Autor Thema: Irgendwie geht es bergab.. oder?  (Gelesen 25389 mal)

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Offline charona

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Re: Irgendwie geht es bergab.. oder?
« Antwort #75 am: 09.07.14, 12:43 »
noch mal kurz wegen des eigenen Stalles: ich habe auch sehr lange bei diversen Ställen gestanden und mich teilweise doch sehr an den verschiedensten Regeln gestört. Seit 2004 habe ich meine Pferde daheim und habe mich bewust gegen Einsteller entschieden. Warum? ganz einfach: es ist viel, viel Arbeit, die eigene Anlage sauber und anständig zu halten, das beginnt schon beim Abäppeln des Reitplatzes nach dem Reiten, bei der Hufschlagpflege, wenn longiert wurde und ein Pferd mal etwas temperamentvoller -räusper- war. Dann geht's weiter beim Ein- und Ausschalten der Lampen, beim Aufräumen der Utensilien usw usw usw. Ich musste ja nur meine pubertierende Tochter "in Schach" halten, was manchmal ein echte Herausforderung war. Und dann kommen Gastreiter. Was passiert? der Reitplatz darf unentgeldlich genutzt werden, die Pferde äppeln fröhlich auf dem Platz, auf den Laufwegen, im zur Verfügung gestellten Paddock. Die Regeln des Anstands würden gebieten, dass der/die Gastreiter zumindest die Hinterlassenschaften aufräumen, weit gefehlt, das darf ich dann manchen. Zu Gast bei anderen Ställen durfte ich dann die Mentalität diverser Einsteller beobachten: auch hier werden die Hinterlassenschaften nur aufgeräumt, wenn der Stallbetreiber oder andere Einsteller in der Nähe sind. Wenn nicht, dann bleibt's liegen, Hufe auskratzen auf der frisch gefegten Stallgasse und den Mist liegenlassen. So könnte man die Reihe der kleinen Ärgernisse beliebig fortsetzen. Ich kann also gut verstehen, wenn jemand mit Idealismus eine Anlage beginnt, keine bis wenig Stallregeln aufstellen will, weil er vertraut auf den Anstand der Einsteller. Leider ist das tatsächliche Leben aber anders und -angemessene- Regeln sind unerlässlich, leider.

Offline sliding_tinaTopic starter

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Re: Irgendwie geht es bergab.. oder?
« Antwort #76 am: 09.07.14, 16:05 »
Also Regeln wie, dass jeder seinen eigenen Dreck wegräumen muss, dafür bin ich absolut. Aber da wären wir wieder bei einer guten, funktionierenden Stallgemeinschaft die aus Leuten besteht, die Rücksicht aufeinander nehmen und ein gewisses Maß an Verantwortungsgefühl und Respekt mitbringen. Ich muss sagen, für mich ist das jetzt nichts Außergewöhnliches. In den Ställen in denen ich bisher stand, war das nie ein großes Problem. Hin und wieder gab es Einsteller, die meinten, andere sollten doch ihren Dreck wegräumen - da wurden aber ganz schnell darauf hingewiesen, dass es so nicht geht, und das finde ich absolut legitim und wäre bei mir im Stall auch so. Sobald mehrere Menschen zusammentreffen, muss man sich an gewisse Regeln halten, damit die Gemeinschaft gut funktioniert.

Im Normalfall stört sich ja auch keiner an solchen Regeln, denn jeder ist froh wenn alles gut klappt und die anderen sich ebenfalls daran halten. Problematisch finde ich Regeln, die nicht mehr dem Zwecke dienen sondern willkürlich erscheinen und einem das Gefühl geben, total eingeschränkt zu sein. Zum Beispiel hätte ich persönlich mit strengen "Öffnungszeiten" ein Problem. Ich bin oft schon um 5.00 morgens im Stall, damit ich noch vor meiner Arbeit trainieren kann. Genauso gibt es bei uns Leute, die nicht vor 20 oder 21 Uhr in den Stall kommen können. Für mich wäre dann 23 oder 24 Uhr die Deadline, damit die Pferde ihre Ruhe haben.

Also ich brauche Leute um mich herum... ich genieße es gemeinsam auszureiten, zu reden, und einfach das Hobby zu teilen. Plus.. der berufliche Aspekt. Aber da ist jeder anders.

