02. Oktober 2002

Brandenburg: Anteil erneuerbarer Energien in acht Jahren vervierfacht

Themen: Archiv,Biogas,Energie,Kraftstoffe — info @ 14:10

Cottbus (agrar.de) – Brandenburg ist bei der Nutzung erneuerbarer Energien in einer Vorreiterposition. ‚Für Brandenburg ist dies eine Chance, die schon ergriffen worden ist, aber noch weiter ausgeschöpft werden muss. Der Anteil erneuerbarer Energien in Brandenburg ist im Zeitraum von 1991 bis 1998 um das Vierfache gestiegen‘, so heute Brandenburgs Agrarstaatssekretär Dietmar Schulze anlässlich des brandenburgischen Energietages an der BTU Cottbus.

Schulze weiter: ‚Die Hochwasserkatastrophe an der Elbe hat wieder den Fokus auf das Thema Klimawandel gelenkt. Gerade regenative Energien können angesichts des enorm steigenden Energiebedarfs weltweit einen Beitrag dazu leisten, die Probleme besser in den Griff zu bekommen. Nicht weniger wichtig für Brandenburg ist, dass diese Energien ortsnah bereitgestellt und verbraucht werden. Nicht nur die Energie durchläuft regionale Kreisläufe, auch die Wertschöpfung findet hier statt – mit positiven Auswirkungen für Arbeitsplätze und die Nachfrage von Waren und Dienstleistungen.‘

Insgesamt sind bisher mehr als 500 Mio. Euro, davon 50 Mio. Euro Landesmittel, in den Ausbau der erneuerbaren Energien geflossen.

Der Kohlendioxidausstoß ist in Brandenburg seit 1991 um 32 Prozent zurückgegangen. Im Jahre 1998 hatte das Land einen Anteil von 23 Prozent an der gesamtdeutschen Emissionsminderung bei einem Bevölkerungsanteil von lediglich 3 Prozent. Durch den Einsatz erneuerbarer Energien wird im Land der Ausstoß von jährlich mindestens 1 Mio. Tonnen Kohlendioxid vermieden.

Mehr als 800 zukunftsfähige Arbeitsplätze sind seit 1990 in diesem Bereich entstanden.

Beim Technologietransfer nehmen auch Brandenburger Unternehmen wie die die PPM-Umwelttechnik GmbH & Co. KG Oranienburg inzwischen einen Spitzenplatz ein. Das Unternehmen hat 2001 eine preisgekrönte, dezentrale Biodieselanlage entwickelt.

Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)

Großen Anteil am Erfolg hat das Gesetz über den Vorrang erneuerbarer Energien (EEG), das vor zwei Jahren vom Bund in Kraft gesetzt wurde. Vor allem hat sich das EEG für landwirtschaftliche Unternehmen sowie für die kleinen und mittelständischen Betriebe der gewerblichen Wirtschaft bewährt. So wurden in Deutschland über 10 Mrd. Euro von Privatinvestoren für den Aufbau einer dezentralen und umweltfreundlichen Energieversorgung in Deutschland aufgebracht und die Kohlendioxidemissionen um über 30 Mio. Tonnen reduziert. Insbesondere durch die Stromeinspeisevergütung sind langfristig und stabil über Jahre gute Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Betrieb gegeben.

Energiestrategie Brandenburg 2020

Der Anteil erneuerbarer Energien wird in Brandenburg von 3 Petajoule im Jahre 1995 auf 24,3 Petajoule im Jahre 2020 steigen. Dies entspricht einem jährlichen Wachstum von etwa 9 Prozent und einer Verachtfachung innerhalb von 25 Jahren. Damit erreichen die erneuerbaren Energien – mit dem Schwerpunkt bei der Biomasse – im Jahr 2020 einen Anteil von etwa 3,3 Prozent am Primärenergieverbrauch und 6,2 Prozent am Endenergieverbrauch. Der Beitrag der erneuerbaren Energien zur Stromerzeugung wird bis 2020 auf etwa 12,5 Petajoule steigen. Dann werden knapp 20 Prozent des Strombedarfs im Land aus erneuerbaren Energien erzeugt.

Biokraftstoffproduktion 1 Prozent Biodieselverbrauch in Deutschland entspricht der Schaffung von 45.000 neuen Arbeitsplätzen. Derzeit werden in Deutschland rund 550.000 Tonnen Biodiesel vermarktet.

Brandenburg verfügt derzeitig über Biodieselproduktionskapazitäten im Umfang von 65.000 Tonnen, 60.000 Tonnen in Wittenberge und 5.000 Tonnen in Oranienburg. Zwei Biodieselanlagen stehen kurz vor der Inbetriebnahme, die Biodieselanlage der BASF Schwarzheide mit 100.000 Tonnen Jahrsproduktion und eine dezentrale Anlage in Klei sthöhe (Uckermark) mit 5.000 Tonnen. Zwei weitere Anlagen sind in der Planungs- und Bauphase, die Biodieselanlagen in der Stärkefabrik Kyritz mit 30.000 Tonnen und die Biodieselanlage in Falkenhagen (Prignitz) mit 30.000 Tonnen.

