nach dem gleichen Muster ist die Kommission vor 10 Jahren beim Getreide vorgegangen mit dem Ergebnis, dass die EU-Ausgaben für den Getreidemarkt von rund 8 Milliarden Euro im Jahr 1990 auf heute fast 18 Milliarden Euro angestiegen sind, währen die Ausgaben für den Milchmarkt im gleichen Zeitraum auf heute fast 2 Milliarden Euro gesunken sind‘, erläutert Heubuch.

Die AbL fordert statt Preissenkungen, über eine Mengenreduzierung das Überschuss­problem auf dem Milchmarkt in den Griff zu bekommen und zudem in einem festgelegten Zeitraum aus dem System von staatlicher Intervention und Exportsubventionierung auszusteigen. Gleichzeitig ist im Zuge der Umorientierung des Milchmarktes das Grünland in die Direktzahlungen einzubinden, indem bei der Entkopplung die Tier- und vorgesehenen Milchprämien an das Grünland gebunden werden, so die AbL.

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BBV: Reformvorschläge gefährden flächendeckende Landbewirtschaftung

Themen: Archiv — info @ 12:01

München (agrar.de) – Mehr Bürokratie, weniger Markterlöse, keine politische Perspektive – so bewertet Bauernpräsident Gerd Sonnleitner die heute von EU-Kommissar Franz Fischler vorgelegten Reformvorschläge. Gravierende Einschnitte seien besonders für den Milchmarkt zu befürchten. Nach Ansicht des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) sei dies die bedeutendste Veränderung gegenüber den Kommissionsvorschlägen vom 10. Juli 2002.

Die EU-Kommission sehe bereits ab 2004 innerhalb von fünf Jahren eine deutliche Absenkung der Richtpreise für Butter um ca. 35 Prozent und Magermilchpulver um rund 17 Prozent vor. Das bedeutet, dass die Kommission den Richtpreis für Milch um knapp 30 Prozent senken und diese Preissenkung lediglich zu rund 50 Prozent ausgleichen will. Zusätzliche Quotenerhöhungen von jeweils 1 Prozent in 2007 und 2008 würden zusätzlichen Preisdruck erzeugen.

‚Für die bayerischen Milchbauern sind diese Pläne untragbar‘, betonte Präsident Gerd Sonnleitner. Der gänzlich neue Kommissionsvorschlag zur Milch mache die Aussage von EU-Agrarkommissar Fischler auf der Kreisobmännertagung im Herbst 2002, dass die Milchmengenregulierung fortgeführt werden soll, faktisch zunichte.

Nach ersten Schätzungen ergeben sich für die bayerischen Familienbetriebe zusätzliche Belastungen bis zu 400 Mio. Euro pro Jahr. ‚Der bayerische Bauernverband weist diese Überlegungen strikt zurück und fordert die EU-Kommission auf, nicht die Existenz vieler bayerischer Familienbetriebe zu gefährden‘, bekräftigte Sonnleitner. Die Pläne der Kommission seien keine Grundlage, um die Vielfalt bäuerlicher Strukturen zu erhalten.

Der Bayerische Bauernverband erwartet von der EU-Kommission ein klares und wirkliches Bekenntnis zur Fortführung der Milchmarktordnung über 2008 hinaus. Der BBV verlangt, insoweit die bestehenden Agenda-2000-Beschlüsse zur Milch vor dem Hintergrund der ohnehin schwierigen Situation der Milchbauern zu überprüfen. Gleichzeitig müsse ein wirksamer Außenschutz für die Milchbauern gesichert werden.

Die Kritik des Bauernverbandes an den ersten Fischler-Vorschlägen hatten auch Agrarfachleute bestätigt: Professor Schmitz von der Uni Gießen sprach vom ‚regulatorischen Overkill‘, Dr. Pahmeyer von der Landwirtschaftskammer Münster meinte, ‚von einer Verwaltungsvereinfachung als Ziel der Entkopplung kann keine Rede sein‘.