@ christine

Ich arbeite hauptberuflich als Bilanzbuchhalterin und nebenbei gebe ich Stunden auf Privatpferden bzw bereite ich auch, wobei meine Kapazität natürlich sehr eingeschränkt ist, da ich mich ja auch noch um meine 2 eigenen Pferde kümmere. Beritt erledige ich morgens vor meiner regulären Arbeit, Stunden gebe ich hauptsächlich am Wochenende oder auch unter der Woche abends.

Offline Christine

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Re: Irgendwie geht es bergab.. oder?
« Antwort #77 am: 09.07.14, 17:46 »
Hallo,

es geht nicht um solche Selbstverständlichkeiten wie den eigenen Dreck bzw. den vom eigenen Pferd wegzumachen sondern um Regeln die den Besitzer einschränken - wie Tina geschrieben hat. 
So da wären: Stallöffnungszeiten die nicht kompatibel mit den Möglichkeiten der Einsteller sind oder Stehtage für alle Pferde, an denen der Stall tatsächlich "geschlossen" ist und nicht mal der TA zu einem kranken Privatpferd auf den Hof darf. Ja, das gibt es, habe es selber erlebt. Oder eben auch Koppel im Sommer, die nicht immer nutzbar gemacht wird. Oder die Zusicherung Pferd wird (gegen zusätzliches Entgelt) rausgebracht - und es passiert halt nicht.......Dergleichen gibt es sicher noch mehr.

Da kollidieren die Bedürfnisse der Stallbetreiber (Freizeit) mit den Erwartungen der Einsteller. Und das sollte man nicht unterschätzen - die eigenen Interessen als Stallbetreiber diesbezüglich.
Schliesslich ist auch ein Stallbetreiber ein Mensch mit eigener Familie, deren Mitglieder nicht zwingend alle hinter den Pferden anderer Leute und deren Erwartungen zurückstehen wollen. Auch wenn diese eigentlich verständlich und gerechtfertigt sind und man das, als man selber noch Einsteller war, durchaus so empfunden hat.
Aber dann, als SB, sitzt man halt auf der anderen Seite des Tisches.

Das ein Stall voller Pferde nicht gerade Arbeitszeiten von "nine to five" bedeutet und Pferde auch am Sonntag, an den Weihnachtsfeiertagen und Silvester zu fressen brauchen, ist jedem klar - in der Theorie.
Aber wenn es dann an die Praxis geht und man nachts raus muss, weil einer kolikt .........
Ganz zu schweigen von den Einstellern, denen man unter Umständen Hilfestellung leisten muss, weil sie im Handling einfach zu unbedarft sind und z.Bsp. die Wurmpaste nicht ins Pferd kriegen - und eine saubere Entwurmung aller Pferde ist nun mal auch im Interesse des Stallbetreibers.
Und es gibt sicher noch mehr Dinge, die für einen reibungsfreien Ablauf wichtig sind und bei denen man als Stallbetreiber besser selber (mit) Hand anlegt und dafür sorgt, dass diese Dinge zur Vermeidung von Schwierigkeiten im Nachgang ordentlich erledigt sind. Und damit meine ich Schwierigkeiten, die am SB hängenbleiben.
Da muss man schon sehr "mit Leib und Seele" SB sein und diesen Beruf "leben" und als Berufung verstehen. Das kann schwierig werden, sogar dann, wenn Pferde für einen selber das ein und alles sind.
Ganz zu schweigen von einer großen sozialen Kompetenz - die unbedingt vorhanden sein sollte - wie bei allen Berufen in denen man mit Menschen zu tun hat.
Und da es bei den Einstellern um deren Freizeit und Hobby und um das (manchmal auf die falsche Weise) geliebte Pferd geht, seht man diesbezüglich vor besonderen Herausforderungen.

@ Tina: mein ältester Sohn ist auch Bilanzbuchhalter - und er liebt diesen Beruf so sehr, dass er diesen Herbst mit dem Steuerberater anfängt.
Grüße

Christine

Offline Kiowa

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Re: Irgendwie geht es bergab.. oder?
« Antwort #78 am: 09.07.14, 17:58 »
Dass man als SB oder derjenige, der mit den Pferden umgeht, diese oft besser handeln kann / können muss als die Besitzer, damit muss man in Pensionsställen rechnen. Wie oft kauft ein Besi ein Halfter, das im Nacken zu öffnen ist, weil das Pferd ja so empfindlich an den Ohren ist und der SB deckt das Pferd ein und aus, ohne die Decke vorne aufmachen zu müssen ;D Auch die sich nicht einfangen lassen, kommen meist freiwillig zum SB. Ordnung und Sauberkeit muss man halt auch durchsetzen, das geht aber auch, wenn's von Anfang an nicht müllig ist, so dass es auffällt, wenn einer nicht fegt.

