Autor Thema: Pferd lässt sich nicht einfangen + reisst sich los... Was tun?  (Gelesen 25451 mal)

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Offline Nattfari28Topic starter

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Hallo zusammen,

habe hier gerade etwas queerbeet gelesen und mich dann angemeldet, weil ich im Moment nicht mehr ein noch aus weiß...

Also hoffe ich auf eure Hilfe!

Aber erstmal immer der Reihe nach...

Mein 9j. Isiwallach hat ein paar Marotten, die mir zur Zeit große Probleme bereiten.

Er ist seit fast 3 Jahren in meinem Besitz, vor ca. 1 Jahr wechselten wir den Stall.

Bereits im alten Stall zeigte er in der ersten Weidesaison, dass er lieber auf der Weide bleiben wollen würde, als sich aufhalftern zu lassen und mit mir zu kommen. Weideauf- und abtrieb erfolgten dort ansonsten im Freilauf. Im Paddock war und ist aufhalftern in der Regel kein Problem für mich.
Im alten Stall wurde mit Hilfe einer Fressbremse angeweidet. Hier zeigte sich, dass er sich an manchen Tagen die Fressbremse nur widerwillig an- oder ausziehen lassen wollte.

Im neuen Stall wird er zur/von der Weide geführt. Er geht immer mit Sicherheitshalfter auf die Weide. Anfangs entzog er sich dort dennoch. Dann merkte er, dass er einfach alleine bleiben müsste. - Alleine sein mag er allgemein nicht so gern. - Daraufhin kam er problemlos mit. Und meistens kommt er nun auch problemlos mit.

Jetzt sieht es allerdings so aus, dass er seit ein paar Wochen nur noch mit Fressbremse auf die Weide gehen darf, weil er sonst zu fett ist und seine Leberwerte dadurch schon außer der Norm lagen. (Ach ja, die Pferde sind immer nachts auf der Weide, tagsüber auf Paddock/Matschweide, letzteres ohne Fressbremse.)

Und da fangen die Probleme vermehrt wieder an.

-Er lässt sich nur von mir problemlos den Fresskorb an- und ausziehen.
-Wenn meine SB ihm das Ding anziehen will, geht es mal gut, mal haut er ab.
-Wenn meine SB ihn von der Weide holen will, fängt er an manchen Tagen an Theater zu machen.
-Wenn meine SB ihm den Fresskorb ausziehen will, schafft sie es max. den Karabiner des Kehlriemens zu öffnen, dann reißt er sich los.

Er hat wohl leider mal in der Vergangenheit gelernt, dass man sich losreissen kann. Um das Verhalten durchzusetzen, steigt er auch oder geht durch Stromzäune...

Gestern und heute war es besonders schlimm.
Gestern Morgen kam der Anruf, dass er sich wieder losgerissen habe beim Fresskorb ausziehen.
Gestern Abend wollte er sich von ihr nicht anfassen lassen.
In beiden Fällen bin ich zum Stall gefahren, bei mir alles absolut ohne Probleme.
Heute Morgen meldet sie sich, dass er nicht von der Weide wollte. 1 Stunde später kommt er mit ihr artig mit von der Weide, aber beim Öffnen des Paddocks will er sich losreissen und steigt. Letztlich hat er es wieder geschafft sich loszureissen, hat dabei den E-Zaun demoliert, meine SB hat die Finger kaputt (k.A. was genau, evtl. Hautabschürfungen o.ä.), Fresskorb ist noch am Pferd. Sie fasst den zumindest heute definitiv nicht mehr an.

Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Zum einen, weil er bei mir nicht so extrem ist. Auch bei uns ist sicherlich nicht immer alles Friede-Freude-Eierkuchen, aber so heftig ist er bei mir einfach nicht. Im Gegenteil, er haut bei mir eigentlich gar nicht ab (was er früher ja doch auch gemacht hat), und losreissen im Umgang gibt es so bei uns beiden auch nicht. Zum anderen, weil ich ja auch Angst um die anderen Menschen und ihn selber habe. Was ist, wenn da mal wem was passiert? Was ist, wenn er mal durch den Zaun geht und komplett abhaut? Wenn der in Rage ist, wird der sich sicherlich nicht mal eben so auf der Straße einfangen lassen wollen...

