Autor Thema: Aufbau und Finanzierung eines Schulbetriebs?  (Gelesen 15116 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline samipumaTopic starter

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 322
  • Geschlecht: Weiblich
  • Stolze Lipizzanerbesitzerin
Hallo!

Hab heute wieder Luftschlösser gebaut. Ich denke seit einiger Zeit darüber nach, einen Reitschulbetrieb aufzuziehen. Die Idee ist noch sehr unrealistisch, aber dennoch möglich. Ich könnte die Baulichkeiten pachten und müsste -abgesehen von der Pacht (mach dazu noch ne Box auf)- "nur" die Pferde finanzieren.

Wenn man nun die Anschaffungskosten weglässt: hat jemand erfahrungswerte,damit sich das rechnet? wie viele pferde, wie viele stunden am tag gehen die, wie viel muss man pro stunde verlangen ? Kommen leute auch unter der woche so, dass man rechnen kann? Was kostet einem das Schulpferd brutto und wieviel bleibt netto über? Schließlich sollte man die eigene Wohnung auch finanzieren *g* Wie lange dauert es, bis der Betrieb läuft?

Ich hab freilich Überschlagsrechnungen gemacht, aber in wie fern sich die mit dem tatsächlichen Ablauf decken weiß ich halt nicht. In der Gegend hier gibt es durchaus Bedarf an einem Schulbetrieb, da wir viele potentielle Reiter, aber keine Reitmöglichkeit für Anfänger haben. Zielgruppe wären wirklich Anfänger, die erstmalig am Pferd sitzen und so viel lernen wollen, wie fürs ausreiten nötig. Danach geführte Ausritte und so.

Was gibt es zu bedenken, das man gerne vergisst?

Ist mein Anliegen verständlich? Würde mich über Ideen und Anregungen freuen! lg, alex
Du hast ein Problem? Dann löse es!

geolina

  • Gast
Re: Aufbau und Finanzierung eines Schulbetriebs?
« Antwort #1 am: 03.03.09, 15:26 »
hallo,

wenn ich ehrlich wäre, mit den geführten ausritten - das hört sich für mich immer nach einem absoluten no go für mich an. das verletzungsrisiko der reiter (und auch deiner pferde, die ja jeden tag - oder fast, ok - für dich geld verdienen sollen, so ein verdienstausfall wegen eines kranken pferdes ist ja nicht zu unterschätzen) wäre mir da zu hoch.

lieber rbs an fähige reitschüler für kostenbeteiligung vergeben und die dann auf ausritte (einzeln, dann eben evtl. mal zu zweit) mitnehmen. das hat auch den vorteil, dass man schon mal wirklich regelmäßig die hälfte, ein viertel, wie du das eben machen willst und je nachdem wie oft die mädels reiten dürfen des monatlichen (das ist jetzt wichtig: brutto- ) einstellpreises drin hat. (mehr als eine rb würde ich da im übrigen nicht empfehlen, irgendwann zicken sich die mädels eh sonst nur an, wer denn das lieblingspferd am besten reitet, wen das pferd lieber hat, wen du am liebsten auf dem pferd unterrichtest usw. usw. (streitmöglichkeiten gibt es da ja viele).

wenn man reperaturen, krankheiten, schmied, ausrüstung, futter, usw mitrechnet, dann müssen die pferde schon viel einspielen, auf einen prognose möchte ich mich da aber nicht einlassen ;). das geld ist auf jeden fall schwer verdient und ob du dann davon auch noch gut leben kannst ist fraglich. unsere rl vorher hat es geschafft mit 5 pferden über die runden zu kommen und zwar mit folgender regelung: reitstunden nur monatsweise, 2x die woche pro schüler. außer bei krankheiten wird nichts zurückgezahlt! sonst wird wegen jeder schulaufgabe, omas geburtstag und sonstigem mal auf die reitstunde verzichtet, wenn die leute wissen, die stunde ist gezahlt, dann schafft es das kind doch vorher die stunde zu verlegen oder doch zu kommen ;) - planung wird dann plötzlich möglich und man hat nicht so viele ausfälle und weiss einfach was man für dieses monat hat. die stunden waren relativ teuer, irgendwas um die 200 eus im monat, aber dafür hatte man auch höchstens unterricht zu dritt, auf pferden, die höchstens 3 reiter am tag hatten (inkl. longe - also entweder 2 longen und 1 reiter oder 2 reiter ;) ) und die wirklich in einer schönen gruppe jeden tag außen waren und mind. 1x die woche korrekturgeritten wurden.

