Autor Thema: Lahmheit - und noch immer kein Licht am Ende des Tunnels  (Gelesen 4465 mal)

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Offline desert roseTopic starter

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Moin! Nachdem ich mich vor fast 5 Monaten hier angemeldet und mich immerhin vorgestellt habe  ;) , dachte ich, bevor ich mich hier im Forum ausweine, warte ich doch lieber erstmal ab, wie es sich mit der (den) Beingeschichten meines Pferdes so entwickelt...aber nun, nach heute, bin ich so weit unten, daß ich es mir doch lieber von der Seele schreiben möchte:
Also, mein Pferd ist ein mittlerweile 14 jähriger Quartermix (dreiviertel Quarter und ein Viertel Vollblut) und in meinem Besitz seit 11 Jahren, d.h. ich habe ihn dreijährig und gerade angeritten gekauft und seitdem stetig weiter dressurmäßig ausgebildet, war aber auch viel im Gelände unterwegs. Das Gelände bei uns ist relativ schwierig, da bergig, stellenweise felsig und mit viel Geröll. Nachdem er einmal auf einem Ausritt mit dem linken Vorderbein unglücklich auf einen wegrutschenden Felsbrocken getreten war und stolperte, ging er lahm, und es stellte sich im Nachhinein heraus, (durch einen Fachtierarzt für Pferdebeine, der normalerweise nicht in unsere Gegend kommt) daß er einem Chip im Fesselgelenk hatte, welcher letzten Herbst erfolgreich operiert wurde. Ich bekam Anweisungen für die weitere Behandlung, und alles verlief auch wirklich gut. Drei Monate nachher haben wir dann langsam mit Schritt angefangen, stückchenweise kam auch der erste Trab hinzu, locker vorwärts - abwärts und ohne viele Wendungen, dann hier und da mal eine lange Bahnseite Galopp.
Das Ganze ging gut bis zum nächsten Beschlagstermin. Ich wollte es besonders gut machen und ließ einen anderen Schmied, der auch bei uns am Stall beschlägt, anstatt des Schmiedes kommen, der bislang immer die Hufe gemacht hatte, da ich im Laufe der Zeit immer unzufriedener mit dessen Arbeit geworden war, erzählte dem neuen Schmied auch über die Chip - Operation und die Tatsache, daß gerade der linke Vorderhuf immer etwas steiler wächst als der rechte und ich befürchtete, daß daher auch mehr Belastung auf das Fesselgelenk übertragen würde, was ich nach der OP ja vermeiden wollte.
Der Schmied machte sich an die Arbeit - und siehe da, nach dem neuen Beschlag lahmte mein Pferd plötzlich rechts vorn! Mit dem Huftester abgedrückt, fand sich nichts. TÄ, neu am Ort, aber auch sie Spezialistin für Pferde, kam, auch sie mit Huftester - nichts. Schließlich Röntgenbilder - nichts, Hufbein plan. TÄ röntgt auch den linken Fuß und sieht darin das eigentliche "Problembein", da steiler und enger.  Im Bezug auf das lahme rechte Bein rät sie erst mal abzuwarten, anscheinend habe ihm die starke Umstellung des Hufs doch etwas mehr zugesetzt. Ich soll Phenylbutazone geben, nach 5 Tagen absetzen und dann wollte sie noch einmal kommen. Die Lahmheit wurde nach weiteren zwei Wochen so schwach (leichtes Ticken im Trab), daß mir die TÄ erlaubte, Pferdchen jeweils eine Viertelstunde im Schritt auf dem Platz zu reiten, und nach einer weiteren Woche war keine Lahmheit (auch nicht im Trab) mehr erkennbar, und ich durfte das Schrittreiten bis auf eine Stunde ausdehnen.
Der nächste Beschlag stand dann auch an - und mein Pferd lahmte darauf wieder! Selbe Hand. Diesmal dachte ich von vornherein, ich warte erst mal ab, doch als es nicht besser wurde, rief ich wieder die TÄ an. Noch mal röntgen, Hufbein rechts vorn weist innen eine seitliche Neigung von 0,5 cm auf und wird als Grund der Lahmheit angesehen. Es wird ein Treffen zwischen mir, dem Schmied und der TÄ anberaumt, auf dem nun das weitere Vorgehen zur Hufsanierung besprochen wird und wir einigen uns, daß der kommende Beschlag orthopädisch nach Röntgenbildern und der Anleitung der TÄ ausgeführt wird.
Der besagte Beschlag fand vor nun genau zwei Wochen statt, zog sich ein paar gute Stunden hin und mir das sauer verdiente Geld aus der Tasche - mit dem Ergebnis, daß beide Vorderbeine nun wunderschön plan stehen und gut und leicht abrollen, das Pferd aber trotzdem rechts  lahmt. Meinem Gedanken, daß die Lahmheit vielleicht gar nicht vom Huf käme (sowie der Angst davor, es noch einmal mit einem Chip zu tun zu haben) wurde nicht Rechnung getragen, wiederum sollte ich Phenylbutazone geben und nachher nochmals kontrollieren lassen. Anfang dieser Woche, zwei Tage nach Absetzen des Medikaments, war keine Lahmheit mehr zu erkennen, und die TÄ erlaubte jeweils eine halbe Stunde Schrittreiten in der Bahn. Mein Pferd schritt dann auch recht zügig voran, und ich freute mich schon - aber viel zu früh. Heute war die Kontrolle. Im Schritt  - ok, im Trab - lahmt er wieder!
 Nach der ersten allgemeinen Ratlosigkeit die Frage: wie weiter? Stehen lassen und noch mal abwarten, oder anästhesieren und sich so an den Ort des Übels herantasten. Ich entschied mich für letzteres, und so konnten wir heute - tataaa - ausschließen, daß die Ursache im Huf selbst liegt...
Na toll, jetzt heißt es weitersehen, und da uns für weitere Untersuchungen heute die Zeit fehlte, soll es nächste Woche weitergehen. ??? ::) :-[
Ich bin nun wirklich sauer, frustriert, traurig, deprimiert, alles zusammen. Und natürlich frage ich mich immer wieder: was habe ich falsch gemacht, was übersehen, was sagt mir mein Bauchgefühl oder habe ich mich einfach fremdbestimmen lassen aus lauter Unsicherheit? Hätte ich den Hufschmied wirklich wechseln sollen (oder mir wenigstens  diesen teuren Superbeschlag ersparen können?), welche behandlungstechnischen Alternativen gibt es?
Und so weiter.
Natürlich weiß ich nicht, wie diese ganze Geschichte auf euch wirkt, aber da manchmal Außenstehende mehr sehen als man selbst sieht wenn man in der Situation drinnen ist, bin ich natürlich dankbar für etwas Feedback.