Meine Gedanken kreisen sich seit Tagen nur noch darum... Und ich weiß einfach nicht, wie man ihm das abgewöhnen kann...

Habe ja schon fast Angst, dass sie mich aus dem Stall schmeissen...

Heute Abend soll ein Gespräch stattfinden. Was ja sicherlich auch sinnvoll ist. Aber was kann ich konstruktives dazu beitragen?

Es kann ja keine dauerhafte Lösung sein, dass ich zigfach am Tag zum Stall fahre, wegen Fressbremse an/ausziehen, usw... Meine Anfahrt zum Stall - einfache Strecke - sind 15km. Da kommt dauerhaft doch ganz schön was zusammen...

Ich freue mich über gute Ratschläge und Tipps. Weniger möchte ich noch dafür fertig gemacht werden, was ich alles falsch mache oder gemacht habe. Denn ich bin gerade eh schon fix und fertig. Ich hoffe da etwas auf euer Verständnis. Vielen Dank!
 

Offline Monnef0805

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Ich denke Deiner SB wird nichts übrig bleiben einmal richtig hart durch zu greifen. Er hat gelernt bei ihr damit durch zu kommen.
Vielleicht traut sie sich auch nicht wirklich dem mal zu sagen was Sache ist. Was nicht heißt das sie angst vor dem Pferd hat, sondern weil manche Besis da etwas komisch reagieren wenn es mal "knallt".

Vielleicht habt ihr die Möglichkeit das zusammen anzugehen um ihm klar zu machen das solch ein Verhalten absolut nicht erwünscht wird.

Mein Ex Vollblüter hatte sich solche ein Verhalten auf der Rennbahn auch angewöhnt. Nö will nicht, steigen zur anderen Seite weg kippen lassen und los reißen. Da er das auch draußen brachte wurde das auf Dauer sehr gefährlich. Also kam eines Tages eine Serreta drauf und das Thema war innerhalb weniger min. ein für alle mal gegessen.

Offline Hexenkind17

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Ist deine SB eher der "weichgespülte"Typ?
Mein Fjord riß sich tw. auch los (bes. beim Anweiden/Reinführen), aber nur bei Leuten, bei denen er damit durchkam, das wusste der genau.  ::) Bei anderen probierte er es gar nicht erst oder nur ein Mal.  Ich konnte ihn ohne alles vom Paddock holen. Lässt er sich mit Führkette halten?
Ich befürchte, wird deine SB nicht durchgreifen, wird das nie klappen,  :-\
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Offline carola

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Wie geht deine SB überhaupt mit ihm um? Ist das wirklich nur Renitenz, also "will nicht", oder evtl. auch Unbehagen/Angst?
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Offline Hexenkind17

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Also ich finde, nach Angst hört sich das nicht an, eher nach sehr dominant und "damit bin ich bisher ja auch durchgekommen"...
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Offline Rubens

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Also ich finde, nach Angst hört sich das nicht an, eher nach sehr dominant und "damit bin ich bisher ja auch durchgekommen"...

Finde ich auch.
Meine Hafeline hab ich in dieser Situation nur noch mit Kette geholt. Und sie gnadenlos reinlaufen lassen. Man darf sich nur nicht auf einen Ziehkampf einlassen sondern die Spannung immer wieder lösen. Im Klartext: lieber rucken statt zerren.
"Manche Dinge verschweigt man am besten, indem man ausführlich über sie redet."   Simone Servais

Offline Nattfari28Topic starter

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Hallo zusammen,

und Danke für eure ersten Antworten.

Ich versuche mal auf alle Fragen, die aufgekommen sind, einzugehen.

Die SB ist eigentlich keine Person, die ängstlich ist. Auch würde ich nicht sagen, dass sie sich nicht durchsetzen kann. Ihr eigenes Pferd ist eine sehr dominante Stute, die dies bei Menschen z.B. dadurch zum Ausdruck bringt, dass sie permanent alles hinterfragt. Beim Führen versucht sie immer wieder zu überholen. Im Paddock weicht sie keinen cm, wenn man z.B. mit der Schubkarre vorbei möchte. Da muss man sie richtig heftig wegschieben... Sie drängt sich immer in der Vordergrund und muss mittendrin sein. - Mit ihrem Pferd und dessen Charakter kommt sie aber auch sehr gut klar. Also, die Stute wird immer wieder in ihre Schranken verwiesen, usw. Sie arbeitet stark nach Anleitung von Peter Pfister mit ihrem Pferd, war zusammen mit der Stute bei diversen Kursen von ihm.

