Autor Thema: Meilensteine der PFerdeausbildung  (Gelesen 79738 mal)

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Offline Tüpfel

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #15 am: 03.09.07, 14:02 »
Ja, esge, das Kriterium " Gebrauchspferd" ist für mich auch sehr wichtig.
Was soll ich mit einem Pferd, das zwar schönst Pi und Pa macht, aber im freien Feld nicht handlebar ist ? Außerdem bin ich der Ansicht, daß gerade die Geländeausbildung ein wichtiger Bestandteil  der Ausbildung auch eines Dressurpferdes ist/ sein sollte. Springen ist in den Grundlagen auch wichtig, aber Gelände siedle ich deutlich höher an.

Mit meinem Tüpfel hatte ich gestern gerade so ein " oh, da hat er sich aber entwickelt" : Er ist ein sehr schwieriges, traumatisiertes Pferd und hat schnell Angst, die dann u.U. in nicht einschätzbare Panikattacken münden kann. Soviel vorweg. In letzter Zeit muß Herr Pferd ab und zu gezwungenermaßen als Handpferdeführpferd fungieren.Das ist für ihn sehr schwierig, weil er alles auf sich bezieht und dann schnell in Streß kommt. Gestern nun ritten am Waldrand entlang und Madame Wirbelwind ( das Handpferd) hatte mal wieder nur Blödsinn im Kopf gggg. Als ich sie zur Ordnung rief (auf gut Deutsch : ich schimpfte) fühlte ich schon wie Herr Tüpfel sich zu spannen begann. Ein Zeichen, bei dem bei mir alle Alarmlampen angehen. Sein früheres Muster war : Kopf hochreißen, Rückwärtsgang reinhauen und so losschießen, daß im günstigsten Fall VOR dem Pferd auf dem Boden saß oder aber im schlechtesten Fall irgenwo weit, weit hinten seine Knochen zusammensammeln konnte.

Dieses Muster zu ersetzen, daran habe wir die letzten zwei Jahre gearbeitet. Gestern nun war seine Reaktion :
Hals runden, Brustbein heben, Rücken deutlich hoch, sich versammeln und dabei aber zuhören. DAS war gigantisch !
Er hat gelernt, sich für sich in einer guten Weise mit der Gefahr auseinanderzusetzen.

Ich war ganz begeistert. Ein toller Tüpfel  ( der pferdische) !

Grüßle vom Tüpfel ( dem menschigen ;))

Offline amante

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #16 am: 03.09.07, 14:27 »
Esge, den Widerspruch wollte ich doch gerade darstellen.... Lektionen kann ich aufzählen, M, L, aber die Qualität ist entscheidend und ie kann so nicht einteilen. Ach was weiß ich, schwer zu erklären.

Am besten sehe ich das bei meinen Kleinen. Wir machen so winzige Schritte (in meinen Augen) und ich muß mich immer wieder bremsen, weil ich denke, ich müßte schon viel mehr machen.
Aber wenn ich mir dann überlege, bzw. mir andere sagen, was die Stuten in den 3 Monaten schon alles gelernt haben....

Aber es ist manchmal auch schwierig, sich von den vermeintlichen Erwartungen "von außen" abzukapseln.
Ich mache z.B. hauptsächlich Bodenarbeit und longiere nur kurz.

Oder für den Verkauf der einen Stute müßte ich eigentlich viel Muskeln aufbauen und am besten anreiten. Aber dafür ist mir die Stute einfach noch zu babyhaft.