es gab immer ellenlange wartelisten - das konzept war also an sich wohl gut.

wieviele reitschüler es nun insgesamt gab weiss ich gar nicht *grübel*, was ich aber weiss ist, dass man auch in anderen ställen wusste, dass die grundlagenausbildung ganz gut war, was für die rl zum problem wurde: ihre schüler wurden ihr für reitbeteiligungen in anderen ställen abgeworben, so fiel es ihr sehr schwer bei uns im stall einen wirklich konstanten stand von guten reitern zu halten. es waren meist anfänger da. (es gab eben nicht genug leute bei uns die rbs vergaben ...)

das ist nun nicht so hilfreich glaube ich, aber eben ein paar gedanken, die mir bei deiner anfrage so kamen.

alex

Offline samipumaTopic starter

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 322
  • Geschlecht: Weiblich
  • Stolze Lipizzanerbesitzerin
Re: Aufbau und Finanzierung eines Schulbetriebs?
« Antwort #2 am: 04.03.09, 12:26 »
Das mit den Ausritten stimmt, die gleichen Gedanken hatte ich auch schon. Es ist halt so, dass das bei muns der größte bedarf sein würde, denk ich mal. Ich würd natürlich auf gute vorherausbildung bestehen und nicht - wie so gern praktieziert- den leuten im gelände reiten.

Die Idee wären zuerst verpflichtende Longestunden, die macht ja sonst keiner, dann Platzreiten und für die "guten" dann Ausreiten, sozusagen als Ansporn, und das auch nur hausnummer alle drei mal reiten 1 ausritt.
Hab mir auch schon überlegt, die ausritte zwar nach zeit zu verrechnen, allerdings teurer als die platzstunden. mit der begründung des höheren risikos für mich. die eltern sagen dann vll. auch, dass sich ein ausritt in dem monat finanziell nimmer ausgeht, sie könnten aber am platz reiten. is ja immerhin ein unterschied, ob man 40-50 min platz zahlt oder 2 std ausritt.
weiters dann die wirklich interessierten so weit fördern, dass sie es auch zu was bringen, mit von mir aus rb auf schulpferd, einzelunterricht, ab und zu auf mein privates pferd setzen, damit sie den feinen unterschied kennenlernen (aber nur die wirklich guten) etc.

Außerdem hab ich mir gedacht eine stunde -also 60 min- zu veranschlagen, wobei ja nach tag und den äußeren bedingungen 40-50 min geritten werden und 10 minuten theorie beinhaltet sind.
die theorie je nach lust/laune/bedarf/interesse am pferd in der stunde, also als "belehrende pause", oder auch ohne pferd vor dem reiten so als auffrischung.
hab ja auch überlegt reine theoriestunden anzubieten, die dann sagen wir mal ab fünf leuten um an spottpreis abgehalten werden, bzw. an schlechtwettertagen, für alle die sagen "ich will aber nicht im regen reiten". dann wären nämlich wetterbedingtre totalausfälle nur halbausfälle, weil ich trotzdem was verdien, wenn auch weniger.

wobei ich aber nicht weiß, ob sich das machen lässt. man muss sich ja nach den kunden richten.

mein (ich nenn es mal) traum wäre ja, dass ALLE so viel lernen, dass sie irgendwann mal -sollten sie ein eigenes pferd anschaffen- die grundlagen gut beherrschen. mit max drei reitern zugleich und pro pferd nicht mehr als drei stunden am tag.  inwiefern sich das verwirklichen lässt weiß ich allerdings nicht.

