Autor Thema: Hinterhandaktivität erhöhen - verschiedene Ansätze?  (Gelesen 10579 mal)

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Offline BernieTopic starter

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Ich beschäftige mich derzeit intensiv mit der Hinterhandaktivität meines Pferdes. (wobei, wird wohl immer ein zentrales Thema sein).

Seine Aufrollerei ist einfach ein Symptom, ich möchte aber die Ursache gänzlich beseitigen, es sind auch schon Fortschritte vorhanden.

Er tritt schön unter, auch der Spannungsbogen und der Rücken ist vorhanden. Aber er ist mE noch etwas steif in der Hinterhand. Mein Trainer hat mir den Tipp gegeben, anfangs! (nur anfangs! bis Schenkelakzeptanz hergestellt ist) über Tempo zu reiten.

Wie gesagt, die Fortschritte sind da, aber da ich nun mal gerne über verschiedene Lösungswege nachdenke, stellt sich mir die Frage, geht erhöhte Hinterhandaktivität nur mit vermehrter Schubkraft überein?

Mir sind zwei "Wege" bekannt, eben vermehrt Schub und viele Übergänge (das praktiziere ich derzeit) und untertourig, durchschwingen lassen und wenn locker, mehr Tempo?

Hintergrund meiner Gedanken: Pferd ist sehr (zu?) sensibel? Meine Konsequenz (ohne Emotionalität) stresst ihn. Er verspannt sich minimal, das kann ich auch gut wieder lösen. Natürlich ist es für ihn auch bequem, die Hinterhand nicht so engagiert einzusetzen.  ;) Da er das aber nicht darf, sondern freundlich erinnert wird, dass er die doch bitte mitnimmt, kriegt er immer etws die Krise, weil er eben ein kleiner Perfektionist ist. Ein fauler.  ;D

Mich würden Eure Ansätze zu mehr Hinterhandaktivität interessieren, worauf legt ihr Priorität, also zB nie neg. Spannung (wenn auch kurzfristig), aber dafür vielleicht nicht so engagierte Hinterbeine. Ist es ohne Aufregung überhaupt machbar? Generell ist mein Pferd ein kleiner Streber, wenn er neue Sachen lernt, stresst er sich sehr oft, ich bringe viel Ruhe rein, aber von nichts kommt halt auch nichts.

Ich setze derzeit den Schwerpunkt auf 1000 und 1 Übergänge.  ;D von der niedrigeren in die höhere Gangart und umgekehrt und auch innerhalb einer Gangart.

Wie seht ihr das bei Euren Trainingseinheiten und Euren Pferden?

lg

Bernie
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Offline Leonie

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Re: Hinterhandaktivität erhöhen - verschiedene Ansätze?
« Antwort #1 am: 04.02.08, 11:33 »
Erhöhte Hinterhandaktivität bedeutet für mich:
- Trittfrequenz erhöhen
- Raumgriff erhöhen
- Beugung der Hanken verbessern (Tragphase)
- seitliche Bewegelichkeit erhöhen
- Abfussen energischer (Schwungphase)

Was ich bei meinem Hottel mache da gerne mache:
- Stangenarbeit und Cavaletti
- Zirkel verkleinern und vergrössern
- Quadaratvolte im Schritt mit 1/4 Pirouette, fleissige Trittfolge, daraus wieder flüssig vorwärts
- aus dem Schritt angaloppieren
- auf dem Zirkel übertreten lassen, daraus angaloppieren
- Klettern, kleine Sprungreihen mit verkürzen und verlängern des Galopsprunges
- Schulterherein im Trab, daraus zulegen und durch die Bahn wechseln
- wenn er aufrollt: immer wieder betont mit beiden Händen vorgehen, evtl ein Halsstrick dazunehmen und einen Teil der Paraden darüber geben, dann ist weniger Druck auf dem Zügel; superweiches Gebiss
Hoffe, das hilft weiter.
LG

Leonie

« Letzte Änderung: 05.02.08, 21:13 von Leonie »