Auch die neuen Vorschläge änderten daran nichts, auch wenn sie verheißungsvoll von der EU-Kommission angepriesen würden: Die Stärkung bäuerlicher Betriebe, Abbau von Bürokratie sowie mehr Umweltschutz, Tierschutz und Lebensmittelsicherheit – diese Ziele der EU-Kommission teilt der Bayerische Bauernverband, nur bieten die neuen Kommissionsvorschläge keinen Weg zu diesen Zielen.

Nach wie vor will die EU-Kommission auch die Getreidepreise weiter senken, die bereits zur Ernte 2002 ein Niveau erreicht hatten, das nicht einmal mehr die Produktionskosten für bäuerliche Familienbetriebe deckt. Der Bayerische Bauernverband fordert die EU-Kommission auf, sich an den Beschluss des Brüsseler Gipfels vom 24./25.Oktober 2002 zu halten, dass die Grundregeln der Agenda 2000 bis 2006 gelten. Auch vom Europäischen Parlament werde Verlässlichkeit erwartet. Der BBV kritisierte, dass der Agrarausschuss die Pläne Fischlers ohne Kritik zur Kenntnis nahm.

Der Bayerische Bauernverband wird sich weiterhin konstruktiv an einer praxisgerechten Fortentwicklung der Agrarpolitik für die Zeit nach 2006 beteiligen. Im Vordergrund stehe dabei, die Existenz bäuerlicher Bauernfamilien nachhaltig zu sichern.

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Goldmann: Vorschläge bringen zu wenig Rückenwind für unternehmerische Landwirte

Themen: Archiv — info @ 11:01

Berlin (agrar.de) – Zu den Vorschlägen von EU-Agrarkommissar Franz Fischler zur so genannten Halbzeitbewertung der Agenda 2000 erklärt der agrarpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfrakion, Hans-Michael Goldmann:

‚Die FDP-Bundestagsfraktion begrüßt grundsätzlich die Entkopplung der Direktzahlungen. Damit wurde zumindest teilweise das FDP-Konzept einer Kulturlandschaftsprämie aufgegriffen. Insgesamt aber bringen die Fischler-Vorschläge eine zu geringe Stärkung der unternehmerischen Landwirtschaft, zu wenig Planungssicherheit und viel zu viel Bürokratie. Schließlich sind die Fischler-Vorschläge teilweise widersprüchlich und zum Schaden der Landwirtschaft.

So werden die 38 EU-Verordnungen und Richtlinien zur Verknüpfung der Direktzahlungen mit Umweltauflagen zu einem Wust an Bürokratie und Kontrollen führen. Dieses so genannte ‚Cross Compliance‘ überfordert eindeutig Landwirte und staatliche Kontrollstellen. Widersprüchlich sind auch die Signale, die in Richtung Planungssicherheit der Landwirte ausgestrahlt werden. Einerseits bringt die Verschiebung der EU-Modulation auf das Jahr 2007 etwas Spielraum. Andererseits werden für die Landwirte weitreichende Einschnitte bei Milch und Getreide auf das Jahr 2004 vorgezogen. So sollen bei Milch bereits für 2004 die Garantiemengen erhöht und Richt- und Interventionspreise abgesenkt werden. Solche grundsätzlichen Änderungen vor 2006 lehnt die FDP ab. Schließlich treffen die Abschaffung der Mindestpreise für Stärkekartoffeln und der Wegfall der Intervention bei Roggen viele Landwirte in Deutschland über Gebühr. Der überstürzte Ausstieg aus der Roggenintervention ist für viele Betriebe in Deutschland nicht zu verkraften. Deshalb sollte hier ein schrittweiser Ausstieg zur Vermeidung von Härten eingeführt werden.

Vor dem Hintergrund der Fischler-Vorschläge sind alle nationalen Alleingänge á la Künast strikt abzulehnen. Deshalb müssen deutsche Sonderwege wie bei der nationalen Modulation zurückgenommen werden.