LG,
desert rose

Offline tara

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Hallo desert rose,
das ist ja keine schöne Geschichte. Und schon so lang andauernd. Da kann ich deinen Frust gut verstehen.
Analysieren wir mal:
*Anfang war ein 'Rumpler' beim Ausreiten, gerutscht, gestolpert...
*Diagnose 'Chip', der war wahrscheinlich bei dem Rumpler verrutscht und macht nun Probleme
*erfolgreiche OP
*erfolgreiches wieder antrainieren.

also könnte man annehmen, daß soweit alles wieder gut ist.

Dann kommt der andere Schmied....
Der hat das Pferd nun ganz anders hingestellt, die ganze Statik und Balacne im Pferd verändert ->> lahm.
Mit der Zeit wuchs sich das Pferd wieder in 'seine' Balance, und es wurde besser. Neuer Beschlag, wieder gegen die Statik im Pferd, wieder lahm. Nur, weil die Hufe nach Lehrbuch plan stehen, heißt das noch lange nicht, daß das gut ist für das Pferd.
Ich weiß nicht, wie die Schmiede bei euch arbeiten, und ausgebildet werden, hier ist es leider auch gelegentlich so, daß nur der Huf betrachtet wird, und nicht das ganze Pferd.
Also wenn mein Pferd 2 mal nach der Hufbearbeitung lahm geht, würde ich mal ein ernstes Word mit dem Schmied wechseln, oder gleich den Schmied wechseln.
Warum warst du mit der Arbeit des ersten Schmiedes unzufrieden?
Dein Pferd lief 14 Jahre mit einem steileren, engeren Huf, und auch die leichte Neigung des Hufbeins hat er wahrscheinlich schon immer gehabt, und kam damit gut zurecht.
Eine Zeitlang barfuß lassen geht wohl bei euch nicht? Hufschuhe sind sicher auch nicht möglich, weil keiner da ist, der sie korrekt anpassen kann.
Sprech mal mit dem alten Schmied.... (zweite/andere Meinung)
Viel Erfolg und Gute Besserung fürs Pony
stell dir vor, du hast ein Pferd und es kann nicht t ö l t e nin diesem Sinne...
Gruß tara

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(Ralph Waldo Emerson, (1803 ‐ 1882)