Mein Pferd ist einerseits ziemlich sensibel, andererseits nutzt er eine Schwäche des Menschen auch gerne schnell aus. Also, er reagiert sehr sensibel. Wedelt man einmal mit der Hand, weicht er sofort. Früher/Anfangs ist er abgegangen, wenn ich obendrauf einen Reiß- oder Klettverschluss aufgemacht habe... Er ist da stellenweise definitiv zu sensibel. (Auch ich war mal bei einem 2-Tages-Kurs von Peter Pfister. Dieser sagte damals, er müsse desensibiliert werden. Und man müsse sich immer durchsetzen bei ihm, er würde jede kleine Chance direkt ausnutzen...) Naja, so im Umgang ist er aber auch schnell mal ängstlich, wenn man ihn mit fremden Gegenständen konfrontiert. Und dann geht das über lautes Prusten über Zittern bis hin zu "ich will hier weg"/losreissen. Er hat da eine niedrige Toleranzschwäche bzgl. der Nähe von Dingen, würde ich mal behaupten.

Eine Anekdote dazu: Als ich ihn bekam, merkte man deutlich, dass er leichte Angst verspürte beim satteln. Er stand dann prustend da und war ganz angespannt. Ich habe ihn dann in den ersten Wochen immer erst am Sattel schnuppern lassen, dann wurde er lockerer und habe dann gesattelt. Nach einiger Zeit konnte ich problemlos satteln, Pferd vollkommen relaxt. - Vor kurzem ist meine SB ihn mal geritten. Er war angebunden und sie wollte ihn satteln. Sie kommt mit dem Sattel, er sieht das alles (also, kein knappes um die Ecke biegen oder so). Er steht erst wieder so angespannt da, wie früher bei mir. Und sie legt einfach den Sattel auf ihn drauf, worauf er anfängt sein ganzes Gewicht nach hinten zu schmeissen um sich losreissen zu können. Hat zwar nicht geklappt und er war dann ganz schnell wieder ruhig. Aber sobald jemand etwas mit ihm macht, was er so nicht gewöhnt ist, reagiert er ganz schnell über.

Und dann jetzt mal die andere Seite von ihm... Das ist dann die, bei der er für uns Menschen grundlos einen erst gar nicht an sich ranlässt. Oder z.B. hat sie den Strick an der Fressbremse eingehakt, ihn über 2 Wiesen geführt und will ihm dann das Ding ausziehen. Dazu muss sie einen Karabiner am Kehlriemen öffnen und dann den Riemen wie bei einem Halfter über die Ohren ziehen. Sobald sie an den Karabiner packt, fängt er an sich loszureissen, zur Not in dem er steigt und sich umwirft (Danke Monnef0805, genau das von Dir beschriebene Verhalten findet bei uns auch statt.). - In diesen Momenten benimmt er sich jedoch nicht so als ob er Angst hätte...

Andererseits machte er dieses steigen/ sich umwerfen bei mir selber "nur" bei Schrecktraining. Das haben wir eine zeitlang häufiger gemacht, wo er dann bei aufschnappenden Regenschirmen beispielsweise auch so reagierte. Während er das ansonsten bei mir nie im normalen Alltag und Umgang gemacht hat...
Insgesamt ist er bei mir in den letzten 6 Monaten viel ruhiger geworden. Auch bei mir hat er mal nen Tag, an dem er sich von mir abwendet... Aber es artet nicht mehr in wildem Gerenne aus. Und sich gegen das Anziehen von Halfter oder Fressbremse zu wehren bzw. in diesen Momenten abzuhauen, das macht er bei gar nicht mehr.