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Klaß: EU-weite Haftung für Umweltschäden

Themen: Archiv — info @ 11:01

Brüssel (agrar.de) – Bestimmte Teile des Umwelthaftungsrechts sollen innerhalb der Gemeinschaft harmonisiert werden. ‚Wichtige Leitprinzipien des Umweltschutzes wie das Verursacherprinzip können dann einheitlich in den Mitgliedstaaten gehandhabt werden‘, begrüsst Christa Klaß dieses Vorhaben. Die grossen Umweltkatastrophen der letzten Zeit hätten deutlich gemacht, dass EU-weite rechtliche Haftungsbestimmungen eine wirkungsvolle Ergänzung des materiellen Umweltgemeinschaftsrechts bewirken.

‚Regelungen müssen aber meßbar, kontrollierbar und einhaltbar sein,‘ so Christa Klaß. Der rot-grünen Mehrheit bei der Abstimmung im Umweltausschuss habe es dabei an Fingerspitzengefühl gefehlt. ‚Es reicht nicht, nur über die Unterstützung der KMUs zu reden‘. Kleine und mittlere Unternehmen müßten auch eine kalkulierbare Folgehaftung haben. Gegen die Stimmen der EVP/ED wurde im Ausschuss für ‚die Umkehr der Beweislast‘ gestimmt. ‚Das kann christdemokratische Politk nicht mittragen‘, erklärte die Abgeordnete. Wenn der Beklagte grundsätzlich seine Unschuld beweisen muß, dann könne dies gerade kleine Unternehmen von einem Verfahren in das nächste treiben und ruinieren.

Gleiches gelte für die Landwirtschaft. ‚Es ist nicht akzeptabel, dass die Bauern für Umweltschäden haften sollen, auf die sie keinen Einfluss haben. Schäden, die durch regelmäßig angewandte Pflanzenschutz- und Düngemittel oder aber gentechnisch veränderte Organismen verursacht wurden, müssen in die Haftung der Hersteller fallen‘. Auch Fälle, die durch ein unangemessenes Zulassungsverfahren entstehen, sollten dem Hersteller oder der Behörde, die die Zulassung genehmigt hat, angelastet werden. Die Notwendigkeit der Umwelthaftung bei Schäden sei unbestritten, bekräftigte Klaß. ‚Wir als EVP/ED werden uns aber weiter für eine sach- und praxisgerechte Umweltpolitik einsetzen‘.

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NABU von Fischler-Vorschlägen zur EU-Agrarreform enttäuscht

Themen: Archiv — info @ 10:01

Billen: Verwässerung und Aufschiebung helfen weder Umwelt noch Landwirtschaft

Bonn (agrar.de) – Der Naturschutzbund NABU hat die Gesetzesvorschläge der Europäischen Kommission zur Reform der EU-Agrarpolitik als eine verpasste Chance bezeichnet. ‚EU-Kommissar Fischler ist als Tiger gestartet und als Bettvorleger der agrarindustriellen Lobbyinteressen gelandet‘, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Gerd Billen. Von der ursprünglich vorgesehenen, grundlegenden Neuausrichtung der Agrarpolitik sei außer Lyrik nicht viel übrig geblieben. Besonders alarmierend sei dabei, dass die Umverteilung der Agrarsubventionen von 2004 auf 2007 verschoben und zur Finanzierung anderer Marktreformen missbraucht werden solle. Eine integrierte Entwicklung des ländlichen Raums, die zum Erhalt von Natur und Umwelt beitrage und gleichzeitig für neue Arbeitsplätze sorge, rücke damit in weite Ferne.

Der NABU kritisierte an den Vorschlägen der Kommission, dass ab 2007 nur noch ein statt der ursprünglich vorgesehenen drei Prozent der Direktzahlungen in die ländliche Entwicklungspolitik umverteilt werden sollen. Außerdem gingen die Mindeststandards im Umweltbereich, an die die Auszahlung von Betriebsprämien zukünftig geknüpft werden sollen, nicht über die bereits geltenden Auflagen hinaus. Mit solchen Vorschlägen könnten laut NABU keine wesentlichen Vorteile für die Umwelt erreicht werden. ‚Die Verwässerung und Aufschiebung der dringend erforderlichen Reform ist ein schlechtes Signal sowohl für die Umwelt als auch für die Landwirtschaft‘, so Billen. In den nun anstehenden Verhandlungen im EU-Ministerrat müsse daher erheblich nachgebessert werden. ‚Anstatt kosmetischer Korrekturen brauchen wir eine deutliche Umverteilung der Mittel in den ländlichen Raum, damit nicht zuletzt den Beitrittsstaaten eine zukunftsfähige Perspektive eröffnet werden kann‘, sagte Billen.