Komisch, ich habe mir vorher noch gar nicht so viele gedanken über die Meilensteine gemacht. Aber vielleicht sollte man sich wirklich mal hinsetzen und die persönlichen Ziele aufschreiben?

esge

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #17 am: 03.09.07, 15:00 »
Nö, das wollte ich damit nicht sagen.  ;)
Ich gucke halt grad so ein bisschen auf die letzten 5 Jahre zurück - und sehe andere, die die jetzt vor sich haben. Ich erkenne an deren Zweifeln, wie ich selbst damals zweifelte. Und gerade mit Pferden, die vielleicht "langsamer" - oder einfach nur in anderer Reihenfolge lernen, geht es mir darum den Leuten trotzdem etwas an die Hand geben zu können, wonach sie messen können: Es tut sich was.
Und amante, es ist doch ein alter Hut, dass die Pferde, die hübsch langsam gestartet werden später aufholen. Mit 4 und 5 mögen sie ihren Alterskollegen scheinbar (1) hinterherhinken aber mit 7 und 8, vielleicht auch erst mit 10 sind sie dann plötzilch gleichauf oder sogar vorbei - vor allem, wenn die Frühstarter schon lange mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben. ich bin ziemlich fassungslos, wieviele Alterskollegen von Saltim jetzt schon "platt" sind. Klar, als wir uns noch im Gelände herumtrieben haben die schon Verstärkungen und Fliegende Wechsel geübt.

Aber außerdem scheue ich mich immer "Eier zu zerschlagen", um das Omelette zu machen, wie Ellen so schön sagt. Jedes Mal aufs neue finde ich das schwierig zu beginnen - und sehe, dass es den meisten anderen auch so geht.

Offline Lillebror

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #18 am: 03.09.07, 15:16 »

Aber außerdem scheue ich mich immer "Eier zu zerschlagen", ...

<Achtung Provokation> Bedeutet das nicht eigentlich die Scheu, Fehler zu riskieren?

Wenn ich ein Instrument lerne oder anfange in einem Ensemble zu musizieren, wundert sich niemand, daß es Mißtöne gibt. Wenn ich mit jemandem/anderen zusammen tanze, ist es dasselbe. Warum soll es beim Reiten anders sein?

Wenn ich weiterkommen/weitermachen will, muß ich immer wieder machen, was ich noch nie gemacht habe. Das kann nicht immer sofort klappen.
Wären wir unendlich, so wandelte sich alles.
Da wir aber endlich sind, bleibt vieles beim Alten.
B. Brecht

Ellen

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #19 am: 03.09.07, 15:17 »
Du mußt das Ei ja nicht zermatschen.....  ;)

Und eines kann ich aus eigener Erfahrung sagen, mit jedem neuen Pferd fangen die Zweifel von vorne an, ist der Weg vielleicht wieder ein ganz anderer
« Letzte Änderung: 03.09.07, 15:19 von Ellen »

esge

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #20 am: 03.09.07, 21:19 »
Nicht zermatschen finde ich nett  ;D
Lillebror, der wesentliche Grund, warum ich nie nochmal was anderes neben dem Reiten angefangen habe ist, dass ich mich nicht traute, nochmal irgendwo Anfänger zu sein. Dadurch habe ich sicher das ein oder andere verpasst.  :'( Aber ich bin halt ein Feigling.

Aber um mal auf die Ausgangssache zurück zu kommen:

Im Wesentlichen ist es das Pferd selbst, das die "Meilensteine" bestimmt? Sein Ausdruck, seine Kraft, seine Muskulatur, sein Bewegungsfluss, seine Bereitschaft mitzumachen....? Hab ich was vergessen?

Und das Gegenteil? Was sagt einem Reiter, dass er dringend mal "weitermachen" müsste? Dass es Zeit ist, mal Omelette zu machen?