Das konzept von deiner rl is mir net ganz klar. sie hat sozusagen monatsblöcke vergeben, die aber nur in diesem monat gültig waren. und das im vorhinein. versteh ich das richtig? wenn ja, find ichs ne gute idee, eben aus den von dir genannten gründen.

Danke derweil für die Ideen!! lg
Du hast ein Problem? Dann löse es!

Offline leonida

  • Gründungsmitglied anonyme Sattelsammlerinnen
  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 1.171
  • Geschlecht: Weiblich
  • Outdoorhopser™ aus Überzeugung
    • Mein Website
Re: Aufbau und Finanzierung eines Schulbetriebs?
« Antwort #3 am: 04.03.09, 12:44 »
Hi Alex,

Schulbetrieb aufbauen? Puh. Nicht unmöglich, sollte aber wirklich vorher gut durchdacht und geplant sein. Man sollte aber schon mal mit einem guten finanziellen Polster starten, um die erste Zeit zu überbrücken. Ob es dann rentabel läuft, so dass man halbwegs davon leben kann, steht in den Sternen.

Ich habe bisher einige Schulbetriebe, vornehmlich in Reitvereinen kennen gelernt und kein einziger hat kostendeckend gearbeitet. Da wurde immer durch den Verein ausgeglichen und das obwohl teilweise leider an Ausrüstung und in einem Fall auch an medizinischer Versorgung der Schulpferde mal gerne gespart wurde. :-X

Was Du auf jeden Fall in Deine Gedanken mit einbeziehen solltest, sind entsprechende Versicherungen. Allerdings kann ich nicht genau sagen, wie das rechtlich bei Euch in Österreich ist. Hier in Deutschland brauchst Du auf jeden Fall eine Reitlehrerhaftpflicht, falls einem Schüler mal was passieren sollte und für Schulpferde sind die Haftpflichtversicherungen auch teurer als für Privatpferde. Was hier in Deutschland dann auch noch hinzu kommt, ist die Berufsgenossenschaft. Als Reitlehrer mit eigenen Schulpferden muss man da auch mit einem höheren Beitrag rechnen.

Das System mit dem monatsweisen Verkauf der Reitstunden finde ich auch sehr gut und angemessen. Schließlich hat man ja die laufenden Kosten für die Tiere, auch wenn die Schüler mal nicht kommen. Über so etwas habe ich mit meinem Mann neulich erst gesprochen. Bei meinem Klavierlehrer war das z.B. ganz normal, dass ich einen monatlichen Betrag (auch während der Ferien) gezahlt hab. Die Stunden, die durch ihn ausfielen wurden nach geholt. Hab ich eine Stunde abgesagt, hatte ich eben Pech. Ich weiß nicht, warum da in Schulbetrieben oft so ein riesen Aufhebens gemacht wird. Von den Preisen her war es zur damaligen Zeit absolut vergleichbar. *schulternzuck*


Grüßle
Steffi
Glücklich sind die Menschen, wenn sie haben, was gut für sie ist.

Offline carola

  • Moderatoren
  • *
  • Beiträge: 8.588
  • Geschlecht: Weiblich
  • pferdelos glücklich...
Re: Aufbau und Finanzierung eines Schulbetriebs?
« Antwort #4 am: 04.03.09, 12:58 »
In dem Reitverein, den ich kenne, gibt es auch Monatsabos. Ohne  braucht man gar nicht anzufangen. Macht ja auch Sinn. Zumal es doof ist, wenn ein Schüler nur alle 4 Wochen kommt.
Aber auch für die Planung.
Kostendeckend ist echt so eine Sache. Ich weiß, dass der RV seine Turniere und sonstigen Veranstaltungen braucht, damit man mit den Essenseinnahmen die Löcher stopfen kann.
Ich denke, es kommt auch drauf an, wieviel Pacht man zahlt.
Ich hatte mein Pferd vor Jahren mal einen Winter im Reitverein stehen. Und fand es damals recht teuer (nicht vergleichbar mit heutigen Preisen, aber vermutlich 1:1 umzusetzen). Dann habe ich mich ein wenig mehr reingearbeitet, und dann hat mich gewundert, wie es sein kann, dass der Laden noch steht. Boxenmiete waren damals 350 DM, glaube ich. Davon entfielen DM 60,00 auf reine Stallpacht = DM 290,00. Gemistet wurde, dafür hat einer DM 60,00/Monat/Box gekriegt = DM 230,00. Pro Pferd 1 Ballen Heu/Tag = DM 4,00/Tag = DM 120,00/Monat = DM 110,00. Pro Pferd pro Tag 1 Ballen Stroh = DM 2,00/Tag = DM 60,00/Monat = DM 50,00. Öhm, und davon wurde Kraftfutter gekauft und Strom und Wasser bezahlt... Zäune repariert und der Stall in Schuss gehalten. Und am Futter wurde definitiv nicht gespart.
Nur mal so für die Rechnung. Wenn man schon einen Haufen Pacht bezahlt, ist das immer viel Geld, das von vorneherein weg ist und das man erstmal netto (!) verdienen muss.