Offline Karotte

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Re: Hinterhandaktivität erhöhen - verschiedene Ansätze?
« Antwort #2 am: 04.02.08, 21:43 »
hm.
also, so lange mein pferd sich aufrollt, mit dem gebiss klappert oder sonstwie nicht in korrekter anlehnung geht, tritt er auch mit der hinterhand nicht richtig mit und schwingt nicht durch. wenn ich ihn vorm bein und am gebiss habe, kommt er sofort mehrere hufbreit weiter vor mit der HH und da ist nicht mehr diese leichte "unwucht" in seiner trabbewegung, die beim aufrollen oft reinkommt (vorne minimal anders als hinten). bei uns helfen daher übergänge und sonstige sachen nicht, so lange er dabei nicht in konstanter anlehnung bleibt. ich brauche sie aber auch gar nicht als hinterhandaktivator, WENN er in anlehnung bleibt.
allerdings hilft vorgehen mit der hand und ähnliches gegen das aufrollen überhaupt nichts, sondern aufwärtsarrets am äußeren zügel, und das auch nur, wenn sie absolut richtig getimt sind und konsequent immer erfolgen, sobald er versucht, sich zu verkriechen.
Das Leben ist keine E-Dressur!

geolina

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Re: Hinterhandaktivität erhöhen - verschiedene Ansätze?
« Antwort #3 am: 05.02.08, 10:48 »
hallo,

mal bei karotte unterschreib, auch wenn ich dabei das wort aufwärtsarret nicht verwendet hätte, aber das gleiche meine ;). bei mir immer ganz offensichtlich im schritt *argh* - böse gangart.

wobei mir übergänge schon auch zusätzlich helfen sie an die hand und in ehrliche anlehung zu bekommen, also indirekt dann schon wieder für die hh.

alex

Offline BernieTopic starter

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Re: Hinterhandaktivität erhöhen - verschiedene Ansätze?
« Antwort #4 am: 05.02.08, 11:11 »
Karotte, kenne ja die Bilder von Deinem Bomber, liege ich da jetzt richtig?  ;)

also doch die Baustelle vorne angehen über den Arret am äußeren Zügel? Es ist halt die Frage, was war vorher da, das Huhn oder das Ei. wenn er hinten aktiv ist, rollt er sich vorne nicht ein, rollt er sich vorne ein, ist er hinten nicht aktiv. *ehklar*

ich habe halt doch Respekt vor dem Ansatz, vorne korrigieren. Dass man da eben nicht! in's Ziehen kommt. Deshalb habe ich vorerst die Variante Übergänge gewählt, was aber nicht soooo erfolgversprechend ist, da er dafür auch noch nicht die innerer Losgelassenheit hat.

lg

Bernie
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geolina

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Re: Hinterhandaktivität erhöhen - verschiedene Ansätze?
« Antwort #5 am: 05.02.08, 11:54 »
hallo,

wobei mir der ansatz mit über dem tempo noch unsympathischer ist. dann dann lieber doch einfach viele übergänge innerhalb einer gangart, also impulse setzen, reaktion verlangen und dann wieder abfangen. so bekommt man ne ehrliche reaktion auf hand und bein, finde ich. meine hatte dann aber eher das problem, dass sie das ganze so schnell verinnerlicht hatte, dass sie alles vorweggenommen hat, als drauf zu reagieren ::). da denkst du du hast ne lösung *kicher* und sie ist am anfang auch eher bissl phlegmatisch, auch auf beides, hand wie bein. aber die übung macht ihr spass, der alten nudel.

bei ständig über tempo hätte ich die befürchtung, dass alles flach wird und der rücken nicht mehr mitarbeiten kann.

klar, dass das zulegen einfangen im trab oder galopp viel leichter geht. im schritt helfe ich mir eher vorne, damit sie nicht abtaucht/ rollt.

wobei, wenn du mit deinem rl gut zurecht kommst, ihm vertraust und bisher alles was er gesagt hat richtig war - tja, dann würde ich tunlichst genau das tun, was er empfiehlt.

alex

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Re: Hinterhandaktivität erhöhen - verschiedene Ansätze?
« Antwort #6 am: 05.02.08, 11:58 »
Hallo!