Offline Jolly

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #21 am: 04.09.07, 08:02 »
esge, das finde ich schwierig zu beantworten... vermutlich hängt das auch von den eigenen Zielen ab. Schließlich ist reiten unser Hobby (zumindest bei den meisten hier) und soll Spaß machen. Wenn der verloren geht, weil wir uns zu sehr unter Druck setzen oder weil wir keine Ziele haben, dann wird es wohl Zeit nachzudenken. Die meisten brauchen dann aber wohl den Input von außen, einfach ein Feedback von jemanden, der das alles etwas opjektiver betrachtet. Häufig wechseln die Ziele ja auch, mir geht es jedenfalls so... es gibt Zeiten, da freue ich mich darüber, im Gelände durch die Gegend zu sausen und für einen Distanzritt zu trainieren, dann wieder reite ich vermehrt dressurmäßig und freue mich über Fortschritte in dem Bereich. Allerdings habe ich auch den Vorteil, zwei Pferde zu haben, da eine, das sich im Viereck wohler fühlt und immer mit Eifer bei der Sache ist, und den Jungspund, der für jeden Spaß zu  haben ist, von Anstrengung aber nicht viel hält, schon gar nicht, wenn das in so'nem langeweiligen Viereck stattfinden soll.
Aber gerade in der Dressur finde ich es enorm wichtig, einen guten Lehrer an der Hand zu haben, ich selber bin viel zu unsicher, ob der eingeschlagene Weg der richtige ist, oder wo es jetzt an der Zeit für ein Omelett ist. Deswegen lässt mich die Distanzreiterei wohl auch nicht los, da weiß ich, was ich tue und bin nicht (so sehr) auf Hilfe von außen angewiesen  :P


Offline Hexle

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #22 am: 04.09.07, 10:01 »
Zitat
Was sagt einem Reiter, dass er dringend mal "weitermachen" müsste? Dass es Zeit ist, mal Omelette zu machen?
das muss bei mir von aussen kommen  ::) wei ich mich von allein (und eben ALLEIN) nicht weiter traue, aus Angst etwas falsch zu machen - ich trau mich das nur, wenn ich jemanden kompetenten zur Seite habe, der mir das dann sagt. Viele Dinge (also das Spassprogramm  ;D) kann ich auch ohne Ausbilder an der Hand (Springgymnastik, Oriritte, Wanderritte, Bodenarbeit, Trailaufgaben, Konditionstraining) - aber mit Ausbilder machts einfach mehr spass, weil man da "weiter" kommt

Ohne "Beistand" reite und übe ich (dressurmässig) immer nur das, von dem ich sicher bin, dass ich es höchstwahrscheinlich richtig mache und auch Fehler meiner/pferdeseits allein korrigieren kann - mit "Beistand" gehts dann weiter .. und wenn er/sie mir Hausaufgaben mitgibt mache ich die natürlich allein ... gehe aber auch beim üben immer nur so weit, wie es m.e. problemlos klappt, werde ich unsicher lasse ich es lieber bleiben

Dass ich mit meinem Pferd weitergekommen bin, sehe ich daran, dass jetzt viele Dinge fast auf Gedanken hin zuverlässig abrufbar sind, die noch vor 2 Jahren (bei Ex-RL) zäh und unsicher und teilweise unmöglich waren. Sie kann jetzt Sachen von denen ich niemals gewagt hätte zu träumen und das in einer Leichtigkeit *schwärm*

ausserdem sehe ich es daran wie positiv sich ihre Muskulatur entwickelt hat, wie sie "Hals" bekommt, wie begeistert sie mitmacht wo sie früher doch eher mal "klemmte"   *freu* sie wird immer entspannter und lockerer , rollt sich nicht mehr ein, und wird insgesamt deutlich beweglicher (sieht man vor allem beim freilaufen lassen mit anderen pferden mit denen sie spielt - wo sie früher in platznot kam, kann sie jetzt noch buckelnd davonpreschen und mal eben 1000 füsse bekommen )

ich habe so gesehen keine festen Meilensteine (bis dann und dann muss das und das gehen) ich möchte nur einfach kontinuierlich besser werden um meinem Pferd immer weniger im Weg zu stehen  :) und ich verlass mich bei der Beurteilung ob es jetzt weitergehen kann auf mein Pferd und meinen RL
Du wirst sicher nicht jedes Ziel erreichen, dass du dir gesetzt hast. Du wirst aber ganz sicher kein Ziel erreichen, dass du dir nicht gesetzt hast...

