Autor Thema: Pferd lässt sich nicht einfangen + reisst sich los... Was tun?  (Gelesen 25460 mal)

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Offline Monnef0805

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Uih das hast Du mehr als Glück gehabt. Gut das Du wieder rauf bist. Das er gleich merkt das so was kein Sinn macht.
Allerdings was mir so auffällt. Ich persönlich so für meinen Teil finde ihr macht zuviel mit Leckerlie. Das ist für mich Bestechung und hat nichts damit zu tun das ihr das fordert.

Offline zaino

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Monnef, wir sind ja nicht dabei, und was ich herauslese, ist, dass er nur wenn er sich mit einer Situation wirklich auseinandersetzt und den Job jeweils dann macht, ein Leckerchen kriegt. Für jeden F*** bestechen bringt nix, da stimme ich Dir zu. Aber das machen sie ja auch gar nicht.
Das ist aber auch mal eine "harte Nuss", dieses Pferd, ich persönlich wäre da schon auch mal böse geworden. Ich weiss, das bringt nix, aber mich machts schon wütend, zu lesen, was er da angestellt hat und warum auf einmal alles wieder JEDE Neuigkeit, JEDER neue Versuch vom Menschen so GAAAANZ anders sein soll, ich weiss, das ist so "Pferdeart", aber... hm, ich kann auch nicht aus meiner Haut.
Tatsache ist und bleibt - Menschen passen nicht recht in seine Software, interessieren ihn auch nicht wirklich, und trauen tut er ihnen so gar nicht.
Und an der Stelle geb ich Dir recht, beim Hund kannst da mit Futter etwas mehr erreichen als beim an sich unabhängig lebensfähigen Weidetier Pferd, bei dem auch innerhalb der Art kein "Futtergeben" und "Futterteilen" stattfindet. Das ist einfach eine grundsätzlich andere "Psychologie".

Ok, aber bei all den Rückschlägen gabs ja auch schon große Fortschritte... darf man nicht vergessen...

Offline Monnef0805

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Also haben die beiden ihn vorne gut festgehalten und ich wieder rauf. Im Stand bekam er zig Leckerlie, dann bin ich wieder runter. Aber ich wollte auch gerne noch ein paar Schritte Schritt wagen. Also wieder ich hoch, die beiden halten fest. Und dann waren es max. 5 geführte Schritte, Lob, Leckerlie, runter.

Naja das ist für mich zuviel des guten. Er ist letzt endlich stehen geblieben weil er Leckerlies "gestopft" bekam.

Offline donau

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*hmlaus*
Naja das ist für mich zuviel des guten. Er ist letzt endlich stehen geblieben weil er Leckerlies "gestopft" bekam.
und? schadet nix, und wenn die beiden das brauchen, um sich in der situation zu beruhigen und sicherheit zu bekommen, ist es doch gut so. kauen beruhigt, und warum nicht eine brenzlige situation damit entschärfen? ist ja nicht so, als würde das pferd dann lernen, dass es für´s doof sein leckerlies gibt, sondern für´s ruhig stehen. und das war nach der buckel-attacke durchaus eine leistung.

verzogen wird das pferd nur, wenn´s zusammenhanglos ständig zucki bekommt. aber in der situation mal mehr geben tut doch bitte nix, solange drauf geachtet wird, dass das pferd sich nicht nur auf´s futter konzentriert, also aus einer schüssel frisst, zb....

*hmlwiederein*
Wer auf seinem Standpunkt beharrt, darf sich nicht wundern, dass er nicht weiterkommt...

Authorised WEIGUMS Desillusionator

Offline zaino

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donau, auch wieder plausibel was Du schreibst.... bleib halt mal da, vielleicht fällt Dir noch was Konstruktives ein?
Ich fand wirklich, sie machen dolle Fortschritte, warum der Krampen *hüstel* das liebe Tier bei der nächsten noch ungewohnten Anforderung wieder so aus dem Fell fahren muss, ist mir ein Rätsel. Als hätte es alle Vertrauensarbeit vorher wieder völlig weggespült bzw. würde nicht "übertragen" auf die nächste Situation. Ich weiss ich weiss, Pferden fällt dieser Transfer oft schwer, aber... hm.... *grübel*

Offline Monnef0805

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Ich sehe halt die bedenken das ich irgendwann ein Pferd habe das nur wegen der Leckerlie ruhig stehen bleibt und nicht weil ich es möchte, es mir vertraut und mit mir mit arbeitet. Ich habe kein Problem damit ein Leckerlie zu geben, aber zum einen nicht wenn einer dafür vorne stehen bleiben muss um es voll zu stopfen während man versucht heimlich aufzusteigen und zum anderen was passiert wenn die mal ausgehen oder keiner da ist der es damit ablenken kann ?

Es fehlt hier grundlegend an etwas und das kann man nicht mit Ablenkungen in Form von Leckerlie weg zaubern.

