Das war meine wichtigste Erkenntnis, seit ich einen Saltim habe: Brav muss mitnichten langweilig sein! Und ein Pferd kann unendlich interessant und spaß bringend sein, einfach weil man mal zum Reiten kommt und nicht stattdessen dauernd mit Widerborstigkeiten kämpfen muss.
ich höre sooo oft, dass Leuten ein kooperatives Pferd angeblich "viel zu langweilig" wäre. Ich kann da nur sagen: Leute, ihr hattet noch nie ein wirklich kooperatives, trotzdem arbeits- und gehwilliges und aufgeschlossenes Pferd! Ebenso kriege ich Pickel, wenn von jedem widerborstigen Pferd automatisch angenommen wird, es sei intelligent. Nein, nur weil das Pferd sich mit vielen Tricks der Arbeit entzieht, ist es nicht automatisch intelligenter als ein braves Exemplar. Ganz abgesehen davon, dass gelegentlich genau solche Leute, die doch ach so viel Wert auf intelligente Pferde legen häufig im IQ dann mit ihrem (verzogenen Mist-)viechern nicht mithalten können...
APPLAUS!!!
Mir geht die "Mein Pferd ist ein
verzogener Krüppel/
Hypersensibelchen Genie, dein Pferd ist langweilig"-Fraktion auch aufn Senkel. Vor allem mit dem Unterton à la "Du kannst ja nix, dein Pferd ist ja einfach zu reiten"
Ach nee. Und du meinst das wurde so geboren oder wie? Mit guten Übergängen und Konzentration bei der Arbeit vorinstalliert?
Ich muss mich mal kurz bei euch freuen:
Ich hatte heute die erste Dressur-Stunde seit Ende 2009!!!
Und zwar bei dem obersuper-Reitlehrer, der jetzt immer zu uns auf den Hof kommt.
Meine Güte ich kann euch sagen, hatte ich vielleicht einen SCHISS vorher
Der Mann hat das goldene Reitabzeichen, ist internationaler Dressurrichter und gibt Top-Reitern auch aus dem Ausland Unterricht. Und dann komm ich als Freizeit-Tüddeltante zu ihm...
Aber sein Urteil war nicht so vernichtend wie ich befürchtet hatte
Vor allem mein Pferd fand er toll. Vorab sagte er schon, er würde nicht aussehn wie 14, hätte ein tolles, waches Auge und ne tolle Ausstrahlung (
aber leider wäre er hinten überbaut und total bergab gebaut und hätte vermutlich ziemliche Probleme mit der Lastaufnahme hinten Dann hab ich erstmal nen Dämpfer bekommen, als ich im Schritt die innere Hand hob um das Pferd zu stellen (nein, ich reite nicht nach PK, aber das hab ich von einer Reitlehrerin früher so gelernt und später hat sich da ne lästige Unart draus entwickelt).
Im Trab meckerte er erst (weil ich vorab gesagt hab, dass er seit dem Sehnenschaden mit dem einen Hinterbein bissel Probleme hat, und das hat auch ne abgeschliffene Zehe), das Pferd würde
beide Beine durch den Sand ziehn
Übte mit mir dann erst einmal rhythmisches Treiben und das Einfordern von einer Reaktion auf den Schenkel. Zwischendurch gabs sehr interessante Erläuterungen zur Ausbildungsskala, die wir nebenbei ab arbeiteten und immerhin bis zum Schwung kamen.
Erst sollte ich Tritte verlängern, das klappte dann so gut, dass er meinte, das sei ja schon ein Mitteltrab, und als ich fragte, ob das jetzt nich zu eilig gewesen sei, ließ er mich die Tritte zwischen M und F zählen - im Arbeitstrab waren es 22, im Mitteltrab dann nur noch 15
.
Danach ging es nochmal kurz an die Galopparbeit, dann war die Stunde schon rum.
Meine größte Angst, er würde meine Zügelhilfen furchtbar finden, trat nicht ein, da ich viel zu beschäftigt mit anderen Dingen war, um merkwürdige Zügelhilfen zu geben
Dafür sagte er, mein Sitz sei viel zu lose und dreimal ermahnte er mich, die Schultern hinten zu lassen.
An meinem Pferd hatte er soweit nix zu meckern. Er fand, dass er super schnell lernt, und da er nach der anfänglichen Schwerfälligkeit alles sehr rasch umsetzen konnte, meinte er könnte ich vorher auch nich sooo viel falsch gemacht haben.
Das Schönste ist aber, dass er wohl nix vom Sehenschaden sehen konnte beim Reiten, und auch meinte, dass der uns wohl nie wieder Ärger machen wird
Ich darf sogar weiter bei ihm reiten!!!
Yeah.