Für das erste Pferd, das ich so richtig von Grund auf selbst ausgebildet habe - mein Welsh Cob Gawain - habe ich Ausbildungstagebuch geschrieben.
Erstens konnte ich so sehr schön sehen, wo er Fortschritte machte und wo nicht und zweitens gingen so keine Übungen vergessen. Das passiert mir nämlich gern: Ich habe einen Übungsablauf im Repertoire, und der ist auch gut, aber irgendwann wird er von anderen Dingen verschüttet. Monate oder Jahre später stoße ich wieder drauf und denke "ach, das hast du aber auchs chon mal gemacht".
Bei meinem Saltimbanco jetzt war ich einfach zu faul für ein echtes Ausbidungstagebuch. So alle halbe bis ganze Jahr schreibe ich mal auf, wo wir inzwischen stehen. Aber das hat wenig mit einem Ausbildungsplan zu tun.
Bei allem Plan - den ich für wichtig halte - muss jeder Pferdeausbilder natürlich flexibel bleiben und die Tagesform beachten. nicht nur die des Pferdes sondern auch die eigene. Gestresst, müde oder mit Bauchweh muss ich nicht anfangen Dressur zu reiten.
Die Dressurarbeit an sich steht und fällt in ihrer Geplantheit damit, dass der Reiter versteht, was er da tut. Ich sehe die überwiegende Anzahl der Reiter herumreiten und bin überzeugt, dass sie keine Ahnung von dem haben, was sie tun. In Kursen stelle ich schon mal die eklige Frage nach dem Warum. "Was tust du da und warum tust du es?" Die Antwort ist häufig unbefriedigend bis nicht existent.
Vorwärts-Abwärts auf dem Zirkel traben, warum? "Hm, das löst das Pferd. Das macht man am Anfang der Stunde so."
Ist ja nicht grundsätzlich verkehrt, die Antwort, aber mir zuwenig. Wenn ein vorhandlastiges, stinkfaules oder rennendes Pferd taktlos durch die Gegend staubt, wäre vw-aw auf dem Zirkel traben sicher nicht mein Mittel der Wahl, um dieses Pferd zu lösen. Bei einem anderen Pferd kann es goldrichtig sein. Aber wann ist es richtig, wann nicht? Die Entscheidung darüber setzt voraus, dass der Reiter weiß, WAS genau er mit vw-aw-traben auf dem Zirkel erreicht - und was nicht.
Ebenso solche Diskussionen, ob SH auf drei oder vier Hufspuren geritten wird. Kommt drauf an, was ich grad erreichen will! Manche Pferde wären mit Schenkelweichen überhaupt erstmal besser bedient, anderen bringt es gar nichts. Es gibt Pferde, die lasse ich sehr, sehr oft und viel rückwärts richten - sogar rückwärts auf Volten oder im SH. Bei anderen ist diese Übung manchmal wochen- und monatelang überhaupt nicht dran.
Und selbst bei ein und demselben Pferd: meistens mag es bei diesem Pferd ja richtig sein, die Reiteinheit mit viel ruhiger Schrittarbeit zu beginnen - aber es gibt sicher Tage, da ist flotte Trab- und Galopparbeit das Mittel der Wahl.
Darum bei allem Plan: Denken und Fühlen nicht einstellen, hinterfragen - auch und vor allem eure Reitlehrer. Nicht mit "ja, aber" sondern mit "warum tun wir das jetzt?"