Offline donau

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also ich bin ob der reaktion nicht überrascht - jemand im ohne-sattel-reiten ungeübter (3 jahre nicht gemacht) setzt sich auf ein relativ gesehen kleines, schmales pferd. balanceverlust des reiters, auch minimal, führt zu einem klammer-reflex, den das pferd so gar nicht kennt, weil im sattel passiert das nicht/ fühlt sich das anders an. pferd erschreckt - und reagiert auf seine übliche, heftige art und weise = steigen und bocken. für mich klingt das pferd nach einem nicht sehr intelligenten (= nicht sehr abstraktionsfähigen) pferd, dass sich mit unbekanntem so auseinander setzt, wie es gelernt hat, dass es sich dem unangenehmen entziehen kann: steigen, bocken, flucht.

mein ansatz wäre ein anderer - ich würde dem pferd erstmal lernen, zu lernen. also zu "abstrahieren", dh. dass eine erkenntnis (zb. der regenschirm ist im roundpen nicht gefährlich) auch auf anderes übertragbar ist, sodass eine allgemeine aussage entsteht (= der regenschirm ist harmlos). genau das kann das pferdchen aber wohl nicht, weil reiter mit sattel = ungefährlich, ohne sattel = gefährlich. und ich glaube auch, dass sachen wie "reiter mit raschelndem leckerliebeutel", "reiter mit flatterndem ding (jacke, fahne)" o.ä. gefährlich sind. eben weil er schlicht nicht generalisiert: reiter = immer ungefährlich.

sieht man auch am einfangen: immer, wenn was anders ist (kein pferd da, mehr wind, andere person, anderer ort), funktionierts nicht mehr, sondern muss nochmal erarbeitet werden (= treiben, und dann herrufen). geht natürlich schneller als beim ersten mal, ist aber nicht generalisiert.

und genau da würd ich halt ansetzen, dem pferd lernen lernen und seine neugierde wecken ;)

monnef - da steht nix von heimlich, da steht nix von: die helfer haben gefüttert. sondern: die helfer haben gehalten. heimlich aufsteigen und das pferd überraschen ist bei so einem pferd sowieso blödsinn, und ich glaube nicht, dass das so gemacht wurde. aber die reiterin hat dem pferd zuckis gegeben damit er merkt, dass es nix tut, wenn sie am rücken ist, dass das harmlos ist. das hat nichts, aber auch gar nichts mit ablenken, heimlich machen oder so zu tun.
im übrigen tut ein pferd nichts, weil der mensch es möchte. ein pferd tut etwas, weil es ein kommando etc. gelernt hat, das ihm sagt, wie es sich in einer bestimmten situation zu verhalten hat, wie es reagieren soll. und gelernt hat es das entweder über "wenn ich das nicht so mache, dann wird es unangenehm", oder "wenn ich das so mache, bekomme ich eine belohnung" oder eine kombination aus beidem, dh. wenn ich das und das mache, wird´s unangenehm, und für das und das gibts belohnung. beim reiten kommt man um eine kombination nicht rum, ich hab weder die zeit, noch die örtlichen gegebenheiten, noch das reiterliche können oder psychisch perfekte gleichgewicht, um nicht mal zu sagen, schau, so *zurechtrück*, und dann für´s verstehen zu belohnen. in allen schwierigen situationen aber finde ich es sinnvoller mit leckerlie, kauen und belohnen zu arbeiten, eben weil´s entstresst, weil kein muss dahinter ist. (und weil man in solchen situationen oftmals nicht unangenehmer sein kann als das, was das pferd vermeiden möchte: siehe ohne sattel und runterbuckeln)

was ich nicht verstehe ist, warum man immer davon ausgeht, dass mit leckerlies was "weggezaubert" werden soll, man kann mit futter nichts überdecken, aber druck rausnehmen und die basis anpassen. und ganz ehrlich: mir ist herzlich egal ob mein pferd wegen des leckerlies, dass es nach dem aufsteigen bekommt, immer und neben allem stehen bleibt, wenn ich drauf kletter - solange es das zuverlässig tut (und meine beiden tun das, auch die kleine vierjährige....) ;)
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Offline Jjaks

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Ich sehe halt die bedenken das ich irgendwann ein Pferd habe das nur wegen der Leckerlie ruhig stehen bleibt und nicht weil ich es möchte, es mir vertraut und mit mir mit arbeitet.
Ein unruhiges Pferd wird niemals nur deswegen ruhig stehen bleiben, weil ich Leckerlies stopfe, das wäre ja schön einfach.
Wenn mein Pferd gestresst ist, dann ist das erste, was es nicht mehr kann: fressen.

Sieht die geschilderte Situation so aus, als hätten wir hier ein Pferd, das dem Menschen vertraut?
Für mich nicht. Für mich scheint es, als wenn jede neue Situation im Pferd erst mal wieder die gleiche wehren/flüchten-Reaktion triggert (erinnert sich noch jemand an das Bild mit dem Schichtsalat...?).
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Offline Hexle

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Ich persönlich so für meinen Teil finde ihr macht zuviel mit Leckerlie. Das ist für mich Bestechung und hat nichts damit zu tun das ihr das fordert.
Pferde kann man nicht bestechen - aber man kann feststellen ob sie total angespannt sind (dann fressen sie nämlich nicht) oder ob  sie schon halbwegs wieder denken können - dann fressen sie .. langsam .. und durch das kauen entspannen sie weiter ..
Du wirst sicher nicht jedes Ziel erreichen, dass du dir gesetzt hast. Du wirst aber ganz sicher kein Ziel erreichen, dass du dir nicht gesetzt hast...