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Westfalen-Lippe: Spargelanbau leistet Beitrag zur Einkommenssicherung

Themen: Archiv — info @ 10:01

Münster (agrar.de) – Die Spargelanbauer leisten einen wesentlichen Beitrag zur Einkommenssicherung der gärtnerischen und landwirtschaftlichen Unternehmen. Wie der Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe, Josef Peitz, anlässlich der Mitgliederversammlung der Vereinigung der Spargelanbauer im Gartenbauzentrum Münster-Wolbeck sagte, bauen sie das königliche Gemüse inzwischen auf einer Fläche von 1.800 Hektar in Westfalen-Lippe an.

Die knapp 300 Spargelanbauer erfüllten im hohen Maße die Ziele der politisch Verantwortlichen in diesem bevölkerungsreichsten Bundesland. ‚Sie versorgen die Verbraucher wohnortnah mit einem hochwertigen Nahrungsmittel und entsprechen mit der praktizierten Kulturtechnik den hohen Umwelt- und Qualitätsstandards‘, so der Kammer-Vizepräsident.

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BUND: Fischler bremst EU-Agrarreform

Themen: Archiv — info @ 09:01

Impulse zur Ökologisierung der Landwirtschaft fehlen

Berlin (agrar.de) – Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hält die jüngsten Reformvorschläge von EU-Agrarkommissar Franz Fischler zur gemeinsamen Agrarpolitik für einen Rückschritt. Die positiven Ansätze, mit denen Fischler im vergangenen Sommer die Debatte über die Neuausrichtung der EU-Agrarsubventionen eröffnete, seien kaum noch wiederzuerkennen. Kleine und mittlere sowie ökologisch wirtschaftende Betriebe würden bei dem Verteilungssystem weit weniger berücksichtigt als noch im Sommer angekündigt.

Hubert Weiger, agrarpolitischer Sprecher des BUND: ‚Landwirtschaftsministerin Künast muss in den anstehenden Verhandlungen des EU-Ministerrats darauf drängen, dass die Subventionen an bestimmte Leistungen gebunden werden. Landwirte sollen Prämien nur erhalten, wenn sie ihre Tiere artgerecht halten, die Umwelt schonen, Arbeitsplätze schaffen und Lebensmittel von hoher Qualität produzieren.‘

Ursprünglich sollten ab dem Jahr 2004 rund 20 Prozent aus dem Etat für produktionsgebundene Direktzahlungen in den Etat zur Entwicklung des ländlichen Raums umgeschichtet werden. Nun sei nur noch die Rede von etwa 6 Prozent Zuwachs ab 2006. Weiger: ‚Das reicht bei weitem nicht aus um die Landwirtschaft umweltfreundlicher zu machen. Die schönsten Programme für artgerechte Tierhaltung, Landschaftspflege und regionale Vermarktung von Lebensmitteln nützen wenig, wenn sie chronisch unterfinanziert sind.‘

Dem Trend zu Großbetrieben werde leider nichts entgegengesetzt. Noch 2002 habe die Kommission eine Prämien-Obergrenze von 300.000 Euro pro Betrieb vorgesehen. Die so eingesparten Gelder sollten in die Entwicklung des ländlichen Raums fließen. In den neuen Vorschlägen sei diese Obergrenze wieder gestrichen worden. Die Kommission hätte offensichtlich dem Druck der Großbetriebe nachgegeben, die vom bisherigen Prämiensystem am meisten profitieren. Weiger: ‚Mit diesem Ansatz wird sich vorerst nichts daran ändern, dass nur 4 Prozent der Betriebe in Europa 40 Prozent der Prämien erhalten. Fischler verfehlt das Ziel, möglichst viele bäuerliche Betriebe zu erhalten.‘