Ähnlich wie es mich wundert, dass manche Eisdielen überleben bei EUR 20.000 Miete/Monat in guten Lagen. Aber sie leben. Seit Jahren.
Ein gewisses Maß an Unordnung ist der Preis für Freiheit!

Offline Carlotta67

  • ODH™Filiale Nord
  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 2.106
Re: Aufbau und Finanzierung eines Schulbetriebs?
« Antwort #5 am: 04.03.09, 13:27 »

@sami: Ich hab sowas in der Richtung schonmal gemacht und hatte direkt beim ersten Lesen deiner Frage auch dieses im Kopf: Rechne nicht nach Teilnahme ab, sondern mach Monatskarten/-abos!
Dir fehlen nämlich sonst nicht nur die, die bei schlechtem Wetter nicht reiten wollen sondern auch alle die, die bei gutem Wetter was anderes vorhaben! Im Sommer sind ständig Kindergeburtstage, Schwimmbadausflüge, in den Ferien kommt die Freundin zu Besuch... etc. und wenn überhaupt abgesagt wird dann mit dem Spruch "aber das verstehen sie doch sicher...".

Mach keine Dumpingpreise, es gilt trotz allem Gestöhne nämlich immer noch "was nichts kostet ist auch nichts wert", gerade in vielen Elternköpfen.

Ich finde jetzt nicht mehr, wo ich das gelesen hab oder ob ich das nur im Kopf habe aber 3 Stunden pro Pferd finde ich ganz schön viel, gerade mit Kindern/Anfängern.


Offline Anjuli

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 33
Re: Aufbau und Finanzierung eines Schulbetriebs?
« Antwort #6 am: 04.03.09, 20:48 »
Hallo

ich gebe nebenbei Reitunterricht. Unsere Pferde gehen nur zweimal die Woche im Unterricht. An diesen Tagen maximal 1,5 Stunden. 3 davon gehen 1 Stunde Therapie die Woche. Zum Teil mit Unterbrechung. Einmal gehts mit fortgeschrittenen Anfängern noch ins Gelände und einmal gibts Bodenarbeits- u Umgangstraining für meine Fortgeschrittenen. An diesem Tag reite ich die Mädels auch Korrektur.
Also Vollzeit mag ich es mir nicht vorstellen. Für meine Pferde nicht.

Ich habe nicht mehr als 2 Kinder in den Anfängergruppen (hier begleiten meine Fortgeschrittenen jeweils das zweite Kind) In den "großen" Gruppen sind 3-maximalst (selten) 4.