Offline Jjaks

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Das Leckerlie-Stopfen Lob-Füttern hat einen Nebeneffekt, den ich fast noch wichtiger finde, als das Pferd runterzubringen:
Ich finde etwas am Pferd/das Pferd tut etwas, was ich gut finden kann.

Mein Pferd hat etwas richtig gemacht (im Gegensatz zu: hat etwas mal endlich nicht falsch gemacht), und ich honoriere das auf eine Art, die auch das am Menschen uninteressierteste Pferd verstehen kann.
Ich glaube nicht, dass ein mehr oder weniger gestresstes Pferd einen dreiminütigen Vortrag auf sich bezieht, in dem ich ihm sage, wie toll ich das finde, was es gerade mal richtig gemacht hat.
Oder schlimmer noch, das es jetzt endlich nach fünf Minuten Packung rechts und links keine mehr vor den Latz geknallt kriegt, weil es endlich mal keinen Fuß bewegt hat. Und das "nicht hauen/schimpfen/zurückschieben" als Lob empfinden soll!?
*Übertriebenes Beispiel, ich unterstelle keiner/m hier Anwesenden, sein Pferd ausschließlich mit Strafe zu erziehen*

Aber ich habe für mich, im Umgang mit meinem Pferd, festgestellt, dass sich meine Einstellung zum Pferd, und damit meine gesamte Stimmung geändert hat, als ich - am Anfang krampfhaft und sehr verzweifelt - etwas gesucht (und zum Glück auch gefunden) habe, wofür ich es loben konnte.
Ich habe Dir die Macht verliehen, zu fliegen ohne Flügel

Offline carola

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Aber ich habe für mich, im Umgang mit meinem Pferd, festgestellt, dass sich meine Einstellung zum Pferd, und damit meine gesamte Stimmung geändert hat, als ich - am Anfang krampfhaft und sehr verzweifelt - etwas gesucht (und zum Glück auch gefunden) habe, wofür ich es loben konnte.

Das stimmt. Vor allem freut man sich ja auch wirklich, und damit drückt man eine Zufriedenheit aus, die das Tier spürt. Und nicht nur Unwillen des Reiters, weil das Tier eben nicht das gebracht hat, was es soll. Damit arbeitet es dann auch gleich viel besser mit.
Ein gewisses Maß an Unordnung ist der Preis für Freiheit!

Offline zaino

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*beijjaksunterschreib* Sehr richtig, es macht auch was mit einem selber, die Belohnerei!

Offline Nattfari28Topic starter

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Danke für all eure Antworten. Und sorry für's erst-jetzt-wieder-melden...

Aber auch jetzt habe ich leider nicht so viel Zeit, um auf alles hier Geschriebene einzugehen. Abermals sorry. ;)

Ich habe gerade einiges in euren Beiträgen gefunden, dem ich zustimmen kann. Anderes, über das sich nachzudenken definitiv lohnt. Neue Ansätze waren dabei. Und auch etwas Mut machen. Danke.

Also, ich melde mich wieder... Ihr dürft bis dahin gerne weiter diskutieren. ;D Bis bald! :)

Offline Aleike

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und ganz ehrlich: mir ist herzlich egal ob mein pferd wegen des leckerlies, dass es nach dem aufsteigen bekommt, immer und neben allem stehen bleibt, wenn ich drauf kletter - solange es das zuverlässig tut
*unterschreib* Und sich mittlerweile auch noch aus einer gewissen Entfernung selbständig zum Aufsitzen einparkt.

Ich persönlich so für meinen Teil finde ihr macht zuviel mit Leckerlie. Das ist für mich Bestechung und hat nichts damit zu tun das ihr das fordert.
Bestechung oder Belohnung, das ist hier die entscheidende Frage. Ist das Gehalt, das ich für meine Arbeit bekomme, Bestechung? Oder Anerkennung? Und lege ich nicht trotzdem noch Wert auf nichtmonetäre Wertschätzung?
Ein Leckerli hilft einfach, ein Lob noch besonders zu betonen. (Und in manchen Stress-Situationen noch zur Unterstützung der Entspannung.)
Im Gegensatz zum Nachlassen von Druck ist Füttern auch eine positive Bestärkung. Stimme ist schön und gut, aber auch die müssen sie erst kennenlernen. Und auf Streicheln steht mein Pferd nicht besonders, das nimmt er eher hin, wenn's denn sein muss. :P

Falls sich ein Pferd ausschließlich nur noch auf die Hosentasche fixiert, sollte man sein Konzept bzw. dessen Umsetzung velleicht überdenken.
Man darf nicht sagen: "Was, du Mistvieh, du willst nicht?" Sondern: "Entschuldige, mein Tier, ich werde schon noch dahinterkommen, wie ich es lerne, dich peu à peu auf den rechten Weg zu führen." (Udo Bürger)