Also Über-Tempo gehe ich eher nicht, aber halt viele, viele Übergänge, teilweise auch mit nur 3 Tritte oder Schritten dazwischen und da wird er mir dann doch hibbelig, er ist eben ein kleiner Perfektionist und hasst es, permanent "korrigiert" zu werden. *sehrvermenschlichtausgedrücktjetzt*

aber diese Übergänge innerhalb einer Gangart sagen uns sehr zu, da gebe ich Dir recht, da habe ich die besten Fortschritte, wenn ich ihn eben übern Sitz zurücknehmen kann etc. Aber dazu gehört mE schon eine gewisse Losgelassenheit, die uns einfach leider ab und zu verloren geht.

er stresst sich ja auch selbst am paddock, also es ist wohl einfach sein Charakter.  ;) ::)

Mein Trainer legt sehr viel Wert drauf, dass ich vom Bauchgefühl mit ihm übereinstimme und ich darf schon sagen, was mir nicht passt. Aber für mich ist das sehr interessant, wie das andere angehen.

lg

Bernie
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geolina

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Re: Hinterhandaktivität erhöhen - verschiedene Ansätze?
« Antwort #7 am: 05.02.08, 12:09 »
hallo,

wenn sich das pferd noch relativ oft stresst würde ich an solchen tagen lieber immer wieder die anforderungen zurückfahren und mit schnödem mittelmaß zufrieden sein. eben dieses rauskitzeln von mehr und noch mehr hh-aktivität lieber auf andere tage verlegen.

dein pferd ist ja noch jung, oder? da habt ihr noch zeit.

alex

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Re: Hinterhandaktivität erhöhen - verschiedene Ansätze?
« Antwort #8 am: 05.02.08, 12:55 »
Hi!

wir haben massig Zeit.  ;D

Wenn er ganz rumflippt, muss/darf er eh nur ein Mindestmaß an Arbeit machen, das mache ich schon drei Jahre so. Aber ich überlege schon sehr lange, wie ich ihn noch ruhiger bekomme, auch an normalen Tagen ist er schnell gestresst, ich atme schon sehr bewusst, stelle keine Anforderungen, denen er nicht gewachsen ist, aber er ist wohl einfach so der Typ. "was hat sie gesagt, was soll ich machen...ahhh die Gerte ist auch da....und jetzt räuspert sie sich noch...und jetzt oh nein, sie ist nicht zufrieden....was mach ich jetzt, oh mein Gott, was mach ich jetzt....uuuahhh". So ungefähr stelle ich mir das Gewusel im Pferdschen Hirn vor.  ;D

lg

Bernie
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Offline Krautwickel

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Re: Hinterhandaktivität erhöhen - verschiedene Ansätze?
« Antwort #9 am: 05.02.08, 14:09 »
Bernie hast PN
Lob bekommt man geschenkt, Neid muß man sich verdienen

geolina

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Re: Hinterhandaktivität erhöhen - verschiedene Ansätze?
« Antwort #10 am: 05.02.08, 14:40 »
och nö krautwickel ... mich interessiert das thema auch brennend ... für gute ansätze wäre ich auch sehr dankbar (außer ihr macht nen termin für den nächsten teeabend aus *g*)

mein pferd ist komischerweise da gar nicht so anders - erstmal bissl büffelig - dann hibbelig. gerade bei gerte extrem überempfindlich. blöde kombination ;). dennoch lass ich jetzt seit einiger zeit die gerte ganz weg, um das hibbelige ein für allemal in den griff zu bekommen. muss ich eben am einsatz der schenkel arbeiten, so dass ich die gerte nicht mehr vermisse. ist manchmal nicht so einfach, früher war da ein kleines touchieren und alles war klar, heute brauch ich schon klare hilfen, damit sich madame nicht verwirft (z.b. bei ganz stinknormalen sachen, wie schenkelweichen). zwingt mich bewusster zu reiten und ihrem kopferl hat`s gut getan.

