Thema: Wie Travers jungem Pferd lernen?

[Maltez]

Habe junge Lusitano/Trakhener Mix Stute, 5 Jahre alt und seit 1/2 Jahr regelmäßig unter dem Sattel. Vorher habe ich sie ca 18 Monate lang gündlich im Natural Horsemanship ausgebildet. Sie beherrscht SH und Konter SH im Schritt und Trab auf der Geraden,  auf dem Zirkel Wechsel SH auf den anderen Zirkel Konter SH im Schritt ziemlich gut.
Jetzt meine Frage: Wie schaffe ich es, daß ich ihr Travers beibringe? Sitze ich innen und lege mein äußeres Bein zurück, drückt sie komischerweise nach außen, anstelle die Hinterhand ein bißchen in die Bahn zu schieben. Meine zaghaften Versuche blieben bislang nicht von Erfolg gekrönt. Hat jemand einen Tipp?

[Sugar-for-Rick]

Hallo

Wenn das Pferd quasi gegen den Schenkel drückt, versteht es ev. die Hilfe nicht.

Kennt es Dein Pferd grundsätzlich, vom Schenkel zu weichen? Also z.B. Vorhandwendung oder Schenkelweichen?

Sorry die Frage, ich kenne Euch ja nicht. 

Zudem sitze ich beim Travers mittig mit leichter Tendenz nach aussen, damit die innere Schulter (dorthin, wo das Pferd weichen soll) frei bleibt.

[Maltez]

Ja, sie kennt das. Ich habe bevor ich sie angeritten habe, viel an der Hand gearbeitet z.B. Übertreten lassen auf dem Zirkel, Sh auf der Geraden, dann in die Volte auch im SH. Sie kann Hinterhandwendung und Vorhandwendung sowohl an der Hand als auch vom Sattel aus.  Im allgemeinen reagiert sie sehr gut auf den Schenkel, rafft aber nicht, daß sie die HH nach innen bringen soll und sich in Bewegungsrichtung biegen (vorher wars ja immer umgekehrt).

[esge]

Du könntest deinen inneren Ansatz ändern:

Statt die Hinterhand der Stute verschieben zu wollen, versuch mal, ihre Schultern zu verrücken. So wie man auch bei Parelli sowohl Schulter- als auch Hinterhandkontrolle ausübt, geht das auch beim Reiten.

Vorgehen: volte reiten, dabei Biegung und Stellung herstellen. Am Ende der Volte die beiden Reiterhände nach außen setzen, so dass die innere Hand gegen den Mähnenkamm drückt, die äußere sich weit von der äußeren Pferdeschulter weg öffnet. Innere Reiterhüfte vor, Gerte außen und mit ihr versuchen, die Kruppe daran zu hindern, auf den Hufschlag der Vorhand einzuschwenken. tendenziell weiterhin die Pferdeschultern nach außen rücken und nun mit dem inneren Bein am Gurt das Vorwärts erhalten.

Du kannst das vorbereiten, indem du vorher auf einer Volte in der Zirkellmitte einige Male die Reiterhände nach außen setzt wie oben beschrieben und mal beobachtest, was die Stute dann tut. Fast alle Pferde kommen hiermit in eine traversartige Stellung, werden nun auf der Volte allerdings erstmal über die Schulter hinweg die Volte vergrößern. Das ist in diesem Fall genau gewünscht. Fürs Travers auf der Geraden musst du nun nur noch die Bewegungsrichtung ändern.

[donau]

kennt sie kruppherein /travers an der hand? mein ansatz wäre, mich am boden aussen neben das pferd zu stellen, am besten vor einer ecke, und erstmal mit dem zügel stellung in bewegungsrichtung zu geben, vorerst im stehen. wenn das pferd sich dann lässig stellen lässt, einfach mal losgehen, und pferd durch die ecke innenstellung einnehmen lassen (du bist dabei immer noch aussen, etwa auch höhe schenkellage). die meisten pferde reagieren dann mit travers-artigen tritten.

zweite stufe: das pferd kennt innenstellung wenn mensch aussen mitgeht. jetzt übt man mit gerte anlegen, die hh nach innen verschieben, erst im stehen, bzw. denke ich, das kennt sie ja schon und dann im gehen. wieder: durch die ecke in innenstellung und dann gerte anlegen, zum hh nach innen halten. dann kommt was raus, das fast schon travers ist.

dann von oben, vor der ecke innen stellung, und mit der gerte hh innen halten, dabei die hilfen mit schenkeln und sitz geben. im normalfall kapieren die pferde bei 2. versuch: ah, DAS meint sie, wenn sie vorher von unten dieses stellung/biegung in bewegungsrichtung gelernt haben, zumal ihr ja auch viel vom boden aus macht.

alternative: im schenkelweichen anfangen, die nase immer mehr in bewegungsrichtung zu stellen, und erst traversalen, und dann travers entwickeln. dieses in bewegungsrichtung gebogen sein fällt den pferden leichter auf einer "freien" linie als an der bande.