Offline zaino

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... und ehrlich, mein Russentier läuft schon sein Lebtag mit 2 sehr ungleichen Vorderhufen, einer fast platt, einer steil und eng... nix zu machen, nix zu ändern.
Die Hufpflegerin hat den steilen Huf in den Trachten etwas weiten und "entspannen" können, aber "geradebiegen" ist nicht - sind da Assymetrien, sind die bereits im kompletten Gestell des Pferdes manifestiert. Da dran zu schrauben, hilft dem Pferd nicht.
Notfalls: Eisen ab, das Tier mal eine Weile nur auf die Weide schmeissen - und sehen. Ich hab schon Pferde mit Sehnenanriss auf die Art wieder heile werden sehen (mir persönlich wär das zu hardcore gewesen... und hätte geglaubt, dass das klappt).
Manchmal hilft einem aber auch als Besitzer: Einfach nimmer hingucken. Arge Schmerzen hat er ja hoffentlich nicht. Er läuft nur nicht sooo gleichmässig, richtig?


Offline desert roseTopic starter

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So, wollte mal ein kleines Update liefern.
Nachdem ja durch das Anästhesieren zunächst einmal herauskam, daß die Ursache nicht im Huf lag, wurde im Folgenden weiter nach oben anästhesiert, bis, ja, bis herauskam, daß das Ganze überhaupt von der Gegend Vorderfußwurzel zu kommen schien. Röntgen und Ultraschall bestätigten dann die Diagnose: Fesselträgeranriß. :(
Woher er den nun hat, weiß der Geier. Was ungefähr zeitgleich (ein paar Tage vorher) mit dem ersten Beschlag durch den neuen Schmied zusammenfiel, waren einige übermütige Buckler unterm Sattel angesichts eines auf dem anderen Reitplatz  herumtobenden Pferdes. Kann ja durchaus sein, daß dies die eigentliche Ursache war und, da fast zeitgleich, mit einem Fehler im Beschlag verwechselt wurde...Oder die drastische Korrektur hat noch zusätzlich auf das Bein eingewirkt. Oder die drastische Korrektur war der eigentliche Verursacher  ???
Im Endeffekt sind das alles Spekulationen; jetzt haben wir den Salat und müssen damit klarkommen  >:(
Die TÄ verordnete Boxenruhe mit kontrollierter Bewegung, so daß ich mit ihm jetzt - angefangen seinerzeit bei fünf Minuten, jetzt sind wir bei zwanzig - täglich spazierengehe.
In der Box ist er eigentlich ganz ruhig, allerdings drängelt er manchmal beim Spazierengehen doch schon gewaltig, und heute waren auch ein, zwei Buckler drin  >:( gar nicht gut für so ein Bein...
Anschließend ist er jedoch brav und ohne irgendein sichtbares Ticken weitergegangen. Die Frage ist nur, was mach ich jetzt in so einem Fall? Also, besorgt war ich natürlich schon, will ja das Bein nicht gänzlich ruinieren.
Das Pensum weiter durchziehen und ungeachtet der Buckelgeschichte nach und nach die Zeit weiter ausdehnen?
Oder erst mal zurückschrauben (das macht ihn allerdings nicht ruhiger...) und dann nach und nach wieder länger gehen?
Würde ihn gerne dauerhaft auf die Weide stellen, habe aber leider im Umfeld nicht die Möglichkeit dazu, sondern müßte ihn transportieren, deswegen fällt das erst mal weg...
Würde mich über Erfahrungen von Euch zu diesem Thema freuen - Tipps, Therapien usw. Was hilft, was hilft nicht, gehr das Bestreben nach schnellerer Heilung mit weniger Qualität einher, oder kann man das so nicht sagen?
Daß Sehnen- und Fesselträgerschäden Geduldsproben sind, ist mir klar, und ich will ihm alle Zeit geben, die er braucht, daß es gut heilt.

Offline tara

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gut, daß du jetzt endlich eine genaue Diagnose hast.
schlecht, daß es so eine doofe Sache ist.
Ich habe zum Glück keine Erfahrungen mit Sehnengeschichten und Co.
Aber ich weiß, daß die Präparate von IWEST gut sind. Und auch die Beratung. Vielleicht kannst du dich mit denen in Verbindung setzten.
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Gruß tara

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Offline kirsten65

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Wir hatten auch mal solche Probleme mit unserem Hufschmied. Haben auch sehr lange gesucht und ausprobiert und erst der dritte Schmied hat seine Arbeit so gut gemacht, dass unsere Stute schmerzfrei laufen konnte. Leider musste ich auch die Erfahrung machen, dass noch lange nicht jeder Hufschmied ausreichend ausgebildet ist, um zu erkennen, was das richtige für das Pferd ist und was nicht...