Er ist ansonsten ja auch nicht komplett schlecht erzogen, er weiß wer beim führen führt, er gibt höflich sofort Huf, sobald man neben ihm steht, er steht in der Regel ruhig am Anbindeplatz, er fährt ohne Anstrengung Hänger, er ist total ruhig und unkompliziert bei der Hufpflege, usw... Er hat(te) ja auch Phasen, wo er diese ganzen Kämpfe mehr oder weniger drangegeben hatte. Mit der Fressbremse, die er seit ca. 3,5 Wochen trägt, ist das Ganze jetzt erst wieder so extrem hochgekocht...

Nun ja... Nochmal wieder zu euren Antworten:

-Eine Serreta habe ich bisher nicht. Einen Kappzaum habe ich... Serreta war mir bisher immer ziemlich scharf... Kann ich damit nicht auch schnell was kaputt machen? Problematisch könnte hierbei auch noch sein, dass man die zwar zum Üben drauf machen könnte. Aber die SB kann sie ja schlecht bis gar nicht dem Pferd anziehen, wenn sie ihn von der Weide reinholt...

-Führkette... Das wäre durchaus mal eine Möglichkeit, die sich schneller/unproblematischer austesten liesse...

Meint ihr denn, dass so ein Pferd merkt, wann es nur mit Strick und wann mit stärkerem Instrument (z.B. Kette) geführt wird. Also, wenn man ihm ein paar Mal mit Hilfe einer Kette "erklärt", dass da so nicht geht, fängt er dann auch nicht wieder damit an, sobald man nur nen Strick verwendet?

Ich habe jetzt auch schon überlegt, ob "professionelle" Hilfe von Nöten und sinnvoll wäre... Wobei ich auch nicht weiß, ob es was bringt, ihn an Profis abzugeben für 4 Wochen oder so. Macht er das dann nicht hinterher doch wieder, sobald er in alter Umgebung usw. ist? Und jemanden, der sich mit so etwas in unserer Gegend beschäftigt und dazu zu einem käme, kenne ich so spontan leider auch nicht...

Also, wenn euch noch was einfällt... Immer her damit... ;)

Offline Hexenkind17

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Hmm, schwierige Sache, diese Mischung...
Sag mal, ist er direkt aus Island?
Wie oft wird er gearbeitet? Wie vorher? Wie lange hast du ihn schon?

Blöd ist einfach, dass er damit jetzt wirklich schon div. Male durchgekommen ist, für meinen wäre die Sache damit gegessen gewesen, glaube ich.  :-\
Meiner wusste genau, ob Führkette oder so drauf war, den konnte man aber auch nicht mit Serreta halten. Das ist bei einem Fjord aber auch best. anders als zB bei einem VB... Aber wenn es bei deinem klappt, führt ihn halt erstmal nur noch mit Kette, ist ja auf jeden Fall weniger aufwendig und Drama als das momentan. Probier doch erst mal Führkette, das mit dem Zuckeln statt Ziehen kann ich nur unterschreiben.  Das Einzige was bei meinem half war Bodenarbeit (egal nach wem)  ;) und immer absolute Konsequenz, IMMER, in jeder Minute, sowie viel Abwechslung beim Reiten etc. Außerdem musste der Mensch einfach eine gewisse Autorität ausstrahlen, wobei er bei Kindern wieder total artig war, aber so "guschi-guschi"-Leute hatten bei ihm keine Chance, die wurden vorgeführt.  Aber deine SB hört sich ja durchaus kompetent und konsequent an. Ich hatte mal eine SB, die, obwohl Reiterin, mehr Angst als Vaterlandsliebe hatte. Sie konnte meinen nie abends reinholen, weil er durchstartete, bei ihrem Mann und mir kein Problem...

Weggeben würde ich ihn nicht, er scheint nun mal einen etwas schwierigeren Charakter zu haben, den wird ein Trainer nicht wegzaubern können bzw. vielleicht sogar verschlimmern, gibt ja immer solche und solche... Du kommst mit ihm ja anscheinend gut und immer besser klar und genau diese Situation beim Trainer zu forcieren, könnte schwer sein.

Wenn das nicht klappt, würde ich mich nach jemanden umhören, der zu euch passt, sich die Sache mal ansieht und seine Ansicht der Dinge gibt. Das muss auch nicht unbedingt ein Trainer sein, einem anderen Reiter fallen da auch manchmal Dinge auf, die man selber vielleicht gar nicht sieht.

