14. August 2000

Jetzt auch die Schweinepest aus Großbritannien

Themen: Schweinepest,Tierseuchen — info @ 16:08

(agrar.de) – Nach dem Ausbruch der Schweinepest in Ostengland hat das britische Landwirtschaftsministerium die Tötung tausender Schweine angekündigt. Bisher wurden 6.000 Tiere von drei Bauernhöfen gekeult, auf denen die Krankheit in der vergangenen Woche auftrat. Aber auch alle Schweine fünf weiterer Höfe müssen nun getötet werden, erklärte das Ministerium. Um die betroffenen Farmen wurden Sicherheitszonen abgesteckt. Hunderte Bauernhöfe werden noch überprüft.

Mehr als 100 belgische Schweinemastbetriebe sind im Zusammenhang mit der Schweinepest in Großbritannien unter verschärfte Aufsicht gestellt worden. Die 105 betroffenen Betriebe dürfen auf Anordnung des Landwirtschaftsministeriums in Brüssel vorerst keine Schweine verkaufen. Die Schweinefarmen haben möglicherweise Tiere mit Schweinepest aus Großbritannien importiert.

Die Niederlande, Belgien und Spanien haben inzwischen ein Importverbot von Schweinen, Schweinefleisch und Sperma verhängt, um sich so vor einer Ansteckung der für Schweine zwar tödlichen, aber für den Menschen ungefährlichen Seuche zu schützen. Dies kann schwerwiegende Folgen für die britische Landwirtschaft haben. Rund 15 % der britischen Schweineprodukte werden exportiert und bringen jährlich ca. 126 Millionen Pfund (407 Millionen Mark / 208 Millionen Euro) ein.

Wie gravierend diese Folgen auf betriebswirtschaftlicher Ebene sein können, zeigte sich in den 90er Jahren in Norddeutschland, als nahezu das gesamte Gebiet von der Schweinepest betroffen war. Zahlreiche Betriebe mußten ihre Produktion einstellen, da nicht genügend Kapital vorhanden war, um die Krisenzeit zu überstehen. Hierbei handelte es sich in erster Linie um kleinere Familienbetriebe. Die wirtschaftlichen Probleme waren für viele Betriebsleiter und deren Familien eine große psychische Belastung, die sich entweder in psychosomatischen Erkrankungen oder veränderten Verhaltensweisen (Aggressionen, Alkoholismus) äußerte.

Eine Studie über die psychosozialen Auswirkungen der Schweinepest, die in den vergangenen Jahren am Institut für rurale Entwicklung der Georg-August-Universität in Göttingen durchgeführt wurde, belegt dies. Laut Aussage von Regina Grüßing, die u. a. mit dem Thema befaßt war, soll es sogar vorgekommen sein, dass die Verzweiflung einiger Betroffener in Suizidversuchen endete.

Die Keulung war nach Meinung vieler Betroffenen kein adäquates Mittel, um die Schweinepest auszumerzen. Da die Infektionswege schwer nachvollziehbar sind, käme letztendlich nur die Impfung mit markierten Impfstoffen in Betracht, um die Seuche einzudämmen. Bis diese jedoch einsatzfähig sind, kommt laut EU-Verordnung nur die Tötung infizierter Schweine für die Bekämpfung der Seuche in Frage.




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