Das mit dem Monatsabo ist eine super Idee. Das merk ich mir u denk mal drüber nach.
Gruß Claudia

Offline Amy

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 44
Re: Aufbau und Finanzierung eines Schulbetriebs?
« Antwort #7 am: 05.03.09, 14:44 »
Hi,
eine Bekannte von mir gibt jetzt auf...
Wenn ich so höre, was das an Kosten anfallen... unglaublich!! Sie hat 5 Schulpferde und 2 Private, braucht alle 3 Monate für 1000€ Heu, hat 2500€ Hufschmiedkosten im Jahr (wenn man viele Ausritte macht, brauchen die Pferde Eisen!), die Haftpflicht der Pferde ist als Schulpferde teuer, Reitlehrerhaftpflicht... Dann muss man Steuern zahlen, evlt. noch die eigene Krankenversicherung... und wenn man Selbstversorger ist komme noch so Sachen dazu wie Koppeln, Mistentsorgung.... Tierarzt und Ersatz für Zubehör habe ich jetzt mal nicht gerechnet...

wenn in Österreich die wirtschaftliche Lage so schlecht ist wie in Deutschland, dann würde ich mir das gut überlegen!!!

geolina

  • Gast
Re: Aufbau und Finanzierung eines Schulbetriebs?
« Antwort #8 am: 09.03.09, 14:49 »
hallo,

ja sie hat monatsblöcke vergeben, die auch nur in dem monat gültig waren - also januar, inkl. 8 reitstunden. wer die reitstunden dann aus eigener schuld nicht eingelöst hat, war selber schuld. keine sonderabsprachen für keinen ;) haben ihr das leben leichter gemacht.

3 stunden am tag geht dann, wenn man da wirklich 2 longen dabei hat und evtl. sogar was vormittags legen kann. dann finde ich, dass das pferd nicht überarbeitet wird.

schön wäre klar, wenn 1 tag ausreittag wäre. da könnten sie seele baumeln lassen und sich ausgaloppieren und man hätte keinen pausentag. und wenn du mehr geld dann durchsetzen könntest, dann hättest du da auch noch einen gewissen verdienst.

ob es funktioniert oder nicht hängt wohl wirklich immer am einzelnen.

der tipp dass man die stunden nie zu günstig anbieten darf, den finde ich gut. das macht den start evtl. schwerer, aber später hilft es ungemein.

longenstunden am anfang sind gut, aber zu viele würde ich da auch nicht machen, wenn du die ansprüche der hofreitschule hast, bis jemand von der longe darf, dann wirst du nicht viel kundschaft haben. so dumm es ist, aber gewisse eingeständnisse muss man schon machen.

alex

Offline McFlower

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 879
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Aufbau und Finanzierung eines Schulbetriebs?
« Antwort #9 am: 09.03.09, 16:16 »
Ich möchte meinen Senf dazugeben, ohne wirklich Ahnung von der Materie zu haben. Alle Schulbetriebe hier in der Umgebung haben in etwa die gleichen Rahmenbedingungen:

- Anzahl der Schulpferde: 8-10
- max. Anzahl der Stunden pro Pferd+Tag: 3
- Anzahl der Reitschüler pro Stunde: 4-8
- Preise: 10-15 EUR/45 Min

Das scheint mir also eine Hausnummer zu sein, die sich einigermaßen trägt. Ich fürchte, mit 3 Schülern pro Stunde wirst du nicht hinkommen. Mein SB sagt Schulstunden mit weniger als 4 Teilnehmern konsequent ab, weil es sich nicht rentiert.

3 Stunden pro Pferd + Tag finde ich nicht zu viel, vor allem nicht bei Anfängerunterricht und wenn die Stunden nicht alle hintereinander stattfinden. (z.B. eine vormittags und 2 nachmittags). Bei Anfängern werden viele Schrittpausen gemacht und nichts geritten, was fürs Pferd anstrengend ist. Ich schätze, wenn ein Pferd 45-60 min auf L-/M Niveau geritten wird, ist das fürs Pferd anstrengender und belastender als 180 min Anfängerunterricht.

Mein Tipp wäre:
Such dir eine ganz klare Zielgruppe und grenz dich von allen anderen Konkurrenzanbietern ab. "Anfänger mit dem Ziel ausreiten." Okay! Vielleicht kannst du das kombinieren mit Slogans wie "pferdegerechte Haltung", "Reiten in der Natur", "angstfreies Reiten" und so weiter.

Ich nehme mal an, dass du keine Halle zur Verfügung hast? Dann brauchst du aber mindestens einen beleuchteten Reitplatz mit Drainage und Beleuchtung, sonst kommst du nicht über den Winter.