« Letzte Änderung: 22.08.11, 22:31 von Hexenkind17 »
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Offline Nattfari28Topic starter

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Hallo Hexenkind17,

zu Deinen Fragen:

-Nein, er ist deutsch gezogen. - Wobei man bei seinem Verhalten durchaus auf waschechten Isländer tippen könnte. Ich habe selbst einige Zeit dort mit Pferden gearbeitet und da waren auch solche Typen dabei... - Nun ja, wie gesagt, er ist deutsch. Was ich erst einige Monate nach dem Kauf erfahren habe, ist, dass die Züchter ihre Jungpferde lange Zeit sehr frei aufwachsen lassen. In Anlehnung an die traditionelle isländische Aufzucht wird dort wohl in den ersten Jahren nur das Nötigste mit den Pferden gemacht. Ich denke manchmal schon, dass das auch heute noch bei ihm eine Rolle spielt und sich in seinem teilweise so überzogenen Verhalten zeigt. Er hat viele Dinge wahrscheinlich erst mit 4 Jahren oder später zum ersten Mal in seinem Leben gesehen... Wie gesagt, beim Kauf wusste ich das nicht...

-Jetzt im Sommer beschäftige ich mich in der Regel jeden Tag mit ihm. Wir reiten häufig aus, 1x in der Woche haben wir Reitunterricht, 1-2x pro Woche longiere ich oder wir gehen spazieren, manchmal arbeite ich auch noch einen weiteren Tag auf dem Platz mit ihm. Natürlich gibt's auch mal einen Tag dazwischen, wo wir nix machen. Das variiert...
Ach ja, bei der Platzarbeit fällt schon auf, dass er sich gerne auf andere Dinge als mich konzentriert. Auch meine Reitlehrerin sagt immer, ich müsse ihm viel Abwechslung bieten, nicht bloß Zirkel tralala, sondern hier und da und immer irgendwas. Er meint, er müsse direkt beobachten, sobald sich jemand dem Platz nähert oder ein Auto die Straße entlang fährt... Er ist also schnell abzulenken. Aber ansonsten arbeitet er gut mit, kein Überflieger, aber auch kein unwilliges "Ich-hasse-Platzarbeit"-Pony.

-Ich habe ihn fast 3 Jahre. Beim Kauf war er erst ca. 3/4 Jahr unterm Sattel und kannte nur Round Pen und Platz. Aber z.B. ihn ans Gelände reiten zu gewöhnen war völlig unproblematisch. Er ging da von Anfang an gerne und ist in der freien Natur auch nicht schreckhaft. Lediglich der Straßenverkehr machte anfangs natürlich große Probleme. ;) Mittlerweile "nur" noch bei LKW's und Traktoren, wenn die uns passieren wollen würden... Also wieder das Thema: "Das gefährliche Etwas kommt zu nah an mich ran, ich muss hier weg!"

Gestern abend haben SB und ich auch nochmal über die Problematik gesprochen. Wir wollen uns nun einen Round Pen abstecken und dort gemeinsam mit ihm arbeiten. Heute morgen war ich auch dabei, als die Pferde von der Weide geholt wurden. Da hat er am Tor wieder rumgequengelt und wollte einfach lospreschen, ggfls. auch rückwärts... Gestiegen ist er dabei dann aber zum Glück nicht und sie hat ihn so halten können. Fressbremse abmachen war dann mein Part. Da liess er sich erst problemlos den Karabiner öffnen, doch als ich den Genickriemen über die Ohren ziehen wollte, wollte er nach hinten losschiessen. Ich habe direkt gegengehalten, woraufhin er nachgab und stehen blieb. Dann habe ich einen Moment gewartet, ihn erstmal nur an Genick und Ohren berührt und als er dabei ruhig blieb, ganz ruhig den Genickriemen über die Ohren gezogen. Dabei blieb er dann gesittet stehen. Sobald ich dann einen Schritt von ihm wegging, drehte er sich aber sofort auf dem Absatz um und zog ab... Also, kein wahrer Erfolg aber auch kein so heftiges Verhalten wie gestern...  ::)

Es stimmt sicherlich, dass man ihm nichts durchgehen lassen darf... Aber es ist manchmal ja doch auch schwierig bei den kleinen Nuancen die richtige Reaktion schnell und auf den Punkt dagegenzusetzen... Ich will mich da nicht frei machen von Schuld - sicherlich geht mir da auch mal was durch die Lappen. Ich bin halt häufig einfach schon froh, dass er nicht vor mir davon läuft. So wie früher. Ein Pferd, das freudestrahlend auf mich zugerannt kommt, erwarte ich da mittlerweile schon gar nicht mehr... Und im Umgang darf er auch mal am Anbinder sich bewegen, weil er irgendwo was gesehen hat oder so... Da gäbe es evtl. auch Leute, die das direkt unterbinden würden...!?