Offline stoepsel

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #23 am: 04.09.07, 10:23 »
Hallo,

für mich ist es wichtig das alles in einem harmonischen und vor allem pferdefreundlichen Rahmen bleibt. Denke dann ist es egal auf welchen Niveau man sich bewegt.
Wenn jemand nur Wert auf Ausreiten/Gelände legt sollte das Pferd dort in jeder Situation kontrollierbar sein und überall hingehen. Auch hierfür ist ein gewisser Grad an Dressurarbeit nötig.

Ich selber lege recht unterschiedliche Schwerpunkte, für mich ich es wichtig das ich als körperbehinderte Reiterin mich 1000% auf mein Pony verlassen kann, und zwar in jeder Situation.
Das heisst ich kann sie Dressurreiten, Anfänge von Versammlung sind vorhanden. Ich springe sie, auch über feste Hindernisse.
Sie wird gefahren, hauptsächlich im Gelände.
Messeauftritte mit Halsring in einer voll besetzten Halle sind kein Problem, auch dort bleibt sie kontrollierbar.
Am Wochenende haben wir unseren ersten Distanzritt bewältigt usw.....

Um diese Ziele zu erreichen ist eine konsequente Arbeit notwendig, und ein Pferd/Pony sollte vielseitig ausgebildet sein, nur so macht es alles mit. Was nützt mir ein Pferd was zu Hause Pi und Pa geht, aber in jeder fremden Umgebung die Panik bekommt.
Wir können jederzeit sagen, "und was probieren wir nun noch aus......" viel bleibt da nicht mehr übrig.
Liebe Grüsse von Anja und Stöpsel

Offline Tüpfel

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #24 am: 04.09.07, 10:46 »
@esge :
"wann ist es Zeit "Omlets" zu machen" . Für mich sage ich ganz klar, der Zeitpunkt für Omlets wird vom Pferd bestimmt. Ich stelle die Frage und wenn alles gut vorbereitet und bereit ist, dann kommt vom Pferd die richtige Antwort. Kommt nicht die richtige Antwort, so ist die Vorbereitung nicht ausreichend. Manchmal ist es aber natürlich hilfreich, wenn ein guter Ausbilder einem vorgibt, die Frage zu stellen  ;).   ;D

Daß für den nächsthöheren Ausbildungsschritt automatisch die Harmonie verloren geht, das kann ich so nicht bestätigen. Hier sehe ich deutliche Unterschiede zur Omletbäckerei.  ;)
Vielmehr sondiert man aus der Harmonie heraus doch eher die Lage und geht nur soweit, wie das Pferd ein freudiges "ja" sagt. Kommt ein "häää???" ,  bevorzuge ich einen Schritt zurückzugehen und die Vorbereitung nochmals nachzubessern.
Natürlich kommt es manchmal zu Situationen, in denen es mal kurz zu Disharmonien kommt. Diese ergeben sich dann doch aber eher aus von außen herangetragenen Umständen. Z. B. Unterrichtssituationen, bei denen Reiter UND Pferd an der Grenze ihres Könnens sind, oder störende Faktoren, wie Krach oder schlechte Stimmung in der Bahn. Oder im Gelände - Pferdespinnwetter.... ;D

Erfahrungsgemäß gehe ich selbst immer nur einen Schritt weiter, wenn ich weiß, daß dieser mit allerhöchster Warscheinlichkeit klappen wir.

@EEK :
deiner Aussage, daß man muskuläre Veränderungen erst nach Wochen und Monaten sieht, möchte ich widersprechen. Oft sieht man deutliche muskuläre Veränderungen bereits nach EINER Arbeitseinheit. Einfach aufgrund der Tatsache, daß die gut arbeitenden Muskelgruppen nach der Arbeit vermehrt durchblutet und entsprechend " aufgeplustert" sind.