Was aber wirklcih nervig ist, ist, wenn man direkt am Stall wohnt. Dann kann es schon sein, dass man gern mal irgendwann Feierabend hätte und keine Lust darauf hat, dass nach 21:00 Uhr noch rauschende Partys im Stübchen gefeiert werden, dass zu jeder Zeit irgendwer klingelt, weil er irgendwas möchte usw. usf. Da würde ich ggf. ein paar Tage mit langen Öffnungszeiten machen und ein paar mit kurzen. Wobei eben zu berücksichtigen ist, dass viele es vor 19:30 nicht zum Pferd schaffen und dann auch noch ausreichend Zeit haben müssen. Der zweite Punkt sind Streitigkeiten zwischen Einstellern, auch da muss man mit klaren Regeln und Abgrenzungen von Anfang an ein eindeutige Linie fahren, sonst wird man hineingezogen oder hat niemals Frieden auf dem Hof. Andererseits muss man sich bewusst sein, dass man einen Ort betreibt, an dem viele Leute den wichtigsten und teuersten Teil ihrer Freizeit verbringen, und eine entsprechend angenehme Atmosphäre gewährleisten. Diese Sachen sind viel schwieriger zu handeln als wen einzustellen, der regelmäßig die Pferde versorgt oder Regelungen für Wochenenden und Feiertage zu finden. Auch kleine Stallgemeinschaften brauchen klare Regeln, die Einsteller müssen sich aber genauso auch auf den SB verlassen können.
"God put me on this earth to accomplish a certain number of things. Right now I am so far behind that I will never die." (Bill Watterson)

Offline zaino

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Re: Irgendwie geht es bergab.. oder?
« Antwort #79 am: 09.07.14, 18:23 »
omg... das ist ein Thema.
Zickenterror unter den Einstellern oder gspinnerte Stallbesitzer - ich hab alles erlebt in 20 Jahren, wirklich alles...  :P ::)
Derzeit haben wir einen unheimlich netten SB, der zwar nicht immer alles "richtig" macht, aber umgänglich ist und gut mit den Pferden umgeht.
Trotzdem gibts eine Truppe, die NUR über ihn mault... dass ihn das nicht grad motiviert, wen wunderts?
Für mein Teil bin ich dankbar - denn was ich früher so an SBs oft hatte, da könnt ich Bände mit füllen.
Manchmal war ich kurz davor, denen zu sagen: Gib mir 5 Euro, da hast men Pferd, und nun tschüss. Du führst dich sowieso auf als wäre ich hier nur geduldet, immer wenn Zahltag ist, also kannst gleich ALLES haben.  :( >:( Dagegen haben wir jetzt (fast) reines Gold, sprich, die Basics stimmen und man lässt uns einfach iin Ruhe.

Wer so einen Stall selber aufziehen will, der braucht ein gutes Händchen und auch Glück: Manchmal rücken die Idioten schneller nach als du sie feuern kannst...
Hm, Hengstis aufziehen und 4, 5 Boxen und Koppeln für handverlesene Berittpferde wo die Besitzer dann halt zum Unterricht kommen, aber nicht quasi da "einziehen"?
Lass Dich nicht entmutigen in Deiner Idee. Trotz aller Geschichten hier  :-*

Offline bambina

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Re: Irgendwie geht es bergab.. oder?
« Antwort #80 am: 09.07.14, 21:02 »
Eine andere Idee wäre, dass man das Ganze nicht alleine betreibt. Wer kann sich schon komplett alleine um eine Stallanlage kümmern UND Beritt & Unterricht anbieten?? Das geht meiner Vorstellung nach nur dann, wenn man keine Kunden hat - und das ist bestimmt nicht Tinas Ziel.

Ich bin mir zwar nicht sicher wie viel Zeitaufwand es ist, wenn das Rein- und Rausbringen wegfällt (Aktivstall?) oder wenn man sogar über diese Futterautomaten verfügt. Aber prinzipiell gibt es immer und ständig etwas zu tun. Und wenn eben Probleme dazwischenkommen, wie zB dass man hilft ein Pferd in die Klinik zu bringen, oder ein Pferd für 2 Stunden geführt werden muss etc, dann kann man nicht einfach die Berittpferde stehen lassen und die Stunden ausfallen lassen. Trainer und Stallleiter lassen sich meinen Beobachtungen nach nicht miteinander vereinbaren. Es gibt Gründe, warum das in aller Regel getrennt ist. Anders natürlich, wenn man keinen einzigen Einsteller hat und der Arbeitsaufwand wirklich so gering ist, dass die Stunden die man täglich zur Verfügung hat, auch tatsächlich ausreichen.