[Maltez]

Vielen Dank für Euere wirklich hilfreichen Tipps!!! Komme gerade vom Reiten und es hat so einigermaßen das erste Mal funktioniert. Ich habs mit Schenkelweichen versucht (was normalerweise nicht in meinem Repertoir ist) und wirklich - tata - sie ging so ein bißchen in Richtung Travers.  Esge, Dein Rat mit den Händen ist gut - mach ich auch schon länger. Die Stellung stimmt noch nicht, aber das kommt noch. Jetzt hat sie wenigstens die Richtung kapiert, die Nase krieg ich mit der Zeit auch in die korrekte Stellung. Ich hab einfach nicht gewußt, wie ich anfangen soll. Und jetzt hab ich durch Euere Ratschläge die Tür aufmachen können - wieder ein Meilenstein geschafft!!!!!

[Sugar-for-Rick]

Das freut mich, dass die Ansätze geklappt haben. 

Manchmal steckt man einfach fest und es braucht nur einen winzigen Schups in die richtige Richtung, und schon klappt es fast von alleine - ich kenne das gut. 

[moreno]

Hallo Matez,

lernen Sie einen Travers aus dem Sattel heraus zu reiten. Glauben Sie mir, das Pferd kann die Bewegung ohne Reiter ausführen. Das Problem ist der Reiter, nicht das Pferd.

Zu Esges Denkansatz, den ich voll unterstütze noch einen Zusatz. Bevor Sie den Travers beginnen, geben Sie dem System Reiter - Pferd die richtige Position. Stellung, Biegung, innere Hüfte, äußeres Bein, Kopfwendung in die Bewegung, Bügeltritt innen, also Schwerpunkt in die Bewegung, Zügel: s.esge. Das Pferd folgt im Travers (wie auch sonst immer) dem Schwerpunkt. Was solles auf dieser Wlet auch sonst tun. Also Position vor Aktion (Francois Baucher).

Das Pferd geht gegen den Druck des äußeren Beines? Natürlich! Das machen alle Pferd. Wenn Druck aufgebaut wird gehen sie dagegen: gegen das Bein, die Hand, den Sporn, die Gerte. Das ist ja das Problem, das diese "Druckreiterei erst aufbaut. Nur gegen eine Änderung des Gleichgewichts kann sich kein Gegenstand auf dieser Welt wehren. Auch kein Pferd.

Natürlich wird der Travers am Anfang nicht perfekt sein. Loben Sie daher das Bemühen des Pferdes und loben Sie VIEL.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Viel Viel Spaß

Dörr

      

[esge]

Dass du so schnell einen Erfolg hattest, ist ja prima, Maltez! Der Rest kommt dann schon.
Ich lasse, bei vorgeschobener innerer Hüfte und Gewicht in Bewegungsrichtung (wobei ich keinen Bügeltritt benutze, da der mich gern aus dem Sattel hebelt) gerade am Anfang gern die äußere Reiterschülter zurückfallen. Das harmoniert gut mit der vorschobenen inneren Hüfte und den nach außen verschobenen Händen und bringt den Reiterkörper sozusagen in Traversstellung. Wie Herr Dr. Dörr sagt, kann sich ein Pferd dem dann kaum noch entziehen. Auf der hohlen seite ein Kinderspiel, auf der steifen dauerts halt etwas länger. eine innen gehobene Hand kann hier das Geben der Stellung erleichtern, birgt aber oft die Gefahr des Verwerfens im Genick. Da muss man halt geduldig dranbleiben.

Schön, Sie mal wieder zu lesen, Herr Dr. Dörr! Ich hoffe, es geht Ihnen und Ihrer Frau gut!
Grüße
Sandra

[Maltez]

SfR - Du hast recht, manchmal braucht es nur einen Schubs in die richtige Richtigung. Ich hab ja noch einen 18 Jahre alten Andalusier - Maltez - der kann diese Dinge im Schlaf mit wenig Hilfen. Ich habe vergessen, wie ich es ihm beigebrachte habe und weiß nicht mehr, ob der damalige Weg noch mit dem heute praktizierten kompatibel wäre.
Heute hab ich es mit gutem Erfolg mit Schenkelweichen versucht, morgen probier ich mal die Zirkel und die Schulterverschiebung. Mal sehen, wie das klappt. Auf jeden Fall ist der Knoten geplatzt und wir sind ein gutes Stückchen weiter, der Rest findet sich von selber. Wir stehen ja noch ganz am Anfang und haben viel Zeit.