Auch habe ich die Erfahrung gemacht, daß ein Pferd zumindest eines, was sich in seiner "Freizeit" frei bewegen kann, die Bewegungsmuster aus der Arbeitseinheit in seine Freizeit mitnimmt und sich auch nach dem Reiten/ Longieren/ Handarbeiten in dieser Weise bewegt. So wie man das Pferd " wegstellt" kann man es am nächsten Tag holen. 

Sicher, es gibt Ausnahmen, z.B. wenn ein Pferd extrem exterieurmäßig benachteiligt ist, aber in aller Regel ist das schon so.

Grüßle vom Tüpfel

Offline Netto

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #25 am: 04.09.07, 11:50 »
Ich denke, wenn jemand zu sehr in diesen festgesetzten Schienen denkt in Richtung A-L-M etc... dann hat er einiges nicht wirklich verstanden in der Reiterei, egal aus welcher "Fraktion" man kommt. Es ist kein System, daß die Ausbildung bestimmt, sondern das Pferd. Aber ja - gewisse Grundsteine bleiben in meinen Augen immer gleich egal ob Western, Dressur (egal in welche Richtung) oder wasauchimmer. Takt, Losgelassenheit etc brauche ich immer bei einem Pferd. Ob ich jetzt die Losgelassenheit beim Holzziehen brauche oder im Parcours oder sonst wo ist ja egal oder nicht? Dazu brauche ich wiederum den entsprechenden Takt etc blabla...
Aber es ist IMMER das Pferd, das die nächsten Schritte - egal ob jetzt Rückschritte oder Fortschritte - bestimmt. WENN es für einen Fortschritt noch nicht reif ist, wird es mir dies mitteilen und ich sollte bitte tunlichst darauf hören. Auf der anderen Seite sollte ich auch so feinfühlig sein und mitbekommen, wenn mein Pferd unterfordert und gelangweilt ist. Und - das (so wie Hexle es auch so schön geschrieben hat) mit einem entsprechenden Trainer der mich und das Pferd feinfühlig und verantwortungsbewußt an neue Aufgaben heranführt.
Das nette an Pferdeausbildung ist ja, daß sich die Lektionen von selber ergeben, logischerweise. - wenn man mit dem Pferd arbeitet und nicht dagegen. Lektionen fallen einem so bischen in den Schoss, weil man einfach dem Pferd die für ihn logische Hilfengebung beigebracht hat und so ergibts das eine zum anderen. Und Kontrolle habe ich jederzeit schon alleine am korrekten Muskelaufbau des Pferdes. Wie ist die Oberlinie? Wie ist der Hals bemuskelt, Rücken, Hinterhand. Oder hab ich einen dicken Unterhals, festen Kiefer, steife Hinterhand, Rückenprobleme beim Pferd? Arbeitet mein Pferd freudig und motiviert mit - oder unwillig und "ohne Musik"? Dann muss ich mir was überlegen, was auch immer. Die Entscheidung sollte nur "pro Pferd" ausfallen.
Aber ehrlicher Quercheck von den Muskeln ist für mich ein objektiver Ansatz zur Kontrolle. Ein Pferd mit schlechter Rückenmuskulatur und dickem Unterhals kann nicht ehrlich gearbeitet werden - das ist ein Widerspruch in sich, zumindest für mich.
Und: ganz wichtig: mein Bauchgefühl muss passen. Wenn ich reite, muss ICH Spass haben, Freude - egal was andere denken. Ich will ohne Kraft reiten, sondern mit Konzentration und Feingefühl, positiver Körperspannung und Freude. Und mein Pferd soll motiviert und fröhlich mitarbeiten und von sich aus seine Mitarbeit anbieten. DAS sind für mich die Meilensteine. Ob das jetzt beim Schritttümpeln ist oder in der Piaffe ist nebensächlich. Es muss den Beteiligten Spass machen und es darf niemand dabei zu schaden kommen.
Dann hätten schon viele gewonnen....
Bleep!