Damit können ab 2003 in Brandenburg insgesamt 230.000 Tonnen Biodiesel produziert werden. Das ist im bundesweiten Vergleich ein Anteil von 23,0 Prozent.

Inzwischen gibt es in Brandenburg über 50 Biodiesel-Tankstellen. Die durchschnittliche Entfernung zwischen den Biodiesel-Tankstellen in Brandenburg beträgt 28 Kilometer.

In Proßmarke, Steinhöfel und in anderen dezentralen kleinen Anlagen wird Rapsöl als Biotreibstoff, insbesondere für den PKW-Bereich, produziert. Inzwischen gibt es in Brandenburg über 35 Rapsöl-Container-Tankstellen, ein weiterer Ausbau des Versorgungsnetzes ist zu erkennen. Zwei Firmen befassen sich mit der Umrüstung von Motoren auf den Rapsöleinsatz.

Um neben Biodiesel auch anderen Biotreibstoffen am Markt Chancen zu eröffnen, haben Bundestag und Bundesrat am 7. beziehungsweise 21. Juni 2002 die Steuerbegünstigung für Biokraftstoffe auf eine neue Basis gestellt. Für Kraftstoffe, nicht für Heizstoffe, wird eine flexible Regelung getroffen, die es ermöglicht, jede Mischung von Biokraftstoffen mit fossilem Kraftstoff zu vermarkten und die Mineralölsteuerbelastung des Gemisches um den sich aus dem Biokraftstoffanteil ergebende Steueranteil zu ermäßigen. Damit werden nunmehr auch Kraftstoffe aus Biomasse von der Mineralölsteuer befreit.

Zu ihnen zählen die biologisch hergestellten Kraftstoffe Biogas und Bioethanol. Dazu gehören aber auch Methanol, Benzin, Diesel und andere Kraftstoffe, soweit sie synthetisch aus Biomasse hergestellt werden können. Dabei könnte im Land Brandenburg mit dem Wegfall der Roggenintervention die Verwertung von Roggen zu Bioethanol eine Alternative sein. Erste Gespräche mit potentiellen Investoren werden dazu gegenwärtig geführt, um die Marktchancen für Ethanol auszuloten. Aber auch die synthetische Herstellung von Benzin und Diesel aus Biomasse sind in Brandenburg im Gespräch. Gegenwärtig wird mit dem Land Niedersachsen die Zusammenarbeit vorbereitet, um auch diese Möglichkeiten unter Einbindung der Autoindustrie zu prüfen. Erste Anlagen gibt es schon – zum Beispiel im Gewerbepark Eilenburg – von einem Anlagenbauer aus dem südbrandenburgischen Forst.

Biogasnutzung Die Anzahl der Biogasanlagen hat sich in den letzten drei Jahren von 10 auf 20 Anlagen mit insgesamt 10,4 Megawatt erhöht. In Brandenburg besteht auf dem Gebiet der Biogasnutzung Nachholbedarf. Das Potential dafür ist vorhanden. Um den Bau von Biogasanlagen zielgerichtet zu unterstützen, haben die Landesministerien für Landwirtschaft und Umwelt sowie für Wirtschaft die Initiative ‚Biogas‘ gestartet mit dem Ziel, bis zum Jahresende 2003 die Zahl der Biogasanlagen auf 50 zu erhöhen.

Feste Biomasse

In Brandenburg sind bereits über 800 kleineren Holzfeuerungsanlagen (Holzhackschnitzel, Holzpellets) im Einsatz. In acht Großanlagen wird mit Holz neben der Wärme gleichzeitig Elektroenergie erzeugt (insgesamt 300 Megawatt).

Der Bioenergie werden mit der Biomasse-Verordnung vergleichbare Entwicklungschancen eingeräumt wie einst der Windkraft mit dem Stromeinspeisegesetz.

Schulze: ‚Dabei muss man nüchtern sehen, dass obgleich im Land Brandenburg mehr als 40 Genehmigungsverfahren für Biomassekraftwerke laufen oder abgeschlossen sind, die meisten Kraftwerke die Nutzung von Altholz und Industrierestholz beziehungsweise Abfällen aus der landwirtschaftlichen Produktion vorsehen, da diese vergleichbar billig sind oder Entsorgungsgebühren einbringen. Die hohen Brennstoffkosten für Waldrestholz verhindern derzeit einen ausschließlich auf naturbelassenem Holz ausgerichteten Betrieb.‘

Zunehmend erweist sich auch die mangelnde Informationsdichte über das Angebot an verfügbaren Brennstoffen der jeweils erforderlichen Qualität als großes Hemmnis. Durch Schaffung einer internetbasierten Informations- und Handelsbörse (Holzbörse) soll Abhilfe geschaffen werden.

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