Ach ja, Monatsblöcke können auch nach hinten losgehen. Wenn jemand nur Monatsblöcke mit mindestens 4 oder 8 Reitstunden buchen kann, dann überlegt er sich vielleicht, die Wintermonate ganz zu pausieren.... Vielleicht lieber 10-er Karten, die höchstens 3 Monate lang gelten? Und wenn du solche Kundenknebel- Kundenbindungsstrategien machen willst, dann musst du dafür sorgen, dass der Unterricht immer und bei jedem Wetter stattfinden kann. Was machst du, wenn du einen Monatsblock Januar verkaufst und dann im Januar reichlich Schnee + Eis vorhanden ist?

Ausritte teurer als Reitstunden wirst du nicht durchsetzen können, vor allem nicht mit dem Argument des "höheren Risikos". Die Eltern wollen von Risiko nichts hören, wenn du denen was von Risiko sagst, melden sie die Kinder sofort wieder ab.

Reitstunden nicht zu billig ist schön und gut. Wenn du mehr verlangst als die Konkurrenz, dann musst du auch mehr bieten können und ein Klientel anziehen, dass auch mehr zahlen kann. Bei den meisten Leute wächst das Geld nicht auf den Bäumen und gerade Familien mit Kindern müssen mit scharfem Stift rechnen. Jede Mutter sieht bestimmt ein, dass Reitstunden in einer 3-er Gruppe besser sind als Reitstunden in einer 8-er Gruppe. Wenn aber das Geld nur für die 8-er Gruppe reicht, dann wird die genommen.

Ich halte das ganze Unterfangen für schwierig....hier in der Gegend gibt es überhaupt nur einen einzigen Schulbetrieb, der hauptsächlich Schulbetrieb ist. Alles andere sind größere Anlagen mit Einstellern oder Vereinsanlagen, bei denen der Schulbetrieb nebenher läuft.

Ich hätte noch einen ganz fiesen Tipp: Wie wäre es mit Westernreiten oder Gangpferdereiten? In diesen Nischen sind die Leute noch bereit, richtig viel Kohle auf den Tisch zu legen.
Treulos ist, wer Lebewohl sagt, wenn die Straße dunkel wird. (Gimli - Die Gefährten)

Offline terra

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 1.975
Re: Aufbau und Finanzierung eines Schulbetriebs?
« Antwort #10 am: 09.03.09, 17:18 »
Aber das sollte dann auch der Ausbilder können ;D

Offline McFlower

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 879
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Aufbau und Finanzierung eines Schulbetriebs?
« Antwort #11 am: 09.03.09, 22:13 »
Aber das sollte dann auch der Ausbilder können ;D
Das wäre natürlich ideal.  8)

Nee, ich wollte doch nur gesagt haben, dass man von einem 08/15 Englischreiter-Schulbetrieb vermutlich nicht leben kann. Die großen Anlagen hier schaffen alle nach und nach die Schulbetriebe ab, weil es sich nicht trägt bzw. weil es lukrativer ist, in die Schulpferde-Boxen für weitere Einsteller freizumachen.
Treulos ist, wer Lebewohl sagt, wenn die Straße dunkel wird. (Gimli - Die Gefährten)

Offline samipumaTopic starter

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 322
  • Geschlecht: Weiblich
  • Stolze Lipizzanerbesitzerin
Re: Aufbau und Finanzierung eines Schulbetriebs?
« Antwort #12 am: 12.03.09, 20:58 »
Danke für die tolle Rückmeldung! Konnte nicht vorher schreiben, weil mich die grippewelle voll erwischt hat, so mit fieberschüben und schüttelfrost den ganzen tag lang. Geschweige denn dass ich einen pc sehen wollte.  :-\

Gangpferdenische & co is ja an sich ne gute idee, aber erstens hats danach keinen bedarf hier - wir sind eher in der haflingerregion daheim- und das argument
Zitat
Aber das sollte dann auch der Ausbilder können
ist halt ziemlich schwerwiegend, weil ich davon nicht die geringste ahnung hab.  ;D ;)

Wenn ich mir flowers schulbetrieb vor augen halte... puh. die arbeiten ganz  ohne einsteller?

und amy: weißt du, wie viel deine freundin verdienen muss, um leben zu können?