An deiner Stelle, Tina, würde ich jemanden einstellen, der den Stall eben leitet. Wenn man Wohnraum und 1 - 2 Einstellplätze zur Verfügung stellt, muss man auch kein Riesenvermögen in Cash an Gehalt bezahlen. Wenn du dir ausrechnest, wie viel Geld du in der Zeit, die du dir einsparst, verdienen könntest, dann denke ich, dass da ein Gewinn rausschauen würde. Und solange du nicht genügend Kunden hast, könntest du ja sogar deinen Job als Bilanzbuchhalterin behalten, oder eventuell die Stundenanzahl reduzieren.

Wie sieht es eigentlich mit Kindern aus? Bist du da irgendwie zeitlich eingeschränkt?


Offline terra

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Re: Irgendwie geht es bergab.. oder?
« Antwort #81 am: 10.07.14, 12:20 »
Tina, da habt ihr euch aber was vorgenommen  :o

Ich kann Dir nur einen Rat geben: lasst es klein und langsam angehen - so ein Projekt wächst einem schneller zeitlich über den Kopf als man gucken kann  ;)  Allerdings: Plane grosszügig, es gibt nichts schlimmeres wie fehlender Paltz, wenns an Erweitern geht  :D

Hier haben die letzten Jahre 3 grössere Reitanlagen eröffnet - jede hatte erst mal einen riiiiesen Zulauf, leider als Sammelstelle der ewig Unzufriedenen. Daraus resultiert natürlich erstmal weitere Fluktuation .... und zwischendrin reichlich Leestand, bis sich ein fester Einstellerstamm gebildet hat  (bei uns im Stall muss man Glück haben, wenn überhaupt eine Box frei ist - ich bin im Moment immerzu am Planen, dass nicht irgendwann eines der Rehapferde "vor der Tür steht" und ich keine Box mehr habe. Ich mache drei Kreuze, wenn die " alte Schulpferde gehen in Rente - Nachwuchspferde werden gesucht" Aktion rum ist  :-*)



Offline sliding_tinaTopic starter

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Re: Irgendwie geht es bergab.. oder?
« Antwort #82 am: 10.07.14, 14:04 »
An einer großen oder größeren Anlage habe ich eigentlich wenig Interesse - wie du schreibst, terra, sowas wächst einem schnell über den Kopf! Ich habe genug in Ställen gearbeitet in meiner Teenager- und Studienzeit und weiß wie viel Aufwand so ein Stall ist.

Ich wäre an folgendem interessiert:

- ein Aktivstall, sehr großzügig angelegt für Wallache und Stuten. Er könnte ja für mehr Pferde angelegt sein, als man tatsächlich erstmal aufnimmt.

- und gleichzeitig ein Aufzuchts-/Pensions-Aktivstall, für pensionierte Wallache und Junghengste oder natürlich auch Jung-Wallache. Das ist in meiner Umgebung nicht vorhanden und mich stört es, dass Youngsters komplett ohne Erwachsene groß werden, da die eine mMn wichtige Bereicherung sind.

Und wie jemand vorschlug - Boxen (am besten mit großem Paddock und gutem Auslauf), für Berittpferde, die nur vorübergehend da sind und daher nicht integriert werden in die Bestandsgruppe.

Ich bin gegen Öffnungszeiten. Wie gesagt - selbst wenn ich am Grundstück wohnen sollte. Das würde ich auf den angestellten SB abschiebenn. Ich sehe das so wie Bambina - ich kann nicht Trainieren und SB sein, denn das ist ein Vollzeitjob... Mein Ziel ist das Training!

@ bambina

Also ganz alleine schaffe ich das auf jeden Fall nicht, und ich möchte auch nicht unbedingt unser Haus aufgeben. Könnte mir also durchaus vorstellen, dass direkt am Stall eine Wohnmöglichkeit für den SB vorhanden ist. Ich halte es ebenfalls für gut, meinen Job erstmal nicht komplett aufzugeben. Ich verdiene in meinem Job sicherlich wesentlich besser, als wenn ich meine Zeit als SB investieren würde.