Offline Tüpfel

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #26 am: 04.09.07, 12:03 »
Applauso ! :D

Offline amante

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #27 am: 04.09.07, 12:16 »
Netto, stimmt! Muskelaufbau ist ein gutes Kriterium.
Ich habe in den letzten Monaten geschlampt! Durch die beiden Jungpferde und weil der Große ja immer auf der  Koppel ist, habe ich die Gymnastizierung vernachlässigt.
Und das sehe ich jetzt am Rücken! Deshalb gehe ich gerade "rückwärts": keine Lektionen, sondern Arbeit an der Hand, Gelände, Longe usw.

Hexle, ich brauche auch die bestätigung von "unten", dass es gut ist und ich weitergehen kann. Nur ist das schwierige daran, einen kompetenten Berater zu finden...


Offline Tüpfel

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #28 am: 04.09.07, 12:18 »
sich selbst kritisch auf Video zu betrachten hilft auch schon ganz gut.... ( keiner ist so kritisch wie ich selbst zu mir gggg) ;)

esge

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #29 am: 04.09.07, 13:59 »
Netto, den einen Punkt bestreite ich: Lektionen ergeben sich nicht einfach von selbst irgendwann, weil das Pferd irgendwie reif dazu ist. Das wird einem immer suggeriert, aber ich konnte das in all den Jahren nie feststellen, dass ein Pferd quasi von selbst plötzlich Schulterherein oder versammelten Trab oder Piaffe oder Pirouetten ging. Es gibt so begabte Exemplare, ja aber die Mehrzahl der Pferde, mit denen ich zu tun habe, muss Lektion für Lektion systematisch lernen, üben und aufbauen - auch (natürlich nicht nur) in der Lektion selbst. Vor allem dann, wenn die entsprechende Lektion genau die Schlüssellektion ist, um ein gewisses neues Level an Balance, Losgelassenheit oder tragkraft zu gewinnen.

Beispiel: Mein Berittfriese ging inzwischen sehr schön nach vorn vw-aw. es war aber an der Zeit, ihn etwas mehr auf die HH zu bringen. Um nicht ins vorn ziehen und hinten drücken zu kommen, brauche ich dafür Lektionen, die ihm diesen Vorgang näherbringen. Schulterherein ist, neben Volten, für mich so eine Schlüssellektion. Im Schritt machte er es schon ganz gut. Im trab - tja, da fehlte ihm nun genau jene Balance und Tragkraft, die er dadurch erlangen sollte. eine Katze, die sich in den Schwanz beißt. in den leztten drei Monaten haben wir nun das Schulterherein im Trab systematisch erarbeitet. Inzwischen funktioniert es sehr fein - und in eben jenem Grade, wie er in der Lektion besser wurde, verbesserten sich auch Balance und Tragkraft im Trab bei diesem Pferd.
Ich hätte das Pferd noch hundert Jahre geradeaus traben können, ohne dass er jemals die nötigen Voraussetzungen für das Trabschulterherein bekommen hätte, ohne ihn im Trabschulterherein zu schulen.

Bei meinem Luso war es genauso mit der Piaffe. Nur durch Arbeit an der Piaffe gewann er über die Jahre immer mehr alles Nötige, das ihn befähigt, eine gute Piaffe zu zeigen.
Lektionen sind nicht einfach Ziel oder Überprüfung - sie sind Mittel zum zweck. Dafür muss man aber riskieren, dass das Pferd die Lektion erstmal eher schlecht ausführt.
Dieses so lange warten, bis das Pferd die Lektion "verschenkt" halte ich inzwischen für ein Gerücht.
Was nicht heiißt, dass neue Lektionen keine Basis, keine Vorbereitung brauchen. Die brauchen sie unbedingt, klar. aber vom Himmel fallen tun sie auch bei bester Vorbereitung nur in den allerseltensten Fällen.