Ich möchte ja eigentlich irgendwann guten Dressurunterricht anbieten, aber ich denke dass es vll. genau am anfang einfacher ist sich an die breite masse zu wenden. zumal jemand der sich schon für eine sparte entschieden hat gerne bereits ein eigenes pferd besitzt und man sich ja genau für den gehobeneren bereich erstmal einen namen machen muss.

Aber abgesehen davon: was haltet ihr davon verschieden möglichkeiten anzubieten? Also bspw.

->
unterricht 4 - 5 reiter um 15€
unterricht 2 - 3 Reiter um 20€
einzelstunde 25€

ausritt: 2-stündig um 25€

pro einheit bei kauf eines 10er-blocks, der drei Monate gültig ist.

->Kauf eines 10ers, der einen Monat gültig ist (eifrige schüler, geldige eltern, zwei kinder...) : 13 / 18 / 23 € je einheit

->Zwei € Aufschlag, wenn man nur eine Stunde buchen möchte statt eines blocks.

->Punktesystem. man kriegt hausnummer 100 punkte um 100 € und je nachdem welchen unterricht der schüler wählt werden punkte vom schein gestrichen.

sind solche preise in einer eher ländlichen gegend zu hoch?  vor 20 jahren hat die stunde zwar nur 100 schilling, also 7 € gekostet, aber heutzutage und vor allem in zeiten der teuerung... zumal - und das wollen wir mal nicht vergessen - es ja nicht private, sondern meine pferde sind.



am Reitplatz ne beleuchtung zu installieren wäre nicht das problem, im winter würde ich gerne -auch wenn der reitplatz es zulassen würde- ein, zwei monate schulpause einlegen um die pferde in urlaub zu schicken. wobei das etwas ist, wo die praxis zeigen muss, ob das finanziell möglich ist.

hmm. ich grübel mal weiter. liebe grüße!
Du hast ein Problem? Dann löse es!

geolina

  • Gast
Re: Aufbau und Finanzierung eines Schulbetriebs?
« Antwort #13 am: 13.03.09, 04:41 »
hallo,

ich würde mich zuerst informieren, was andere so in der gegend verlangen, dann weisst du schon mal ob du im rahmen bist und v.a. wirklich ehrlich durchrechnen, mit allen kosten die du hast! (nichts weglassen: zäune, schmied, rücklagen für ta, benzin, licht, wasserkosten, ausrüstung, ehrlicher stundenlohn für dich, ...)

longenpreise müsstest du dir auch noch ausdenken, ist ja meist nur eine halbe stunde ...

und einfach mal ausrechnen, wie oft müssten wieviele pferde laufen, damit du dir mit den preisen wirklich dein leben leisten kannst. (oft ist nach einer ehrlichen rechnung dann doch der traum schnell ausgeträumt...)

alex

Offline carola

  • Moderatoren
  • *
  • Beiträge: 8.588
  • Geschlecht: Weiblich
  • pferdelos glücklich...
Re: Aufbau und Finanzierung eines Schulbetriebs?
« Antwort #14 am: 13.03.09, 07:56 »
Wie willst du denn mit 25 Euro/Reitstunde inkl. Pferd überleben? Das Pferd muss sich tragen, und du willst das ja nicht auch nur nebenberuflich machen, oder? Du willst von dem, was dir "nach Pferd" übrigbleibt, leben, musst Steuern und Versicherung (auch Sozialversicherung bitte, man wird auch mal älter) zahlen... Ich denke, du musst erstmal deinen fiktiven Bedarf ausrechnen. Und dann musst du es vergleichen mit dem, was andere verlangen. Denn die Wirtschaft (Angebot und Nachfrage) spielt natürlich auch eine Rolle. Es nutzt dir aber nichts, wenn die anderen 25 Euro nehmen und du 30 an Bedarf hättest.
Ein gewisses Maß an Unordnung ist der Preis für Freiheit!