(zwischendurch hat mein kopferl dafür mal wieder gesponnen - hach ja, wir sind da schon ein gutes team ;) )

oh je, ich hoffe, das kann man nachvollziehen *lach*.

alex

Offline Karotte

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Re: Hinterhandaktivität erhöhen - verschiedene Ansätze?
« Antwort #11 am: 05.02.08, 14:56 »
der bomber ist nicht übererregbar ;-). ich kenne ja dein pferd nicht, bernie - vielleicht wären bei ihm aufwärtsarrets auch ganz falsch. das gute an denen ist halt, dass man nicht rückwärts einwirkt, sondern mehr so einen "hey-"effekt hat, mit dem verkriechen und "kampfkauen" aufzuhören und wieder mit ruhigem maul ans gebiss zu treten. das klappt aber auf großen linien und ohne übergänge bei uns besser, bei allen höheren anforderungen versucht er natürlich ständig wieder, sich zu verkrümeln. ist ja auch noch ganz frisch, der korrekturansatz (4 wochen).

zu hibbeligen pferden hat mir mal der JP giacomini gesagt, dass man bei solchen besser nicht mit allzu feinen und behutsamen hilfen reiten sollte, weil sie dann quasi immer mehr in habacht-stellung kommen und das kleinste wimpernzucken wahrzunehmen versuchen. daher lieber ruhig, aber etwas klarer und bestimmter einwirken, damit das pferd überhaupt mal dazu kommt, sich von den hilfen einrahmen zu lassen und zu entspannen, statt ständig auf neue winzige fingerzeige zu warten. fand ich nicht uneinleuchtend, den ansatz.
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Offline BernieTopic starter

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Re: Hinterhandaktivität erhöhen - verschiedene Ansätze?
« Antwort #12 am: 18.02.08, 11:57 »
danke, EscyKane, ich freue mich über alle Ansätze, habe absolut nichts gegen FN. Warum auch.  ;)

Die Arbeitsweise Deiner RL und Dir ist mir bekannt, aber Du hast das schon richtig erkannt, ohne jemanden IN der Bahn, der das auch von unten beobachtet, sicher nicht einfach zu erreichen. Aber sehr interessanter Ansatz, danke!

lg

Bernie
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Offline BernieTopic starter

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Re: Hinterhandaktivität erhöhen - verschiedene Ansätze?
« Antwort #13 am: 18.02.08, 18:14 »
bei meinem zeigt gerade ein Mix zw. schön vorwärts und"etwas" untertourig. Also immer nur kurze Reprisen und zwischendrin dann auch noch über Stangen. Mir raucht bei der Menge an Übergängen zwar der Kopf, aber er wird ruhiger und lässt sich schön los. Wenn ich eine ganze Bahn oder einen Zirkel in einem Tempi reite, wird ihm fad. ;)
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geolina

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Re: Hinterhandaktivität erhöhen - verschiedene Ansätze?
« Antwort #14 am: 18.02.08, 18:34 »
hallo,

hört sich immer mehr nach meiner anni an, für die ist stangentraining auch wahnsinnig sinnvoll. schon alleine, weil ihr das spass bringt und sie so von sich aus schon viel motivierter ist und mitarbeiten will. da muss man dann eher aufpassen, dass sie nicht zuviel mitdenkt ;). nö, du sollst jetzt nicht traversieren, ich bin doch nur da oben verrutscht *g*.

meine rl macht gerne stangentraining mit kleinen klötzchen, die sie abwechselnd links und rechts unter die eine seite der stangen legt, so muss auch ab und zu ein fuß mal mehr gehoben werden und mein pferd guggt viel besser hin. gerne auch stangenfolgen, bei denen auch mal 1-2 stangen fehlen und das pferd aber weitertreten muss, als wären da noch stangen. anni findet es je besser, je komplizierter die stangen liegen ;).

und der gang, den sie dann hat in kombination mit dem schwingenden rücken  8), gigantisch, da verlieb ich mich dann jedesmal neu.

alex