Der BUND fordert die Bindung der Subventionen an ökologische, tiergerechte und soziale Standards. Sinnvoll sei deshalb eine variable Obergrenze pro Betrieb. Ein Hof würde so nur dann Prämien über 100.000 Euro bekommen, wenn dauerhaft Arbeitsplätze geschaffen werden. Da ökologisch wirtschaftende und kleinere Betriebe in der Regel mehr Arbeitskräfte beschäftigten als konventionelle, würden so regionale bäuerliche Strukturen erhalten und der ökologische Landbau gefördert.

Auch für den Milchmarkt versprächen die Reformvorschläge keine Verbesserungen. So wolle die EU-Kommission die Milchquote um fünf Prozent erhöhen und Exporte fördern. Weiger: ‚Mit der Erhöhung der Quote wird der Milchpreis drastisch fallen. Landwirte werden zu immer intensiverer Produktion gedrängt. Das bedeutet für die Kühe vor allem mehr Kraftfutter und weniger Gras. Die Chancen für eine umweltschonende und artgerechte Fütterung von Milchvieh würden sich weiter verschlechtern. Traditionellen Grünlandstandorten droht der Kollaps.‘

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Broschüre „Ökologische Mutterkuhhaltung“ erschienen

Themen: Archiv — info @ 09:01

Kassel (agrar.de) – Das Öko Team Hessen, eine Gruppe von Beraterinnen und Berater innerhalb des Hessischen Dienstleistungszentrum für Landwirtschaft, Gartenbau und Naturschutz (HDLGN), hat eine neue Fachinformation vorgelegt.

‚Bei einer erfolgreichen Mutterkuhhaltung muss das gesamte Management von Fütterung, Haltung und Genetik aufeinander abgestimmt sein‘, schreibt das Autorenteam (Linda Walter, Ruth Milde, Hubert Redelberger, Anne Mawick, Kornelia Schuler und Jürgen Sprenger) im Ausblick der neuen Broschüre.

Wer von Milchvieh auf Mutterkuhhaltung umsteigen oder seine bisherige extensive Haltungsform mit ausreichend Grünland auf den gesamten Betrieb ökologisch ausrichten möchte, sollte auf jeden Fall gut planen. Ein speziell für den Einzelbetrieb zugeschnittenes Vermarktungskonzept darf dabei nicht fehlen.

Interessierte Praktiker und Berater finden in der neuen Veröffentlichung Informationen zu aktuellen rechtlichen Fragen und Anforderungen im Rahmen der EU-Verordnung 2092/91 über den ökologischen Landbau sowie zu Fragen von Zucht, Fütterung und Haltung sowie Tiergesundheit wie z.B. Weidepflege und Parasitenkontrolle.

Die 16 seitige Broschüre ‚Ökologische Mutterkuhhaltung‘ ist kostenlos beim Öko Team Hessen im HDLGN, Kölnische Strasse 48/50 34117 Kassel erhältlich. Bitte einen an sich selbst adressierten und mit 1,44 Euro pro Broschüre frankierten Rückumschlag im Format C 5 (DIN A 5) beilegen.

Diese und weitere Broschüren können auch von der Internet-Seite des HDLGN als pdf-Datei heruntergeladen werden.

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21. Januar 2003

Chat mit DBV-Präsident Sonnleitner

Themen: Archiv — info @ 15:01

Bonn (agrar.de) – Zu einer Live-Diskussion im Internet am Mittwoch, dem 22.1.2003 mit Bauernpräsident Gerd Sonnleitner, ruft der des Deutschen Bauernverbandes (DBV) auf.

Der Verband weist darauf hin, dass an diesem Tag ab 18 Uhr die Gelegenheit zum Internet-Chat rund um Fragen zu Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz bestehe. Der DBV-Präsdident werde bei T-Online, dem Tocherunternehmen der Deutsche Telekom, für alle interessierten Fragen zur Verfügung stehen.

Links zum Thema Verbände.

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