Es tut schon gut sich das hier etwas von der Seele schreiben zu können... Vielen Dank!  :)

Offline tara

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doch als ich den Genickriemen über die Ohren ziehen wollte, wollte er nach hinten losschiessen.

könnte da das Problem liegen?

vielleicht ist er besonders empfindlich an den Ohren, und du hast da ein etwas anderes Geschick als deine SB, um ihm das Teil über die Ohren zu ziehen?
stell dir vor, du hast ein Pferd und es kann nicht t ö l t e nin diesem Sinne...
Gruß tara

"Ausbildung heißt, das zu lernen, von dem du nicht einmal wußtest, dass du es nicht wußtest."
(Ralph Waldo Emerson, (1803 ‐ 1882)

Offline Carlotta67

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könnte da das Problem liegen?

vielleicht ist er besonders empfindlich an den Ohren, und du hast da ein etwas anderes Geschick als deine SB, um ihm das Teil über die Ohren zu ziehen?
Just genau DEN Gedanken hatte ich gerade auch beim lesen deines Berichtes von gestern abend.

Ist es ganz sicher, daß er nichts an/in den Ohren hat?? Oder daß deine SB eine andere Bewegung macht die ihm weh tut?

Offline Monnef0805

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Vielleicht empfindlich durch viele Kribbelmücken?
Meiner hat das immer und dann ist es ein Drama bis ich Halfter oder Trense drauf habe. Creme ich die vorher drinnen etwas ein das der Juckreiz, und was auch immer wohl unangenehm ist, nachläßt ist es kein Thema. Im Winter haben wir die Probs nicht.

Und der Rest ist doch schon mal ein guter Schritt gewesen.

Offline Nattfari28Topic starter

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Da er das Verhalten bei meiner SB und bei anderen Personen (einschließlich mir vor Ewigkeiten) bereits zeigt, wenn man den seitlichen Karabiner öffnet, glaube ich nicht, dass es von den Ohren her kommt.

Die Ohren kann man anpacken, knicken, bürsten, etc. Alles kein Ding. Da ist er sonst überhaupt nicht empfindlich. Auch mit Trense, Kappzaum, beim reiten usw., da zeigt er nie irgendwie an, dass da was weh tun könnte.

Tauchen Kribbelmücken auch auf, wenn es regnet? Besondere Stiche hat er aber auch nirgends. Also weder an/in den Ohren ist mir was aufgefallen noch sonstwo am Körper.

Und er drängelt ja vorher schon und steigert sich da rein endlich wieder frei sein zu wollen. Und hinterher düste er ja auch sofort ab, als er merkte "ok, jetzt darf ich wohl doch bzw. probiere es einfach wieder"....

Er soll ja im Ganzen sicherer im Umgang werden. Problemlos mitkommen, abwarten was als nächstes geschieht, ruhiges an- und ausziehen von Halfter oder in diesem Falle Fressbremse, kein losschiessen, sobald er "frei" ist...

Es ist schwierig in Worte zu fassen... Aber ich glaube eher, dass es was mit Rangfolge usw. zu tun hat...

Offline Monnef0805

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Wenn er das sonst nichts macht wird er auch, wie Du sagst, nichts mit den Ohren zu tun haben.

Hier bleibt nur üben üben üben und ihm klar machen das das nicht erwünscht ist.
Der meines Freundes macht (e) das auch. Halfter noch nicht ganz ab und schon los schiessen. Manchmal sogar auch wenn ich nur den Strick abmachen wollte. Wir sind uns nun einig da er wartet bis ich ihn weg schicke.

Offline Nattfari28Topic starter

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Wie genau hast Du das trainiert mit dem warten bis du ihn wegschickst?