Hallo zusammen,
und Danke für eure ersten Antworten.
Ich versuche mal auf alle Fragen, die aufgekommen sind, einzugehen.
Die SB ist eigentlich keine Person, die ängstlich ist. Auch würde ich nicht sagen, dass sie sich nicht durchsetzen kann. Ihr eigenes Pferd ist eine sehr dominante Stute, die dies bei Menschen z.B. dadurch zum Ausdruck bringt, dass sie permanent alles hinterfragt. Beim Führen versucht sie immer wieder zu überholen. Im Paddock weicht sie keinen cm, wenn man z.B. mit der Schubkarre vorbei möchte. Da muss man sie richtig heftig wegschieben... Sie drängt sich immer in der Vordergrund und muss mittendrin sein. - Mit ihrem Pferd und dessen Charakter kommt sie aber auch sehr gut klar. Also, die Stute wird immer wieder in ihre Schranken verwiesen, usw. Sie arbeitet stark nach Anleitung von Peter Pfister mit ihrem Pferd, war zusammen mit der Stute bei diversen Kursen von ihm.
Mein Pferd ist einerseits ziemlich sensibel, andererseits nutzt er eine Schwäche des Menschen auch gerne schnell aus. Also, er reagiert sehr sensibel. Wedelt man einmal mit der Hand, weicht er sofort. Früher/Anfangs ist er abgegangen, wenn ich obendrauf einen Reiß- oder Klettverschluss aufgemacht habe... Er ist da stellenweise definitiv zu sensibel. (Auch ich war mal bei einem 2-Tages-Kurs von Peter Pfister. Dieser sagte damals, er müsse desensibiliert werden. Und man müsse sich immer durchsetzen bei ihm, er würde jede kleine Chance direkt ausnutzen...) Naja, so im Umgang ist er aber auch schnell mal ängstlich, wenn man ihn mit fremden Gegenständen konfrontiert. Und dann geht das über lautes Prusten über Zittern bis hin zu "ich will hier weg"/losreissen. Er hat da eine niedrige Toleranzschwäche bzgl. der Nähe von Dingen, würde ich mal behaupten.
Eine Anekdote dazu: Als ich ihn bekam, merkte man deutlich, dass er leichte Angst verspürte beim satteln. Er stand dann prustend da und war ganz angespannt. Ich habe ihn dann in den ersten Wochen immer erst am Sattel schnuppern lassen, dann wurde er lockerer und habe dann gesattelt. Nach einiger Zeit konnte ich problemlos satteln, Pferd vollkommen relaxt. - Vor kurzem ist meine SB ihn mal geritten. Er war angebunden und sie wollte ihn satteln. Sie kommt mit dem Sattel, er sieht das alles (also, kein knappes um die Ecke biegen oder so). Er steht erst wieder so angespannt da, wie früher bei mir. Und sie legt einfach den Sattel auf ihn drauf, worauf er anfängt sein ganzes Gewicht nach hinten zu schmeissen um sich losreissen zu können. Hat zwar nicht geklappt und er war dann ganz schnell wieder ruhig. Aber sobald jemand etwas mit ihm macht, was er so nicht gewöhnt ist, reagiert er ganz schnell über.
Und dann jetzt mal die andere Seite von ihm... Das ist dann die, bei der er für uns Menschen grundlos einen erst gar nicht an sich ranlässt. Oder z.B. hat sie den Strick an der Fressbremse eingehakt, ihn über 2 Wiesen geführt und will ihm dann das Ding ausziehen. Dazu muss sie einen Karabiner am Kehlriemen öffnen und dann den Riemen wie bei einem Halfter über die Ohren ziehen. Sobald sie an den Karabiner packt, fängt er an sich loszureissen, zur Not in dem er steigt und sich umwirft (Danke Monnef0805, genau das von Dir beschriebene Verhalten findet bei uns auch statt.). - In diesen Momenten benimmt er sich jedoch nicht so als ob er Angst hätte...
Andererseits machte er dieses steigen/ sich umwerfen bei mir selber "nur" bei Schrecktraining. Das haben wir eine zeitlang häufiger gemacht, wo er dann bei aufschnappenden Regenschirmen beispielsweise auch so reagierte. Während er das ansonsten bei mir nie im normalen Alltag und Umgang gemacht hat...
Insgesamt ist er bei mir in den letzten 6 Monaten viel ruhiger geworden. Auch bei mir hat er mal nen Tag, an dem er sich von mir abwendet... Aber es artet nicht mehr in wildem Gerenne aus. Und sich gegen das Anziehen von Halfter oder Fressbremse zu wehren bzw. in diesen Momenten abzuhauen, das macht er bei gar nicht mehr.
Er ist ansonsten ja auch nicht komplett schlecht erzogen, er weiß wer beim führen führt, er gibt höflich sofort Huf, sobald man neben ihm steht, er steht in der Regel ruhig am Anbindeplatz, er fährt ohne Anstrengung Hänger, er ist total ruhig und unkompliziert bei der Hufpflege, usw... Er hat(te) ja auch Phasen, wo er diese ganzen Kämpfe mehr oder weniger drangegeben hatte. Mit der Fressbremse, die er seit ca. 3,5 Wochen trägt, ist das Ganze jetzt erst wieder so extrem hochgekocht...
Nun ja... Nochmal wieder zu euren Antworten:
-Eine Serreta habe ich bisher nicht. Einen Kappzaum habe ich... Serreta war mir bisher immer ziemlich scharf... Kann ich damit nicht auch schnell was kaputt machen? Problematisch könnte hierbei auch noch sein, dass man die zwar zum Üben drauf machen könnte. Aber die SB kann sie ja schlecht bis gar nicht dem Pferd anziehen, wenn sie ihn von der Weide reinholt...
-Führkette... Das wäre durchaus mal eine Möglichkeit, die sich schneller/unproblematischer austesten liesse...
Meint ihr denn, dass so ein Pferd merkt, wann es nur mit Strick und wann mit stärkerem Instrument (z.B. Kette) geführt wird. Also, wenn man ihm ein paar Mal mit Hilfe einer Kette "erklärt", dass da so nicht geht, fängt er dann auch nicht wieder damit an, sobald man nur nen Strick verwendet?
Ich habe jetzt auch schon überlegt, ob "professionelle" Hilfe von Nöten und sinnvoll wäre... Wobei ich auch nicht weiß, ob es was bringt, ihn an Profis abzugeben für 4 Wochen oder so. Macht er das dann nicht hinterher doch wieder, sobald er in alter Umgebung usw. ist? Und jemanden, der sich mit so etwas in unserer Gegend beschäftigt und dazu zu einem käme, kenne ich so spontan leider auch nicht...
Also, wenn euch noch was einfällt... Immer her damit...