Hallo Hexe,
was genau willst du mit Longieren eigentlich erreichen? Konditionsaufbau? Gehorsam? Biegung/Gymnastizierung? einfach zusätzliche Bewegung? Muskeln an Rücken und Kruppe hast du schon genannt. Nun, ich schließe nicht aus, dass man mit sehr gekonntem Longieren auch die erwünschten Muskeln aufbauen kann (hast du schon mal den Namen Klaus Schöneich gehört? Der hat ein ganzes System daraus gemacht und du findest hier auch eine Box dazu!!!), halte es aber für den Durchschnittsreiter/-longieren für einfacher, dies über gutes Reiten zu erreichen. Die anderen von mir genannten Ziele sind mit Longieren leichter zu erfüllen, aber je nachdem, was man haben will, unterscheidet sich auf ein bisschen die Art und der Aufbau des Longierens.
Ich hoffe, deine fachkundige Hilfe kann dir da weiterhelfen, über das I-Net ist es SEHR schwer, das zu beschreiben.
Zu viel Longieren kann auf die Pferdebeine gehen, diese werden durch den ständigen Kreisbogen stark belastet. Dies kann man vermeiden, wenn man öfter mal auch "geradeaus" geht (sofern man eine "Ganze Bahn" zur Verfügung hat) oder den Radius so groß wie möglich wählt. Das würde also dafür sprechen, deine Pferd auf dem äußersten Hufschlag gehen zu lassen. Andererseits sollte die Entfernung so sein, dass du das Pferd bei Bedarf noch mit dem Schlag der Longierpeitsche erreichen kannst. Und auch wenn die Feinabstimmung mit den Kommandos noch nicht so klappt, tut man sich auf einem engeren Zirkel manchmal leichter. Schließlich ist es auch für die Balance des Pferdes ganz gut, wenn es lernt, nicht nur an der Bande zu kleben, sondern auch auf dem 2.Hufschlag zu gehen (sollte man auch beim Reiten mal üben). Also Fazit: Kreis so groß wie in deinem Round Pen möglich, bei Bedarf oder auch einfach zur Abwechslung auch mal ein Stückchen reinholen. Überhaupt: Zirkel bis zur Volte verkleinern und dann Pferd wieder rauslassen auf den Zirkel bringt viel für Gymnastizierung, Kontrolle, Gehorsam, ist aber auch anstrengend für's Pferd. Erst mal nur im Schritt, später dann im Trab und KEINESFALLS nur Pferd über Verkürzen der Longe nach innen ziehen, sondern das ganze über Körpersprache versuchen. DU lernst auch viel dabei. Kurz gesagt, man geht etwas auf die HInterhand zu, dadurch macht das Pferd den Kreis kleiner. Zum Vergrößern deute ich Richtung Schulter. Ich hoffe, jemand bei dir kann es dir zeigen.
Zuletzt: Mach' dich frei von dem Gedanken, dass dein Pferd dich mit dem Außengalopp ärgern will. a) wieso sollte es? und b) ich glaube, so "komplex" denken Pferde nicht. "Die will mich ärgern, jetzt ärgere ich sie auch" - das ist nicht Pferdeart. Bist du 100%ig richtig, dass du die richtigen Galopphilfen im richtigen Moment (Fußfolge!) gibst? Überprüfe dich erst selbst. Oft versucht man das Pferd übertrieben nach innen zu stellen um es in den "richtigen" Galopp zu bekommen - das geht meistens schief, das Pferd kommt dadurch nur aus der Balance. Nachgeben im Moment des angaloppierens! Und angenommen ihr probiert 10min an dem Thema rum, weil Pferd immer falsch anspringt - warum nicht Riesenlob und aufhören, sobald es 1x geklappt hat? Lernpsychologisch wäre das sinnvoller. Und selbst wenn dein Pferd dich nur ärgern wollte - so käme es schnell drauf, dass es mehr davon hat, wenn es die Aufgabe gleich richtig erledigt! Wenn du merkst, das Pferd springt jetzt immer richtig an, dann kannst du es auch 2x hintereinander verlangen, bevor es Möhrchen etc. bekommt. Und dann noch öfter, aber immer das Lob nicht vergessen. Bis das richtige Angaloppieren selbstverständlich ist, dauert es seine Zeit.
Viel Spaß dabei!