26. Juli 2001

EU-Kommission will den ethischen und ökologischen Bedenken der Bürger besser Rechnung tragen

Themen: Archiv — info @ 16:07

Brüssel (agrar.de) – Die EU-Kommissare Franz Fischler (Landwirtschaft, ländliche Entwicklung und Fischerei) und David Byrne (Gesundheit und Verbraucherschutz) sind heute in Brüssel mit Konsumenten, Landwirten, der Lebensmittelindustrie, dem Handel, Wissenschaftlern und Bioverbänden zu einen runden Tisch zum Thema ‚Landwirtschaft und Lebensmittel‘ zusammengetroffen.

Dieser Runde Tisch ist Teil eines Aktionsplans der Kommission für eine breit angelegte gesellschaftliche Diskussion über die Erwartungen der Gesellschaft an unsere Lebensmittel und die Agrarpolitik. Mit dieser Initiative will die Kommission breit diskutieren, was die Bürger von der Landwirtschaft und den Produkten, die sie essen, erwarten. Franz Fischler betonte, dass beim Brüsseler Runden Tisch klar geworden sei, dass den ethischen und ökologischen Bedenken der EU-Bürger besser Rechnung getragen werden müsse. David Byrne zog den Schluss, dass auch in Brüssel es wieder sehr deutlich geworden wäre, dass der Verbraucher von heute sowohl detaillierte Informationen über seine Lebensmittel wissen will als auch mehr und mehr bereit ist, in Qualität zu investieren.

‚Ich hoffe ernsthaft, dass die breite Debatte über die Landwirtschaft in der Öffentlichkeit im Zuge von BSE und MKS mehr war, als ein mediales Strohfeuer. Mit unseren runden Tischen wollen wir das Momentum aufrechterhalten. Der heutige runde Tisch in Brüssel hat mir wertvollen Input für die Überprüfung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) gegeben. Die Kommission will diese nützen, um den Agrarsektor nachhaltiger zu gestalten und ländliche Entwicklungspolitik finanziell weiter auszubauen. Die Verbraucher verlangen vermehrt nach Qualität. Sie stimmen im Supermarkt darüber ab, was sie wollen. Andererseits müssen sie aber im Gegenzug dazu auch bereit sein, den Erzeugern die Einhaltung höherer Umwelt-, Tierschutz- oder Hygienestandards über den Preis abzugelten. Billig, viel und Premiumqualität gleichzeitig, das wird nicht funktionieren.‘, sagte Fischler.

Byrne fügte hinzu, dass der Verbraucher inzwischen nicht nur sichere Lebensmittel, sondern auch qualitativ hochwertige Produkte wünsche – und dies zu akzeptablen Preisen: ‚Ich frage mich, ob dies zu bewerkstelligen ist und was für eine Wahl unsere Gesellschaft treffen wird.‘ Weiter merkte er an, dass die bisherigen Runden Tische in den Mitgliedstaaten ganz eindeutig zum Vorschein gebracht hätten, dass Verbraucher eine klare Informationspolitik zu Lebensmitteln wünschen, vor allem auch durch eine verständliche Etikettierung: ‚Gestern hat die Kommission vorgeschlagen, allen genetisch modifizierten Lebens- und Futtermittel klar zu etikettieren. Dies ist von Verbrauchern ausdrücklich gewünscht worden und wir haben ihren Wünschen gerne entsprochen.

Dabei muß aber auch deutlich gesagt werden, das gentechnisch veränderte Lebensmittel nur auf den Markt kommen, wenn sie von Wissenschaftlern auf ihre Sicherheit evaluiert wurden. Verständliche, transparente und aussagekräftige Etikettierung ist ein Eckpfeiler der europäischen Lebensmittelpolitik, der immer weiter ausgebaut wird und auch die Unterstützung der Verantwortlichen in der Industrie findet. Ich bin überzeugt, dass Verbraucher sich bewußt entscheiden – und dass sie bereit sind, sich zu informieren. Mehr Information, mehr Qualität, garantierte Sicherheit – dieses Dreieck muß und soll unsere Politik leiten,‘ sagte Byrne.

Beide Kommissare unterstrichen, dass Lebensmittelqualität viele Facetten habe, auch weil Verbraucher Qualität auch nach rein subjektiven Kriterien, wie Geschmack, Präsentation der Ware oder das Image der Marke definieren. ‚Ein Aspekt ist allerdings nicht verhandelbar : Lebensmittelsicherheit und die Einhaltung von Umwelt- und Tierschutzstandards.‘

Bei dem Round-Table-Gespräch in Brüssel ging es um folgende Fragen :

– Was erwarten die Bürger von einem modernen Agrarsektor und einer modernen Agrarproduktion und wie kann die EU-Politik hier Hilfestellung leisten?

– Wodurch unterscheidet sich der Agrarsektor von anderen Wirtschaftszweigen?

– Sollte das Europäische Agrarmodell eine noch weitergehende Diversifizierung beinhalten?

– Wie können wir die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft fördern wirtschaftlich, ökologisch und sozial?

– Wie kann ein Agrarsektor, der auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig sein muss, die Erzeugung hochwertiger Lebensmittel gewährleisten?

– Was verstehen wir unter hochwertigen Lebensmitteln und welche Beziehung besteht zwischen der Qualität und dem Preis eines Produkts?

– Befriedigt der Einzelhandel die Verbrauchernachfrage nach sicheren und hochwertigen Lebensmitteln?

Hintergrund

Der heutige runde Tisch ist Teil einer breit angelegten Initiative der Kommissare Fischler und Byrne. Neben dem informellen Treffen der EU-Agrarminister in Östersund im März haben in den vergangenen Monaten in Brüssel, Stockholm, Berlin, Dublin, Wien und Paris bereits eine Reihe von Diskussionsrunden über die Zukunft der Landwirtschaft und der Lebensmittelerzeugung stattgefunden. Weitere Round-Table-Gespräche (das nächste am 10. September in Athen) und ein Treffen mit dem Verbraucherausschuss des Europäischen Parliaments im September sind vorgesehen. Die beiden Kommissare haben außerdem an einem vom Europäischen Parlament veranstalteten Hearing und einer Diskussionsrunde aller Akteure der Ernährungswirtschaft teilgenommen.

Weitere Informationen zur Kommissionsinitiative ‚Lebensmittel und Landwirtschaft‘ finden Sie im auf den Seiten der Kommission im Internet.




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